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Vielleicht haben die Beamten des Kartellamtes einen sehr streng geregelten Samstag Abend. Um 20.15 treffen Sie sich vielleicht immer zum Doppelkopf oder Hallenhalma oder bringen die Kinder zu Bett. Bis dahin müssen Sport- und Tagesschau eben gelaufen sein. Und deshalb regieren Sie bis in die Details der Ausstrahlungszeiten der Fußball-Bundesliga.

Nun bin ich auch nicht der Meinung, dass Fußball außerhalb jeder Wirtschaftsordnung stehen sollte. Doch statt mit TV-Zeiten sollte sich die Behörde lieber mit einem anderen Thema im Kick-Geschäft auseinandersetzen: der Abriegelung des Marktes durch DFB und Deutsche Fußball-Liga DFL. Ich mach heute den Siebenhaar. Weil der geschätzte bel-étage-Kollege am Bodensee urlaubt, leitartikelte ich für die morgige Ausgabe gerade das Vorgehen des Kartellamtes in Sachen Bundesliga/TV-Rechte/Sportschau vor 20 Uhr.

Diese Forderung ist für mich ein Unding. Die Argumentation der Kartellhüter: Damit die Zentralvermarktung der TV-Rechte hinnehmbar ist, müssen die Bürger ausreichend an deren Nutzen partizipieren. Und das können sie nur mit einer Ausstrahlung der Sportschau vor 20 Uhr.

Auf zwei Ebenen liegen Kartellis nach meiner Meinung falsch. Zunächst ist der Fußball (und der Sport generell) in einer anderen Konstellation als andere Branchen. Der Sport kann nur funktionieren, wenn die Beteiligten an einer Liga intern miteinander konkurrieren, extern aber zusammenarbeiten.

Die Zentralvermarktung der TV-Rechte bedeutet: Die DFL verkauft die Rechte als Paket. Dies hält das Kartellamt nicht für statthaft, da es sich um ein Kartell handele. Das stimmt. Nur: Es ist auch gut so.

Sportligen sind Monopole im Sinne der Kunden. Welcher Fan würde ernsthaft einen Wettbewerb zwischen mehreren Ligen wollen? In den USA scheiterten immer wieder Versuche, Konkurrenzligen zu bestehenden im Football oder Eishockey zu eröffnen.

Und dieser Liga-Monopolist vermarktet seine TV-Rechte im Paket. Auch das ist gut. Denn würde jeder Club seine Spiele individuell verkaufen, profitierten davon die Star-Vereine wie Bayern München.

Sie würden vielleicht gar so viel Geld absaugen, dass andere Spiele, vielleicht gar Vereine, völlig aus der Berichterstattung fielen. Wer, mit Verlaub, möchte außerhalb von Wolfsburg und Hoffenheim die Partie Wolfsburg – Hoffenheim sehen? Die Folge: Bayern & Co. würden dank Finanzpolster der Liga enteilen, sie würde eine langweilige Angelegenheit.

Und dann ist da noch die Sache mit den Bürgern. Die Beamten sehen ein Volk der familiär gebündelten Sofasitzer, die sich um 18 Uhr vor der Glotze versammeln um den Ergebnissen entgegen zu fiebern. Nur: Heute fiebert niemand mehr. Wer kein Pay-TV hat, verfolgt die Spiele über das Internet im Live-Ticker oder bekommt nach Anpfiff die Resultate per SMS. Und wer sagt, dass die Menschen unbedingt vor 20 Uhr Fußball im Fernsehen schauen wollen?Vielleicht wäre ihnen eine spätere Ausstrahlung lieber? Ohnehin haben sich viele per Videorekorder und Internet unabhängig gemacht von diktatorischen Programmschemata.

Die Frage, welche Sendezeit den Zuschauern am liebsten ist, regelt der Markt. Erinnern wir uns an die ersten Bundesliga-Versuche von RTL vor 20 Jahren: Schnell war es vorbei mit der Vier-Stunden-Sendung. Auch Sat 1 hat die Finger gelassen vom Sendetermin 20 Uhr. Wenn ein späte Ausstrahlung unerwünscht ist, sinken die Quoten und beim nächsten TV-Vertrag somit die Einnahmen. So etwas nennt man „Marktwirtschaft“.

Statt sich also als Fußballhüter des kleinen Mannes zu gerieren, sollte sich das Kartellamt lieber anschauen, ob eine Marktbehinderung innerhalb des Fußballkartells stattfindet.

Der deutsche Fußball nämlich ist auf dem besten Weg einer Marktabschottung. Bisher konnte theoretisch mehr oder weniger jeder Club bis ganz nach oben kommen. Künftig wird das fast unmöglich. Eine dritte, einheitliche Profi-Liga und die Neuordnung darunter zementiert die Klasseneinteilung. Künftig werden nur noch Vereine mit einem mächtigen Über-Sponsor, wie die TSG Hoffenheim, finanzstark genug sein, sich in der ersten oder zweiten Liga neu zu etablieren.

Der erste Grund dafür ist die neue dritte Liga. Sie reduziert die Zahl der zuschauerstarken Derbys und sorgt dafür, dass weniger Gästefans mitreisen. Folge: Sinkende Zuschauereinnahmen und steigende Reisekosten. Sicher, es gibt mehr Fernsehgelder. Doch während die Zweitligisten, die ebenfalls bundesweit spielen, einige Millionen erhalten, sind es für die Drittligisten magere 590.000 Euro pro Verein.

Eine Liga tiefer sieht es ganz anders aus. Vier Regionalligen gibt es künftig, ihre Einteilung macht sie höchst unattraktiv. Nehme wir nur Cloppenburg: Die Mannschaft reist in der vierten Liga bis nach Worms. Das nächstgelegene Auswärtsspiel liegt über 100 Kilometer entfernt.

Noch dazu dürfen in der dritteln und der Regionalliga die Zweitvertretungen der Erst- und Zweitligisten kicken. Die aber verzerren den Wettbewerb, da immer mal der ein oder andere Jungprofi auflaufen darf. Fans bringen sie nicht mit, und ein Zugpferd sind sie auch nicht. Noch ist nicht beschlossen, ob in zwei Jahren mehr als die derzeit vier Zweitvertretungen in die dritte Liga aufsteigen dürfen – dann wäre die Abschottung perfekt.

Denn wer durch den Dschungel aus unattraktiver Liga, unattraktiver Gegner und hohen Kosten durch will, der muss viel Geld mitbringen. Auch für DFB und DFL: Die Anforderungen an die Dritt- und Viertligisten wirken teilweise aberwitzig. Da sind hauptamtliche Geschäftsführer Pflicht. Selbst der TSV Großbardorf muss sein Fans das Spiel über per Video überwachen.

Unter diesen Bedingungen ein finanzielles Polster aufzubauen, um Stück für Stück Richtung Bundesliga zu marschieren, ist so nicht möglich. In ein paar Jahren werden wir ein abgeschottetes Clübchen aus Erst- und Zweitligisten erleben, bei denen die Aufsteiger aus der dritten Liga die gelegentlichen Hofnarren spielen dürfen.

Wer nach oben will, braucht einen Mäzen. Verliert der aber die Lust, stürzt sein Club flott wieder ab. Der Fußball mutiert so immer mehr zu einer Kirmes. Und Kirmes mag zwar lustig sein, doch ihr Herz hängen die Menschen nicht daran. Wenn DFB und DFL nicht umdenken, wird von dem Fußball, den die meisten Menschen – und auch die Sponsoren – so lieben in einem Jahrzehnt nicht mehr viel übrig sein.


Kommentare


ring2 24. Juli 2008 um 16:50

Puuh, was für ein Thema!

Ich nehme die Intervention des Kartellamtes als Wohltat wahr. Sicher, sie ist ein wenig weltfremd, aber das scheint die Meinung, dass zu den \“Beteiligten eines Ligabetriebes\“ auch die Zuschauer und Fans der Vereine, die urbanen und kulturellen Umfelder in denen diese Vereine spielen gehören auch zu sein, wenn ich mir die Medienreaktionen so anschaue.

Das Kartellamt hat ja übrigens die zentrale Vermarktung nicht verboten, sondern betont, dass sie nur unter gewissen Vorgaben zulässig ist.

\“Sie ist nur unter der Voraussetzung zulässig, dass die angemessene Beteiligung des Verbrauchers an den durch die Zentralvermarktung entstehenden Vorteilen gewährleistet ist.\“

Jetzt kann man sich darüber streiten, ob ARD vor 20:00 Uhr dazugehört. Imho ist das aber nicht die schlechteste Idee.

Ich bin mir auch nicht sicher, dass es derzeit einfacher ist, als Regionalliga-Verein in die Bundesliga zu kommen.

Übrigens, und damit möchte ich meinen übergebührlichen Kommentarbeitrag beschliessen (ja das ist ein Herzensthema), wird der Amateurfußball viel stärker von der Neuordnung der Spieltage und der fernsehfreundlichen Terminierung der Spieltage bedroht, als von der neuen Ligastruktur (wobei die Intention, die TV-Vermarktung der 1. Liga zu stärken in beiden Fällen die treibende Kraft zu sein scheint).

In diesem Sinne:
“Sonntags 12.30 Uhr – ohne uns”
http://fussball-lebt.de/?p=15

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Jochen Hoff 24. Juli 2008 um 17:09

Es ist schon jetzt eine reine Show. Im letzten Jahr wurden die Schiedsrichter öffentlich ermahnt die Bayern-Spieler zu schützen, in diesem Jahr gibt Uli Hoeneß gleich bei der Schiedsrichtertagung die Route vor.

Das ist kein faires Spiel mehr. Das ist nur noch Kirmes.

http://www.duckhome.de/tb/archives/3020-Bildet-sich-der-FC-Bayern-die-Schiedsrichter-jetzt-gleich-wunschgemaess-aus.html

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Jekylla 24. Juli 2008 um 17:16

Mir fehlt bei dem Artikel auch das Element \“Fußball im Stadion\“, ohne den es keinen Fußball im TV gibt.
Schließe mich dem letzten Absatz von ring2 an, die neue Terminierung ist m. E. ein vordringlicheres Problem.
Die Intervention des Kartellamts begrüße ich insbesondere wegen dieses Ansatzes.
http://fussball-lebt.de/?p=26

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salongo 24. Juli 2008 um 21:01

In welcher Liga speilt eigentlich Preußen Münster?

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hape 24. Juli 2008 um 21:26

Bin überrascht von einem Redakteur einer Wirtschaftszeitung zu lesen, dass ein Kartell gut ist. Allerdings scheint mir der Artikel dies auch gleich zu widerlegen: Das Kartell, das gut dafür ist, Wettbewerb innerhalb der Profiligen spannend zu gestalten, sorgt auch gleich dafür, dass keiner von diesen nichtsnutzigen Amateurvereinen von unten hochkommt.

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madcynic 24. Juli 2008 um 21:43

3 Regionalligen, bitte. 🙂

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Connor 24. Juli 2008 um 23:52

@Jochen Hoff: Gegen hanebüchene \“Argumente\“ von Bayern-Hassern und Neidern kommt man nicht an. Glaub ruhig an deine Verschwörungstheorien und bejubel Bayern-Niederlagen – wenn es dich glücklich macht …

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Thomas Knüwer 25. Juli 2008 um 9:47

Bitte keine Auseinandersetzungen über den Saison-Verlauf, bitte. Dafür gibt es:

http://www.fooligan.de/

http://www.trainer-baade.de/

http://allesaussersport.de/

die ich hiermit zur Lektüre empfehle.

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Pekka 25. Juli 2008 um 11:55

Der Autor vertritt m.M.n. eine seltsame Logik. Das Kartellamt hat doch die spezielle Situation der Fussballliga akzeptiert (auch schon in der Vergangenheit) und der Zentralvermarktung zugestimmt. Insofern gibt es doch gar keinen Empfänger für die Kritik. Das Kartellamt vertritt ansonsten die Meinung, wenn die Vereine sich schon Monopolpreise in die Taschen stecken wollen, dann muss der Verbraucher auch etwas davon haben. Das ist doch nur billig.

Ich denke, die meisten Sportjournalisten sind einfach zu oft an den Bufetts der Vereine und singen dann das Lied der Chefetagen. Darüber wird vergessen, dass es im Fussball nicht nur um Einnahmenmaximierung geht.

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Thomas Knüwer 25. Juli 2008 um 12:04

@Pekka: Das Kartellamt akzeptiert die Zentralvermarktung nur unter der Bedingung einer Sportschau vor 20 Uhr. Insofern auch hier eine besondere Logik.

Ein Hinweis aber ist mir wichtig: Ich bin kein Sportjournalist und stehe nicht mit Vereinsoberen am Buffet. Diejenigen, die das tun, kommentieren heute übrigens pro Kartellamt. Ich selbst bin passives Mitglied und bekennender Anhänger eines Regionalligisten.

Es geht im Fußball nicht nur um Einnahmemaximierung, da haben Sie schon Recht. Aber gleichzeitig hat das Kartellamt auch nicht die Aufgabe, Fußball für den kleinen Mann zu sichern.

Übrigens ist es ja auch eine philosophisch spannende Frage, ob das Wohl der Fans nicht gleichzeitig gerade der Einnahmenmaximierung dient. Und ob die Bundesliga-Manager diesen Zusammenhang noch nicht recht realisiert haben.

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ring2 25. Juli 2008 um 12:26

@thomas das Wohl der Fans scheint mindestens ambivalent zu sein. Denn hier muss man zwischen Fans im Stadion und Fernsehsessel-Fans unterscheiden.

Ein netter Artikel dazu:
http://1230ohneuns.ning.com/profiles/blog/show?id=2121224%3ABlogPost%3A341

\“Ich möchte in diesem Zusammenhang mal all denjenigen, die sich vielleicht angesprochen fühlen, sagen: Geht am Wochenende zum nächsten Verein in eurer Umgebung. Schaut euch ein Spiel an. Genießt die Wurst, das Bier, den Schnack mit den Umherstehenden anderen Zuschauern und ihr seht, wie unwichtig die internationale Wettbewerbsfähigkeit im Gegensatz zur Fußballkultur in unserem Lande ist.\“

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Rainersacht 25. Juli 2008 um 22:51

Sehr ambivalentes Thema. Einerseits geht es um das Problem des durchkommerzialisierten Fußballs, dem dadurch die Seele genommen wird. Andererseits um die Frage, ob ein Kartellamt tatsächlich angenommene TV-Consumer-Interessen vertreten darf. Sehr schwierig. Vermutlich wäre auch die Zentralvermarktung ein weiterer Baustein zur Zementierung der Ligazugehörigkeit mäzen-freier Clubs. Denn die Alternative ist nicht die Einzelvermarktung durch die Clubs; da würden die Privatversenden ja höchstens mit den Sch**bayern, Gazprom Glesenkirchen etc dealen. Das würde aber der Zuschauer auch nicht wollen, immer bloß FCB gegen S04.
Ich denke, das Gesamtsystem der US-Sportarten – allen voran NFL und NBL – könnten zu Lehrstücken werden. Da ist die Liga das Unternehmen, die Vereine sind Franchises. Die Liga vermarktet und schüttet Anteile aus. Das würde für eine Europaliga zum Beispiel gehen. Für eine erste deutsche Bundesliga vielleicht, vielleicht auch. Aber nicht für das System Bundesliga in toto.

Tatsächlich wird es wohl so kommen, dass die Ligen 1, 2 und 3 mehr oder weniger hermetisch werden und Vereine aus dem Bereich darunter nie wieder eine Chance bekommen – selbst nicht mit Hopps Hilfe. Das auch, weil das Sportsponsoring in einer Krise steckt und Teams außerhalb der großen 5 oder 6 demnächst praktisch keine Sponsoringeinnahmen mehr haben werden und nur Mäzene mit zweistelligen Millionenbeträgen im Jahr was ausrichten können. Davon gibt\’s nicht viele.

Es wird eine Renaissance des Stadions geben. Immer mehr Freunde des getretenen Balls merken, dass Fußball im Fernsehen – so wie er präsentiert wird – nicht wirklich das Wahre ist. Auffem Platz iss besser. Ergo werden Vereine mit großen, guten Arenen mittelfristig profitieren – zum Beispiel auch der Deutsche Meister von 1933, die Fortuna Düsseldorf ;–))

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Hartplatzheld 26. Juli 2008 um 18:15

Eine kleine Korrektur sei gestattet: Es gibt drei Regionalligen.

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John Dean 27. Juli 2008 um 22:18

Ich glaube nicht, dass das Kartellamt so weit daneben liegt.

Der grundsätzliche Gedanke ist schon einmal richtig: Ein Kartell (z.B. der gemeinsame Rechte-Verkauf) muss seitens der Kartellbehörde vom Verbraucher aus gedacht werden.

Ist es gut für den VErbraucher?

Knüwer sagt: Der Verbraucher und Fußballkonsument könnte einen großen Gefallen daran finden, wenn der Ausfall der öffentlichen Berichterstattung vor 20:30 Uhr aufgewogen wird durch seine Freude darüber, dass der jeweilige Lieblingsclub mehr Geld zur Verfügung hat – und dass das Niveau in der Liga steigt.

zu Niveau: Die Bundesliga ist zur Zeit die dritt- bzw. viertstärkste Liga in Europa. Man kann Zweifel an der impliziten These entwickeln, dass 150 Vermarktionsmillionen (sehr optimistisch geschätzt) dieses die Stellung und Rangfolge der Liga im internationalen Vergleich tatsächlich wesentlich verbessern.

zu Verbraucher: Wenn man eine sorgfältige Umfrage in der Öffentlichkeit unter \“den Fans\“ bzw. den Interessenten an öff.-rechtlichen Fußball-Fernsehen macht, dann kann man sie z.B. fragen, ob sie gerne pro Liga-Woche 5 bis 10 Euro Aufpreis zahlen möchten, wenn dadurch im Gegenzug sicher gestellt ist, dass die Fußballclubs rund 20 bis 30 Prozent mehr Geld für Ballzauberer haben. Ich denke, dass das Kartellamt insgesamt richtig über die tatsächlichen Interessen der Konsumenten geurteilt hat – und Herr Knüwer lag dann (darf ich das so deutlich formulieren?): falsch.

Es gibt allerdings noch ein paar andere Aspekte, beispielsweise den Umstand, dass es ja eben die breite öffentlichen Berichterstattung war, die zur Popularisierung des Profi-Fußballs (und damit: zu seinem Vermarktungswert) beigetragen hat.

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Thomas Knüwer 28. Juli 2008 um 9:36

@John Dean: Es gibt einen Punkt, bei dem ich mehrfach falsch interpretiert werde – und ich frage mich, ob ich mich missverständlich ausgedrückt habe, oder ob der Fußballinteressierte an sich einen Europa-Fetisch entwickelt hat.

Wenn ich von Wettbewerbsfähigkeit schreibe, meine ich immer den internen Wettbewerb innerhalb der Liga – nicht aber die europäischen Wettbewerbe. Solange die europäischen Ligen nicht alle nach dem gleichen Prinzip ticken und unter gleichen Kontrollmöglichkeiten stehen, wäre der Versuche hier etwas zur regulieren purer Irrsinn.

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John Dean 28. Juli 2008 um 14:27

@ Thomas Knüwer

Es ist der Satz: \“Sportligen sind Monopole im Sinne der Kunden.\“?

Den überliest man schnell (jedenfalls, *räusper*, ich habe das getan). Falls es das sein sollte: Ich finde diesen Satz in Bezug auf geschlossene Ligen (bekannt aus dem \“land of the free\“) zutreffend, in Bezug auf unsere Ligen nur bedingt plausibel, denn immerhin kennen unsere Sportligen Auf- und Abstieg und stehen prinzipiell jedem Verein (sportlichen Erfolg vorausgesetzt) offen.

Eine offene Sportliga ist an und für sich noch kein Monopol. Oder?

[Das Argument mit der neuen dritten Liga finde ich nicht ganz überzeugend, schließlich ist sportlicher Erfolg auch in der neuen dritten Liga nicht ausgesperrt. Allerdings stellt diese Liga (man denke sie sich vergleichsweise einfach einmal kurz gedanklich weg) ein zusätzliches Nadelöhr dar, zumal es in diese Liga hinein nur noch 3 Aufstiegsplätze gibt (verglichen mit 4 Aufstiegsplätzen im alten System), was m.E. der Hauptfaktor für den \“Nadelöhr-Charakter\“ der neuen Liga ist.

Die alte doppelgleisige System von (Nord/Süd)-Regionalliga fand ich besser. Ein wenig wird das dadurch ausgeglichen, dass die neue Regionalliga nun dreigleisig ist.]

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Thomas Knüwer 28. Juli 2008 um 14:32

@John Dean: Ich finde ja, dass gerade die offene Liga ein Monopol bildet. Denn wer eine zweite Fußball-Bundesliga eröffnen wollte, hätte eben nicht die Anbindung nach unten. Gerade das US-System mit seiner Abgeschlossenheit erlaubt erst den Wettbewerb.

Wobei aus meiner Sicht eine tiefer liegende Liga keinen echten Wettbewerb für die höhere Liga darstellt, weil die Qualität schlechter ist.

In Sachen Regionalliga gebe ich Ihnen übrigens Recht: Die zweigeteilte Liga ist aus meiner Sicht auch sinnvoller. Die Süd-Clubs der neuen dritten Liga interessieren im Norden der Republik kaum jemand und umgekehrt.

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agb 28. Juli 2008 um 14:53

thomas knüwer schrieb: \“Übrigens ist es ja auch eine philosophisch spannende Frage, ob das Wohl der Fans nicht gleichzeitig gerade der Einnahmenmaximierung dient. Und ob die Bundesliga-Manager diesen Zusammenhang noch nicht recht realisiert haben.\“

die frage ist unspannend, das haben sie längst!
lediglich findet eine massive kasteneinteilung innerhalb dessen statt, was als \“fan\“ betrachtet wird. gesucht wird mit diesem system der idealfan: hohes bildungsniveau, hohes einkommen, konsumfreudig, gewalt- und kritiklos, anfällig für below-the-line-marketingaktivitäten,..usw…
im umkehrschluss: ultras raus! normalos raus! kutten raus! kritiker raus! geringverdiener raus!

na danke!
grüße eines desillusionierten, ultraaffinen, kritischen sponsors eines schwarz-weiss-grünen regionalligisten

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