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Auch ich habe Visitenkarten. Trotz Iphoneblogwebschnickschnackgedöns. Weil eben nicht jeder all die digitalen Möglichkeiten nutzt und weil es auch einfach schön sein kann, solch ein Kärtchen auszutauschen.

Visitenkarte2

Haben Sie aber schon einmal darüber nachgedacht, was mit den Daten auf der Karte passiert, nachdem Sie diese jemand anders gegeben haben? Theoretisch zum Beispiel könnten sie seinem Arbeitgeber gehören, wenn er diesen verlässt. Dies beschreibt auch Birte Keppler in Rechtzweinull.

Das Web macht die Sache noch komplizierter. Müsste ein abgehender Mitarbeiter seinem Ex-Arbeitgeber-in-spe Zugang zu seinem Xing-Konto geben?

Keppler fordert klare Regelungen zwischen Arbeitgeber und -nehmer. Ich aber frage mich, ob eine Weitergabe der Daten nicht eventuell gegen den Datenschutz verstößt. Schließlich gebe ich meine Daten einer Person -nicht einem Unternehmen. Und nirgends unterschreibe ich eine Erlaubnis, diese Daten weiterzugeben und von jemand anders kommerziell – und eine dienstliche Nutzung ist ja per se kommerziell – zu verwenden.

Die intellektuelle Jonglage geht aber noch weiter, schauen wir uns Facebook an. Dort kann man nun seine Facebook-Kontakte abgleichen mit den Iphone-Kontakten. Ähnliches bieten auch Apps wie MyPhone+. Sie übertragen Daten vom Social Network auf das Iphone – auch Fotos. Das gilt auch für die Möglichkeit, Xing-Kontakte zu extrahieren. Diese Daten wandern nun von dem Ort, an dem sie eingegeben wurden an einen Ort, an dem der Einsteller keinen Zugriff mehr hat.

Wir müssen uns fragen: Ist dies ein Datenschutzverstoß? Oder ist dieser für uns alle ob der Bequemlichkeit durch diese Dienste hinnehmbar? Und verstößt er gegen die guten Sitten oder ist derjenige, der Daten für seine Kontakte freigibt sich bewusst darüber, dass diese anderswo erhalten bleiben?

Diese Fragen werden 2010 sehr akut werden, denn auch Vodafone hat ja schon zur Synchronisation verschiedener Adressbücher angesetzt. Weshalb ich mich über Kommentare zu diesen Fragen sehr freuen würde.


Kommentare


Carsten Ulbricht 21. Januar 2010 um 19:40

Hallo Herr Knüwer,

vielen Dank für den netten Hinweis auf den Fachbeitrag meiner Kollegin.

Tatsächlich muss man bei den neu auftretenden Problemen in völlig neuen Kategorien denken. Dies führt auf juristischer Ebene bisweilen dazu, dass ein einzelner Anwalt, der regelmässig eine bestimmte Spezialisierung hat, die neu entstehenden rechtlichen Themen gar nicht alleine beantworten kann. Dies macht den Austausch zwischen meiner arbeitsrechtlichen Kollegin und mir, als Spezialist für Internet und Social Media auch so spannend. Oft führt auch nur dieser Austausch zu sachgerechten Ergebnissen.

Da der von Ihnen angesprochene datenschutzrechtliche Komplex wieder eher in meine Ressort fällt, hierzu vielleicht noch Folgendes:

Soweit der Kontaktpartner sich bewußt ist, dass es sich um geschäftliche Korrespondenz handelt, dürfte auch aus datenschutzrechtlicher Sicht einer Weitergabe nichts entgegenstehen. Anders ist es freilich, wenn es sich um private oder teils private Kontakte handelt. Bei solchen Mischformen entstehen genau die Probleme, die im Zusammenhang mit den Sozialen Medien aus der immer weiter fortschreitenden Vermischung von Berufs- und Privatleben resultieren. Mehr dazu auch in den Kommentaren zu dem angesprochenen Fachbeitrag auf meinem Blog.

Beste Grüsse

CU

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SvenR 21. Januar 2010 um 23:44

Bei der „Business Card“ ist der Datenschutz sicherlich kein Problem. Du entscheidest, was darauf steht und durch das in-Verkehr-bringen stimmst Du konkludent der Nutzung zu.

Neben dem juristischen Problem und dem ethisch-moralischen Problem (das ich durchaus sehe) gibt es die normative Kraft des Faktischen.

Natürlich hat jeder, der seine sieben Sinne zusammen hat, die wichtigen Kontakte im Kopf und nicht nur die dazugehörigen Details „archiviert“. Und genauso haben die Firmen die wesentlichen (Kunden-)Informationen in ihren ERP-Systemen. Des Weiteren sind doch die hard facts nicht der tatsächliche Wert, sondern die persönliche zwischenmenschliche Beziehung. Was nutzt mir z. B. Deine private Festnetznummer. Wenn ich Dich darauf anriefe, würdest Du wahrscheinlich weniger freundlich reagieren, als wenn Franziska das täte, oder?

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links for 2010-01-22 « Nur mein Standpunkt 22. Januar 2010 um 13:03

[…] Facebook, Xing und unser aller, täglicher Datenhandel Gute Frage – ich bin auf die Kommentare gespannt. (tags: owl-content) […]

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Der tägliche Datenhandel « Marketing-Search Blog 1. Februar 2010 um 9:38

[…] Blog „Indiskretion Ehrensache“ beschäftigt sich Thomas Klüwer in dem Artikel „Facebook, Xing und unser aller, täglicher Datenhandel“ mit Datenschutz bei Adressdaten in Unternehmen. Die zentrale Frage ist dabei, ob ein […]

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