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Die Cebit wagt etwas eigentlich revolutionäres: Sie vergibt Presseausweise an Blogger. Der Haken: Es ist leider die Cebit. So wie es derzeit aussieht, werde ich nicht auf die Cebit müssendürfenkönnen. Das ist einerseits schade, da ich in Hannover bei guten Freunden übernachten kann, die ich sonst selten sehe. Andererseits aber täte es auch weh, dorthin zurückzukehren.

Die Cebit 2001 war ein letztes Hurra für diese Messe. Am Tag brummte sie, wenn auch schon leicht deprimiert durch das Platzen der Dotcom-Blase, am Abend feierte sie. Danach war es nie wieder so schön, auch wenn das jetzt nach altväterlichem Greinen klingt.

In den Jahren darauf reagierte das Management der Deutschen Messe, als sei es geführt von Bertelsmann. Das Internet wurde zum Ihpfuibah und Endverbraucher, die wollte man auch nicht mehr sehen.

So schrumpfte die Messe auf ein immer traurigeres Maß. Das Vertreiben der Konsumenten sorgte für mehr Platz an den Ständen – doch gleichzeitig senkte das die Stimmung aller Anwesenden. Die Leere in den Hallen wurde zur Leere in den Seelen. Auch wenn alle wussten, warum das Gedränge ausblieb, so schwang doch immer ein Gefühl von Der-Branche-geht-es-schlecht mit. Ein Vergnügungspark ohne Menschen bereitet eben kein Vergnügen.

Das Internet fand dagegen nie wieder richtig statt. Die Kosten eines Messeauftritts sind für die meisten Startups zu hoch und überhaupt fühlen sie sich besser aufgehoben auf den diversen Kongressen. Während die Hard- und Softwarehersteller Bestellungen einholen wollen, geht es den Web-Firmen bei solchen Veranstaltungen um Kontakte und Netzwerken.

Erst jetzt scheint die Cebit aufzuwachen – aus meiner Sicht zu spät. Ein Startup-Weekend soll es geben, doch die Ankündigung dort innerhalb weniger Tage ein Unternehme zu erschaffen, das an die New Yorker Börse geht, ist so viel heiße Luft, dass es der Sache abträglich sein könnte.

Immerhin aber gibt es eine lobenswerte Aktion: Blogger sollen bei der Cebit Pressekarten erhalten. Das wäre ja eigentlich begrüßenswert und wurde den Veranstaltern vermutlich von den Organisatoren des Cebit-Blogs 01 ans Herz gelegt.

Allein: Es ist eben eine Aktion, die der Messe wenig Schmerzen bereiten dürfte. Denn anscheinend macht sie sich ganz erheblich Sorgen um die Zuschauerzahlen. Allein die „Computerwoche“ verlost 7.500 Gratis-Tickets – bezahlt dürfte sie dafür nicht haben.

So riecht die eigentlich gute Presseausweis-Aktion doch schwer nach dem Bestandteil eines Verzweiflungsaktes.


Kommentare


Don Alphonso 14. Februar 2008 um 17:54

Man hört allenthalben, dass auch das Ausdertaufeheben des besagten 01er Blogs dem Umstand gedankt ist, dass die gedruckte 01, die weiland noch in München bei Herrn Burda entstand, trotz aufrechtem Bemühen der Münchner Seite den Hannoveranern immer noch zu teuer war, weshalb man in das billigere Internet wechselte, wo ein ein Promiblogger immer noch billiger als ein freier Journalist sein soll.

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CIO-Blogger 14. Februar 2008 um 19:32

Beim Elektronikversender Pearl gibt es sogar 30.000 kostenlose CeBIT-Tickets – allerdings muss man noch 3,90 Euro fürs Porto investieren.

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Raucherblog 14. Februar 2008 um 19:48

Trotzdem cool!

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Tim 14. Februar 2008 um 19:54

Klar ist das Augenwischerei. Das ist Marketing und hat nichts mit \“Ernstnehmen\“ zu tun.

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Alexander 14. Februar 2008 um 21:48

… sollten die Tix anderswo alle sein, wir haben hier auch noch ca. 750 Stück rumliegen!

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Prospero 15. Februar 2008 um 1:11

Die Cebit ist eine der Messen, die ich noch nie besucht habe. Ich glaube, nachdem ich dann die Kommentare drüben gelesen habe, dass ich das auch nicht unbedingt bedauern muss…
(Spreeblick-Johnny und Modern-Boheme-Lobo, ah ja…)
Ad Astra

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Erwin 15. Februar 2008 um 1:28

Mit dem richtigen Code (der Link ist an jeder zweiten Ecke zu finden) kann man auch von der Messe AG selber ohne Ende Gratis (E-)Tickets bekommen. Verzweiflungsakt trifft es wohl.

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Hartwig von Sass 15. Februar 2008 um 1:59

Lieber Herr Knüwer,
ich finde es ja sehr schade, dass Sie sich in diesem Jahr nicht auf den Weg nach Hannover machen wollen – vermutlich fast so schade wie die Freunde in Hannover, die Sie so selten sehen. Die CeBIT sollte aus meiner Sicht Anlass genug sein. Und ich bin ganz sicher, dass es Ihnen keinerlei Schmerzen bereiten würde, die CeBIT 2008 zu besuchen.
Obwohl, ich glaube, das muss ich gleich wieder einschränken: Ein Besuch der CeBIT kann sicher auch 2008 Schmerzen bereiten. Und das gleich mehrfach.
Achtung vor Kopfschmerz! Sie drohen, wenn Sie beim Besuch der vielen stattfindenden Standpartys, Empfängen und Tanzpartys mitmachen und mitfeiern.
Achtung auch vor Schmerzen in Beinen und Füßen: Nicht nur, weil Sie angesichts der Angebote der Aussteller, der zu bestaunenden Innovationen und mehr als 1000 Veranstaltungen im Rahmen der Messe so einige Kilometer Fußmarsch zurücklegen könnten. Sondern auch, weil Sie – sofern sportlich orientiert – möglicherweise beim CeBIT Charity-Run und damit bei einem dem ersten echten Halbmaraton (am CeBIT-Donnerstag) auf einer Messe mitlaufen würden – und mit Ihrem Startgeld zwei nationale Kinder-Hilfsprojekte unterstützen würden.

Ich möchte aber noch eines gerade rücken: Die CeBIT hat die Konsumenten nie ausgesperrt. Die Konsumenten und Hightech-Begeisterten waren immer da – und sie werden sicher und hoffentlich auch 2008 wieder kommen. Rund 20 Prozent der Besucher der CeBIT waren in den vergangenen Jahren – und zwar durchgehend – Konsumenten. Ich wüßte nicht, warum es auch in diesem Jahr nicht wieder so sein sollte – es sei denn, zu Hauf würden sich die Menschen Ihrer – hoffentlich noch nicht allzu fest zementierten – Entscheidung anschließen.
Und noch ein letzter Hinweis zur Entscheidung, die Arbeit von Bloggern durch die Akkeditierung als Journalisten zur CeBIT zu erleichtern. Es geht uns dabei darum, eine neue Form des Journalismus ernst zu nehmen – und die Menschen, die mit viel Begeisterung in ihre Blogs schreiben, in ihrer Arbeit zu unterstützen. Mit Verzweiflung hat das herzlich wenig zu tun, es ist vielmehr die Folge einer offenen Betrachtung einer neuen Medienform.

Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie sich doch auf den Weg nach Hannover machen würden. Ich würde Sie gern persönlich über die CeBIT führen, gern auch mit den CeBIT-Machern bekannt machen – mit dem Ziel, das Bild, das Sie von der CeBIT haben, mit der Realität einer Veranstaltung abzugleichen, die in den vergangenen Monaten mit viel Kreativität sehr viel Neues hervorgebracht hat. Insbesondere, was das Internet angeht.

Kommen Sie doch einfach!
Hartwig von Sass
CeBIT-Sprecher

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Weltenweiser 15. Februar 2008 um 8:32

Jetzt mal ohne viel Jubel nachgefragt. Warum für Blogger eine Pressekarte? Hätte da keine normale Karte gereicht? Oder hat man Angst die PKs bleiben leer und die Schnittchen werden nicht alle? ? Sicher, es gibt sie die Tekkiblogger, aber wie viele sind das schon in der Masse der Blogger?

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Thomas Knüwer 15. Februar 2008 um 9:57

@Hartwig von Sass: Zunächst einmal finde ich es im äußerst bemerkenswert, dass Sie sich hier zu Wort melden. Und das meine ich absolut positiv!

Dass die Cebit Endverbraucher aussperrt – so war das natürlich nicht gemeint. Aber wir beide wissen doch, dass Konsumenten nicht mehr so gerne gesehen waren.

Kommen aber werde ich auch diesmal nicht. Ich war im vorletzten Jahr vor Ort und es war eben eine Messe der Hard- und Softwareindustrie mit leider wenig Neuigkeitswert. Sorry!

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Tim 15. Februar 2008 um 10:07

Was ich aus den Zeilen des CeBIT-Sprechers rauslese:

Standpartys und Charity-Run scheinen das Wichtigste zu sein. Kein Wort über die parallel laufenden Fachkongresse und Sonderveranstaltungen, die bei der Partyberrichterstattung untergehen, und wo Blogger sicher einen Mehrwert gegenüber den sonstigen Medien bringen könnten.

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Onyro 15. Februar 2008 um 12:21

Beim Blättern durch die CeBit Seiten bin ich zumindest auf den \“Enterprise 2.0 SUMMIT\“ gestoßen, bei dem \“Potenziale und Herausforderungen von Web 2.0 und Social-Software im Unternehmen\“ diskutiert werden sollen. Kostet allerdings extra. Viele Web 2.0 Firmen habe ich unter den Präsentatoren und Ausstellern wirklich nicht gesehen. Ein paar große Unternehmen die in die Richtung arbeiten (z.B. IBM), und ein paar übliche Verdächtige wie technorati oder Six Apart. Einige der großen Consumer Products Anbieter werden sich auch rar machen. Mal schauen ob ich dieses Jahr gehen werde, die meisten Infos bekommt man ja auch so über die Berichterstattung mit und es ist wie oben angedeutet wirklich ziemlich anstrengend den ganzen Tag (oder gar mehrere Tage) im Gedränge über die Messe zu hasten.

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Lisa 15. Februar 2008 um 15:20

Die CeBIT-Leute müssen so verzweifelt sein, die lassen jetzt sogar schon Frauen rein 😉
Umsonst!

http://www.idee-it.de/content/view/full/7834

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Ben Utzer 19. Februar 2008 um 11:48

Wer hin möchte und keine Lust hat 38 Euro auszugeben…
\“Auf www.cebit.de/basis_a anmelden code tn9k5 eingeben und euer eigenes personalisiertes e-ticket anfordern und ausdrucken\“ funktioniert wohl immer noch der Code. Das Zitat stammt aus Einladungen der Deutschen Messe und der Code ist wohl immer der gleiche. Ich habe mich so selber angemeldet und habe ein Fachbesucherticket für den Zutritt an einem Tag bekommen.

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Franktireur 19. Februar 2008 um 16:38

Die CEBIT ist doch out, so was braucht doch keiner mehr. Und der Beitrag des Herrn von Sass spricht Bände: Party, Sektempfang, uiuiuiui-party-pc-loveparade oder was?!?
Da geh ich nicht hin, ganz egal, obs kostenlos ist. Und Presseausweis für Blogger? Ich will keinen, nicht von der CEBIT.

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cut 19. Februar 2008 um 16:55

Na, so out ist die nicht. Früher war mehr Party, schon klar. Aber was diese Sache mit den Leads angeht (wer will denn eigentlich Blogger auf dem Messestand haben?). Da muss man ne Menge anderer Akionen fahren, um so viele Kontakte zu machen. Und die sind in Hannover bei weitem nicht alle Schrott.

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bssssssss 19. Februar 2008 um 18:59

also ich war in den letzten Jahren mehrmals da. Es war recht unterhaltsam und es hat sogar was gebracht. Auf jeden Fall, habe ich Dinge (\“Innovationen\“) gesehen, die ich sonst so nicht bemerkt hätte. Viele Schnacker hier unterschätzen die oft interessanten Ausstellungsstücke von Unis und Forschungsinstituten oder auch von mittelständischen Unternehmen. Da gibt es auch viel im Vorbeigehen zu entdecken, was nicht tagtäglich in der Presse auftaucht.

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Jan Michael 20. Februar 2008 um 12:08

Wie internetfeindlich die Cebit bzw. Deutsche Messe ist, drückt sich wohl auch an den Preisen aus, die Veranstalter für einen Internetanschluss in den Hallen zahlen müssen: ab 900 Euro für 256 kbit/s, 1.100 für 512 kbit/s, 9.000 Euro (sic!) für eine 10-Mbit-Leitung.

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lexa 13. April 2008 um 1:02

Hi !
Das mit den vielen Euros ist doch bestimmt nicht war oder ??? Ich kann mir nicht vorstellen das diese Preise realistisch waren bzw. sind.
Gruß lexa

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