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Egal ob Wolfgang Schäuble oder Journalisten. Die Morde von Winnenden scheinen vor allem zu einem zu verleiten: sich einfachste Lösungen zu suchen. Manchmal sind Erklärungen schwer zu finden. Erklärungen für ein so unerklärliches Vorgehen wie das des Mörders von Winnenden. Als Politiker im Wahlkampfjahr, gestresst vom Gezänk in der Großen Koalition und ausgestattet mit einer anscheinend unerschütterbaren Geisteshaltung, greift Wolfgang Schäuble zur einfachsten aller Erklärungen: Killerspiele.

Stimmmen muss das nicht. Zumindest berichtet die „Welt“ ja mit Berufung eines Freundes des Mörders:
„Mit Computern hatte er dagegen nicht viel am Hut. Für das Internet habe er sich auch nicht begeistert.“

Auf die Idee, dass ein Haushalt, in dem Waffen en masse, Munition inklusive, vielleicht eher ein Problem darstellt, als Videospiele kommt ein Wolfgang Schäuble nicht. Eventuell ist diese private Haushaltsbewaffnung für einen Innenminister eine normale Situation, wenn ständig Bodyguards um einen wimmeln. Und vielleicht sagt ihm jemand aus seinem Umfeld, dass in normalen deutschen Familien diese dunkel beanzugten Herren nicht herumstehen.

Das böse, böse Internet taugt also nicht so recht als Sündenbock, wenn man genauer hinschaut. Vielleicht aber will Schäuble nach ein paar Minuten des Nachdenkens Tischtennis verbieten? Schließlich sagte jener Freund des Täters auch:

„Tischtennis war seine Leidenschaft.“ Und geht es beim Tischtennis nicht darum, dem Gegner eine ballistisch anmutende Kugel um die Ohren zu hauen?

Schäuble hofft, dass niemand so genau hinschaut und hinhört, wenn er über solche Zusammenhänge fabuliert. Man sollte ihm im Sinne einer freien Gesellschaft diesen Gefallen nicht tun.

Ganz nebenbei: Ich gewinne den Eindruck, dass mancher seine eigene Kindheit und Jugend bei der Kommentierung des Ereignisses völlig außen vor lässt. Jugendliche sind und waren immer fasziniert von Waffen. Glauben Sie mir nicht? Dann glauben Sie doch Hoffmann von Fallersleben, der folgenden Liedtext geschrieben hat:
„Morgen kommt der Weihnachtsmann,
Kommt mit seinen Gaben
Trommel, Pfeife und Gewehr,
Fahn und Säbel und noch mehr,
Ja ein ganzes Kriegesheer,
Möcht’ ich gerne haben.“

Sollten wir verbieten, dieses Lied. Und auch gemobbt wurde an Schulen schon immer, und ich weiß, wovon ich rede. Stefan Dietrich von der „FAZ“ hatte vielleicht eine andere Großwerdezeit. Denn er scheint nach dem Schlagen der linken Wange die rechte hingehalten zu haben. In einem Kommentar vom Freitag schrieb er:
„Nun kommt heraus, dass Tim K. bei Gleichaltrigen als Waffennarr bekannt war, nicht nur Tischtennis spielte, sondern sich auch vor aller Augen im Gebrauch von Pistolen übte, im Verborgenen am Computer seine Mordlust auslebte und sich Mitschülern gegenüber, die ihn ständig mobbten, zunehmend zurückzog.“

Ja, ist schon verwunderlich, wenn sie so ein 17-Jähriger nicht gerne mobben lässt. Nein, mir scheint, da macht eine Elterngeneration die Jugendkultur für den Wahnsinn verantwortlich, damit sie sich nicht die Frage stellen muss, ob sie selbst bei der Erziehung des Nachwuchses versagt hat.

Doch wo wir schon beim Genauhinschauen sind, reden wir nochmal über die mediale Begleitung von Winnenden. Heute widmet die „Financial Times Deutschland“ die erste Seite ihres Agenda-Buches der Geschichte mit dem Titel „Digitale Wahrheiten: Amokvideos, Twitter-Chaos, eine gefälschte Chat-Seite – nie hat das Internet die Nachrichtenlage so bestimmt wie nach Winnenden. En masse verbreiten soziale Netzwerke kostenlose Informationen an jedermann. Aber kann man ihnen trauen?“

Schon an dieser Einleitung merkt man: Das wird ein problematischer Text. Denn zum einen bestimmte sicherlich am 11. September 2001 das Internet die Nachrichtenlage noch viel mehr. Zum anderen verbreiten nicht „soziale Netzwerke“ „kostenlose Nachrichten“ (das tun Nachrichtenseiten) sondern deren Nutzer. Und oft genug auch nicht an jedermann, sondern an ihre Kontakte.

Entsprechend finden sich im Text weitere Halbwahrheiten wie diese:
„Jemand, der im Netz Informationen verbreitet, hat anders als ein Innenminister in der Regel keinen Ruf zu verlieren, ist meist anonym unterwegs und muss nicht einmal offenlegen, ob er Interessen vertritt.“

Gern würde man ja wissen, ob das vierköpfige Autorenteam eine Studie vorliegen hat, aus der hervorgeht, dass die meisten, die im Netz „Informationen verbreiten“, anonym arbeiten. Ich bestreite das nämlich mal. Viele sind unter ihrem Namen aktiv, eine große Menge synonym – und diese Synonyme lassen sich meist leicht entschlüsseln und die Personen dahinter kontaktieren. Wenn man denn wollte. Und kundig wäre.

Aber das Internet hat halt Schuld zu sein. Dass es gerade klassische Medien waren, die Grenzen des Geschmacks hinter sich gelassen haben, mag kaum jemand aus deren Reich diskutieren. Stefan Niggemeier hat ein paar hübsche Beispiele gesammelt, heute entpuppte sich auch noch die Behauptung, Tim K. sei als „JawsPredator1“ bei Myvideo registriert als vermutlich falsch. Und wo wir bei K. sind. Unter anderem folgende Medien haben den vollen Namen des Täters verwendet, ohne Rücksicht auf seine Familie: „Spiegel“, „Süddeutsche Zeitung“, „Berliner Kurier“, „Focus“, „Neue Züricher Zeitung“. Ach ja, Winnender und „W&V“-Chef Jochen Kalka berichtet:
„Schülern wurde gegen Cash diktiert, was sie vor laufender Kamera sagen sollten. Auch der Satz „Tim wurde von seinen Mitschülern gemobbt“, soll gekaufte Filmware gewesen sein. Andere Schüler wurden, ebenfalls gegen ein Entgeld von 20 bis 100 Euro, gebeten, Blumen oder Kerzen abzulegen und sich dann weinend zu umarmen.“

Nein, das waren keine Hobbyfilmer, die ihre Werke auf Youtube oder Facebook ausstellten, womit wir wieder bei „Digitalen Wahrheiten“ wären. Vor einigen Monaten fing ich mir heftige Kritik ein, als ich mich fragte, ob Journalisten nicht viel stärker in all diesen Web-Diensten unterwegs sein müssten. Seit Winnenden ist für mich diese Frage endgültig geklärt: Sie müssen. Um sich Kompetenz zu erarbeiten. Das Internet kann in den Momenten einer solche unübersichtlichen Lage ein immens hilfreiches Instrument sein. Aber man muss es beherrschen können, man muss sich an die jeweils relevanten Informationsflüsse andocken können. Dann wäre auch nicht solch eine Peinlichkeit passiert wie bei der Berichterstattung über die angebliche Amok-Ankündigung von Winnenden. Während die „FAZ“ wenigstens Zweifel anmeldete, ob der Echtheit, baute die „Süddeutsche Zeitung“ gleich mehrere Geschichten auf dieser Falschinformation auf – obwohl am Nachmittag vor der Veröffentlichung Zweifel angebracht waren.


Kommentare


Wittkewitz 16. März 2009 um 17:06

Nun, es scheint ein bestimmtes Interesse nach Nebenkriegsschauplätzen zu geben, dass in diesem wie in vielen anderen Fällen aus ökonomischen und psychologischen Motiven gespeist wird.

Zum letzten: Katastrophen stellen die menschliche Vernunft vor die völlig unaufgeklärte Alternative, ist das verständlich oder nicht? Diese Fragstellung impliziert jedoch schon ein derart hohe Reflexionsfähigkeit, dass sie nur für wenige zugänglich ist. Es gibt viele Gründe, an die Omnipotenz des Verstandes und der Vernunft bei der Welterklärung zu GLAUBEN. Die Bodenlosgikeit in die viele Menschen fielen, würden sie solche Katastrophen als Anlaß nehmen, das Unerklärbare anzuerkennen, kann schwere seelische Krisen auslösen und hemmt viele Menschen, den Anteil der menschlichen Existenz an solch nicht-mentalen Zuständen langfristig in ein asymptotisch Verhältnis zu setzen. Schlicht ausgedrückt: Sie verdrängen die Möglichkeit unerklärbarer Verhältnisse.

Im ersten Fall und unter der Maßgabe, die Katastrophe ist erklärbar, wäre aus Expertensicht zunächst zu überprüfen, ob dieselben vermeintlich “leichten” Medikamente (Psychopharmaka heißen sie ja nicht, sie gelten eher als kleine Stimmungsaufheller bzw. stimmungstonisierend) eingesetzt wurden, die auch in anderen Staaten der Welt aus “normalen” Menschen mit leichten seelischen Problemen, Amokläufer im großen oder familiären Kreise machten. Es gab dazu neulich bei Frontal21 einen Beitrag über seltsame Selbstmorde bei denen nicht selten auch Angehörige oder Unbeteiligte zu Tode kamen.

Da aber die Zulassung dieser Medikamente in Deutschland lange verwehrt oder stark eingeschränkt war, und nun seit kurzem ein massiver Trend zur Verschreibung solcher vermeintlich harmloser Medikamente zu verzeichnen ist – ich lasse mal das Thema Kinder und Psychpharmaka bewußt aus diesem Satz raus, bitte aber das besonders selbst zu recherchieren – ist grundsätzlich ein ebenso starker Anstieg solcher Taten vorhersagbar. Es scheint also ein großes Interessenspaket zu geben, das jeder in die hohle Hand bekommt, der viele Fährten in andere Richtungen legt.

Beide Ansätze, der rationale und der irrationale sind extrem unbequem und erfordern eine Einstellungsveränderung auf basaler Ebene. Beides ist nicht erwünscht. Deshalb sind die Fragen der Journalisten nicht Ausdruck schlechter journalistischer Arbeit sondern einfach der naive Wunsch nach mentalen Gestellen, die sowohl die soziale wie auch die persönliche Fassade in bester Cilit-Bang-Manier rein halten von allem nebulösem oder – im Fall der Medikamente – von allem intentional Bösen, das der Kapitalismus als Bestaller der politischen Kaste inauguriert. Der Journalist kann nicht die Grundordnung der Macht, die dort herrscht, in Frage stellen, ohne sich selbst der Lächerlichkeit preiszugeben. Die Lächerlichkeit, die die menschliche Existenz erfordert, will offenbar keiner auf sich nehmen. Denn die erforderliche professionelle Überempfindlichkeit. Eine Eigenschaft, die man den meisten Journalisten nicht nachsagen kann.

Wer lange in der Schule und in der Uni oder dem Volonteriat Gehorsam geleistet hat, wird diesen nicht für eine Story an den Nagel hängen, von der er weiß, dass sie in 3 Monaten vergessen ist…

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Florian A. 16. März 2009 um 17:08

Ein sehr interessanter und (jedenfalls meiner meinung nach)korrekter Artikel.

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satyasingh 16. März 2009 um 17:16

auch von mir. gratulation für den artikel.
mir fehlt das hinterfragen, was all die jahre in dem elternhaus von k. vorging (kümmerung, liebe, gespräche, unternehmungen…?)

nun also sucht man schuld. das ist ja das zentrale thema in unserer gesellschaft. schuld. das internet ists nun. killerspiele, auch die.

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Floyboy 16. März 2009 um 17:24

Zur Nomenklatur von Tim K.: Die SZ hat ja noch einen eigenen Kommentar gebracht, wie Tim K. denn nun wirklich heiße – ausgeschrieben oder abgekürzt? – obwohl sie tags zuvor noch seinen kompletten Namen ausgeschrieben haben.

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Christian Kirchner 16. März 2009 um 17:35

Mensch Thomas, ich klick hier schon den ganzen Tag total nervös auf der Reload-Taste herum und warte auf die Stalinorgel. Und was dann? Gesamturteil: \“Problematisch\“ plus zwei, drei kleine Spitzfindigkeiten… Spitzenhammermäßiges Lob würde Dieter Bohlen das wohl nennen. Oder heute knapp mit der Zeit? Anyway ich hätte ja zu einer Sache doch ne Nachfrage: Inwiefern hat denn das Internet am 11. September die Nachrichtenlage noch viel mehr bestimmt als heute? Wenn es ein Ereignis gab, an dem man gefälligst stundenlang vor der Glotze sitzen musste und die wahrscheinlich mächtigsten Bilder in Jahrzehnten gesehen hat, dann ja wohl der 11. September. Da gab\’s ja die Laufbänder gleich dazu. Oder konte man sich auch im IRC-Chat oder Internetforen beschreiben lassen, was da gerade in New York vor sich ging?

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Thomas Knüwer 16. März 2009 um 17:44

@Christian Kirchner: Man muss auch mal dosieren können. Der 11. September war theoretisch ein Tag für den Fernseher. Praktisch aber waren die Europäer im Büro, als es passiert. Viele versuchten damals zum ersten Mal per Web auf dem Laufenden zu bleiben – denn nur die wenigsten Arbeitgeber haben ein TV-Gerät bei der Hand. Zum ersten Mal wurde damals das Netz zum wichtigsten Informationsmedium, auch wenn jener Bereich, den man Web-2.0-User-Generated-Schnickschnack nennen kann, so stark wie heute noch nicht existierte.

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Valmont 16. März 2009 um 17:46

Sehr interessanter, tiefgründiger Kommentar von Wittkewitz. Besser als all das, was bislang zu diesem Thema geschrieben wurde, weil eben nicht an der Oberfläche der Ursachenebene gekratzt wird.
Der letzte Satz trifft den Nagel auf den Kopf.

Professionelle Überempfindlichkeit und der Wille sich den komplexen Problemen zu öffnen und das Geschehene zu reflektieren wird benötig, um den Dingen auf den Grund zu gehen. Davon sind journalistische Texte leider in 98% aller Fälle weitestgehend entfernt. Letztlich darf und kann man von Seite der Journalisten nicht zu viel erwarten, schon gar keine \“Aufklärung\“, die über ein gewisses Niveau nicht hinausgeht und gehen kann, weil es dazu bestimmter – auch persönlicher – Eingeständnisse bedürfte, die weder der Arbeitgeber noch die Leserschaft, noch die Gesellschaft anerkennen würden. Darum wird nach einfachen, wiederkehrenden Verhaltensmustern des Täters gesucht, die man der Tat und deren Umständen leicht beimischen kann. Dies gipfelt dann immer (wieder) in Forderungen von Politikern, die – anstatt sich der Realität zu stellen und diese zu ergründen – populistisches Gedankengut in Form von schnellen Verboten verbreiten – dargestellt als Allheilmittel für eine kranke Menschheit. Es ist bequemer und einfacher so. Aber wer zu den wenigen gehört, die selber nachdenken und nicht andere für sich denken lassen, wird für sich selbst schneller auf tatsächliche Ursachen und Hintergründe stoßen, als es Journalisten, Medien und Politiker für den Hype einer Geschichte, die in 3 Monaten wieder vergessen sein wird, leisten können UND wollen. Medien und ernsthafte Diskussion sind zwei Dinge, die sich für mich gegenseitig ausschließen. Sie können nur Denkanstöße liefern, sie brauchen solche Geschichten, wie die Bienen den Honig. Sie sind aber keine Wissenschaftler und werden auch nicht bezahlt Dingen langfristig nachzugehen. Das vor Augen, möge jeder im Bekanntenkreis oder grundsätzlich mit Gleichgesinnten darüber sinnieren – das führt vielleicht zu einer gesellschaftlichen Diskussion, die dringend notwendig ist, an deren Ende im idealfall ein verändertes Handeln stehen sollte. Sonst war alles umsonst, das Reden hat uns nicht weitergebracht. Verbote leider auch nicht. Politiker erst recht nicht, auf die kann man nicht setzen/warten.

Letztendlich kann man es nur selber anders machen und auch so weitergeben. Was bleibt ist Hilflosigkeit und die Frage, wie man sich angesichts solcher Szenarien noch schützen kann. Wahrscheinlich gar nicht. Eben darum braucht es eine viel stärkere Diskussionskultur in Deutschland, die leider – was nicht-oberflächliche Themen betrifft – aufgrund von vorgelebtem Egoismus, Selbstinszenierung, einer nicht vorhandenen Erziehung, dem Fehlen jeglichen gegenseitigen Respekts, Vertrauens und Bewusstseins und einer Verkommerzialisierung der Kinder und Jugendlichen von Seiten der Gesellschaft, aber insbesondere der Medien (!) – völlig abhanden gekommen ist.

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Sebs 16. März 2009 um 18:00

Das ist doch an allen Seiten das gleiche. Jeder erfindet gründe wieso er NICHT schuld sein sollte.

1. Die Medien, die schon Jahrelang keine zeitung mehr für junge Leute machen.

2. Die Politiker, die seit Jahren die Ausbildungsetats zusammenstreichen, mit hinweis auf sparkram.

3. Die Lehrer, die imemr auf ihr schlimmes Schicksal mit Schülern hinweisen die ja jetzt so verroht aus dem Elternhaus kommen.

Wie wäre es denn wenn ALLE beteiligten mal die Schuld ZUERST bei sich selbst suchen würden?

Ich habe die Schnauze jedenfalls gewaltig Voll von der Berichterstattung der Medien und der Sau Killerspiele die da gleich wieder durchs Dorf getrieben wird.
Am Ende bleibt mir nur der Hinweis das gerade sog. Killerspiele ab 18 freigegeben sind udn somit ein Großteil der Konsumenten solcher Spiele auch im wahlfähigen Alter sind.

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Ponscho 16. März 2009 um 18:57

Es gibt da ein tief-blicken-lassendes Interview von Schäuble kurz nach dem Amoklauf, wo sich Schäuble sinngemäß so äußert: \“Er sehe keinen Sinn darin, die Waffengesetze noch weiter zu verschärfen. Eher würde er eine stärkere Kontrolle des Internets für sinnvoll halten\“ Aha! Der Schützer der Jäger und Sportschützenvereine hat hier gesprochen. In den Interviews danach hat er sich schon vorsichtiger ausgedrückt. Aber vor dem Hintergrund der jetzigen Faktenlage sollte man ihm dieses Interview nochmal vorhalten, von wegen auf dem einen Auge blind.

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Freggle 16. März 2009 um 22:20

Auch sehr passender Eindruck der letzten Tage: http://www.hanno.de/blog/2009/guten-abend-meine-damen-und-herren-sie-sehen-die-abendnachrichten/

Irgendwie fällt diese ganze Diskussion und diese mediale Unfägigkeit der Akteuere bei mir mittlerweile schon unter \“Fremdschämen\“ … Traurig, traurig.

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Sam 16. März 2009 um 23:45

Ich hab in meiner Schulzeit ein paar Jahre systematisches Mobbing miterleben dürfen, und kann Tim K.\’s Reaktion daher ehrlich gesagt gut nachvollziehen.

Wenn man lange genug gemobbt wird, möchte man irgendwann einfach nur noch zurückschlagen. Egal gegen wen, egal womit.
Am stärksten gegen jene, die, die nicht verstehen, die solchen Mist wie \“wir wurden früher auch gemobbt und sind trotzdem nicht Amok gelaufen\“ von sich geben.
Das schlimme am gemobbt werden sind nicht die Täter. Es sind die, die drum herum stehen, und so tun als wäre das nichts schlimmes.

Die, die nicht verstehen, warum jemand, der nur \“harmlos\“ geärgert wird, irgendwann schreit und um sich schlägt.

Und um sich schießt, wenn er eine Waffe findet.

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meistermochi 17. März 2009 um 2:27

[…]unterscheidet ihn von ihm? Welche Erfahrungen machen aus einem kauzigen Typen einen witzigen Stranger (meiner Meinung nach später mal erfolgreicher Animationsfilmer oder so) oder einen tötenden Stranger (de facto jetzt tot)? Und kann man das eigentlich verhindern? Nein. Natürlich[…]

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BaumJo 17. März 2009 um 22:52

Dass hier viele Erklärungsversuche scheitern wundert mich nicht, denn hier ist nach meiner Ansicht das Problem in unserer Gesellschaft und dem Verhalten gegenüber unseren Kindern und unserer Zukunft zu suchen.
Kinder werden bei uns nur als lästiges Beiwerk (nicht bei allen) betrachtet. Sie erhalten die schlechtesten Busse, immer mehr Hilfslehrer müssen an den Schulen aushelfen, Kinderspielplätze werden als Lärmquelle eingestuft, usw. Dann nach der Schule geht es weiter, welcher Lehrling wird als Facharbeiter nach seiner Lehre übernommen, welcher Student muß nicht ewige Praktikanten und Traineschleifen drehen, usw. Welche Familienangehörigen (Verwandte) unterstützen die Kinder bei banalen Altagsproblemen. Da ist es nicht verwunderlich das hier ein Ausraster mal zu tage tritt, nach meienr Ansicht sind noch mehr Boben die jederzeit hochgehen können versteckt.
Doch unsere Politker können vor lauter Getöse über Weltpolitik nichtg die einfachsten Gesellschaftsprobleme lösen, geschweige denn die mit aller Macht herbeigeführte Finanzkriese.

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POK 18. März 2009 um 17:28

Sind wir doch mal ehrlich! Auch in den Medien geht es darum Geld zu verdienen. Ist natürlich selbstverständlich. Wer die Schlagzeile zuerst bringt ist der mit der höheren Auflage. Zumindest habe ich das Gefühl dass das die Denkweise in den Redaktionen ist. Natürlich ist es schwierig wenn man solange warten muss bis gesicherte Informationen vorliegen. Da kann man schon mal auf die ungesicherten zugreifen oder sich mal eben selber ein paar schaffen in dem man etwas Geld locker macht um die Darsteller für herzzerreißende Bilder und Filmszenen zu rekrutieren.
Mir als Endverbraucher von Nachrichten wäre es lieber die Unternehmen die Nachrichten verbreiten würden sich darauf beschränken Informationen ungefiltert und wertfrei zu verbreiten. Denn nur so können sich die Menschen ein richtiges Bild machen.
Da aber leider alle Medien Tendenzunternehmen sind wird das wohl ein Wunsch von mir bleiben der nicht in Erfüllung gehen wird.
Die Medien sind nun mal das Steuerrad der Meinungen im Volk und die Meinungen des Volkes steuern die Politik(er).

Ich stimme Ihnen zu wenn Sie sagen dass das Internet ein hilfreiches Instrument ist mit dem man sich Informationen beschaffen kann. Doch ist es das auch für Journalisten? Ich glaube nicht. Von Journalisten erwarte ich dass sie Informationen in das Internet stellen und nicht die Nachrichten und Berichte von Anderen wiederkäuen.

Das beste Beispiel ist die wieder losgetretene Debatte über eine Verschärfung des Waffengesetzes. Da wird unter anderem von Vielen gefordert, dass nun unangemeldete Kontrollen der Waffenbesitzer im Gesetz verankert werden sollen.
Diese Möglichkeit der Überwachung / Kontrolle ist jetzt schon möglich. Das weiß man wenn man sich das Waffengesetz anschaut und damit meine ich nicht nur den Einband!
Viele WBK-Inhaber (WBK = Waffenbesitzkarte) sind ebenfalls „Wiederlader“ (d.h. abgefeuerte Patronenhülsen werden wieder geladen) oder „Schwarzpulver-Schützen“. Um das Treibladungspulver / Schwarzpulver erwerben zu dürfen bedarf es der Genehmigung nach §27 Sprengstoffgesetz. Mit dieser Genehmigung geht die Einschränkung des Grundrechtes auf die Unverletzbarkeit der Wohnung einher!
Der Inhaber einer solchen Genehmigung kann also jeder Zeit mit unangemeldetem Besuch rechnen!
Davon hört man in den Medien kaum etwas!

Eine Frage hätte ich noch an Sie:
Warum sollten die im Haushalt befindlichen Schusswaffen und Munition ehr ein Problem darstellen als das spielen von z.B. Counter Strike?
Meinem Erachten nach ist weder das Eine noch das Andere für die Tat verantwortlich.
Der Vater gehört für die Missachtung geltender Gesetze was die Lagerung von Waffen angeht strengstens bestraft!
Doch finde ich es seltsam das die Leute so viel Angst vor legal besessenen Waffen haben aber diese Angst nicht von den über 20 Mio. illegaler Waffen in Deutschland ausgelöst wird…

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hanna 18. März 2009 um 18:49

Ein sehr interessanter Artikel, mit dem ich größtenteils übereinstimme. Dass es Vertreter der Medienwelt gibt, die ohne Skrupel Namen veröffentlichen oder Leuten Geld für Aussagen vor der Kamera geben, ist ja wohl nichts Neues mehr. Ein bekanntes deutsches Klatschblatt bezahlt Leuten Geld, um an Fotos von Opfern zu kommen, egal ob die Familie des Opfers dieses Foto dann am nächsten Morgen in der Zeitung sieht. Es gibt tausende von diesen Beispielen.
Dass Journalisten das Internet intelligenter nutzen sollten, steht außer frage. Nur, ob sich jemand diese Mühe macht? Manche Skandalgeschichten, auch wenn es Fehlmeldungen sind, bringen mehr Geld, als die Wahrheit. Das muss jedem, so traurig es ist, klar sein. Von daher ist es wohl zu bezweifeln, dass sich mehr als eine handvoll seriöse Journalisten mit dieser Thematik auseinandersetzen.

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Weltreiselust 19. März 2009 um 11:46

Falsche Korrellation.
Waffennarren mit Gewaltphantasien spielen Killerspiele….Überraschung. Aber warum sollten jetzt Killerspiele zu Amokläufen führen?

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Valmont 19. März 2009 um 17:25

Der Richtigstellung halber dieses peinlichen, aber wohl eher unüberlegten Kommentars über mir wegen:

Natürlich stimmt die Korrelation nicht.
Aber gleichzeitig zu schreiben:

\“Waffennarren mit Gewaltphantasien spielen Killerspiele\“

zeugt von mindestens genau so wenig Vorüberlegung und Wissen. Wie kann man sowas ernsthaft denken und auch noch behaupten???!!! Sowas bringt mich echt auf die Palme.

Scheint als ob die Mehrheit völlig ahnungslos ist was Computerspiele jeglicher Art, insbesondere Shooter angeht; um mal nicht dieses überzogene Medien-Unwort \“Killerspiele\“ zu benutzen, was ich persönlich absolut unpassend finde, weil es eine extrem negative Wertung dieser Art von Spielen impliziert und der Allgemeinheit im schlimmsten Falle suggeriert (Entschuldigung, es SOLL! ihnen dies ja suggerieren), dass hier eine Bande von Halbwüchsigen zu Schlächtern und gewalttätigen Verrückten umerzogen würde, die dann wie könnte es anders sein Amok läuft.

Bevor man alle Computerspieler und explizit jene von Shootern in den Dreck zieht, sollte man mal überlegen. Millionen von Jugendlichen und Erwachsenen spielen solche Spiele. Diese Menschen sind zum Glück bis auf ein paar wenige Ausnahmen, die es immer geben wird, in der Lage zwischen der Realität und der virtuellen Welt zu unterscheiden, wenn sie ein Pixelmännchen mit einer Pixelwaffe erschießen. Wer also so etwas schreibt, sollte auf Rufmord verklagt werden, nicht zuletzt weil im gleichen Satz auch noch all diesen Spielern unterstellt wird, dass Sie Gewaltphantasien hätten. Gleichzeitig werden so Gewaltphantasien als etwas Annormales dargestellt. Gewalt gibt es nicht erst seit Bestehen der Menschheit und wer die letzten 10.000 Jahre mal verfolgt hat, wird feststellen, dass Gewalt schon immer Teil des menschlichen Handelns war. Heute schon die BILD gelesen?
Jetzt müssen harmlose Computerspieler, die solche Spiele vor allem aus taktischer Hinsicht und dem Sich-Messen-Mit-Anderen sehen, als Schuldige für das Versagen einer ganzen Gesellschaft herhalten. Mein Gott wie erbärmlich sind all jene, die sich sowas auch noch einreden können. Fangt endlich mal an zu denken, bevor ihr gestorben seid.

Wenn man keine Ahung hat, einfach mal….usw.

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lupe 19. März 2009 um 19:14

Ich bin so froh, dass wenigstens der Indiskrete schrieb: \“Die Morde von Winnenden\“

Genau, ich habe nichts gelesen, was für einen Amoklauf sprechen würde. Alles deutet auf einen Massenmord hin. Und genau so schreibe ich es auch.
Danke!

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realien 24. März 2009 um 12:26

…\“Manchmal sind Erklärungen schwer zu finden. Erklärungen für ein so unerklärliches Vorgehen wie das des Mörders von Winnenden\“…

Die Erklärung, dass eine fehlende christliche Lebenseinstellung dazugehören könnte, wird ausgeklammert, will man nicht wahr haben, warum ?

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Michael Finkenthei 24. März 2009 um 19:03

@realien: weil eine christliche Lebenseinstellung genausowenig fehlen kann wie eine muslimische, hinduistische oder laizistische. Was da gefehlt hat, waren schlicht Hirn und Skrupel.

… und als nächstes diskutieren wir das Verbot von Milch – weil ja wohl jeder halbwegs üble Typ schon mal welche getrunken hat.

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eder 27. März 2009 um 10:48

\“Killerspiele\“, Internet, Mobbing… Der Auslöser ist in dem Fall doch zweitrangig. Will den Leidensdrúck dieser Jugendlichen nicht runterspielen, aber: Ohne die so dermaßen leicht zugängige Waffe, wäre diese Tat nicht möglich gewesen.

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Ariel Saphiri 29. März 2009 um 9:57

Herr Thomas Knüwer,

Sie haben weder KENNTNIS, WISSEN, noch Vorstellung über Lernvorgänge des menschlichen Hirns.

Dieses reagiert nicht viel anders als bei allen Lebewesen, die mit Konditionierung zu besonders schnellem Lernen verleitet werden können.

Ein Freund des Amoklauf-Täters von Winnenden hat bestätigt, dass er beobachten konnte, wie der spätere Amokläufer bei dem Spielen der Killerspiele besonders aggressiv wurde.
Also eine intensiv emotionale Reaktion!
Das einzige Mittel um schnell und besonders nachhaltig zu lernen ist eine Emotionalisierung bei einer Tätigkeit.

Herr Schäuble und viele andere, speziell Wissenschaftler, die sich mit Lernvorgängen sinnvoll forschend befassen, haben Recht.

Wer selbst Vorteile von Killerspielen hat, der wird sich auch mit noch so dümmlichen Äußerungen dazu mitteilen. – Der Handel hat immer Vorteile mit welchem überflüssigen Mist auch immer, natürlich auch mit Waffenhandel!

Um eine Waffe gegen Menschen zu richten, dazu gehört eine intrinsiche Bereitschaft. Die wird nicht dadurch erzeugt, weil man Zugang zu einer Schusswaffe hat. Die Waffe ist da nur Mittel zum, Zweck.

Man kann auch ein Gift kaufen – überall erhältlich – und ein mit Kindern überfülltes Schwimmbecken kontaminieren. Das Mittel zum Zweck ebenso wirksam darstellbar.

Nur, um dies zu tun zu können, dazu gehört, sein Urgewissen kaputt machen lernen, z.B. mit Killerspielen oder ähnlich wirksamen Eindröselungen.

Ich nutze die Buchstaben als Mittel zum Zweck, diesen Beitrag zu schreiben.
Auch wenn mir diese Buchstaben zur Verfügung stehen, auch diese Kommentartafel hier als günstiges Hilfsmittel, so würde ich ohne innere (intrinsiche Motivation)emotionale Beteiligung nicht diesen Beitrag schreiben. Die Gleichgültigkeit vieler Menschen schützt die Zeitung hier vor zuvielen Kommentaren!

Nur die innere Motivation bewegt bestimmte Menschen, diese Zeitug zu lesen, und dann auch noch einen Beitrag zu schreiben. Selbst wenn sie gelernt hätten, jeden Tag Beiträge zu schreiben, so gehört zu einem bestimmten Thema zu schreiben immer eine bestimmte innere Motivation.

Es ist bestimmt nicht die Waffe speziell daran schuld, dass es zu diesem Amoklauf in dieser Art kam.
Der Täter könnte sich einen mit Kindern vollbesetzten Schulbus kapern und damit von einer der Schnellstrassenbrücken zwischen Winnenden und sonstwo stürzen. Der Effekt wäre gleich groß, er hätte die Titelseiten der Zeitungen in aller Welt für sich allein.
Hoffierte Täterkultur! Das ist auch ein Mittel zum Zweck!

MfG Ariel
Saphiri

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Tanja Vosswinkel 18. Oktober 2009 um 23:51

Kennen Sie schon den Vortrag von Andreas Hauss und die 168 Seiten Analyse über Winnenden?
Wenn nicht, hier die links…. schwer zu glauben, dass es Tim war, nachdem man das gelesen hat.

http://www.youtube.com/watch?v=gf81pPf5KWA

http://www.fileuploadx.de/181093

Und die Internetseite von Herrn Hauss
http://www.medienanalyse-international.de/ergaenzendzuwinnenden.html

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