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Noch vor einigen Jahren hätte der gemeine, werktätige Germane sich die Vereidigung des US-Präsidenten zusammengefasst in „Heute“ oder „Tagesschau“ betrachten können – das wars. Dann kamen die ersten Live-Übertragungen und nun das Internet.

So werden in diesen Minuten auf zehntausenden, vielleicht gar hunderttausenden deutschen Büro-Computern die Live-Bilder aus Washington zu sehen sein – wenn der garstige Großadministrator des Firmennetzes nicht Streaming von der Firewall blockieren lässt.

Wer CNN als Quelle seiner Bilder nutzt, der bekommt ein Stück Zukunft geliefert: die Verschmelzung von gesendetem Bild und Kommunikation – die Wiedergeburt des Bildschirms als Lagerfeuerersatz. So sieht derzeit mein Monitor aus:

CNN liefert nicht nur Live-Bilder aus mehreren Quellen, sondern verbindet diese mit Facebook. Ich kann also einerseits sehen, was meine Kontakte dort gerade schreiben. Andererseits sehe ich die Statusmeldungen aller Facebook-Mitglieder, die gerade ebenfalls die Übertragung sehen – weltweit.

Wer parallel zu Sendungen wie „Ich bin ein Star…“ oder „Deutschland sucht den Superstar“ einen Blick in Twitter wirft, dem wird klar: Noch immer wollen sich Menschen über Fernsehen austauschen, das sie packt. Nur ist nicht mehr die heimische Glotze jenes Lagerfeuer, um das sich die Familie versammelt. Denn längst gibt es eben nicht mehr jenes tradierte Bild von Mama, Papa, Kinder, das sich im Wohnzimmer trifft.

Heute tauschen sich die Menschen mit all jenen aus, die sie kennen. Und das ist nicht mehr beschränkt auf die physische Anwesenheit oder das Telefonat mit einer Person – alle können heute mit dabei sein.

Facebook ist dabei ein gut gewählter Partner für CNN. Einerseits, weil das Netzwerk global Mitglieder hat. Andererseits, weil es so möglich wird auszumachen, wer gerade die Übertragung schaut.

Und noch eine kleine Medienrevolution gibt es rund um die Vereidigung. Sie ist kleiner, aber doch interessant. Stern.de hat ein Video über das Weiße Haus produziert. Das Filmchen begeistert mich nich so wie Turi2. Doch in einem Punkt erschüttert es ein wenig die Verlagswelt. Es ist nämlich einbindbar. Und damit ist Stern.de eine große Ausnahme unter deutschen Verlagen. Die meisten verstecken und hamstern ihre Filme – was genau kontraproduktiv ist.

Stern erlaubt es, sein Video überall zu verteilen – Werbung inklusive. Ein absolut richtiger Schritt, an dem sich andere Verlage ein Beispiel nehmen sollten.


Kommentare


Ponscho 20. Januar 2009 um 16:37

Nur, mich interessiert Obama nicht! Überall, wo ich \’ne Seite aufmachen Obama, Obama Obama. Ich kann es nicht mehr sehen. Sollen die Amis doch austicken vor künstlich – mit Millionen-Etat – induzierter Begeisterung. Ich bin nicht begeistert. Und wenn SpOn und andere Gossenmedien sich das noch so sehr herbeiwünschen, weil man gerade billig an Filmchen zur Inauguration herankommt. Ich will den Scheiß nicht sehen. Hey Medien, tickt ihr noch richtig. Das Internet ist heute – gerade heute – Grotten langweilig. Nirgends scheint jemand von den Medien richtig zu arbeiten. Sitzen wohl alle am Obama-Lagerfeuert und twittern sich gegenseitig zu?

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Florian Treiß 20. Januar 2009 um 16:39

\“Embedding ist eines der Features, das ganz oben auf unserem Wunschzettel für 2009 steht.\“

Spiegel-Online-Chef Wolfgang Büchner am 19.12. zu turi2

Wär schön, wenn es wirklich bald so kommt.

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Florian Treiß 20. Januar 2009 um 16:41

Hmm, irgendwie ist der Link zum Büchner-Interview gerade nicht mit durchgerutscht:

http://update2.blog.de/2008/12/19/spiegel-online-zweinullige-weihnachtsoffensive-5244654

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Martin B. 20. Januar 2009 um 16:45

Danke für den Link. Ich hätte es fast verpennt vor lauter Arbeit.

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stefan niggemeier 20. Januar 2009 um 17:14

\“Noch vor einigen Jahren hätte der gemeine, werktätige Germane sich die Vereidigung des US-Präsidenten zusammengefasst in \’Heute\‘ oder \’Tagesschau\‘ betrachten können – das wars. Dann kamen die ersten Live-Übertragungen…\“ Mit Verlaub, das ist Unsinn. Live-Übertragungen gibt es seit Jahrzehnten im Fernsehen, sie haben das Fernsehen groß gemacht. Die Krönung von Queen Elizabeth II. vor 55 Jahren haben auch \“die Germanen\“ nicht als Zusammenfassung gesehen, sondern live. Zur Mondlandung hat die ARD nächtelang live gesendet.

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Thomas Knüwer 20. Januar 2009 um 18:43

Aber wenn ich mich recht entsinne, wurde die Vereidigung des US-Präsidenten nicht immer live übertragen, oder? Und die meinte ich damit…

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Jochen Wegner 20. Januar 2009 um 20:22

Danke für den Hinweis, haben wir vorauseilend umgesetzt 🙂

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Yetused 20. Januar 2009 um 22:20

Danke für das Wort \“Vereidigung\“ im Titel. Die meisten wissen wohl schon gar nicht mehr was \“Inaguration\“ auf deutsch heißt.

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stefan niggemeier 20. Januar 2009 um 23:01

@Thomas: Naja, das ZDF hat sowohl die erste Amtseinführung George W. Bushs 2001 als auch die Bill Clintons 1993 live übertragen. (Ältere Daten habe ich leider nicht.)

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paul 21. Januar 2009 um 2:28

@Ponscho ich glaube gerade twitter hat gezeigt, dass diese begeisterung nicht künstlich induziert war. Im gegenteil, mir kam das sogar ziemlich echt vor. verstehen kann ich es zwar auch nicht wirklich, aber hey – bin ja auch kein amerikaner.

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