Manchmal habe ich das Bedürfnis, deutsche Führungskräfte zu nehmen und sie mal so richtig zu schütteln. Höflich gesprochen. Weil sie solche einen Unsinn von sich geben, dass es nach einer Kommunikationsschulung schreit. Jüngstes Beispiel: Axel-Springer-Vorstand Andreas Wiele. Sollten Sie, lieber Leser, in der Kantine der Verlagshäuser im Reiche von Axel Springer arbeiten, so ersetzen Sie bitte umgehend die metallenen Messer durch Plastikware. Na gut, oder durch bestens geschärfte Steakmesser, das hängt davon ab, wie sie zu den Führungskräften des Verlags stehen.
Denn nehmen die sich die Worte von Andreas Wiele, zuständig für Zeitschriften und „Bild“, zu Herzen, wird es zu einer Harakiri-Welle im Verlag kommen. Wiele schwadroniert im Interview mit Turi2 nämlich folgendermaßen:
„Wer sich selber angreift, verteidigt sich am besten.“
Das bedeutet: Wer sich selber umbringt, tut was gutes. Oder ist nur ein nicht tödlicher Angriff ein guter Angriff? Dann bitte Pulsadern öffnen, ab in die Badewann und mit Blut verschmierten Fingern noch schnell den Notarzt anrufen – und hoffen, dass man die Wohnungstür offen gelassen hat.
Kommentare
Ugugu 10. März 2008 um 16:15
Was für eine grandiose Idee: Sich selbst zu kanibalisieren. Im Falle von Axel Springer kann ich nur maximalen Erfolg wünschen.
Erik 10. März 2008 um 17:11
Nu, so doof ist der Gedanke nicht. Und wenn ich das mit meinem kleinen Ausschnitt, den ich überblicken kann, auch grundlegende Strategie der Verlage.
\“Wenn schon unser Kuchen aufgegessen wird\“, wobei die Aufmerksamkeit und der Medienkonsum gemeint sind, wesentlich, \“dann macht es Sinn den Umstand auszunutzen, dass man einen großen Teil des bisherigen Sandkuchens in der eigenen Hand hält.\“
Nur das mit dem einfach zubeissen, ist natürlich nicht so einfach. Die Strategie an sich, aber nicht weiter verwunderlich.
chris 10. März 2008 um 17:58
\“Save the world – kill yourself\“ 🙂
Kommentator 10. März 2008 um 22:38
Hmm . . . Der Mann, leitend in diesem Verlag, sucht die Leser und die Marge von morgen. Das muss er, das ist sein Job.
Über die Inhalte \“von morgen\“ wurde nichts gesagt (weil nicht danach gefragt wurde); ich stelle die Frage, ob mit der im Web normalen Fragmentierung und Beschleunigung von Themen- und Wahrnehmungsgewohnheiten nicht auch der Niedergang der \“großen\“ Häuser einhergeht.
Es wird in Zukunft, je verfügbarer Inhalte online/mobil sein werden, eben nicht nur \“die\“ 10 oder 20 Titel geben, die morgens frisch am Kiosk aushängen; es wird in Zukunft Hunderte oder Tausende URLs geben, die jeder nach Geschmack, Ort und Aktualität zusammenstellt. Ob da die eine dabei ist, deren Schicksal dem Vorstand gefällt, oder nicht, entscheidet nicht zuletzt der Preis.
Noch ist Online für den Konsumenten gratis. Wenn irgendwer Geld für Inhalte will, wird er gute Argumente haben müssen.
Gute Argumente sehe ich bei den Springer-Titeln nicht. Eigentlich nie.
Chat Atkins 12. März 2008 um 15:15
Früher gab\’s mal Inhalte. Dann gab\’s Content. Inzwischen sind sie ganz ohne was \’content\‘ …
Jürgen Kalwa 13. März 2008 um 14:44
Ich wäre der letzte, der irgendein gutes Wort für die Verantwortlichen dieser riesigen Manipulationsmaschine einlegen möchte. Aber die Knüwersche Suizid-Todesprojektion finde ich so kurz gegriffen, dass ich auf den Erkenntnisstand der medizinischen Praxis aufmerksam machen möchte: Impfungen jedweder Art funktionieren nach dem Prinzip, dass man dem Körper des Patienten eine kleine Dosis des Erregers verabreicht (ihn also angreift). Woraufhin der Körper sich zu wehren lernt und die Antikörper bereit hält, die er im Fall des Falles braucht. Nicht dass ich der Bild-Zeitung noch mehr Widerstandsfâhigkeit wünsche, als sie ohnehin schon besitzt. Im Gegenteil: Ich wünsche ihr ein baldiges Ende. Aber ich traue den Leuten hinter dieser Maschine durchaus zu, dass sie wissen, wie man sich fit macht und fit hält und dass sie sich ständig gegenseitig gegen Anfeindungen impfen.
Vivianne de Brandt 24. März 2008 um 12:59
Übrigens:
Harakiri bedeutet nicht, dass es sich um eine Selbsttötung handelt. Es ist der Akt während man sich den Bauch aufschlitzt – also nur ein Teil des ganzen Rituals. Was Sie sicher meinten, ist: Seppuku. 😉
Beste Grüße
Vivianne de Brandt
Thomas Knüwer 24. März 2008 um 20:03
Und wieder einmal gilt der Satz von Jeff Jarvis: Meine Leser sind schlauer als ich.
Vielen Dank für den Hinweis!