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Also echt jetzt Erik. Das geht so nicht. Wir kennen uns doch gar nicht. Aber anscheinend arbeitest Du entweder bei Kienbaum oder beim australischen Arbeitsvermittler Ingeus. Der wieder lässt seine Verlautbarungen über Kienbaum verschicken.
Also, Erik, Du hast anscheinend das Betreff einer Pressemitteilung von Ingeus mit einem Mitarbeiter von Kienbaum abgesprochen. Irgendwie aber hat der Dich nicht verstanden. Folgender Betreff stand über der Mail von Deinem Kollegen, Erik:
„Betreff hier bitte einfügen – den hast du ja mit Erik besprochen“

Vielleicht Erik, hast Du ja nur abgesprochen, dass an der Stelle, wo der Betreff steht, „Betreff“ stehen soll und dass das ja mit Dir abgesprochen ist. Wer weiß?

Wenig schön, das muss ich Dir, Erik, auch offen sagen, war dann das zweite Schreiben, das am Montag Abend 23 Minuten später eintraf. Die erste Mail, die mit der komischen Betreff-Zeile, war noch ganz OK, abgesehen von dem abgeschmackten Wortspiel am Anfang:

„Neue Wege wagen: Ingeus hilft Langzeitarbeitslosen in München
München, den 5. März 2008 Ingeus startet zusammen mit der ARGE München ein weiteres Projekt in Deutschland: Der private Arbeitsvermittler aus Australien wird über einen Zeitraum von zwei Jahren insgesamt 4.000 Münchener Langzeitarbeitslose dabei unterstützen, eine angemessene und dauerhafte Beschäftigung zu finden.“

Jene zweite Mail aber demonstrierte, lieber Erik, dass sich Euer Laden in geradezu lächerlicher Art und Weise erheblich zu wichtig nimmt. Ihr Betreff:
„ACHTUNG SPERRFRIST: Ingeus: Australischer Arbeitsvermittler expandiert nach München“

Und im Text heißt es dann:
„Sehr geehrte Damen und Herren,

bitte beachten Sie, dass die soeben an Sie verschickte Pressemitteilung von Ingeus zu deren Büroeröffnung in München mit einer Sperrfrist bis Mittwoch, 5. März 2008, 13 Uhr, versehen ist. Die Pressemitteilung finden Sie mit dem Sperrvermerk im Anhang.

Vielen Dank für Ihr Verständis.“

Sperrfrist. Weil all die Journalisten schon geifernd mit den Fingern über der Tastatur hängen, die Druckmaschinen mit den eigenen schlaffen Bizpsen aufhalten wollen, um herauszuschreien: ENDLICH!!! INGEUS KOMMT NACH DEUTSCHLAND!!!!

Nein, seien wir ehrlich. Das interessiert kaum eine Sau. Nur den Chef von Kienbaum vielleicht. Und den Chef der Unternehmenskommunikation bei Kienbaum. Die sich der eigenen Bedeutung mit solchen albernen Sperrfristen versichern wollen. Wer das aber nötig hat, der löst bei mir eher Mitleid aus. Kannste denen ja mal sagen, Erik.


Kommentare


Daniela 5. März 2008 um 11:56

Phänomenal komisch.

Wie ist das eigentlich: Ein Journalist kann zeit- und kontextsensible Informationen besitzen (zugeschickt bekommen), was aber nicht heißt, dass er sie auch verwendet. Sperrfrist light oder Sperrfrist.0 also …

Wie viele Journalisten die du kennst, arbeiten nach diesem Kodex?

Disclaimer: Ich arbeite seit 6-7 Jahren nicht mehr mit Sperrfristen.

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Thomas Knüwer 5. März 2008 um 12:05

Sperrfristen können im Bereich der Finanzkommunikation ja noch Sinn machen. In anderen Fällen kann man Verständnis haben. Zum Beispiel wollte Facebook Journalisten über den Deutschland-Start nicht per Pressekonferenz informieren, sondern in Einzeltelefonaten mit einer Sperrfrist von Montag 6 Uhr. Es passiert, was passieren musste: Spiegel Online und Focus Online haben sich nicht daran gehalten.

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Mart 5. März 2008 um 12:07

Ich bin dafür, Sperrfristen auch bei Blogs einzuführen: \“Bitte nicht vor dem 15.3.2008 verlinken!\“ oder sogar \“Bitte nicht vor heute Abend lesen\“ oder besser gleich: \“Wer das liest, ist doof!\“

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Berufskommunikator 5. März 2008 um 12:09

Achtung Sperrfrist! Diesen Kommentar zu Herrn Knüwers Beitrag keinesfalls vor dem 05. März 2008, 12:08 Uhr lesen! Sonst bin ich persönlich beleidigt…

Manch eine PR-Abteilung sollte echt mal übers eigene Qualitätsmanagement nachdenken…

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Christian K. 5. März 2008 um 12:44

Storno Pressetermin: Neue Leitung der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Polizeipräsidium Köln

Köln (ots) – Mit Sperrfrist hatte die Polizei Köln vergangene Woche zu einem Pressetermin für Dienstag (04. März) eingeladen. Es war beabsichtigt, gegenüber den Medien die personellen Veränderungen im Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Polizei Köln darzustellen.

Nach einer zwischenzeitlich recht umfänglichen Berichterstattung über die geplanten Personalmaßnahmen ist die Grundlage für den Termin entfallen.

Polizeipräsidium Köln
Tel.: 0221/229-5555
E-Mail: pressestelle.koeln@polizei.nrw.de

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Berufskommunikator 5. März 2008 um 13:00

… Und da wurde keiner der berichterstattenden Journalisten festgenommen? Nichtmal ordentlich eine Redaktion durchsucht?

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Martin 5. März 2008 um 13:01

Lieber Herr Knüwer,

ich der Meinung, dass Fehler immer passieren können und man sich eigentlich nicht anmaßen sollte, pauschal über das Handwerk anderer zu urteilen, insbesondere, wenn man die Hintergründe nicht kennt. Darüber hinaus hoffe ich, dass Ihnen in Ihrer Volontärzeit keine Fehler unterlaufen sind, und falls doch, dass diese nicht von klugen Zeitgenossen auch noch öffentlich an den Pranger gestellt worden sind.

Herzliche Grüße
Martin

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Berufskommunikator 5. März 2008 um 13:17

Aah, nicht rechtfertigen! Natürlich weiß Herr Knüwer, dass Fehler passieren können, schließlich macht er selbst in seinen Beiträgen auch mal welche.

Ein Blog über das Journalistenhandwerk – kritisch betrachtet – wäre innovativ.

Aber eigentlich sollten wir uns doch alle vertragen, oder?

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andrea 5. März 2008 um 13:22

aber wenn er das weiß, dann verstehe ich nicht, warum er so verzweifelt irgendwelche vermeintlichen Themen, noch nicht einmal besonders witzig….ach, egal, sperrfristlos: peace.

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Berufskommunikator 5. März 2008 um 13:36

…weil er täglich mit einer Vielzahl solcher Meldungen überschüttet wird und sie von Spam kaum noch unterscheiden mag.

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Thomas Knüwer 5. März 2008 um 13:38

@Martin: Natürlich passieren Fehler. Darf man sie deshalb nicht kritisieren? Dann mutieren Unternehmen bald zu Waldorf-Schulen. Die Hintergründe übrigens muss ich nicht kennen. Niemand erklärt sie nämlich, sondern die Empfänger dieser Mails sollen ausbaden, wenn irgend jemand einen Fehler gemacht hat.

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Erik 5. März 2008 um 15:33

Huch, da habe ich aber einen Schreck bekommen und aus Versehen meinen Feedreader aufgegessen, als ich die Überschrift las 😉

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Ugugu 5. März 2008 um 17:35

@berufskommunikator

\“Ein Blog über das Journalistenhandwerk – kritisch betrachtet – wäre innovativ\“ ???

Nenn mir fünf Blogs in denen keiner, aber wirklich kein Blogeintrag zu diesem Thema zu finden ist. Und überhaupt, wieso Journalisten kritisieren, wenn man sie auch schreddern kann 😉

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Berufskommunikator 5. März 2008 um 17:41

Stimmt, das Metier muss ja nicht erst seit Horst Schlämmer kritisch mit sich spielen lassen… Wie wäre es dann mit einem Blog \“Die kleine Lokalredaktion am Rande der Stadt\“? Vielleicht nehme ich mich der Sache mal an.

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Onyro 6. März 2008 um 18:15

\“Erik, das hatten wir so nicht abgesprochen\“ klingt wie die Betreffzeile einer Spam-Mail a la \“Erik möchte dass du dir das anschaust\“ oder \“Vergiss die Party bei Erik nicht\“. Wäre bei mir wohl im Filter hängengeblieben. Aber als neuestes Exemplar der beliebten Gattnung \“Im Text vergessene Anmerkungen die nie ein Adressat lesen sollte\“ ist sie natürlich lustiger.

Erinnert mich auch an Thomas Knüwers Beitrag zur Nachricht \“WG: hi melli bitte einmal durch den Audi verteiler jubeln\“. Und an ein paar PowerPoint Folien die ich mal von einer sonst so peinlich genauen und verschwiegenen Unternehmensberatung bekommen habe, in denen der Absender die Notizen für den Vortragenden dringelassen hatte und die eine ganz andere Botschaft verkündeten.

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Onyro 6. März 2008 um 18:17

Der Anfang sollte natürlich heißen \“Betreff hier bitte einfügen – den hast du ja mit Erik besprochen\“. Tja, so schnell kann es gehen.

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Sascha Stoltenow 7. März 2008 um 21:19

@Martin: da kommen mir die Tränen. Schon mal drüber nachgedacht, dass nicht die \“stray mail\“ der Fehler ist, sondern die Versperrfristung einer irrelevanten Meldung in Zeiten des sekündlichen Redaktionsschlusses?

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J.J. 8. März 2008 um 15:32

Das Betreff?

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Skribifax 10. März 2008 um 16:54

Lustig wird\’s, wenn \“Online first\“-Medien Ereignisse kommentieren, die noch gar nicht stattgefunden haben. So wie \“Welt\“-Kulturchef Eckhard Fuhr am 10. März 2008, um 16.16 Uhr die Verleihung des Deutschen Brückenbaupreises in Dresden von \“gestern\“.

http://debatte.welt.de/kommentare/63622/tunnel+und+bruecke

Laut Veranstaltungsprogramm fing die Preisverleihung aber erst anderthalb Stunden nachdem der Beitrag auf \“Welt Debatte\“ online ging an.

http://www.brueckenbaupreis.de/5014.htm

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