For all US citizens staying in Germany right now: Please watch the semi final of Uefa 2008 tonight with all the fans and afterwards, grab your rented car and drive down with the winners, either honking or hönking (in German: hupen oder hüpen), depending on the result. And you will see: We Germans and our turkish friends are not as bad as your diplomats want you to think. Amerika ist ja das Land des „Wenn Sie Wasser in diesem Topf erhitzen, wird es heiß“-Warnungen. Die USA sind so vernarrt in Warnschilder, dass aus Nordamerika ein Land der Zitternden geworden ist – zumindest unter den Regierungsbeamten.
Die veröffentlichen allen Ernstes vor dem heutigen EM-Halbfinale Deutschland – Türkei eine Reisewarnung, wie das Hauptstadtblog berichtet. Mehr noch – sie sollen sogar ihre Botschaft kontaktieren:
„We remind American citizens in Germany that even mass gatherings and demonstrations intended to be peaceful can turn confrontational and possibly escalate into violence. American citizens are therefore urged to avoid the areas of demonstrations if possible, and to exercise caution if within the vicinity of any demonstrations. American citizens should stay current with media coverage of local events and be aware of their surroundings at all times.“
Ja, irgendwie haben Sie Recht. Also hier eine Reisewarnung an alle US-Touristen, die in zwei Wochen nach Nordamerika fliegen:
„Wir erinnern alle deutschen Bürger in den USA daran, dass auch friedlich gedachte Massenveranstaltungen und Demonstrationen gewalttätig werden können. Deutschen Bürgern wird deshalb geraten, die Feierlichkeiten zum US-Nationalfeiertag zu meiden und sich vor Beginn der dortigen Feuerwerke mit dem nächstgelegenen Konsulat der Bundesrepublik Deutschland in Verbindung zu setzen. Dort finden Sie auch Schutz vor Böllern, Menschen und bellenden Hunden. Ohropax und Wattebäusche sind in ausreichenden Mengen in den Schutzäumen vorhanden.“
Fahren Sie, lieber Leser, also niemals zum Mardi Gras nach New Orleans. Oder zum Super Bowl. Oder zur Thankgsgiving-Parade in New York. Christopher Street Day? Gay Pride? Lassen Sie die Finger davon. Und sagen Sie nicht, die US-Botschaft hätte Sie nicht gewarnt.
Kommentare
Brux 25. Juni 2008 um 15:51
du meinst deutsche Botschaft … oder? Im letzten Absatz
Macbeth 25. Juni 2008 um 16:17
Finde ich nicht so absurd. Es ist ja nicht ausgeschlossen, das Stimmung irgendwann umschlägt. Auch Kreuzberg wird nicht Kriegsgebiet werden, aber gerade als Tourist wäre ich auch lieber vorsichtig. Bin auch am überlegen, ob es klug ist, heute nacht am Kottbusser Tor hier in Kreuzberg rumzulaufen.
Thomas Knüwer 25. Juni 2008 um 16:39
@Macbeth: Natürlich kann es auch mal ungemütlich werden – aber das ist bei jeder Großveranstaltung der Fall und überall auf der Welt. Für den Karneval gibt auch keiner eine Reisewarnung aus.
@Brux: Ne, ich meinte die US-Botschaft um etwas ungelenk den Bogen zum Anfang zu schlagen – was ja irgendwie wohl nicht so gelungen ist. 😉
Lukas 25. Juni 2008 um 17:01
Amerikaner sind da … eigen. Als ich vor zwei Jahren in San Francisco an Halloween umgerempelt wurde und hinfiel (ohne einen Tropfen Bier zu verschütten), versicherten mir alle amerikanischen Freunde ganz betroffen, so etwas sei dort noch nie vorgekommen. Ich sagte, ich sei in Dinslaken aufgewachsen und sowas gewohnt.
Am nächsten Tag hörte ich im Radio, dass zur selben Zeit ein paar Blocks weiter neun Menschen angeschossen worden waren.
saibot 25. Juni 2008 um 17:29
Das ist die fortgesetzte Paranoia die die US-Regierung ihren Bürgern eingepflanzt hat. Wenn man mit US-Bürgern spricht, die hier auf Urlaub sind, stellt man fest, dass erhebliche Ängste vorhanden sind. Ängste gegen nicht vorhandene Gefahren. Sie gehen davon aus, dass ständig jemand ihre Sicherheit bedroht und ihnen an den Kragen will.
Lustig find ich das auch nicht, denn es schlägt sich in Politik und Kultur der USA nieder…
Michael Finkenthei 25. Juni 2008 um 17:49
Nennt mich unwissend – aber Mardi Gras in New Orleans, gibts das wieder/noch? Das wäre doch mal 1 Bericht wert (oder 1 Link auf einen solchen).
Alice-aW 25. Juni 2008 um 20:30
Ja, die lieben Amis. Eigentlich sind sie eine ganz nette Nation, zumindest die Ostküste-Bewohner. Aber am 4. Juli flippt selbst der Kultivierteste von ihnen aus. Unser Nachbar war ein Polizist. Und zwei Mal (wir haben dort, Bostoner Gegend, zwei Jahre gelebt) stellte er seine Fähigkeit, alle laut zu beschimpfen unter Beweis. Und das von Mitternacht bis früh morgens. Uns hat leider keine der erwähnten Botschaften vor viel zu dünnen Wänden der amerikanischen Häuser gewarnt. Wen könnte ich für den entstandenen psychischen Schaden verklagen?
Hirngabel 26. Juni 2008 um 12:05
Also bei uns in der Kneipe war gestern ca. ein halbes Dutzend junger Amerikaner und Amerikanerinnen – und mit denen haben wir richtig gut gefeiert.
Und Reisewarnungen bestehen von allen Botschaften für alle möglichen Länder.
sdf 27. Juni 2008 um 1:38
jetzt lebe ich 31 jahre in deutschland und habe noch NIE den ausdruck HÜPEN gehört. ist das ein lokaler ausdruck?
Thomas Knüwer 27. Juni 2008 um 9:28
@sdf: Hüpen ist das Bedienen einer Autohupe im Rahmen eines türkischen Sieger-Autokorsos.