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Es gebührt ein Wort des Dankes. Für einen, der macht und nicht lang debattiert: ARD-Programmdirektor Volker Herres.

Am vergangenen Donnerstag stand er vor einer schweren Wahl. Um 20.15 Uhr hätte er einen „Brennpunkt“ zu den Anschlägen in Bombay senden lassen können. Doch das hätte die Verleihung des Bambi verschoben, jenes Medienpreises, der angesichts seiner durch eine hochkarätige Jury in tagelangen Ausleseprozessen ermittelten Sieger, eine besondere Aufmerksamkeit verdient.

Herres entschied sich gegen einen „Brennpunkt“. Damit bewies er ein erstaunliches Polit-Gespür. Immerhin geht es hier nicht allein um das Verteilen designtechnisch fragwürdiger Statuetten. Nein, dies ist auch eine nicht zu unterschätzende Subvention des Staates – in Gestalt seiner öffentlich-rechtlichen Anstalt ARD. Ohne großes Gemucker wird hier ein notleidendes Medienhaus mit Sachleistungen unterstützt – Hut ab, vor so viel Hilfsbereitschaft.

Und schließlich sprach Herres auch noch wahre Worte. Ein „Brennpunkt“ hätte zu diesem Zeitpunkt – also rund 24 Stunden nach Beginn der Angriffe – nichts berichten können, was über die eigentliche Nachrichtenlage hinausgegangen wäre. Ja, das ist echte Selbsterkenntnis. Da würde mancher doch denken: „Möönsch, die ARD, die kann mir das Geschehen einordnen, kann darlegen, was passiert ist, so ne öffentlich-rechtliche Redaktion, die erklärt mir jetzt die Welt.“ Nein, Volker Herres hat es gezeigt: Die ARD kann das nicht mehr. Sie ist besser aufgestellt in Sachen Bambi-Übertragung.

Danke, Volker Herres. Sie sind ein Medien-Held.

Nachtrag vom 8.1.09: Ja, so ist sie die Qualitäts-Anstalt (Betonung auf Anstalt) ARD. Kein Brennpunkt zu Bombay – aber einer zum Winter.


Kommentare


Uwe 1. Dezember 2008 um 12:02

Das gleiche hab ich mir gestern auch gedacht, als ich den Artikel bei SpOn gelesen habe… Was für ein Armutszeugnis.
Sehr skurril fand ich auch die Stelle, in der er erklärt, dass sich durch einen Brennpunkt ja die Tagesthemen verschoben hätten, was ja auch doof gewesen wäre.

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Andre 1. Dezember 2008 um 13:57

Sägt er mit solchen Entscheidungen nicht an der Grundlage der gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Sender, die das ja immer mit ihren guten und aktuellen Nachrichten und dem Qualitätsjournalismus begründen?

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Schnutinger 1. Dezember 2008 um 15:01

😀 Schön auch die Begründung, die Tagesschau hätte ja schon 5 Minuten länger gedauert. Das ist mal ein Argument!

Gibt auch ein Netzkabarettchen dazu von mir, das muss man einfach kommentieren, in der Tat 😉

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Tommy 1. Dezember 2008 um 16:02

Jau, da hat der Herr Herres sehr viel mit dem Herrn Knüwer gemein.

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Marc 1. Dezember 2008 um 16:17

\“Ein \“Brennpunkt\“ hätte zu diesem Zeitpunkt – also rund 24 Stunden nach Beginn der Angriffe – nichts berichten können, was über die eigentliche Nachrichtenlage hinausgegangen wäre.\“

Weswegen die ARD bei der nächsten Hoheiten-Hochzeit darauf verzichtet, das gleiche wie ZDF und Phoenix zu senden? Juhee.

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Marc Behrends 2. Dezember 2008 um 8:28

Mit Verlaub, aber Herres hatte Recht. Die Nachrichten hat die verlängerte Tagesschau abgedeckt, Hintergründe gab es noch keine, Analysen zu diesem Zeitpunkt wären Glasperlenspiele gewesen.

Wenn es nichts zu sagen gibt, soll man auch dazu stehen und nicht Sendezeit mit sinnlosen Liveschaltungen verbrennen.

Seit dem Golfkrieg von 1991 und der damaligen CNN-Berichterstattung glauben Journalisten in aller Welt, sie müssten in Krisenzeiten alles fünfzehnmal live und per Satellit berichten. Das ist Unfug. Nachrichten sind der kleinste Teil des Journalismus, die eigentliche Aufgabe ist die Vermittlung von Zusammenhängen. Und die gab es am Donnerstag Abend noch nicht.

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rebusch 2. Dezember 2008 um 10:08

Ich dresche ja auch gerne mal auf die alten Holz-, Transistor- und braunsche Röhre Medien der öffentlich-rechtlichen Prägung (plus Post, Telekom, Bahn, Microsoft, kath. Kirche etc.) ein. Doch so langsam werde ich den Eindruck nicht los, dass da was genüsslich ritualisiert wird. Völlig unabhängig davon, ob man Rehkitze nun mag, kann ich mich nicht wirklich entsinnen, dass selbst SpOn (was allerdings auch nicht der Maßstab sein sollte!) am Donnerstagabend schon groß berichtet hat – weil\’s vermutlich halt (noch) nicht wirklich was zu berichten gab.
Und, wurde nicht eh eben erst Twitter als die neue Top-News-Sau durchs globale Dorf getrieben… (wo übrigens so mancher \“TV ist ja so boring altmodisch\“-Verfechter locker-flockig live über die Rehverleihungen zwitscherte und eben nicht über das ach so ferne Bombay…)

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Thomas Knüwer 2. Dezember 2008 um 10:25

@Rebusch: Am Donnerstag Abend war alles von von dem Thema. Die Attacken begannen ja am Mittwoch Abend.

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rebusch 2. Dezember 2008 um 10:54

@Thomas Knüwer, @alle: Oh, da habe ich mich wohl im Tag geirrt und nehme den Absatz so natürlich zurück, Entschuldigung! Das ändert aber nichts daran, dass wir uns die Medien, ihre Wirkung und ihren Nutzen immer häufiger nach Tagesbedarf zurechtbiegen und dankbar auf die \“Alten\“ einprügeln.

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