Könnte bitte jemand den eigentlich zu begrüßenden Grimme Online Award aus den Händen der unfähigen Veranstalter reißen? Bitte! Heute Abend werde ich bei der Verleihung der Grimme Online Awards in Köln sein. Sollte einer der Leser hier mich dort treffen und einen blauen Fleck auf meiner Stirn entdecken, so möge er sich nicht wundern. Denn gerade habe ich meinen Kopf mehrmals mit Wucht auf meine Schreibtischplatte knallen lassen.
Grund dafür ist die unglaubliche mediale Inkompetenz des Adolf Grimme Instituts. Blenden wir noch einmal zurück in das vergangene Jahr, als die Grimme Online Awards ungebremst in den Rhein rasten. Zuerst wurde mit dem „Elektrischen Reporter“ (ein Angebot von Handelsblatt.com) ein Angebot nachnominiert, dessem Mitglied in der Jury saß. Mario Sixtus trat aus der Jury aus – und bekam den Preis.
Dann kamen die Gewinner durch einen technischen Fehler schon vorab an die Öffentlichkeit. Trotzdem spielte man bei der Verleihung Kasperle-Theater und verlas erst die Nominierten um dann – OOOOOOHSPANNUNG! – den Sieger zu präsentieren.
In diesem Jahr bestand Aussicht auf Besserung. So traf sich zu Jahresanfang in Düsseldorf eine Runde auf Einladung des Grimme-Instituts, um die Preisvergeber zu inspirieren, was besser zu machen sein könnte. Auch ich war dort zugegen.
Geholfen hat es anscheinend wenig. Die Nominierungen entpuppten sich als lustlos Auswahl. Und die Sieger – sind auch schon raus. Nicht durch einen technischen Defekt, sondern durch den vergreisten Glauben, Sperrfristen seien noch von dieser Welt.
Zunächst einmal wurde zumindest ein Sieger schon vorab informiert – der WDR, rein zufällig Gesellschafter des Grimme Instituts. Intendantin Monika Piel ließt gestern schon auf einem Podium verlauten, dass der Sender ausgezeichnet werde – Piel scheinen solche mutmaßlich doch vertraulich weitergebenen Informationen nicht schützenswert.
Das hätte den Veranstaltern zu Denken geben können. Wenn sich schon eine Intendantin nicht an so was ähnliches wie eine Sperrfrist hält, wie ist es dann mit Online-Redaktionen?
Doch solches Denken in medialen Zusammenhängen des 21. Jahrhunderts ist von Adolf G.’s Mannen nicht zu erwarten. Sie verschickten heute Mittag bereits die Sieger, DPA vermeldete dies um 13.20 Uhr mit einer Sperrfrist bis 21.20 Uhr.
Um es zunächst einmal klar zu sagen: Wäre mir diese Meldung zuvor aufgefallen, ich hätte mich nicht an diese Sperrfrist gehalten. Es gibt gute Gründe für Sperrfristen, meist liegen sie im rechtlichen Bereich und es geht um finanzmarktrelevante Informationen. Mickey-Maus-Sperrfristen wie die Sieger eines Online-Preises aber sind überkandidelter Unsinn und nicht mehr zeitgemäß. Das sollte gerade ein Medienforschungsinstitut wissen.
Dem Online-Dienst Informationweek war die Sperrfrist dagegen gar nicht aufgefallen, er stellte die Meldung online – und nahm sie später wieder runter. Ein wenig mehr Haltung der Kollegen wäre dann doch wünschenswert gewesen. Auch Kress.de hat die Sperrfrist „übersehen“. Angeblich. Die Kollegen aber machen das einzig Richtige: Die Nachricht bleibt online. Grimmes geben die Eingeschnappten. Auf der Homepage des Preises heißt es:
„Unter Missachtung des Sperrfristvermerks von 21.30 Uhr hat der Informationsdienst „InformationWeek“ am Tag der Preisverleihung bereits um 13.30 Uhr die diesjährigen Preisträger des Grimme Online Award gemeldet. Diese Nachricht wurde kurze Zeit später vom Mediendienst „kress.de“ verbreitet. Eine Erklärung des zuständigen Redakteurs von „InformationWeek“ steht noch aus.
Wir bitten alle Pressevertreter, aus Fairnessgründen die vereinbarte Sperrfrist einzuhalten.“
Fairness? Gegenüber wem? Wer ist benachteiligt? Die Journalisten, die sich von PR-Fuzzis aus dem Hause Grimme vorschreiben lassen, wann sie eine Nachricht veröffentlichen? Und wieso vereinbart? Mit wem? Vorgeschriebene Sperrfrist wäre wohl besser.
Beim Medienforum NRW grummelt es derweil im Presseraum, berichten Herr Fiene und Coffee and TV (ein Weblog, das ich Ihnen, lieber Leser, übrigens mal nachdrücklich ans Herz legen möchte):
„Im Pressezentrum des Medienforums NRW wuseln gerade alle ganz hektisch durcheinander. Nein, das ist falsch: In Wahrheit stehen wir hier, lachen uns kaputt und schütteln mit dem Kopf.“
Prompt wissen die beiden auch zu berichten, dass mit Hobnox zumindest einer der Sieger nicht vorab informiert wurde. Sprich: Der WDR als Gesellschafter von Grimme weiß es, andere nicht. Die können es aus einer Pressemitteilung erfahren. Aber das hat sicher auch Fairnessgründe. Geradezu hönisch wirkt es da, was der WDR auf seiner Homepage zur Verleihung salbadert:
„Spätestens wenn am Mittwochabend der letzte Gast in der Kölner Vulkanhalle Platz genommen hat und sich ein heller Spot auf das Moderatorenpult richtet, dürften die Macher der nominierten Webseiten kribbelig werden. Wer wird am Ende den Grimme Online Award mit nach Hause nehmen?“
In bekannter öffentlich-rechtlicher Non-Neutralität wird natürlich auch nicht auf andere Nominierte verlinkt, die nicht durch GEZ-Gebühren und TV-Werbung finanziert werden.
***Nachtrag: Hobnox wusste es auch, wollte sich aber an die Sperrfrist halten. Was bedeutet: Die Verantwortlichen haben den Medienjournalisten Lukas Heinser bei seiner Nachfrage platt angelogen.***
Die Frage „Wie dilettantisch kann man bei der Vergabe eines Preises vorgehen?“ ist im Fall der Grimme Online Awards leicht zu beantworten: Immer noch einen Tacken unfähiger, als der Beobachter erwartet.
Bei diversen Gelegenheiten habe ich hier schon geschrieben, dass ich solche Preise eigentlich für wichtig halte. Gerade im Online-Bereich könnten sie den Blick der Öffentlichkeit auf spannende Projekte lenken, die ansonsten nur innerhalb einer bestimmten Zielgruppe auffielen. Und der Absender Grimme verleiht den Siegern dann auch noch einmal ein neues Image, das für das wirtschaftliche Überleben wichtig werden könnte.
Dafür aber bräuchte es in Marl Menschen, die verstehen, wie das Internet funktioniert. Die vielleicht schon mal Clay Shirky und David Weinberger gelesen haben – oder sich auf Youtube deren Vorträge angeschaut haben. Und die über das Thema nachdenken.
In seinem aktuellen Zuschnitt sind die Grimme Online Awards aber leider eine einzige Peinlichkeit. Ich will nicht hoffen, dass heute Abend wieder das Spektakel „Die Muppets spielen Oscar-Verleihung“ abläuft, sondern einfach die Preise vergeben werden.
***Nachtrag: Peinlich ist auch, was das nominirte Netzpolitik in Sachen „Stilvolle Preisverleihungen“ berichtet:
„Und ansonsten warte ich immer noch auf Informationen, wie das mit dem versprochenen Limousinen-Shuttle-Service ist, woran ich mich noch erinnerte. Das wurde bei der Vorstellung der Nominierungen angekündigt, aber bei der Ankündigung blieb es dann auch. Fahrtkostenerstattung für die Nominierten gibts wohl auch nicht…“
Kommen wir aber nun zu den Siegern, die ich Ihnen rund dreieinhalb Stunden vor Beginn der Zeremonie natürlich nicht vorenthalten möchte:
Kategorie Information
Störungsmelder
WDR Mediathek regional
Kategorie Wissen und Bildung
kids-hotline
Zeitzeugengeschichte.de
Kategori Kultur und Unterhaltung
Intro.de
Literaturport
Spezial-Preis
Hobnox
Leider preislos blieb das aus meiner Sicht einzige ungewöhnliche Format Undertube. Schade.
Kommentare
Sebastian Hädicke 11. Juni 2008 um 16:57
Man kann ja über diese Sperrfrist denken was man will, aber sie gibt es nun mal und warum sollte man zwischen guten und schlechten Sperrfristen unterscheiden? Wenn der Veranstalter dies vorgesehen hat, um eventuell die Spannung zu erhalten, dann sollte man das respektieren.
Xpress 11. Juni 2008 um 17:15
Wenn der Veranstalter Spannung haben will bis zur Preisverleihung, dann soll er halt nix vorher rausgeben.
Peter Arend 11. Juni 2008 um 17:31
Der Author dieses Artikels wird wohl nie einen Grimmepreis bekommen, ich prophezeie sogar, niemals nominiert werden.
Ein Hauch von Neid weht durch den Artikel.
P.A.
Lukas 11. Juni 2008 um 17:32
Das mit Hobnox müssen wir relativieren: Die wussten schon, dass sie einen Preis kriegen, hatten sich bei unserer Anfrage aber noch an die Sperrfrist gehalten.
Generell ist es wohl so, dass alle Preisträger schon lange vor der Verleihung informiert sind – die Nicht-Preisträger unter den Nominierten allerdings nicht.
Thomas Knüwer 11. Juni 2008 um 17:38
@Lukas: Während Du den Kommentar geschrieben hast, habe ich parallel schon ein Update in den Text gesetzt.
@Peter Arend: Nö, das ist Unsinn. Ist man neidisch, wenn man eine Preisverleihung kritisiert? Dann will jeder Filmjournalist aber nen Oscar. Das ist Unsinn. Der Grimme-Preis wird von öffentlichen Geldern mitfinanziert und muss deshalb gewissen Standards genügen.
weltherrscher 11. Juni 2008 um 17:49
hauptsache mal kein ex-jury-mitglied!
der rest ist doch \“normal\“, oder?
jörg schieb 11. Juni 2008 um 18:03
man, man, man, thomas, hast du sowas wirklich nötig? finde ich ein bisschem arm, wenn ich ehrlich sein darf.
für alle nicht-journalisten unter den lesern: sperrfristen sind deshalb sinnvoll und nötig, weil es eben nicht nur elektronische medien und onlinemedien gibt, die mehr oder weniger direkt reagieren können, sondern eben auch print-kollegen, und die müssen eine meldung nunmal möglichst früh bekommen, um sie dann noch ins blatt heben zu können. das ist auch beim handelsblatt nicht anders.
sollte man nicht verschweigen. 😉
von daher sind sperrfristen weder verlogen, noch ungewöhnlich oder unzeitgemäß.
ich würde allerdings zustimmen, dass man sich vorabmeldungen bei einer preisverleihung verkneifen sollte. wie bei den \“richtigen\“ grimmepreisen. denn das zerstört in der tat die spannung.
das verquaste, verschwörerische \“grimme informiert öffentlich-rechtliche exklusiv vorab\“-gefasel hat sich ja gottlob von allein als hingespinst entlarvt.
mir wäre lieber, kritik wäre konstruktiv und an der sache orientiert. sie darf auch gerne spöttisch sein, aber dann bitte nicht vorhersehbar. das, was derzeit über die ör geschrieben wird, spottet jedenfalls jeder beschreibung und ist deshalb schade, weil ernstzunehmende, vielleicht sogar treffende kritik in dem gejammer-gewaber vollkommen unter geht.
ingaG 11. Juni 2008 um 18:04
man man, das ist ja wirklich panne gelaufen. Und ich bin einverstanden: auch ich wollte undertube gewinnen sehen. Wieso denn auf einmal intro.de??
Markus Hündgen 11. Juni 2008 um 19:02
Mal ehrlich: Wen interessiert der GOA noch? Ich hätte den Kollegen von untertube den Preis zumindest fürs eigene Ego sehr gegönnt. Zum Glück bin ich dieses Jahr nicht vor Ort – ich fand\’s letztes Mal schon derbst langweilig und bieder.
rebusch 11. Juni 2008 um 19:05
Ich bin für eine Sperrfrist von Fußball-Ergebnissen bis zum Erscheinen der Morgenzeitungen. Ungefähr soviel Sinn macht diese nämlich u.a. bei Preisverleihungen anno 2008. Ansonsten, genau: einfach die Klappe halten und/oder ab ins Kompetenz-Center!
Auf der anderen Seite, würde sonst noch überhaupt jemand wirklich Notiz von den Veranstaltungen nehmen…
P.S.: Oder ist es Zufall, dass der Artikel zum Elfenbeinturm a.k.a. medienforum.nrw von gestern bisher keinen(!) Kommentar bekommen hat!?
jo 11. Juni 2008 um 19:10
Thomas: Ich sehe so eine Preisverleihung ja als großen Kindergeburtstag. Man brezelt sich ein bisschen auf, läd Freunde ein und nach den Würstchen gibt es Geschenke.
Auch da geht die Welt nicht unter, wenn irgendein Streber (Daniel, Lukas: ist nicht persönlich gemeint) vorher die Überraschungen verrät. Nur, wieso sollte man es tun? Ich mein\‘, es ist ein Medienpreis. Viel heiße Luft in einer bunten Tüte. Keine überraschende Staatskrise, kein Korruptionsskandal, nichtmal ein neues Stasibild von Merkel.
Um sich zu profilieren? Um die Spannung rauszunehmen? Um die Veranstaltung als solche zu dekonstruieren?
Sorry, ich kann die Motivation einfach nicht nachvollziehen (Daniel, Lukas: ist immer noch nicht persönlich gemeint). Aber gut, ich habe auch damals nie Schränke durchwühlt, weil ich vorher wissen wollte, was ich bekomme.
jo 11. Juni 2008 um 19:17
rebusch: Dass das medienforum hier keine Kommentare bekommt, sagt herzlich wenig über seine Relevanz für die Branche oder den Medienstandort NRW aus.
Gut, ich möchte da auch nicht tot über der Gaderobe hängen, das ändert aber nichts an der Tatsache, das dort auch dieses Jahr wieder einige ziemlich bemerkenswerte Deals eingetütet oder zumindest angestoßen werden.
Siegfried 11. Juni 2008 um 20:50
Ey, lass doch die arme unschuldige Tischplatte in Ruhe 🙂 Oder soll Dein Klopfen auf Holz (wenn auch mit dem falschen Körperteil) eine Art Hoffnung ausdrücken für 2009?
Marc 11. Juni 2008 um 21:36
Grimme lernt schon dazu. Vor Jahren wurden GOA-Nominierte überhaupt nicht informiert. Da ließ man Websitemacher fröhlich antanzen – weil man nichts verraten wollte. Dass deren Stimmung dann dort eher mau war, ist nachvollziehbar.
lucy lu diamond 12. Juni 2008 um 0:51
hahaha als posse von und für jemanden der sich sein hirn an tischplatten zerschreddert ganz ordentlich, leider für alle die das nicht tun hat diese form der berichtersttatung mieses, kleingeistiges niveau, keine ahnung welches symptom dich motiviert – das ich mit diesem beitrag trotzdem gerne unterstütze, will nur für alle das beste, leb dich aus – versuchs mal mit ner betonwand schafft mehr klarheit für die eigenen perspektiven, kann ich empfehlen, dann ergibt sich die frage nach dem wie dumm mann sein kann nicht mehr. liebe grüsse lucy lu
Lukas 12. Juni 2008 um 1:43
Ach, Thomas, \“angelogen\“ ist jetzt auch irgendwie ein paar Nummern zu groß. Es lief halt alles nicht sehr glücklich und nächstes Jahr, wenn Du und ich den Preis verleihen (und zwar Du an mich und ich an dich) wird alles gut.
Thomas Knüwer 12. Juni 2008 um 7:23
@Jörg Schieb: Jörg, ich kann Deine Kritik auch nicht nachvollziehen. Sollen wir Journalisten uns von PR-Leuten eines mit öffentlichen Geldern finanzierten Instituts vorschreiben lassen, wann wir über etwas berichten? Und das in Zeiten des Internet? Es ist einfach nicht mehr zeitgemäß.
Wenn es um die Gleichstellung der Print-Kollegen gegangen wäre, dann hätte die Sperrfrist auch nicht um 21.20 gelegen. Das Internet nämlich wird erst um 21.30 abgeschaltet.
Auch heute, mit einem Tag Abstand, erschließt sich mir die Motivation des Instituts überhaupt nicht. Es gibt keine logische Erklärung. Erst recht nicht, da die Gewinner seit 3 bis 4 Wochen informiert waren. Und prompt hat einer geplaudert: Monika Piel, nämlich.
Sperrfristen funktionieren heute nicht mehr. Und sie nutzen nur einem: PR-Leuten. Und denen mag ich nicht nutzen.
Daniel 12. Juni 2008 um 8:39
jo: das ist ganz einfach – bei einem Online-Award mit einem Printwerkzeug wie der Sperrfrist zu arbeiten ist nicht besonders clever. Da darf man dann auch mal für einen Nachmittag den Finger draufhalten. Wenn du dir mal anschaust, was ich sonst schon zum diesjährigen GOA gemacht hast, siehst du, dass die Sperrfrist-Doku nur ein kleinster Teil ist.
Naja und was du zur Profilierung sagst: Wenn man sich hier im Internet bei einer Sache aus Spaß reinhängt, wird einem schnell Profilierung unterstellt. Aber wollten wir uns profilieren, würden wir dann nicht alle andere Sachen machen?
@Jörg Schieb: Ich kann deinen Kommentar auch absolut nicht nachvollziehen. Ich blogge auch später noch mal hierzu etwas. Ich glaube über das Thema Sperrfristen sollte noch mal geredet werden – dann auch gerne ohne der Panne von gestern.
Stefan 12. Juni 2008 um 9:08
Thomas, Du schreibst: \“In bekannter öffentlich-rechtlicher Non-Neutralität wird natürlich auch nicht auf andere Nominierte verlinkt, die nicht durch GEZ-Gebühren und TV-Werbung finanziert werden.\“
Ein kurzer Blick auf die entsprechende wdr.de-Seite zeigt:
Stimmt, der Vorbericht listet alle WDR-Angebote die nominiert sind. Und zusätzlich gibt es an präsenter Stelle im Text den Link auf die Grimme-Seite mit der Zusatzerklärung \“Alle Nominierten\“
Ganz ehrlich, beim Lesen Deiner Zeilen fühle ich mich mittlerweile an den Film \“Und täglich grüßt das Murmeltier\“ erinnert und frage mich: Hast Du eine Wette laufen? Dass Du es schaffst, in jedem Deiner Einträge ÖR-Kritik unterzubringen und sei sie noch so an den Haaren herbeigezogen?
Klappt ja ganz hervorragend, geht allerdings auf Kosten der inhaltlichen Qualität.
Disclosure: Bevor Thomas gleich den nächsten Skandal \“recherchiert\“: Als Freier Autor arbeite ich u.a. auch für den WDR
jo 12. Juni 2008 um 10:10
Daniel: Das mit der Profilierung war kein Vorwurf an dich bzw. Lukas (Bei dir habe ich es via Twitter und dann auf der Webseite zuerst gelesen).
Trotzdem frage ich mich, wieso man eine Sperrfrist bzw. ihre Missachtung so hochjazzen muss. Oder den Grimmes gar \“mediale Inkompetenz\“ unterstellen muss, wie Thomas es oben tut. Da bin ich ganz bei meinem Vornamensvetter Jörg Schieb.
Ja, ist in Online-Award. Und? Sollen die Kollegen vom Print nicht über ihn berichten? 12:30 Uhr ist für ein Nischen-/Webthema auch keine allzu schlechte Zeit. Wann soll die PM denn sonst rausgehen? 20:30 Uhr, wenn kaum noch jemand im Büro ist? Und das nur, damit die Online-Streber nicht die Party sprengen?
Sorry, ich verstehe es einfach nicht (und ja, dabei ist völlig egal, ob news.google.de die PM evtl. schon im Index hat).
Einmal, warum man die Information entgegen der Sperrfrist raushauen muss. Weil man es kann? Oder ist das so ein \“Erster-\“Ding? Muss ja, offenbar.
Und noch weniger, wie man sich anschließend noch an einer unterstellten \“medialen Inkompetenz\“ hochziehen kann.
Detlef Borchers 12. Juni 2008 um 10:15
Der \“Erster\“-Blödsinn der Forentrolle ist nun auch in den Köpfen der Redakteure anzutreffen. Und das beim Handelsblatt 🙂 Nur weil jemand pennt und sich nicht an die Gepflogenheiten hält, ist dass wirklich ein Thema? Es ist doch ziemlich einfach, im CMS vorab die Veröffentlichungszeit einzustellen und gut ist es. Die Penner, die das nicht beherrschen oder sich nicht beherrschen können, empfehlen sich für eine SW-Schulung, ggf. auch einen Grundkurs Journalismus.
Lukas 12. Juni 2008 um 10:55
Man sollte als Fußnote der Geschichte nicht unerwähnt lassen, dass die Pressemitteilung, in der der WDR seinen Grimme Online Award für die Regional-Mediathek feiert, gestern um 21:31 Uhr rausging.
Und das, obwohl der WDR fast täglich Pressemitteilungen verschickt, über denen \“ACHTUNG SPERRFRIST!!!!1\“ steht.
Mia Paluschke 12. Juni 2008 um 13:34
Sagen wir mal so, ganz grundsätzlich finde ich die Veranstaltung schon gut, nur müsste sie etwas anders aufgezogen sein. Wie, weiß ich nicht so genau, zumindest müsste die Spannung bis zum Schluss gehalten werden, so ist das ganze wirklich extrem lächerlich und öde für alle Beteiligten. Der rote Teppich allein und die schicken Limosinen geben der Festivität allerdings keinen Glanz – die neuen Medienwelt und son altmodischer Medienprotz vertragen sich meiner Meinung nach nicht miteinander, festlich ja, aber nicht protzig – dieser seltsame Widerspruch macht die Veranstaltung bisweilen etwas krampfig.
Und dazu noch ein Medienminister, der völlig uniformiert zu sein schien – sehr absurde Vorstellung.
Rainersacht 12. Juni 2008 um 14:19
@Jörg: Sperrfristen zum Schutze von Printmedien sind aber sowas von oldschool. Wenn Zeitungen nicht in der Lage sind zu erkennen, dass ihre Aktualität in der Online-Ära immer die von gestern ist und dies bei der Blattmachung nicht reflektieren, dann legen sie selbst Feuer an ihr Medium. Das auch noch zu beschützen hat was von Schutz aussterbender Arten.
Wie sowas richtig geht (und das zu zeigen wird Thomas hier ja zum Glück nicht müde), führen vorwiegend US-amerikanische Medienhäuser vor, die eigene Workflows für die Verabreichung von Aktualität definiert haben, das Brandheiße online zu präsentieren und den lesbaren Hintergrund tags drauf ins Blatt zu heben. Alles andere ist konservativ im Sinne von Besitzstandswahrung.
Dass die PR-Fuzzeln dies alles unter Hinterlassung von lustigen Sperrfristen nicht begriffen haben, wundert nicht weiter, denn der Umgang mit Online-Medien sitzt beim Gros der so genannten \“Berufskommunikatoren\“ noch nichts so richtig. Versuch mal, einem PR-Onkel bzw. -Tante zu erklären, was ein CMS ist. Oha…
alexander von hobnox.com 12. Juni 2008 um 23:41
guter artikel, qualitativ hochwertiger journalismus aus der zukunft. ja, in der alle alles immer richtig machen – und wehe es passiert ein fehler, da kommt der nackte zeigefinger von herrn knüwer schon bevor mann es ahnt. inspiriert mich für nen neuen channel auf hobnox.com. stay tuned! nächtliche grüsse
Ruebennase 16. Juni 2008 um 11:45
Ohne ein Skandälchen wie diesem Verplappern der Gewinner würde sich doch keine Sau für den Online Award interessiereen.
Let´s face it: Internet-Preise sind keine Oscars das hebt in der echten Welt keinen Menschen an. Schön, dass man so aber einen netten kleinen Aufreger drüber schreiben kann. Da ist die Strategie des Grimme-Instituts doch aufgegangen, oder?