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Ich bin sicher, Thilo Sarrazin und MDR-Intendant Udo Reiter verstehen sich prächtig. Zumindest, wenn ich Reiters Twitter-Feed so lese. Dieses Twitter-Konto, das muss man ja immer betonen, ist sein eigenes. Allerdings geht das Gerücht, er selbst tippe die Nachrichten nicht ein, sondern verfasse sie per Füller um sie dann Else Buschheuer zukommen zu lassen – und die tippe dann. Nein, das ist kein Scherz, so soll es sich zutragen.

Schon einmal kritisierte ich Reiters Twittereien, damals ätzte er gegen den Eurovision Song Contest – obwohl der ein ARD-Projekt ist. Ob er das nun darf oder nicht, war eine Ansichtssache. Und nun kommt wieder so eine. Denn folgendes schrieb der MDR-Chef vor rund einer halben Stunde:

Es ist eine Äußerung, die vielleicht satirisch gemeint ist. Doch so oder so: Es ist eine Art von Satire, wie sie die extreme Rechte vielleicht lustig findet. Sie atmet einen Gestank von bräunlicher Farbe. Weil sie so in jedem Neonazi-Blatt Verwendung finden könnte.

Udo Reiter ist Intendant eines öffentlich-rechtlichen Senders. Sein Twitter-Konto heißt @mdrreiter und verwendet das Logo dieses Sender. Man darf sich nun fragen, wes Geistes Kind der Intendant des MDR ist. Und ob er mit solchen Äußerungen – egal, wo er sie macht – noch tragbar ist.

Nachtrag: Der Gegenwind blies hart und schnell. Reiter rechtfertigte sich mit:

„Der Tweet war vor einiger Zeit ein gezeichneter Witz in einer deutschen Zeitung. War natürlich als Joke gemeint. Sorry.“


Kommentare


Jürgen 4. Oktober 2010 um 17:55

„“Der Tweet war vor einiger Zeit ein gezeichneter Witz in einer deutschen Zeitung. War natürlich als Joke gemeint. Sorry.”
Da weiß ich jetzt gerade nicht was schlimmer ist: der Ideenklau (wenn auch ohne Zeichnung) oder Reiters Gedankenlosigkeit.

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“War natürlich als Joke gemeint”: Udo Reiter im Social-Media-Fettnapf 4. Oktober 2010 um 18:05

[…] sein vorangegangener Tweet – der ziemlich heftige Reaktionen bei Twitter ausgelöst hatte (der erste Blog-Eintrag ist auch schon […]

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Gerald 4. Oktober 2010 um 19:01

Das kollektive, nach Sensationen lechzende Web2.0-Zappelhirn hat mal wieder eine Sau zum Surchs-Dorf-Scheuchen entdeckt. Schnell, alle drauf, bevor sie weggelaufen ist…

Komisch, das sich selbst erfahrende Twitterer wie @sixtus zu einem öffentlichen, dümmlichen „Sie sind ein Arschloch!“ hinreissen lassen. Einmal Grundkurs Netiquette zum Aufrischen bitte.

Und bei Knüwer gibts die Meta-Kritik inkl. Rücktrittsforderung. Instant-Shitstorm für den kleinen Feierabend-Hunger.

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otomo 4. Oktober 2010 um 20:54

@Gerald: Blödsinn wird nicht intelligenter wenn er nett ausgedrückt daherkommt.

Zum eigentlichen Beitrag: Herr Reiter sollte mal erzählen warum er eigentlich per Twitter Dinge aus dem Kontext reißt und zitiert. Denn irgendetwas wollte er ja wohl damit ausdrücken. Von einem Intendaten darf man wohl etwas Gespür für seine Äußerungen im öffentlichen Raum erwarten, oder?

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Großes Netz – Die Leipziger Webszene » „Herr Reiter, mit Verlaub, Sie sind ein Arschloch!“ 4. Oktober 2010 um 21:40

[…] Einige meinten sogar, Ironie in Reiters Beitrag erkannt zu haben. Thomas Knüwer fragte sich, wes Geistes Kind der MDR-Intendant ist. Und Welt Online meint gar, Reiter hätte sich Wulffs Einheits-Rede als […]

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Don Rodrigo 5. Oktober 2010 um 11:46

Mohammed Mustafa ist ein grober Schnitzer, denn Bundespräsident
2030 wird ein gewisser Bülent Yilmaz .

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Annemike 5. Oktober 2010 um 12:04

Satire und Humor müssen also in Deutschland erst eine Konformitäts-Prüfung durchlaufen bevor sie ausgesprochen werden dürfen, da diejenigen die sie aussprechen andernfalls ernsthafte Konsequenzen zu fürchten haben? Ist es schon wieder so weit?

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Jens Best 5. Oktober 2010 um 13:12

Interessant ist ja, dass ein Mitglied der Religionsgemeinschaft des Islam zwar offenbar deutsches Staatsbürger ist (GG §54), aber dennoch eine Deutsche Minderheit vor Muslimen schützen will.

Herr Professur Reiter geht also wohl davon aus das es Deutsche gibt (aka Blut und Boden-Style) und halt die anderen Deutschen, zu denen auch im Jahre 2030 der Bundespräsident gehören wird.

Als Glaubensfreier sind mir alle Religionen in letzter Konsequenz suspekt, dennoch kann ich gut damit leben, dass es Menschen in diesem Land gibt, die sich der ein oder anderen monotheistischen Religion anschliessen, um ihr grundlegendes Bürgerverständnis mit Glaubensanspekten zu ergänzen.

Die Privatperson Reiter kann denken und sagen, was sie will. Ein Indentant einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt, die der Gemeinschaft verpflichtet ist, sollte aber als Privatmensch die Intelligenz besitzen, solchen „Rassismus durch die Hintertür“ nicht auch noch selbst zu fördern. Die Entlassung als Intendant sollte Herrn Reiter dringend nahgelegt werden.

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Martin 5. Oktober 2010 um 14:38

Meine Güte Leute, kommt mal runter. Diese Empörungsgeilheit geht mir langsam auf die Nerven.

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PAULSEN 5. Oktober 2010 um 19:55

Jeder der einen IQ über Zimmertemperatur hat und einen halbwegs aufgeweckten Geist kann aus der Forumulierung von Herrn Reiter sehr deutlich die Tendenz und die Geisteshaltung dahinter herauslesen.

Für alle die das nicht kapieren: Es geht hier nicht NICHT um einen „Scherz“, es geht darum, dass ein von den GEZ-Gebühren und somit vom Volk bezahlter oberster Chef einer öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt offenbar die gleiche Geisteshaltung gegenüber einer fremden Religion hat wie ein Herr Sarrazin.

Der Punkt ist ja, dass es eben kein lustiger harmloser Scherz ist, sondern die Ängste der Stammtisch-Deutschen schüren soll, dass wir alle bald von wilden Kameltreibern und religiösen Fundamentalisten überrant werden, die mit dem Koran unterm Arm die hilflosen geburtsschwachen Deutschen mit ihren verschleierten Gebärmaschinenen „übervölkern“, sodaß das „gute Teutsche Blut“ nicht mehr so schön rein ist, wie es in Altgermanien war.

Dass eine Person in dieser Position zudem KEINEN RESPEKT vor unserem deutschen Bundespräsideten hat und ihn mit diesem angeblichen „Scherz“ in aller Öffentlichkeit lächerlich passt auch nicht zu einem öffentlich-rechtlichn Intendanten (es ist ja ein gezielter Verächtlichmachung von Wulffs Rede, dass Deutscher sein und einer „nichtchristlichen Religion“ wie dem Islam anzugehören sich nicht ausschließt).

Es ist schon etwas anderes ob ich als privater Max Mustermann auf meine Homepage einen schlechten Witz veröffentliche um die Angst vor dem Islam zu schüren, oder ob ich das machen wenn ich ein vom Volk bezahlter „Führer“ eines Senders bin. Der Rundfunkstaatsvertrag verlangt von den öffentlich-rechtlichen NEUTRALITÄT bezuglich bezüglich allgemeinpolitischer, gewerkschaftlicher, religiöser Themen!

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Martin 5. Oktober 2010 um 23:53

Ok, ein Intendant sollte vorsichtiger sein mit solchen Scherzen. Damit bin ich einverstanden. Ich persönlich habe mich gefreut über Wulffs Äußerungen. Und ich habe keinerlei Ängste auf die der Witz anspielt. Aber ich finde ihn amüsant. Es ist doch in Ordnung latene Ängste in der Gesellschaft in dieser Form mal zu überspitzen. Da muss doch nicht gleich die grosse Emprörungswelle losschlagen.
Natürlich weiss ich nicht, wie ernsthaft es dem Intendanten ist mit diesem Witz. Ob es eben tendenziell eine Meinungsäußerung war, oder eben nur ein Witz. Aber der Witz ist doch auch kleines wenig lustig, oder?

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k.kleber 6. Oktober 2010 um 18:20

Es ist ja kein Geheimnis, dass MDR-Intendant Reiter der CSU sehr, sehr Nahe steht. (Muß man auch, wenn man beim Bayerischen Rundfunk, wo er zuvor war, die Karriereleiter hinauf will). Es gibt keine Rundfunkanstalten in Deutschland, die dermaßen auf politischen Lobbyismus und Seilschaften von Parteifreunden aufbauten wie der BR und der MDR. Und wer wie Herr Reiter beim BR zum Chefredakteur befördert werden wollte (insbesondere in den 80-er Jahren noch unter Franz Josef Strauß!) , konnte das nicht werden, ohne dass er ein überzeugter CSU-ler war. Stell euch ein fachlich gleichkompetentes Mitglied der Grünen beim BR vor, der hätte bestenfalls Karriere in der Kantine gemacht, aber niemals in wichtigen journalistischen Positionen!

Ihr könnt also ganz sicher sein, dass der „Scherz“ nicht nur als Scherz gedacht ist, sondern sich auch zu 100% mit seiner Geistehaltung und politischen Grundeinstellung deckt.

Interessant, dass ausgerechnet jemand, für den es ein Thema ist, möglichst innerhalb der „eigenen Volksgruppe“ zu bleiben und nicht zu viele „Andersartige“ hereinzulassen oder sich mit anderen zu vermischen, selber sowas wie ein „Ausländer von einem fremden Stamm“ ist, der einfach den einheimischen Ostdeutschen vor die Nase gesetzt wurde.

Dass für den Job beim MDR angeblich keine einzige Person in Ostdeutschland gefunden werden konnte (die CSU-Seilschaften dachten wohl, die einheimischen da drüben wären alles wilde Kommunisten) und ausgerechnet ein „Ausländer“ aus Bayern importiert werden musste, ist doch allein schon für jeden Ostdeutschen ein schallende Ohrfeige (insbesondere wenn man wie Herr Reiter so auf die eigene Identität achtet und Andersartigkeit nicht als etwas positives sieht).

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heiner klein 9. Oktober 2010 um 21:58

Es ist aber unglaublich beruhigend zu wissen, dass man beim MDR als Intendant so unausgelastet ist, dass man immer wieder Zeit dafür hat, seine persönliche politische Meinung in die Welt hinauszuposaunen.

Muß ja ein unglaublich langweiliger Job sein, so eine Rundfunkanstalt zu leiten. Komisch, dass er dabei noch keine Zeit hatte, unser Grundgesetz zu lesen – vielleicht sollten wir mit Herrn Reiter mal einen Einbürgerungstest machen und ihn mal in einen Staatskunde-Grundkurs schicken. Das sollte eigentlich jeder Ausländer machen, somit auch ein Bayer in Ostdeutschland!

Den bezahlen natürlich wir, privat kann er sich sowas bei einem mickrigen Gehalt von 276.891 Euro (Stand 2009) nicht leisten. Wir müssen ja alle kürzer treten und da zahlen wir alle gerne das Gehalt so eines lustigen Spaßvogels wie Herrn Reiter über unsere GEZ-Gebühren – wir bekommen dafür regelmäßig parteiisch-gefärbte Sendungen im MDR und alle paar Wochen einen rassistischen Joke…was will man mehr? (Naja – das der MDR in seiner Amtszeit unsere GEZ-Gebühren in Hochrisiko-Anleihen aus Ecuador gesteckt hat und 2,6 Millionen unserer Gelder verbrannt hat, hat ja auch einen gewissen Unterhaltungswert und ist für einen Manager heutzutage völlig normal und vom Volk akzeptiert)

Auch dass er sich in seiner Position seiner Verantwortung bewußt ist und sich immer um das Miteinander der Menschen sorgt und um Verständnis für Andersgläubige bittet, ist ihm hoch anzurechnen.

Aber wir sollten ihm bei der Berechnung seiner Bezüge vielleicht den Konsum von Zigaretten und Alkohol abziehen – dafür bekommt er dann eine Erhöung von 5 Euro….ach nee, das sollten wir nicht machen, dann schreibt die BILD-Zeitung er wäre ein Schmarotzer – na gut, dann bekommt er weiter 280.000 Euro und ist für die Bild kein Schmarotzer .

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KarlKäfer 10. Oktober 2010 um 20:56

Also ich will nichts sagen ich hab mit Ausländern alles andere als ein Problem. Aber das ist Satire, und die darf bekanntlich alles. Also was solls!? Aber gut sie darf ja zumindest überall in der Welt alles, außer in Deutschland. Hier haben wir ja die freie Meinungsäußerung schon der „political correctness“ geopfert. Eine permanente Selbstzensur, weil man sonst Angst haben muss, dass man in der Öffentlichkeit zerrissen wird!

Im Übrigen kann man diese Aussage, die ich tatsächlich lustig finde, auch anders herum aufzäumen kann: Warum macht der Bundespräsident eigentlich die Unterscheidung zwischen deutschen und deutschen die dem Islam angehören?! Dann wäre das hier nämlich nur eine umgekehrte Zuspitzung – auf die man hier natürlich sofort anspringt.

Außerdem kann doch Herr Reiter wohl sein Meinung über Twitter veröffentlichen soviel er gern möchte. Halten darf man dann von ihm natürlich was man will. Aber gut „Demokratie“ ist eh nicht so die deutsche Stärke – auch der Herr. T. Sarrazin sollte aus seiner Partei ausgeschlossen und seines Amtes enthoben werden, weil er von seinem Recht der Meinungsäußerung (in Buchform) Gebrauch gemacht hat. Das Buch steht ja nicht einmal auf dem Index, noch ist es beschlagnahmt worden, oder verboten.

Ob uns sowas passt oder nicht – aber DAS IST DEMOKRATIE! Und man sollte sowas auch mal aushalten können. Außerdem stärkt es wohl kaum die klassischen Parteien, wenn sie Leuten die auf latente Ängste eingehen, Mundtod machen.

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Ich empfehle diesen Kram… | Endgueltig 11. Oktober 2010 um 11:38

[…] Wes Geistes Kind ist MDR-Intendant Udo Reiter? […]

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Medienlinks: Ruth Moschner ist die Neue beim “Riverboat” 11. Oktober 2010 um 22:33

[…] Es ist eine Äußerung, die vielleicht satirisch gemeint ist. Doch so oder so: Es ist eine Art von Satire, wie sie die extreme Rechte vielleicht lustig findet – indiskretionehrensache.de […]

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