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Vielleicht ist es Frank Schirrmacher, dem Herausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ egal, wem er mit balsamigen Worten Preise verleiht. Hauptsache Rampenlicht. Vielleicht hat er es unbedarft getan. Sicher aber ist: So langsam muss selbst ihm aufgehen, dass sein Auftritt bei der Bambi-Verleihung nochmal auf ihn zurückschlagen könnte. „Richtig und zwingend“ war es für Schirrmacher, einen Mut-Bambi an Tom Cruise zu verleihen. Wohlgemerkt: Nicht für einen guten Film hat Cruise den Bambi bekommen, sondern explizit für seinen Mut zu dem zu stehen, woran er glaubt.

Und auch Hubert Burda müsste es langsam zu denken geben, ob er jedem das Reh in die Hand drückt, solange der nur prominent ist.

Denn nun könnte eine Welle losschlagen. In Deutschland ist gerade ein Buch über Cruise und Scientology erschienen, das in den USA mit einer gewaltigen Schadenersatzklage gekontert wird. Die Anschuldigungen im Buch sind teils so bizarr, dass es dem Ansehen des Werkes eher Abbruch tut.

Doch mutmaßt Gawker, nun komme es zu einem Dammbruch in Sachen Cruise und Scientology. Als Signal wertet das New Yorker Medienklatsch-Blog ein Video, das derzeit durch das Netz geistert, immer wieder auf Youtube und Google Video auftaucht, um wieder heruntegenommen zu werden.

Es ist ein Filmchen für die Verleihung eines Scientology-Preises an Cruise. Fast zehn Minuten redet er über die Pseudo-Religion und wäre es ein Ausschnitt aus einem Hollywood-Streifen, er bekäme den Oscar. Leider aber ist dies nicht gespielt. Es ist real. Und es läuft einem ein eiskalter Schauer über den Rücken, wenn Cruise Dinge sagt wie:

„When you’re a Scientologist, and you drive by an accident, you know you have to do something about it, because you know you’re the only one who can really help. We are the authorities on getting people off drugs. We are the authorities on the mind…
We are the way to happiness. We can bring peace and unite cultures. Now is the time.“

Gawker hat angekündigt seine Kopie des Videos online zu lassen. Es wird spannend sein, ob das gelingt. Derzeit gibt es auch noch eine Youtube-Verlinkung:

Vielleicht wäre es an der Zeit für Schirrmacher und Burda, Überlegungen über einen kommunikativen Exit anzustellen. Denn diese Geschichte, die wird kleben bleiben, da bin ich mir ziemlich sicher.


Kommentare


Lukas 18. Januar 2008 um 16:14

Herr Schirrmacher sollte angedenk der Tatsache, dass ihm \“Bild\“ seine Texte klaut (weil sie so \“bemerkenswert\“ sind), sowieso mal über eine Feinjustierung seiner Weltsicht nachdenken: http://www.bildblog.de/2730/bild-soll-fuer-geklauten-faz-artikel-zahlen

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Manuel Ehrlich 18. Januar 2008 um 18:57

OT: \“sondern explizit für seinen Mut zu dem zu stehen, woran er glaubt.\“ – Herr Knüwer, Sie brauchen doch nicht so plump zweideutig sein, Sie könn(t)en es doch besser.

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Chris 18. Januar 2008 um 19:08

Mal etwas, was ich sonst nie mache, manuell trackbacken…

Frank Schirrmacher, Scientology und die braune Suppe

Wer sich die \“seltsame\“ Rede des Herrn Schirrmacher noch einmal anhören möchte, leider zu früh geschnitten, dennoch – der größte Teil war bei YouTube zu finden.

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Chris 18. Januar 2008 um 19:09

Args, den Link verhauen… 😀

http://www.fixmbr.de/frank-schirrmacher-scientology-und-die-braune-suppe/

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Rainersacht 18. Januar 2008 um 22:33

Und dann noch die Frage: Wie weit reicht der Einfluss von Scientology in den Bundestag schon? Sind bereits Entscheidungen durch Scientology beeinflusst worden? Welche deutschen Top-Manager sind AKTIVE Scientologen? Und so weiter…

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Hagen 19. Januar 2008 um 1:26

Die ganze Sache ist allerdings auch so so lange irritierend, wie man annimmt, Schirrmacher und/oder Burda hätten selbst keine engen Beziehungen zu Scientology. Was wäre, wenn sie dazugehörten?

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Ugugu 19. Januar 2008 um 11:26

Ich halte Scientology vorderhand für eine relativ unbedeutende Sekte, bezüglich Anzahl Mitglieder im deutschen Sprachraum. Nicht jedoch bezüglich wirtschaftlicher Macht, und mit viel Rekrutierungspotenzial nach oben. Das Konzept Kirche als Firma hat durchaus Zukunf. Was jedoch, wenn, sagen wir mal etwas weniger verwirrte Köpfe eine Sekte gründen mit etwas realistischerem Antlitz?

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Spritkopf 19. Januar 2008 um 12:33

Noch ein Video von Tom Cruise 😉

http://www.youtube.com/watch?v=9hZlj-Zfnl0

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Ute 20. Januar 2008 um 14:55

Ich muss zugeben, ein bisschen schadenfroh bin ich schon 🙂

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Case 20. Januar 2008 um 22:32

Ich weiß gar nicht, was Ihr wollt. Jeder Priester oder Pfarrer, jeder Katholik, jeder Evangelische ist ebenfalls der Meinung, dass nur er und seine Religion die Welt retten kann. Von den meisten Muslimen mal ganz zu schweigen. Und über den Einfluß dieser \“Sekten\“ regt sich niemand auf.. Und Cruise ist letzlich nur ein durchgeknallter Schauspieler…..

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pinky 21. Januar 2008 um 1:10

Es ist schon etwas merkwürdig, dass ein so prominentes und aktives Mitglied dieser potentiell Verfassugs feindlichen Sekte derart in der deutschen Medienlandschaft hofiert wird. Dann darf TC, ein Vertreter faschistischer Ansichten auch noch mit Unterstützung der Bundesregierung in Deutschland einen Film drehen. Das erschreckende daran ist, dass es genügend Leute in der Verantwortung gibt die so etwas zulassen.

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Ute 21. Januar 2008 um 9:00

Ugugu: Das liegt u.a. daran, dass auch schon sehr viel Aufklärungsarbeit – vor allem von Aussteigern – geleistet wurde. Von einer Dämonisierung halte ich im übrigen nichts, das treibt Scientology nur in einer Opferrolle, aber eine vehemente Aufklärung über die Ziele und Machenschafte halte ich für unbedingt notwendig.

Case: Sorry, das sehe ich komplett anders. Priester und Pfarrer wissen auch, dass wir in einem säkularisierten Staat leben. Mich ärgern solche Vergleiche wirklich extrem!

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Ute 21. Januar 2008 um 9:02

pinky: Es gab ja auch genügend Leute, die dagegen waren (vor allem die Familie, soweit ich mich erinnere), nur wurden die zu Anfang der Dreharbeiten stark belächelt – ich denke, dass auch die momentan eine gewisse Genugtuung verspüren.

Wobei der Film sicherlich ein großer Triumph wird – bei der PR. Schlecht soll er ja auch nicht sein.

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Case 21. Januar 2008 um 10:45

@ Ute: Na ja, ob unser Staat wirklich so säkularisiert ist, wie immer gerne angegeben wird, bezweifel ich.Immerhin wird die Kirchensteuer vom Finanzamt erhoben.Und auch sonst sitzen kirchliche Vertreter in jedem öffentlich-rechtlichen Gremium. Versteh mich bitte nicht falsch. Jeder Gläubige soll seinen Glauben nach seinen Vorstellungen leben können. (Was dann übrigens auch für scientology gälte) Aber die Kirchen mischen sich immer noch sehr stark ins gesellschaftliche Leben ein, weil sie glauben, das einzig wahre Rezept zu besitzen. Und das stört mich – bei allen Religionen.

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Wolfgang Michal 21. Januar 2008 um 13:08

Frank Schirrmacher hat sich von Tom Cruise einwickeln lassen, Schirrmachers Mentor Joachim Fest hat sich von Albert Speer einwickeln lassen. Was ist schlimmer?

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Ute 21. Januar 2008 um 13:23

Ja Case und soll ich Dir was sagen, ich finde das sogar gut. Ich finde das sogar sehr gut, dass unsere Kultur auf dem Christentum fußt und das in Teilen noch sichtbar und spürbar ist. Bei aller berechtigten Kritik an der Kirche (mit manchen Dingen habe auch ich arge Probleme), kulturell hat sie uns auch sehr viel gutes gebracht und Leute wie Erasmus von Rotterdam, Benedikt von Nursia oder Augustinus waren nicht die schlechtesten Denker, so mancher sollte sich heute mal ein Beispiel daran nehmen. 🙂

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Jörg Friedrich 21. Januar 2008 um 15:26

Wer von Pseudo-Religion bei Scientology spricht, sollte mehr zu bieten haben als ein Video in dem ein Vertreter dieser Institution keinen größeren Anspruch verkündet als Beispielsweise Kardinal Meissner für die katholische Kirche. Oder ist auch der Katholizismus eine Pseudo-Religion? Welche Aspekte unterscheiden Scientology von den richtigen Religionen.

Wenn Scientology tatsächlich seine Mitglieder dazu befähigt, bei einem Unfall ruhig und entschlossen zu helfen, ist das im Ergebnis erst einmal nichts schlechtes, oder?

Ich weiß nichts über diesen Verein, alles sind immer nur Gerüchte aus zweiter Hand. Das Kunstverständnis eines Kardinal Meissner aber macht mir für die Pluralität unserer Gesellschaft wesentlich mehr Sorgen als die in diesem Video dargestellten Glaubenssätze.

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The Stig 21. Januar 2008 um 16:36

@Ute: Ich bin mir nicht sicher, ob unsere Kultur nicht viel mehr auf der Aufklärung als auf dem Christentum fußt. Was nicht so schlechte Denker angeht, hat die Kirche leider auch viele mundtot gemacht, weil ihre (richtigen) Ideen leider nicht mit (katholischen) Dogmen zusammenpassten…

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Aubertin 21. Januar 2008 um 17:40

@ The Stig: Vielleicht sollte man noch hinzufügen, daß die Avantgarde der Aufklärer häufig genug aus den Kirchen selbst heraus, zumindest aber von dessen Rand aus agierte. Und Kritik an der Kirche war schließlich Hauptbestandteil der Aufklärung. Und das ist es, was ich vermisse heutzutage: sowohl Kritik an diesen Institutionen als auch Aufklärung.

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Ute 21. Januar 2008 um 22:32

@ The Stig: Dann versuche mal das ikonographisches Programm der meisten bekannten Kunstwerke anhand der Aufklärung zu interpretieren!

Es geht nur mit Wissen um die christliche Symbolik bzw. dem Kulturschatz des Christentums (ist ja auch interessant, das sich die meisten antiken Nackedeis gerade in den Vatikanischen Museen lasziv herumlümmeln) und natürlich der Antike – die immer vorausgesetzt.

Mich ärgert es mitterlweile enorm, dass die Kirche immer nur auf die Hexenverfolgung und das Pillen- und Kondomverbot reduziert wird. Ach, was reg\‘ ich mich auf…

@ Aubertin: So ist es. Hort der Bildung waren nun einmal die Klöster.

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Aubertin 22. Januar 2008 um 17:46

@ Ute: Aber in diesen Bildungsstätten wurde allzu gerne das Wissen eingesperrt, auf daß nach Möglichkeit nicht allzuviele Menschen, vor allem der niederen Stände an das herankamen, was wir heute Informationen zu nennen pflegen: auf daß das Volk sich mit der biblia pauperum begnüge (und wenn man sich das Medientheater anschaut, meint man ohnehin, sich bereits wieder im sprachlosen Bilderbuch zu befinden). Erst die Aufklärung – selbstredend lauter (hier durchs Christentum, wie auch anders?) Gebildete – hat begonnen, dem damaligen Prekariat klarzumachen, wie wichtig Bildung für es ist. Die Kirche als solche hat da wahrlich keine Verdienstorden verdient. Und das tut sie, abstrakt gesehen, auch heute nicht. Im Gegenteil, man versucht den Menschen heimzuholen ins Reich der Armen, die da selig sind. Das Beispiel Scientologen ist allerdings ein extravagantes.

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anonym 24. Januar 2008 um 18:28

Wer immer nur erzählt, wieweit das Christentum Deutschland gebracht habe, übersieht geflissentlich, daß die meisten großen Denker hierzulande mit Religion nichts oder nur wenig am Hut hatten. Wenn nicht, dann haben sie die Kirche ihrer Zeit abgelehnt.
Was Herrn Schirrmacher betrifft, so war dieser vielleicht in jungen Jahren ein Talent. Daß er seit etlichen Jahren laut seine kruden Thesen in die Welt pustet, sollte eigentlich niemandem, der etwas nachdenkt, gefallen können.

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The Stig 25. Januar 2008 um 11:28

@Ute: Ich bezweifele, dass mir meine Bibelkenntnisse bei der Interpretation von Beuys Fettecke oder Picassos Guernica weiterhelfen. Aber im Ernst, \“das ikonographisches Programm der meisten bekannten Kunstwerke\“ ist m. E. eher ein Randbereich unserer Kultur; etwas fundamentalere kulturelle Errungenschaften wie z. B. die Freiheit des Individuums lassen sich aus dem Christentum schwerer ableiten als aus der Aufklärung. Damit will ich gar nicht sagen, dass Aufkärung und Christentum immer im Widerspruch stehen; bei einigen (für mich) entscheidenden Punkten ist es aber so.

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