ZDF-Intendant Markus Schächter hat es beim Medienforum NRW gestern mit einer Überzeugung gerufen wie ein Angeklagter vor der Inquisition: Die Öffentlich-Rechtlichen würden auf keinen Fall kommerzielle Aktivitäten im Internet anstoßen. Nun je nach Auslegung könnte man aber auch sagen, dass sie dies schon irgendwie tun. Manchmal sind die Dinge nicht so einfach, wie sei scheinen. Erst recht nicht, wenn es um das Internet geht. Dann sind die Dinge in der Regel komplizierter als auf den ersten Blick.
Nehmen wir den Online-Live-Stream der ARD, der mir gleich das EM-Spiel Spanien gegen Russland ins Büro bringen wird. Von ordentlicher Qualität ist er und begann pünktlich um 17.45 Uhr – mit Werbung.
Denn der Sender schaltet einfach seine Übertragung auf. Und die enthält Werbung. Somit bringt der Online-Auftritt zusätzliche Reichweite für Werbekunden. Und zusätzliche Reichweite ist ein Verkaufsargument. Je nach Auslegung also hat solch ein Web-Auftritt eben doch eine kommerzielle Komponente.
Kommentare
Stefan 10. Juni 2008 um 18:56
Wie jetzt? Ins Büro?
Hast du kein Zuhause oder kriegst du das als Arbeitszeit bezahlt? 😉
salongo 10. Juni 2008 um 20:34
Willst du lieber, dass mit deinen GEZ-Gebühren eine Extraversion ohne Werbung für den Onlinestream produziert wird?
dogfood 10. Juni 2008 um 21:49
@Salongo: verblüffenderweise gelingt es sogar dem armen \“Nachrichtensender\“ n-tv seit langer Zeit in seinem Stream die Sportnachrichten wg. fehlender Rechte rauszunehmen und durch ein Standbild zu ersetzen.
T.B. 11. Juni 2008 um 8:50
Livestream ist, und das scheint etwas paradox, nicht Web. Livestream ist lineares Fernsehen, nur auf einem anderen Kanal. Deshalb darf Zattoo ja auch einfach alle ö.-r. Sender streamen – sie berufen sich erfolgreich auf das Recht der Kabelweitersendeung (oder so ähnlich). Und die Webchannels der ARD werden im neuen Staatsvertrag systematisch bei den Hörfunkwellen eingeordnet. Deshalb hat Schächter rechter!
Edgar 12. Juni 2008 um 16:36
Natürlich sind die öffentlich rechtlichen Sendungen kommerziell im Netz unterwegs.
Zum Beispiel gibt es einen SWR Shop unter
http://www.swr-shop.de/
oder beim ZDF:
shop.zdf.de