Und hier noch ein paar Beobachtungen aus meinem Australien-Urlaub:
Zwerge, ich sehe Zwerge
Christmas Day in Melbourne, spat abends. Zapping. Und dann das Ostfriesenlachen. Unübersetzt. Bin ich eingeschlafen? Nein. Er ist es tatsächlich. Otto. Und Mirko Nontschew. Und der Rest der „Sieben Zwerge“. Bei einem der größeren Sender des Landes läuft die platte deutsche Komödie tatsächlich am 25. Dezember um 22 Uhr – mit Untertiteln, die aus einem langweiligen Film einen kaum zu ertragend drögen machen.
Langsam surft das Känguruh
Ende der 90er soll Australien eine der führenden Nationen in Sachen Internetgeschwindigkeit gewesen sein. Davon ist nun keine Rede mehr. Egal ob im Hotel oder in Privathäusern: Wer deutsche Breitbandgeschwindigkeit gewöhnt ist, wird fast entsetzt sein, ob der Datentröpfelei. Genauso wie ob der exorbitanten Roaming-Preise, so man T-Mobile-Kunde ist und der üppigen Online-Zugangspreise in Hotel bei gleichzeitiger Geschwindigkeit, die an Analog-Einwahlzeiten erinnert.
Twittern wärmt
Könnte es sein, dass Internet-Kritiker in einzelnen Regionen zwar andere Argumente einwerfen – es aber immer darauf hinaus läuft, dass die Digitalität unser kostbarstes Gut gefährdet? Im geburtenschwachen Deutschland sorgen sich die Offliner um den kostbaren Nachwuchs, der seine Jugend vor dem Bildschirm verschwendet, sich entblößt, killt und vergewaltigt wird.
In Australien dagegen ist es die Umwelt , um die sich alles dreht. So gab es um die Jahrzehntswende reichlich Geschichten in Zeitungen oder im TV, die sich mit dem technologischen Wandel während der „Noughties“ beschäftigten. Alle waren sich einig: Auch die kommenden Jahre werden in Sachen Innovation nicht langsamer. Und was ist das Schlimme daran? All das kostet so viel Energie.
Die Bessenheit der Australier in Sachen Umwelt ist verständlich angesichts hoher Hautkrebsraten und immer längerer Dürreperioden. Nur hindert sie das nicht, übrigens auch bemerkenswert, fleißig Kohle nach China zu exportieren, wo aus Bodenschatz CO2 wird. Auch kauften im vergangenen Jahr – getrieben durch eine 50-Prozent-Sonderabschreibung für Privatleute (Abwrackprämie auf Australisch) – rund eine Million Bürger ein neues Auto. Zur Erinnerung: Das Land hat nur 20 Millionen Einwohner. Das sichtbarste Beispiel jener Öko-Schizophrenie stand aber auf einem Parkplatz im atemberaubend schönen Naturschutzpark Bluemountains. Ein Kleinbus von „Eco Adventure Tours“, laut Aufschrift natürlich staatlich zertifiziert als besonders öko, stand dort mit laufendem Motor (Klimaanlage muss ja laufen) und offener Tür, während seine Fahrgäste Auslauf in den Park hatten.
Wenn selbst ein so vom Klimawandel gebeuteltes Volk wie die Australier sich nicht einschränken, zweifle ich ernsthaft, ob das anderswo funktionieren kann. Sollten wir uns – und auch diese Diskussion wird in Australien derzeit in den Medien geführt – nicht mehr auf Klimaschutzmaßnahmen konzentrieren, sondern die Ressourcen investieren in den Frage, wie wir mit den Folgen der Klimaveränderung umgehen?
Echtzeit-Haie
Das Real-Time-Web erreicht das Meer. Die Regierung von West Australia will rund 100 Haien in einer zwei Jahre dauernden Studie Ortungsmarken an die Flossen tackern. So sollen ihre Wanderungen protokolliert werden. Dabei handelt es sich jedoch nicht um aktive Sender, sondern um eine Art verstärktes RFID, berichtete der „Sydney Morning Herald“. Rund um die Küste soll dann Empfänger geben, die erkennen, wenn sich ihnen einer der Haie bis auf 500 Meter nähert. Befindet sich der Empfänger in der Nähe eines Strands werden automatisch die dort sitzenden Lebensretter per SMS oder E-Mail informiert, dass sich ein Hai in ihrem Revier befindet.
Mitbringsel
Mein Lieblingsradiosender während der Fahrten durch New South Wales: Vega 95,3 aus Sydney. Gibt’s den auch via Iphone-App?
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