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Immer wieder frage ich mich: Wie kann man als Betreiber eines Social Networks so dumm sein? Jüngstes Beispiel: Facebook. Immer wieder am heutigen Tage habe ich mich gefragt, wer das wohl verbockt hat bei Facebook. Die Sache mit der Werbung, meine ich.

Für jene, die sich nicht so oft in Klein-Bloggersdorf tummeln: Gestern erschienen Anzeigen, die Facebook bei Google Adsense geschaltet hat. Wer nach den Namen bestimmter deutscher Blogger, die Mitglieder bei Facebook sind, suchte, bekam Anzeigen geszeigt, die darauf hinwiesen, dass jene Person Mitglied bei Facebook sind. Nicht nur Erik Hauth hat sich mächtig darüber geärgert, auch Spreeblicker Johnny Haeusler.

Das bemerkenswerte: Facebook darf das nicht mal. Selbst nicht auf Basis der eigenen AGB, die beim Spreeblick auf Verständlichkeit gekürztzusammengefasst wurden. Mal abgesehen von der extremen Kryptik jener Geschäftsbedingungen (Teile sind nicht übersetzt, manchmal reißen die Sätze einfach ab) – mehrere Juristen bestätigten, dass rechtlich gesehen eine Werbung mit anderer Leute Namen nicht erlaubt ist (mehr dazu in diesem Stück). Und nun will Johnny Haeusler mal testen, was so geht: Sein Anwalt wird Schadenersatz einfordern.

Die Summe, die erreicht werden kann, bewegt sich in für Facebook lächerlichen Bahnen. Aber es geht ums Image. Ich kann nicht glauben, dass dies eine geplante Aktion von Seiten des Netzwerks war, nur um die Gemeinschaft der Blogger auf die Palme zu bringen. Der Spruch „Any PR is good PR“ wird wirklich nur sehr, sehr selten ernst gemeint.

Nein, irgendjemand sitzt bei Facebook und hat keine Ahnung von dem Geschäft, das er betreibt. Schon zum zweiten Mal blamiert sich das Unternehmen in diesem Bereich und ich frage mich langsam, ob das Problem nicht Mark Zuckerberg ist. Nein, damit meine ich nicht, dass er diese Ideen hat. Vielmehr glaube ich, dass er zu weit weg ist vom Geschehen und das nicht mitbekommt. Nach meinen Informationen ist er nur sehr schwer zu einem Gespräch zu bewegen, hat niemand, der sich um seinen Terminkalender kümmert. So kann ein Chef vielleicht in einem Winzunternehmen funktionieren – aber das ist Facebook eben nicht mehr. Mir scheint, dieser Firma fehlt ein solides Fundament. Aber da sind sie ja nicht die einzigen in diesem Markt der Social Networks.

Nachtrag: Ich habe gerade mit Facebook telefoniert. Außerdem gibt es nun ein offizielles Statement:

„Facebook hat mehrere Programme getestet, damit Nutzer, mit der Option einer öffentlichen Suchanzeige für die Indexierung von Suchmaschinen, noch schneller in Suchergebnissen zu finden sind. Im Moment läuft dieser Test nicht mehr. Die Anzeigen wurden nur ausgeliefert, wenn a) ein Facebook Nutzer ein öffentliche Suchanzeige für die Indexierung von Suchmaschinen hat und b) wenn nach speziell ihrem Namen auf einer Suchmaschine gesucht wurde. Der Klick auf diese Anzeige führte auf die Hauptseite von Facebook, wo man sich wie immer
registrieren muss bevor man ein Freund der gesuchten Person werden kann und bevor irgendwelche Informationen zu sehen sind.

Öffentliche Suchanzeigen zeigen allenfalls die Informationen Name und Foto des Nutzers, und auch nur dann, wenn der Nutzer in seinen Einstellungen der Privatsphäre die Such-Sichtbarkeit auf „Alle“
gesetzt hat.

Öffentlich Suchanzeigen gibt es, um unsere Nutzer noch einfacher auffindbar für ihre Freunde auf Suchmaschinen zu machen und können jederzeit von den Nutzern ausgestellt werden. Nur Nutzer die über 18
sind und die die Einstellung „Eine öffentliche Suchanzeige für mich erstellen und diese für die Indexierung von Suchmaschinen verwenden“ angekreuzt haben tauchen in externen Suchen auf.“

Die Denke dahinter verwundert mich weiterhin. Es fehlt die Sensibilität zu erkennen, dass es einen Unterschied gibt zwischen einer Dienstleistung für den Nutzer – der Indexierung durch Suchmaschinen – und dem Ausnutzen des Kunden. Dies habe man jetzt aber verstanden, hieß es bei Facebook, und man werde das jetzt ändern. Ich für meinen Teil werde diese Aussage beim Wort nehmen. In meinem Notizbuch steht sie unter: Zitate, die man noch mal brauchen könnte.

Nachtrag: Die Geschichte geht noch weiter…


Kommentare


Erfolgs-Blogger 22. April 2008 um 19:22

Und wieder hat Frank Zappa Gotthabihnselig Recht, als er dereinst feststellte, dass der häufigste Stoff im Universum nicht Wasserstoff, sondern Dummheit sei.

Aber aus sowas auf den Gesamtzustand eines Unternehmens zu schließen, ist dann doch gewagt, oder? Scheint fast, als wüsstest Du mehr als Du schreibst ;o)

Herzlichst Guido

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Klaus 22. April 2008 um 19:49

Kann dem Haeusler mal einer sagen, dass er sich nun endgültig zum Affen einer ganzen Blog-Generation macht?

Das glaubt doch kein Mensch. Wie kann sich ein einzelnder Mensch derart lächerlich machen?

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Thomas Knüwer 22. April 2008 um 20:26

@Klaus: Verraten Sie uns noch, was daran nicht zu glauben ist?

@Erfolgs-Blogger: Es ist ja nicht der erste Fall, sondern der zweite. Beacon war natürlich von der Größe her anders, die Werbung ist dafür unverschämter.

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Nicole Simon 22. April 2008 um 23:59

Sie suggerieren mit der Formulierung in den Einstellungen, daß es nur für das Auftauchen in den organischen Ergebnissen ist – und Adwords ist etwas ganz anderes. Vor allem in der verwendeten Art und Weise.

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Lukas 23. April 2008 um 1:01

Ich wollte gerade überprüfen, ob ich \“Eine öffentliche Suchanzeige für mich erstellen und diese für die Indexierung von Suchmaschinen verwenden\“ wirklich deaktiviert hatte, und habe die Funktion nicht mehr wiedergefunden (vielleicht habe ich aber auch nicht lange genug danach gesucht).

Offenbar scheint die Unfähigkeit, die Reaktionen der eigenen User einzuschätzen, Grundvoraussetzung zu sein, wenn man ein Social Network aufbauen will.

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Lukas 23. April 2008 um 1:59

Nachtrag: Ich hab die Funktion wiedergefunden. Ich *hatte* sie deaktiviert.

Außerdem passt das alles nicht zu der E-Mail, die mir der Kundendienst auf meine Beschwerde hin geschrieben hat:

Thanks for your email. We apologize for any misunderstanding, however, please know that we never use user names for any campaigns on Google. If you do see your name appear in Google search, please be sure to check the privacy settings in your account so that you restrict your search options. Again, we are sorry for any trouble. Please be sure to set your privacy settings in your account.

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Weltenweiser 23. April 2008 um 8:53

Das Verklagen von acebook könnte immerhin einträglicher sein als das ganze Adical-Ding 😉

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Dr. Seltsam 23. April 2008 um 10:35

Eine goldene Regel, die sich gerade jeder IT-Unternehmer (aber nicht nur diese – siehe Lidl) hinter die Ohren schreiben sollte: nur, weil etwas möglich ist, heißt das nicht, man sollte es auch tun.

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maternus 23. April 2008 um 13:43

\“Beacon war natürlich von der Größe her anders, die Werbung ist dafür unverschämter.\“

Sehe ich nicht so. Der Mißbrauch der eigenen Privatsphäre zu Reklamezwecken und -interessen Dritter ist wesentlich unverschämter als die Verletzung von Namensrechten.

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