Die Kommentare auf meinen Artikel über die Äußerungen aus der „Financial Times“ haben mir eines klar gemacht. Es muss noch einmal ein Satz aufgeschrieben werden (vielleicht hab ich das sogar schon einmal, ich glaube aber nicht). Dieser Satz lautet:
Ich sehe keinen logischen Grund, warum Tageszeitungen künftig noch existieren sollten.
Gleichzeitig bin ich der Meinung, dass man in egal welchem Feld des Lebens, man der Wahrheit ins Auge schauen sollte. Je früher man sich selbst im Strom der Zeit einordnet, desto besser sind die Entscheidungen, die man trifft. Ich möchte betonen, dass ich kein Feind der Tageszeitung bin. Mir wäre es am liebsten, sie würde auf immer weiter existieren, Journalisten alle Freiheiten schenken und sie gut bezahlen, während Verleger auf edelsten Yachten durch das Mittelmeer kreuzen.
(Foto: Shutterstock)
Nur: Das Leben ist kein Ponyhof – das finden alle Ponys doof. Und deshalb müssen wir einfach mal diskutieren über die Lage des Zeitungslandes. Denn wer nicht rechtzeitig die Weichen stellt, gefährdet nicht nur die Zukunft des (Verlags-)Unternehmens, sondern auch Arbeitsplätze. Wir reden hier nicht über das Verschwinden von Papier sondern über das Schicksal von Menschen.
Drei Argumente werden gern dafür ins Feld geführt, dass Tageszeitungen auch in Dekaden noch existieren. Zwei davon sind für mich Scheinargumente, eines eine Geschmacksfrage.
Als da wären:
1. „Kein Medium hat je ein anderes abgelöst.“
Die Rieplsche Fata Morgana. Aus einer Dissertation über Nachrichtentechnik des Altertums, die im Jahr 1913 verfasst wurde, wird ein Gesetz abgeleitet. Das ist schon absurd genug. Wer daran glaubt, der möge bitte auch auflisten, wann er die letzte Steintafel gelesen, die letzte Trommelnachricht gehört und das letzte Telegramm erhalten hat (mehr dazu finden Sie hier).
2. „Es wird immer eine substanzielle Zielgruppe geben, die sich eine Zeitung leisten will.“
Das Morphium für die Branche. Irgendwer wird schon noch immer. Nun werfen die Medienverbände ständig Umfragen auf den Markt – niemand aber hat diese Zielgruppe bisher beziffert. Ihre Größe bleibt somit ominös. Und ohnehin geht es ja nicht um eine statische Zahl von Lesern, die das Überleben der Tageszeitung garantieren. Wir reden hier über einen Prozess, der seit Jahrzehnten läuft: Zeitungen verlieren Leser, weniger Leser bedeuten mit zeitlicher Verzögerung weniger Anzeigeneinnahmen, beides zusammen führt zu Kostenkürzungen, Kostenkürzungen drücken die Qualität, sinkende Qualität wird vom Leser wahrgenommen… Und da ist die Nachrichtenalternative Internet noch gar nicht im Spiel. Derzeit ist kein Ende dieser Entwicklung absehbar und meines Wissens nach hat auch noch niemand eine seriöse Prognose über diesen Zeitpunkt abgegeben.
3. „Eine Zeitung ist etwas sinnliches.“
Die Geschmackssache. Einerseits stimmt es ja: Eine Zeitung hat was Schönes. Andererseits hat selbst Giovanni di Lorenzo schon geklagt, er könne seine „Zeit“ nur schwer im Bett lesen. Und die Aussage setzt voraus, die Zeitung sei das einzige Medium mit einer eigenen Haptik, mit einer Sinnlichkeit. Doch streicheln wir eine Zeitung? Selten. Wer sich nach der Lektüre eines Blattes die Hände wäscht weiß auch, dass dies eine mittelmäßig gute Idee wäre. Im Gegensatz dazu streicheln wir aber unser Iphone. Oder unser Ipad. Da besteht eine besondere Bindung zu technischen Geräte, wir haben sie gerne in der Hand. Und somit könne wir auch sagen: „Unser Handy ist etwas sinnliches“ – ganz ohne Händewaschen. Zu diesem Thema gibt es einen exzellenten Beitrag auf Carta.info.
Dies sind die drei Argumente, die gerne vorgebracht werden. Vielleicht fallen Ihnen, liebe Leser, weitere ein? Dann würde ich mich sehr über Kommentare freuen.
Kommentare
dogfood 27. Mai 2010 um 13:50
Wobei man „Zeitung“ (a.k.a. Tageszeitungen) noch einmal unterstreichen sollte, da in den Kommentaren des besagten Threads munter Zeitungen, Zeitschriften, Print-Medien und anderes „totes Holz“ durcheinandergewirbelt werden.
Lars Fischer 27. Mai 2010 um 13:50
Danke für Nummer drei. Das Scheinargument nervt mich schon seit geraumer Zeit.
Richard Gutjahr 27. Mai 2010 um 13:51
Ich hätte da noch ein paar Argumente:
1. Das haben wir schon im er so g macht
2. Da kö nt j jedr ko men
– FRÄ LEIN MEI R!!! Uns r Intern t-Dr cker st sp nnt sc on wi der !
prüfer 27. Mai 2010 um 13:54
Die Argumentation mag sicher für einen Teil der Zetungsbranche gelten, insbesondere im „Premium-Bereich“. Bitte berücksichtigen Sie aber auch das das Internet erhebliche technische und finanzielle Zutrittsbarrieren mit sich bringt. Nicht für uns Studierte und Besserverdienende, klar. Aber es soll ja auch andere Menschen geben.
Insofern wird der Markt klar schrumpfen; für die Bild, Express und sonstige Käseblättchen wird schon noch was übrigbleiben. Herausfordernder wirds aber für die o.g. Blätter, wobei ich da durchaus gute Ansätze sehe, nämlich die Kopplung von Abos an Premiuminhalte im Netz. Wo dann letzendlich das Geld verdient wird, ist am Ende auch egal, das funktioniert aber nur, wenn beide Medienformen auch wirklich integriert angeboten werden.
Thomas Koch 27. Mai 2010 um 13:55
Ich stimme zu. Diese Argumente greifen zu kurz, um das Überleben der Zeitungen zu sichern. Ein Pro-Argument habe ich aber noch: Das Lesen einer Zeitung qualifiziert mich als intellektuell und wohlhabend. In Zukunft mehr denn je. Und ganz besonders, wenn ich mit ihr unterm Arm ins Büro komme und durch die Stadt flaniere. Wenn an diesem Argument ewas dran ist, bedeutet es: Deutlich geringere Auflagen und höherer Copy-Preis. Die Zeitung als exklusives Medium für die Elite…
Katharina Scheid 27. Mai 2010 um 14:04
Veränderung hat niemand gern. Und das Tempo an Veränderung im Internet ist atemberaubend. Wer drei Tage schläft, hat den Anschluss schon verpasst. Die Diskussion erinnert mich an einen Vortrag über „The German Angst“, den ich mal gehört habe. Da ging es darum, dass sich Faxgeräte nicht mehr verkauften. Um dem entgegen zu wirken, wurden sie immer preiswerter und bekamen immer mehr Features. Nur Bügeln können sie leider noch nicht. Genützt hat all das jedoch nichts, weil jeder jetzt EMails schreibt. Fazit? Die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen, also warum machen wir nicht was draus?
Thomas Knüwer 27. Mai 2010 um 14:14
@Dogfood: Ja, das ist mir auch wichtig. Es gibt nicht „das Print“, genausowenig wie „das Internet“.
ichgehschlafen 27. Mai 2010 um 14:30
„Und da ist die Nachrichtenalternative Internet noch gar nicht im Spiel“
Das würde ich so nicht sagen. Der Verlust der Leser erklärt sich nicht zuletzt aus der freien Verfügbarkeit (ganz unabhängig davon, wie man dazu steht).
Auf Carta wurde übrigens unter iPadologie II ein Artikel veröffentlicht, der sich mit der besonderen Haptik des iPads auseinandersetzt und im Rückgriff auf die Medientheorie von Innis zum selben Schluss kommt: Das iPad hat hier einen Vorteil gegenüber eine klassischen Zeitung (und die Vorteile der Zeitung werden keine mehr sein, wenn die Zeitung vor dem Aus steht)
pell 27. Mai 2010 um 14:33
Die Tageszeitung in der heutigen Form ist auch sehr überholt. Die Nachrichten des gestrigen Tages sind eher uninteressant. Eher meine ich zu vermuten, dass die Tageszeitungen dem Bild der Wochenzeitung/zeitschrift ähneln müssen. Ich finde die FAS zum Beispiel sehr viel interessanter als die tägliche FAZ. Ebenso kaufe ich die Zeit und den Spiegel zwar unregelmäßig, aber dennoch gerne. Meiner Meinung nach gibt es also durchaus Gründe für die Zeitung, nicht aber mit dem heutigen Konzept der Tageszeitung.
Peter Stawowy 27. Mai 2010 um 14:39
Grundsätzlich verwundern mich immer die Entweder-Oder-Argumentationen und das Tabula-Rasa in der Debatte. Es wird auch in fünf Jahren noch genug Gedrucktes geben – dafür kenne ich einfach zu viele Menschen, die mit dem ganzen technischen Krams nix am Hut haben. Ich muss oft an die Aussage eines Republica-Podiums 2009 denken, bei der es hieß: „Blogs sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen.“ Da lach‘ ich heute noch regelmäßig drüber, etwa wenn ich mit Lehrern oder Leuten aus der Politik oder oder oder zu tun habe.
Möglicherweise gibt es in fünf Jahren weniger regionale Blätter, oder die sind inhaltlich noch ausgehölter oder dünner, wer weiß. Aber mal als Beispiel: Die ZEIT-Auflage beträgt derzeit knapp über 500.000 Exemplare – da werden sich dauerhaft auf 80 Mio. Deutsche schon noch genug Käufer finden, oder nicht? Selbst wenn noch der eine oder andere mehr auf ein digitales Lesegerät wechselt.
Grundsätzlich bin ich auch der Meinung, das der Schmöcker- und Blätter-Effekt bei Papier tatsächlich eine ganz andere Wirkung hat als beim iPhone oder Schlepptopp.
Also, diese zwei Argumente bleiben meiner Meinung nach übrig:
1. Die digitale Spaltung der Gesellschaft. 2. Der sinnliche Effekt.
So oder so mache ich mir aber auch keine Sorge um den Berufsstand – der Bedarf nach Journalismus wird weiterhin hoch bleiben und auch, wie auch immer, genug Umsatz generieren.
Rainersacht 27. Mai 2010 um 14:43
Jau, ich sehe schon Tausende Bauarbeiter mit dem iPad im Dixie-Klo verschwinden, um dort die BILD-Bilder anzugucken…
Philip 27. Mai 2010 um 14:46
Ich denke schon, dass es auch in Zukunft noch einen gewissen Markt für (Tages-)Zeitungen geben wird, wobei der Fokus sich immer weiter vom Abdrucken der „News“ hin zum kommentierenden Einordnen verschieben wird.
Als elitäres Statusobjekt mit dem man zeigen kann, dass man sich Langsamkeit und Unmodernität leisten kann.
Als Massenmedium sehe ich auch keine Zukunft für das Medium
Philip Engstrand 27. Mai 2010 um 14:58
oder um’s abzukürzen:
Mir fallen auch wenige logische Gründe ein, warum jemand Twitter verwenden sollte, wo doch icq, talk, usenet und SMS aggregation schon erfunden sind.
Hier wird mit einer Leichtigkeit über klare Definitionen drübergebügelt das es eine wahre Freude ist. Oder klare Ignoranz. Oder ähnlich.
Guten Morgen, liebe Freunde.
Eine Tageszeitung ist kein Medium. So wie das Internet kein Medium ist und auch das Telephonnetz kein Medium ist, das Fernsehen hingegen schon.
‚Schriftsprache in Schrift darstellt‘ ist das Medium. ‚Wahlfreier Zugriff‘ ist zum Beispiel eine spezifische Eigenschaft, die Darstellung nicht.
Eine Tageszeitung ist letztendlich ein Produkt in materieller Form, das aus einem Haufen von Dienstleitungen besteht, die mir im Packet verkauft werden. Also soetwas wie Recherche, Redaktion, Lektorat, Satz., Druck.
Und sehr wahrscheinlich werden wir in Zukunft sowohl dieses Packet kaufen können, oder auch Teile davon, selbst wenn das dann nicht mehr auf gedrucktem Papier dargestellt werden wird.
Hingegen wird ‚das Internet‘ so wie wir es heute glauben zu kennen verschwinden. Es wird verschiedene Netze geben – was ja heute auch schon so ist, aber solange man mit einer Art Browserprogramm www.faz.de lesen kann, glauben die Leute gerne, das das ein Netz wäre. Man wird auch dort für Dienstleitungen Geld bezahlen und man wird in der Auswahl, was man lesen/hören/konsumieren möchte beschränkt sein, durch jemand, der auswählt und publiziert, im Sinne von: Den Knopf drückt, oder den Stecker zieht.
SvenR 27. Mai 2010 um 15:11
Zu 1. fallen mir spontan noch Fax und E-Mail ein.
SvenS 27. Mai 2010 um 15:31
@Philip Engstrand
glaubst du das wirklich? Natürlich ist es der feuchte Traum vieler Verlage, das „das Internet“ wieder weggeht. Aber wenn eine Technologie mal in freier Wildbahn ist, kann man sie nicht einfach wieder einfangen. Natürlich gibt es Versuche durch aufweichen der Netzneutralität, Sperrgesetze usw. das Internet in eine Art Verkaufsnetz für allerlei Branchen zu verwandeln. Das wird aber so nicht funktionieren, weil es zum einen ein internationales Netz ist und zum anderen gerade bei Unternehmen nur die schillernde Verkaufs/Werbewelt des Internets gesehen wird, nicht aber d
Den Traum der getrennten Netze haben AOL, T-Online und einige andere auch schon vor Jahren geträumt und sind allesamt damit gescheitert. Apps sind das gleiche Thema, man glaubt über diesen Weg die Informationen einschließen zu können und den Leser vom weitersurfen abzuhalten. Damit verkennt man aber eine grundlegend veränderte Art der Informationsaufnahme die sich in den letzten 10 Jahren entwickelt hat und noch weiter entwickelt.
Ach ja und was sonst als ein Medium soll das Internet oder auch die Zeitung (gedruckt) sein? Medium ist in diesem Zusammenhang definiert als ein Mittler von Informationen. Sowohl die Zeitung ist dies in stofflicher Hinsicht als auch das Internet, elektronisch eben.
Oliver wuensche 27. Mai 2010 um 16:07
die Frage ist doch eher, wie wird die Tageszeitung in Zukunft an den Leser gebracht. das dass traegermedium Papier dabei ruecklaeufig sein wird ist klar. wobei zu Punkt 2 zu sagen ist, dass wir in einer alternden Gesellschaft leben, in der es sicher ein grosse Zahl an Lesern finden laesst, die ihre Zeitung so lesen, wie sie es schon vor 30 Jahren getan haben. die iPhone, ipad , USW, Nutzer uebrigens sind in unserem lande weiterhin in einer signifikanten Minderheit.
zu Punkt 3 sei noch bemerkt, dass ich gerade die Sinnlichkeit einer fetten Zeitung schaetze. im Café, Espresso, Muße . eine Zeitung riecht, knistert, atmet, haptisch eben sehr intensiv. haendewaschen muss ich eh nach dem 5. Espresso, der mich an einen Ort fuehrt, den wir so schnell nicht digitalisieren werden und auf dem es sich hervorragend mit der Zeitung knistern laesst. ein letztes noch: nachwievor ist das minderwertige Papier das beste Verpackungsmaterial fuer meinen nachhaltig gefangenen tuna.
DraMaticK 27. Mai 2010 um 16:23
Ergonomie! Solange E-Ink noch nicht ausgereift und/oder günstig genug ist, ist das Lesen von gedrucktem für die meisten Menschen immer noch augenfreundlicher.
O-Ton 27. Mai 2010 um 17:06
Weitere Argumente fallen mir nicht ein, nur Gegenargumente:
“Kein Medium hat je ein anderes abgelöst.”
Ein Argument, das ebenso in Schwarz-Weiß-Malerei vorgebracht wird wie sie so beliebt beim Autor ist. Und so in der Absolutheit nur an den extremen Enden der Diskussion eine Rolle spielt. Denn es gibt zahlreiche Beispiele für eine gelungene „Grauzone“ sprich Koexistenz verschiedener Systeme und Technologien. (s. auch unten)
“Eine Zeitung ist etwas sinnliches.”
Warum ist das so falsch? Wenn dem nicht so wäre, dann würden die Menschen auch das gedruckte Buch verschmäen und stattdessen nur auf iPad, Kindle und Monitor lesen. Genau das Gegenteil ist der Fall.
Und der Satz „Im Gegensatz dazu streicheln wir aber unser Iphone.“ zeigt wieder nur, dass der Autor sich als repräsentativ für den gemeinen Konsumenten begreift Denn wieviele Menschen in Deutschland haben denn ein iPhone & Co….
Auch hier: Warum ein „entweder oder“, wenn es auch ein „sowohl als auch“ sein kann.
Thomas Knüwer 27. Mai 2010 um 17:14
@O-Ton: Moment – dieses Argument, eine Verfälschung dessen, was „Rieplsches Gesetz“ genannt wird, wird ständig von Verlagsmanagern angeführt, zum Beispiel von Matthias Döpfner. Bitte folgen Sie dem entsprechenden Link im Text.
Und ich behaupte gar nicht, dass eine Zeitung unsinnlich ist. Nur wird dies eben als Unterscheidungsmerkmal zu digitaler Technik herangezogen – und das ist es eben nicht (mehr).
Wieviele Deutsche ein Iphone (oder ein anderes Touchscreen-Gerät oder ein Endgerät mit Handschmeichel-Feeling) haben? Och, so ein paar Hunderttausend mit extrem steigender Tendenz. Extrapolieren Sie mal die Verkaufszahlen…
Dierk 27. Mai 2010 um 18:22
Schon mal versucht, das iPad wie eine TZ einzusetzen – ’sitze auf dem Klo und habe Ihre Kritik meines Stückes vor mir, gleich werde ich sie hinter mir haben‘.
Im Ernst, die Argumentation der Kanadaholzvernichter bleibt albern. Weder ist Journalismus bedroht – im Gegenteil, der blüht mit der Unabhängigkeit vom Vertriebsweg erst langsam auf -, noch der Verlag/die gedruckte Zeitung notwendig. Nachrichten sind ein schnelles Geschäft, bekanntlich ist die Zeitung von morgen aktuelle, die von heute veraltet und die von gestern [im besten Sinne] Geschichte.. Das geht auch anders, sonst wären nicht so viele Nachrichtenseiten im Internet.
Nur, die Betriebswirtschaftler, die bis heute keine kreativen Köpfe ranlassen, die braucht da halt keiner. Denn die behindern nur die Entwicklung guter Website und Apps.
karen 27. Mai 2010 um 19:45
Print wird sterben und als elitäre Veranstaltung ein Scheinleben weiterführen. So wie die Kutschen, die noch als Touristenfiaker und Hochzeitskutschen und als Sportgerät weiterleben.
Wird der Bauarbeiter im Dixi-Klo online sensationelle Nachrichten oder schlechte Photoshops gucken? Ja. Die nachwachsende Generation ist auf online getrimmt, es wird nicht ratz-fatz gehen, aber passieren wird es.
Ich werde trauern, ein Frühstück im Papierwust hatte was. Aber wer ernsthaft glaubt, dass in 20 Jahren noch jemand eine Tageszeitung abonniert, der lebt im Takatukaland.
vera 27. Mai 2010 um 20:35
Meine Nachbarin könnte nicht mehr sagen, aber, es hat doch in der Zeitung gestanden! Hat was.
Armin 27. Mai 2010 um 20:51
Der einzige Grund warum ich mein Nexus streichel ist weil man das Ding halt so bedient. Aber nicht weil ich das irgendwie sinnlich finde.
Du scheinst eine etwas seltsame Beziehung zu einem Stueck Plastik und Metall zu haben.
Marc 27. Mai 2010 um 21:44
Vielleicht werden ja einfach die Zeitungsmacher von heute nicht die News-Websites-Maker von morgen sein. Als das Automobil und das Motorrad erfunden waren, waren es ja auch nicht die Pferdezüchter, die Autos herstellten.
Jordanus 27. Mai 2010 um 22:08
Ich muß zugeben, gerade heute habe ich die FAZ gestreichelt. Doch, ich glaube, da war was. Diese Zeitung ist für mich der Inbegriff von Luxus, ein Statussymbol, da denke ich ähnlich wie Thomas Koch!
Philip Engstrand 28. Mai 2010 um 8:41
@15, SvenS
Ich muss das nicht glauben, es ist bereits beobachtbar und die Weichen sind gestellt. Apple App Store ? Google, docs, waves, kml? Facebook eigene Applikationen? Impressumspflicht, Zensur, Great Firewall of China? Netzneutralität gegen Netzstabilität?
Apple gegen Flash?
JUGENDSCHUTZ?
Es wird früher oder später Lizenzen zum Publizieren geben und nur lizensierte Dokumente werden bei lizensierten ISPs auftauchen.
Mann muss sich nur mal das Drama bei HDTV mit der Aufzeichnungsverweigerung ansehen.
satyasingh 28. Mai 2010 um 8:57
es ist schon was dran. möglicherweise ersetzt kein medium das andere vollständig. jedoch bleibt vom „alten“ medium halt nur ein winzigster anteil übrig, der keine branche ernähren kann. denken wir an die minnesänger, die heute touristen durch die burgen führen. ja es gibt sie noch… doch reden wir hier bitte nicht (mehr) von einer branche. auch vinyl-schallplatten werden noch veröffentlicht. auch eine randerscheinung.
es wird die zeitung(en) noch geben, so lange die menschen, die sie lesen wollen, noch leben. das wird die biologie regeln. allein – es fehlt die „nachwachsende“ generation. man kann es also errechnen, wie der niedergang der zeitungsbranche ablaufen wird.
da ich hier aber eher konsument bin, beobachte ich das ganze, anstatt mich aufzuregen.
Don Olafio 28. Mai 2010 um 9:20
Ob Zeitungen bleiben oder verschwinden, das wird möglicherweise DIE ZEIT, ganz bestimmt aber die Zeit zeigen.
Was offenbar aber überhaupt nicht totzukriegen ist, ist der Drang von Autoren, sich mittels ausgelutschter, dafür aber sinnfreier Sinnsprüche eine Aura der Originalität verschaffen zu wollen.
Rund 269.000 Treffer meldet Google für „Das Leben ist kein Ponyhof“. 269.000mal Einzigartigkeit vom Feinsten.
Dabei habe ich gerade diese Seiten nicht zuletzt auch wegen ihrer klaren, plattitüdenfreien Sprache schätzen gelernt.
Und nun das!
Mein Gott, Walter… (11.100 Treffer)
Don Olafio
„Denn was du schwarz auf weiß besitzt, kannst du getrost nach Hause tragen“
Don Olafio 28. Mai 2010 um 10:03
“Denn was du schwarz auf weiß besitzt, kannst du getrost nach Hause tragen” sollte eigentlich der Beginn dieses Postings sein.
Auch egal.
Der Vergleich mit den Steintafeln, lieber Thomas Knüwer, ist denn wohl doch ein wenig weit hergeholt. Und schief ist er noch dazu.
Denn die Steintafeln waren nichts anderes, als das etwas dickere Papier der … ähem… Steinzeit.
Was dort gemeißelt stand, war unveränderlich, mehr oder weniger fälschungssicher und die darauf geschlagene Nachricht nicht mehr veränderbar.
So, wie die gedruckten Worte heute auch.
Nach Drucklegung und Auslieferung des Blattes geänderte Zeitungsartikel sind eher selten. Nachträglich veränderte (oder gar verfälschte) Onlineartikel hingegen…
Lassen wir die Kommunikationstechniken der Steinzeit beiseite, so werden wir tatsächlich erkennen, dass immer dann, wenn etwas Neues aufkam, das Vorangegangene für erledigt erklärt wurde.
Als das Kintopp aufkam, wurde das Theater für tot erklärt – doch noch heute hat noch jede größere Gemeinde (wenigstens) eine städtische Bühne.
Als das Fernsehen in die Wohnzimmer trat, wurde das Sterbeglöcklein für die Kinos geläutet. Das Ergebnis: Multiplexe ohne Ende…
Und: Gibt es heute weniger Haydn-Konzerte als vor Erfindung der Schallplatte (der Musikkassette, der CD, des mp3-players…)?
Jeglicher Ton kann mittlerweile elektronisch erzeugt werden.
Ist deshalb die Stradivari in Zeiten der Ölkrise als willkommener Energieträger verwertet worden?
Ergo: Bloß, weil etwas Neues hinzukommt, stirbt das Vorangegangene noch lange nicht aus.
Die Konkurrenz auf Leben und Tod ist nur scheinbar; und nur in der Anfangszeit eines neuen Mediums entsteht der Eindruck, das alte sei nun endgültig zum Siechtum verurteilt.
Es ordnet sich manches neu.
Es ordnet sich manches neu ein.
Mehr ist nicht.
Don Olafio
Thomas 28. Mai 2010 um 11:19
@Peter Stawowy (10):
„Menschen, die mit dem ganzen technischen Krams nix am Hut haben“ gibt es und haben ein eindeutiges Erkennungsmerkmal: das Alter. Die Aussage hat aber einen Fehler: mit technischem Krams sind sicher nicht Auto, Telefon oder Fernseher gemeint.
Laut letzter Studien haben 96% der Jugendlichen Zugang zum Internet, von den verbleibenden 4% sagen 2%, dass auch sie binnen eines Jahres einen Zugang haben werden. Damit sind sie sowohl die stärkste Altersgruppe in diesem Bereich und auch immer noch die am stärksten wachsende Altersgruppe (von 4% auf 2% ist eine satte Halbierung).
D.h. bei den nachfolgenden Generationen wird der Internetzugang so selbstverständlich sein wie für die Älteren der Telefonanschluss. Auch in den nachfolgenden Generationen wird es „Menschen, die mit dem ganzen technischen Krams nix am Hut haben“ geben, nur werden damit weder das Handy, der PC oder das iPad gemeint sein.
Und was den jungen Bauarbeiter anbelangt, der sich auf das Klo zurückzieht: der tut das, was er teilweise heute schon tut: er zückt das Handy und schaut sich einen Film an, den er sich aus dem Internet zieht. Wahrscheinlich projeziert er den Film mittels eingebautem LED-Beamer sogar auf die Klotür und ärgert sich über all die Spinner, die diese beschmiert haben.
Wer sich das nicht vorstellen kann, der sollte mal auf ein Konzert gehen und sich in die letzte Reihe stellen. Wo früher noch Wunderkerzen und Feuerzeuge funkelten, leuchtet heute ein Meer von Handydisplays deren Besitzer das Geschehen aufnehmen und wohl auch teilweise ins Netz stellen.
Thomas 28. Mai 2010 um 11:33
Ich hätte auch noch ein Argument:
„Es wird in Zukunft auch noch gelesen werden“
Wenn es um Beruf und Karriere geht, wird das auch so bleiben, dazu ist die Schriftform viel zu praktisch. Zeitungen werden aber in der Freizeit konsumiert. Der Trend, dass deren Konsum zu Gunsten anderer Medien zurückgeht ist viel älter als das Internet. Dank Handy und Internet sind Filme jedoch allgegenwärtig und von jedermann erstellbar geworden. Nachdem ich all die Videobotschaften und Filme gesehen habe, die ich unbedingt gesehen haben muss, bleibt für sowas sperriges, wie eine Zeitung wohl kaum noch die Zeit.
Thomas Knüwer 28. Mai 2010 um 11:59
@Don Olafio: Die Zeit ist keine Tageszeitung sondern ein Magazin auf Zeitungspapier – das ist ein büschen was anderes. Es gibt nicht „das Print“.
@Don Olafio & @Thomas:
Genau das ist ja der blöde Haken an der Sache mit Herrn Riepl. Wenn wir uns allein auf die Schriftsprache als Medium konzentrieren, dann stimmt das Rieplsche Gesetz. Nur: Dann taugt es auch als Argument für Zeitungen nicht mehr. Denn durch das Internet haben wir mehr geschriebene Sprache als je zuvor.
Don Olafio 28. Mai 2010 um 13:51
@Thomas Knüwer
„…durch das Internet haben wir mehr geschriebene Sprache als je zuvor.“
Ich weiß es jetzt nicht sicher, aber ich glaube der Kusche war’s (http://de.wikipedia.org/wiki/Lothar_Kusche) , der mal – sinngemäß – vom fatalen Irrtum des Rundfunksprechers schrieb, der da glaubte, dass, nur weil er zu Millionen sprach, ihm nun auch Millionen zuhören würden…
Sicher haben wir wohl schon jetzt mehr Geschriebenes im Netz verfügbar, als irgendwo auf dem Papier. Und es kommt stündlich neues hinzu – so viel, dass zuweilen schon mal Befürchtungen artikuliert werden, das „Internet“ könnte irgendwann wegen Überfüllung geschlossen werden: „Denn das Internet ist auch nur begrenzt.“ („Gerd Götz“ in http://www.wdr.de/themen/kultur/medien/staatsvertrag_zwoelfter/verweildauer.jhtml?showAllComments=1&offset=72)
Was bei Kusche die Tragik des Rundfunksprechers darstellte, ist heute auf die meisten Netzskribenten übertragbar. Nur, weil es geschrieben wurde, wird es noch lange nicht gelesen.
Aber: Ich meinte eben nicht „Schrift als Medium“, sondern „Tageszeitung“.
Auch für Tageszeitungen ist eben der Dokumentencharakter, das – unveränderbar! – Gedruckte ein für den Rezipenten nicht zu unterschätzendes Kriterium. Auch wenn das für manchen eher metaphysisch erscheinen mag. „Aber es stand doch in der Zeitung“ hat sehr wohl etwas damit zu tun.
Und kaum standen die ersten Grundig-Flimmerkisten in Deutschlands Wohnstuben, hieß es eben auch sofort: „Aber das hamse doch im Fernsehn so gesagt!“
Hingegen ist auch nach über eineinhalb Jahrzehnten WWW von einem ähnlich geflügelten Wort („Aber das steht doch im Internet!“) nichts zu vernehmen – und wird wohl auch in den kommenden Jahrzehnten nicht zu vernehmen sein.
Selbst die Frage der (Tages-) Aktualität ist für pro oder contra Überlebenschance der Tageszeitungen offenbar nicht wirklich von Bedeutung. Wäre es anders, hätte mit dem Aufkommen des Hörfunks Schluss mit Tageszeitung sein müssen. Oder spästestens doch ab der massenhaften Einführung des Transistorradios.
Nein, mein lieber Thomas Knüwer, da kommen wir nicht zusammen.
Was wir ja auch nicht müssen.
Aber:
Bisher ungeahnte Möglichkeiten bieten sich auf einem Gebiet, das bisher vom „Print“ gar nicht abgedeckt werden konnte: Der sogenannte „Hyperlokal“-Journalismus.
Wenn man sich anschaut, dass solche – mit Verlaub: zuweilen noch noch etwas ungelenk und selbstreferentiell daherkommenden – Versuche, wie z.B. das derzeit überall gepriesene Heddesheimblog, dankbar angenommen werden und sie sich darüber hinaus offenbar auch noch absehbar selbst tragen können, dann kann man schon erahnen, was da noch für ein Potential zu heben ist.
Abschließend:
Erst hinterher wird man schlüssig und logisch erklären können, warum die Entwicklung so (oder eben so) verlaufen ist.
Vor 22 Jahren war jedem klar, dass die Mauer zu eigenen Lebzeiten wohl kaum fallen würde.
Vor 20 Jahren konnte jeder schlüssig erklären, warum die Mauer zu jenem Zeitpunkt, als sie fiel, quasi „gesetzmäßig“ fallen musste…
Tja.
Don Olafio
Th. Greiten 31. Mai 2010 um 14:19
Stichwort „Totes Holz“: Interessant dazu in diesem Zusammenhang das Interview von Christian Hoffmann (Uni St.Gallen) zur Zukunft der Berichterstattung.
http://videoportal.sf.tv/video?id=2afddb1e-7446-4d38-9711-21779c9fec0a
Alex 3. Juni 2010 um 13:37
Wie sieht es eigentlich mit der kompletten Offline-Strategie aus?
Hier ein erstaunlicher Erfolgsbericht aus Südtirol.
http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2010-22/artikel-2010-22-medien-eine-geschichte-aus-der-provinz.html
Wolfgang 4. Juni 2010 um 11:51
Nicht die Tageszeitung wird aussterben, sondern die Tageszeitung auf Papier. Es mag sein, dass es ein paar Jahrzehnte braucht, aber wir sind ja erst am Anfang der mobilen, elektronischen Lesemöglichkeiten. Die Entwicklung wird ja nicht beim iPad oder Kindle aufhören. Der Bauarbeiter verschwindet heute vielleicht nicht mit dem iPad im Dixiklo, aber evtl. in Zukunft mit einem eReader, der nur wenig dicker als Papier und beim Aldi inkl. Bild-Abo zu kaufen ist.
Und für den Dokumentcharakter gibt’s auch in digitaler Form Mittel und Wege.
Thomas Knüwer 4. Juni 2010 um 15:33
@Wolfgang: Meinen Sie damit, auch elektronisch werde sich künftig ein Produkt durchsetzen, dass nur einmal täglich aktualisiert wird? Wenn ja, dann möchte ich Ihnen widersprechen. Wenn nein – dann hat das mit Zeitung nichts mehr zu tun.
Wolfgang 4. Juni 2010 um 20:44
Nein, die Aktualisierungshäufigkeit wird davon abhängen was ich als Kunde will. Nehme ich den eReader mit UMTS-Anbindung und bin bereit für aktuelle Nachrichten mehr zu zahlen (sei es für die Datenübertragung oder den Inhalt) oder spare ich das Geld und lade die Sachen, die mich interessieren, an meinem Rechner zuhause auf mein Lesegerät. Für die zweite Gruppe würde natürlich eine tägliche Aktualisierung ausreichen.
Aber mit Tageszeitung meine ich eigentlich das Prinzip der durch irgendeinen Personenkreis, z.B. eine Redaktion, vorausgewählte Inhalte anzubieten.
Glanzlichter: Jugendschutz zum Mitmachen, Ski-WM-Überwachung, Argumente für gedruckte Tageszeitungen — CARTA 22. Juni 2010 um 17:23
[…] Knüwer Gründe für eine Zukunft der Tageszeitung Ein wenig provokant, aber das scheint nur […]
colorcraze 22. Juni 2010 um 21:05
Ja, Herr Knüwer, da gebe ich Ihnen völlig recht. Und was der Herr Engstrand sagt, halte ich auch für bedenkenswert. Ich bin annähernd 50 und meine Mutter ist 75. Ich arbeite seit 12 Jahren mit Internet, und meiner Mutter werden wir wohl auch bald einen Computer kaufen müssen, weil es keine Bänder mehr für die Schreibmaschine gibt. Sie wird gewiß noch bis an Ihr Lebensende Zeitungsabonnentin bleiben, aber ich habe im Leben noch keine Zeitung abonniert, ich kaufe nur ab und an eine, wenn ich U-Bahn fahre. Sonntags lese ich gern Zeitung. Ich denke deswegen auch, daß sich Wochenblätter noch eher halten können, aber wahrscheinlich nicht mehr mit der Auflage wie ehedem. Und halt noch das Blättchen für den Nahverkehr (ob Bild oder sonstwas), aber das womöglich als lokales Werbeblättchen (Gratiszeitung). Und das heißt für Qualität ganz eindeutig: wenn kein Bezahlmodell für Internetzeitungen gefunden wird, dann kann Journalismus (jedenfalls die Spielart, die wirklich gebraucht wird für eine funktionierende Öffentlichkeit) schlicht nicht mehr finanziert werden. Aus die Maus. Diese biologische Grenze ist einfach da, es ist mir vollkommen unbegreiflich, wie illusionär die deutschen Verleger da sind. Aber eine ähnliche Verblendung war ja auch bei den Grafikern da, die sich als Webdesigner versuchten.
Das kalte Rauschen im Zeitungswald: Awa vs. IVW 20. Juli 2010 um 16:41
[…] Die IVW ist da die deutlich härtere Währung. Und sie signalisiert: Das Siechtum der Tageszeitung gewinnt an Geschwindigkeit. […]
Die Zeitung stirbt – und das Abo auch 27. August 2010 um 21:25
[…] die Zukunft der Zeitung wird seit etwa 10 Jahren diskutiert – bei ständig sinkenden Leserzahlen. Mit den Tablet-Rechnern wie dem Apple iPad entfällt nun […]