In diesen letzten Tagen des Jahres, so brückentagsgünstig gelegen, durchstreift mancher die Fußgängerzonen und Internet-Shops auf der Suche nach nützlichen Dingen, in die sich das Weihnachtsgeld von Omaopatanteonkelmamapapa verwandeln lassen. Ich hätte da auch eine Empfehlung. Heute morgen habe ich ein Buch beendet, vor dessen Autor ich schon zuvor hohen Respekt hatte. Nun aber steigt er ins noch schwerlich Messliche.
Es geht um Ben Elton (wieder einmal) und sein Werk „Blind Faith“. Selbst wenn man Eltons typisch angelsächsische Art der Vermischung humorvoller Unterhaltung mit Gesellschaftskritik nicht für hohe Literatur hält, so wird wohl niemand umhin kommen zu bewundern, in welch schnellem Turnus der Ex-Standup-Komiker auf aktuelle Entwicklungen reagiert und mit welcher Geschwindigkeit er sich in Romane verwandelt.
Diesmal geht es um so vieles, was uns in den Jahren 2006 und 2007 bewegte: Datenschutz, Exhibition im Internet, Blogs, Videos, Communities, Überwachungsstaat, Datenspeicherung, totalitäre Regierungen, die Renaissance des christliche Fundamentalismus, Terror, den Papst als Popstar, die Allgegenwärtigkeit von Sex, Kreationismus, dümmliche Massenveranstaltungen, Sprachverflachung.
Klingt nach einem verkopften Werk von 1200 Seiten? Denkste. „Blind Faith“ ist eine böse, ironische Zukunftsvision, die den Big Brother aus „1984“ aussehen lässt wie eine Laissez-Faire-Regierung. Das Grundmuster ist dabei überhaupt nicht neu. Es sind die Details, die „Blind Faith“ zu einem großen Spaß machen. All die Anspielungen auf Web 2.0 und Casting-Shows und die Veränderung der Sprache. Es ist sicher nicht Eltons bestes Buch – doch eine unterhaltsamere Kritik an dem, was derzeit in unserer Welt passiert, sehe ich derzeit nicht.
Kommentare
Maik 28. Dezember 2007 um 12:36
Der ersten Ben-Elton-Empfehlung von hier bin ich gefolgt, und war begeistert. Da werde ich gleich, wenn ich sowieso in die Stadt fahre, mal schauen, ob es jemand da hat, und sonst mal wieder Amazon ein wenig reicher machen. Danke für den Hinweis!
Calla 2. Januar 2008 um 17:38
Auch ich bedanke mich für den Tipp. Hatte auf Empfehlung hier im Blog \“Chart Throb\“ gelesen und fand es gro0artig!
Stephan Meyer 2. Januar 2008 um 18:05
> Es ist sicher nicht Eltons bestes Buch
Dann frage ich mal neugierig: Welches ist denn sein bestes Buch?
Björn 9. Januar 2008 um 23:58
Eltons bestes Buch ist \“Inconceivable\“. Wer solche Bücher mag, sollte sich auf keinen Fall \“Finding Myself\“ von Toby Litt entgehen lassen! Grüsse
Thomas Knüwer 10. Januar 2008 um 8:31
Ups, wegen Urlaub ganz vergessen auf die Frage zu antworten… In der Tat \“Inconceivable\“ würde ich vorne sehen, knapp dahinter \“Dead famous\“ und \“High Society\“.