Vielleicht liegt es ja am Sonntag. Auf jeden Fall war der erste Tag des Burda-Zukunftskongress DLD eine müde Veranstaltung. Wie hat sie das geschafft? Hat sich jeder gefragt heute in Münchem beim DLD08. Die Rede ist von Martha Stewart, jener Königin der US-Haushalte, die wegen Insiderhandels eine Zeit im Gefängnis verbracht hat.
Wie hat es diese langweilig vor sich hinredende Dame ohne Charisma und Gefühlsregungen geschafft, so reich und berühmt zu werden? Stewart lieferte einen so erdrückend lethargischen Auftritt ab, dass es fast anrührend war.
Na gut, einen hat sie dann doch rausgehauen, überliefert von Katharina Borchert per Twitter: „I’ve been in Bill Gates bedroom and have seen how he’s plugged in.“
Bestseller-Autor Paulo Coelho war nicht viel besser: Seinem Englisch zu folgen war eine Herausforderung in Sachen Wachbleiben. Und auch das erste Panel mit Hubert Burda sorgte nicht für Euphorie – es war ein trüber erster DLD-Tag.
So füllte sich das Atrium immer mehr, der Ort an dem es Getränke und zu wenig Kuchen gab. Dort fanden nette Gespräche statt, denn es sind viele angereist, die nicht auf den internationalen Kongressen anzutreffen waren.
Immerhin gab es noch ein paar Anlässe zum Lästern. Zum Beispiel ein dümmliches Werbebroschürchen für die Hunde-Community Hallohund, das nicht nur einen Spruch wie „Every dog has a story to tell“ (ja klar, aber man versteht sie vor lauter wuff nicht) propagiert, sondern als Kooperationspartner auch die Zeitschrift „Mein schöner Garten“ ausweist – und ist das nicht irgendwie unvereinbar, Hund und schöner Garten?
Oder über die Abordnung von Youtube, die sich genau gegenteilig dem präsentiert, was Youtube ausmacht. Interviews mit DLD-Besuchern macht das Team und wer zufällig durchs Bild läuft oder zu laut spricht, wird böse angefaucht. Das Youtube-Team ist so spontan wie ein ZDF-Reporter einen Monat vor der Pensionierung. Und als Höhepunkt müssen die Interview-Partner auch noch eine Rechtevereinbarung unterzeichnen, die Youtube die nötigen Urheber- und Bildrechte übereignet. Peinlicher geht es kaum noch.
Und so bette ich mein Haupt mit einer Gewisseheit auf das weiche Hotelkissen: Morgen kann es nur besser werden.
Oder… Vielleicht doch nicht? Denn morgen zwischen 9 und 10 gibt es Frühstücksfernsehen vom DLD:
Rückruf: Leider ist das Wlan hier so langsam, dass eine Sendung nicht möglich ist. Sorry!
Kommentare
heiko hebig 21. Januar 2008 um 1:03
jede konferenz ist nur so gut, wie das, was man selbst daraus macht.
Thomas Kurbjuhn 21. Januar 2008 um 7:32
Sobald etablierte Strukturen ins Spiel kommen, gehen halt Spontanität und Kreativität verloren.
Das ist ja das Tolle an den echten, nicht-kommerziellen Bloggern: Sie schreiben in Richtung der Ideale \“ Wahrheit\“ und \“Meinungsfreudigkeit\“. Also der journalistischen Tugenden, die die Journalisten, wollen sie solche bleiben in der heute werbekundenabhängigen Pressewelt,noch weniger als früher pflegen können.Eine von einem Medienkonzern veranstaltete Tagung über einen Aufbruch in die neue Medienwelt ist deshalb ein Widerspruch in sich, weil die zentralen Tugenden in neuen Medien eben die sein müßten, die man sich aus wirtschaftlicher Abhängigkeit heraus schon in den alten Medien kaum noch leistet: Wahrheitssuche und Meinungsfreudigkeit eben.Und so ist Langeweile 2.0 eben das, was bei so einem Kongress zwangsläufig herauskommt.
ths 21. Januar 2008 um 7:39
Hund und Garten: Erziehungsfrage.
Ute 21. Januar 2008 um 8:50
Wieso denn YouTube? Sevenload gehört doch zu Burda?!
dwp 21. Januar 2008 um 18:55
Nuja, ich bin mal vor ca. 20 Jahren in einem Vergnügungspark in Amiland einem Kamerateam durchs Bild gelaufen und wurde zwar nicht angemotzt, sollte aber auch sofort schriftlich Urheber- u. Bildrechte abtreten.
Diese Art der Absicherung ist den Medienschaffenden dort drüben vermutlich schon ins Genom übergegangen…
Onyro 22. Januar 2008 um 9:38
Sind sie jetzt eigentlich zum offiziellen Konferenzkorrespondenten für neumodische Konferenzen des Handelsblatts geworden Herr Knüwer? Grob überschlagen dürfte das doch die zehnte \“Digital Lifestyle\“ Konferenz in zehn Monaten sein, und die meisten fanden Sie langweilig. Was man beim DLD allerdings vorher schon erahnen konnte, und die gestrige Top-Meldung dass Burda Herrn Zuckerborg/Faceberg (sic, so benannt von Fake Steve Jobs) von Facebook zum Internet-Unternehmer des Jahres gewählt hat klang auch nicht gerade ermutigend.
Thomas Knüwer 22. Januar 2008 um 13:56
Konferenzen gehören zum Job, das ist nun mal so. Vor allem junge, wenig bekannte Startups sind hier anzutreffen. Ebenso sind sie für die Kontaktpflege extrem wichtig. Aber \“die meisten\“ möchte ich so nicht stehen lassen, weil man zwischen zwei Arten Konferenzen unterscheiden muss. Es gibt die, auf denen ich Funktionen übernehme, die ich aber sonst nicht aufsuchen würde, zum Beispiel das Medienforum NRW. Und es gibt die, zu denen ich auf jeden Fall fahren würde. Von denen ist der geringere Teil langweilig. Picnic und Le Web waren sehr interessant. Und auch der DLD hat sich an den Tagen 2 und 3 gesteigert. Dazu dann mehr, wenn ich Ruhe habe, was zu bloggen.
Markus Hübner 23. Januar 2008 um 2:08
Ich hoffe auf weniger Teilnehmer im nächsten Jahr, machte das ganze entspannter. Und was sich gezeigt hat, wie entscheident die Performance des Moderators sich auf die Gesamtleistung der Panel-Teilnehmer auswirkt. Diese können (auch wenn sie internationale Topleute sind) zu einem \“ich nutze die Veranstaltung zur Produkt-Demo\“ abgleiten, wenn nicht entsprechend eingegriffen wird.