Wo viele Menschen sind, schaukelt sich ihre gegenseitige Wärme hoch zu Saunatemperaturen. Beim Medienforum NRW muss das Wetter dafür sorgen, dass es den Teilnehmern nicht friert. Wie gut ist die Wahrnehmung eines Medienmanagers? Ist sie bestens ausgeprägt, dann müssten einige Vertreter der klassischen Medien derzeit grübelnd durch die Kölner Messehallen laufen. Dort findet das Medienforum NRW statt und es scheint bitter leer zu sein.
Ich selbst bin diesmal nicht dabei. Die vergangene Ausgabe der Veranstaltung war eine der depressivsten Erfahrungen des Jahres und meine masochistische Ader ist nicht ausgeprägt genug, um mir dies anzutun im Wissen, dass es 2008 nicht besser werden würde.
Die Kunde derjenigen, die berichten, gibt mir Recht. Der Elfenbeinturm des vergangenen Jahres glänzt nicht mehr, seine Schutzhaut zeigt Risse. Oben sitzen die Entscheider und erkennen, dass es nichts mehr wird mit dem Ausbruch aus der Belagerung und einer siegreich geführten Schlacht zur Erringung alter Macht.
Die Mächtigen rufen nach noch Mächtigeren. Der EU, zum Beispiel, die je nach Gemengelage die Internet-Aktivitäten der Öffentlich-Rechtlichen beschneiden oder düngen soll. Oder nach Lizenzen, die verhindern sollen, dass jeder dahergelaufene Bundesbürger sich im Web austobt, nur weil irgendwann mal diese Staatsform der Demokratie gewählt wurde und die jetzt so schwer rückgängig zu machen ist. Jeder ruft irgendeinen Staatsgötzen an, es ist ein großes Beten und Opfern, weil man den eigenen Fähigkeiten nicht mehr traut.
Wenn sie dann von ihren Podien kommen, die Mächtigen, muss ihnen kalt ums Herz werden. Weil so wenige gekommen sind, weil sie einsam sind. Und das macht keinen Mut.
Ein Arm der Konferenz heißt seit Jahren schon „Konvergenzkongress“. Hier könnte die Zukunft stattfinden, er könnte das diplomatische Einfallstor sein, um die alten Herrscher in die neue Zeit zu führen. Wer solch einen Bereich mit einem so sperrigen Begriff überschreibt, der aber hat gar kein Interesse an der Sache. Konvergenz – das ist die Begrifflichkeit technokratischer Beamter, es ist die Wortwahl der Sekretäre im Elfenbeinturm.
Und das ist schade, denn der Ballungsraum NRW verdiente etwas besseres. Mit seiner aktuellen Ausrichtung aber ist das Medienforum ein Auslaufmodell.
Nachtrag vom 11.6.: Einen schönen Stimmungsbericht liefert auch Netzpolitik:
„…da das Internet leider nicht mal annähernd ISDN-Geschwindigkeit erreicht, blogge ich auch nicht soviel mit. Und Interviews gibts auch erstmal keine, das hochladen würde wohl gar nicht gehen. Internet spielt hier auch keine grosse Rolle. Es kommt einem so vor, als ob die einzigen Notebook-Besitzer die handvoll Blogger sind.“
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