Die Rewe ist ein Handelskonzern, der so manchen Führungswechsel und so manches Skandälchen in der jüngsten Vergangenheit mitgemacht hat. Da ist ein Verstoß gegen das Copyright doch nur ne Kleinigkeit. Derzeit sammelt Wikipedia Spenden ein. Das unterstützenswerte Anliegen bekommt vielleicht bald einen hübschen Schub. Schließlich ist Rewe ja durchaus fern der Insolvenz.
Und die Rewe hat, wie Weinverkostungen.de auffiel, mal eben den Wikipedia-Text über Beaujolais Primeur abgeschrieben für eine Werbung. Natürlich ohne Quellennennung, was obligatorisch wäre.
Tja, Ladendiebstahl – dagegen hat die Rewe was. Inhalteklau dagegen scheint ein Kavaliersdelikt zu sein. Mein Vorschlag an den Kölner Konzern: Bitte zahlen Sie hier. Schließlich ist doch Ihr Motto: Jeden Tag ein bisschen besser.
Kommentare
Christian 16. November 2007 um 18:17
Interessanter Sachverhalt. Die erste Frage, die zu stellen ist, lautet: erreicht dieser kurze Text bereits die notwendige Schöpfungshöhe, um Urheberrechtsschutz zu genießen?
Dann weiter: wenn ja, was bedeutet das? Einerseits bedeutet das, dass die Quellenangabe fehlt, wie richtig angemerkt. Weiterhin kommt hinzu, dass durch das Copyleft-Prinzip auf einem GFDL-geschütztem Werk darauf aufbauende Werke ebenfalls der GFDL unterliegen müssen.
Nun ist die Frage: was genau ist das darauf aufbauende Werk? Ist das nur der graue Kasten oder ist es das ganze Prospekt?
Und bedeutet das, dass das REWE-Logo nun gemäß den GFDL-Bedingungen verwendet werden darf? 😉 (Ein Scherz.)
Manu 16. November 2007 um 18:53
Ganz schön frech…
Joerg 16. November 2007 um 20:14
Uff, Musikindustrie-Argumentation. Ist es noch da nachdem man es abgeschrieben hat? Ja, also ist es nicht wie Ladendiebstahl.
Ja, es ist (mutmaßlich) eine Rechtsverletzung und eine Frechheit, aber kein Diebstahl.
Grumpy 16. November 2007 um 23:16
Es mag (k)ein Diebstahl sein – eine schlechte Praktikanten-Arbeit ist es allemal … da hätte wenigstens ein weiterer Textpraktikant die paar Wörter umschubsen können.
Aber warum sollte ein deutscher Konzern nicht in die gleiche Falle tappen wie Cisco? Definitiv ein Fall für http://www.gpl-violations.org/
mk 17. November 2007 um 0:23
Naja, seit heute hat Herr Caparros seine Kriegskasse ja wieder zur freien Verfügung. Da sind bestimmt ein paar Euro für Wikipedia übrig 😉
Alphager 17. November 2007 um 13:42
Grumpy:
Seit wann steht die Wikipedia unter der GPL?
Andreas Kunze 17. November 2007 um 20:33
Wenn wir schon dabei sind: Der WDR sollte m.E. ebenfalls ein paar Spenden für Wikipedia abdrücken, siehe
http://www.finblog.de/2007/11/05/grundversorgung-dank-wikipedia/
Jörg Friedrich 18. November 2007 um 9:55
Ich finde trotz aller berechtigter Kritik, dass man hier festhalten muss, dass nicht Rewe, sondern ein Rewe-Mitarbeiter abgeschrieben hat. Vor faulen und unkreativen Kolegen und Mitarbeitern ist nämlich keiner ganz sicher.
Thomas Knüwer 18. November 2007 um 13:44
@Jörg: Das stimmt. Andererseits wird dies eines der großen Probleme der Unternehmenskommunikation werden. Jeder Mitarbeiter, der sich gegenüber Kunden oder Geschäftspartnern äußert, wird häufig als \“für das Unternehmen sprechend\“ wahrgenommen. Das wird gerade für Konsumgüterhersteller und Diensteister zum PR-Gau-in-spe. Ist der Mitarbeiter eines Call Centers pampig, heißt es sofort, das Unternehmen biete keinen guten Service.
Dr. Dean 19. November 2007 um 13:13
@Jörg
Man könnte jedesmal von \“faulen und unkreativen Mitarbeitern\“ sprechen, wenn in der Wirtschaft irgendetwas Faules, Unkreatives oder Abstoßendes geschieht. Wenn dem Unternehmen etwas gelingt, war es das Unternehmen, wenn etwas misslingt, waren es seine Mitarbeiter.
Jörg Friedrich 19. November 2007 um 13:29
@ Dr. Dean: Auch wenn in einem Unternehmen etwas gelingt, gelingt es Mitarbeitern.
Wobei man natürlich sowohl beim Gelingen als auch bei \“Faulem, Unkreativem und Abstoßendem\“ nach den Bedingungen für das Versagen oder Gelingen fragen kann, und danach, ob es einzelne oder eine \“Mannschaft\“ waren, denen etwas gelungen oder misslungen ist. Aber wenn man, egal, ob im positiven oder im negativen Fall, \“dem Unternehmen\“ die Verantwortung gibt, wird man immer zu abstrakt bleiben um Gründe zu finden und Schlussfolgerungen ziehen zu können.
Sascha Stoltenow 19. November 2007 um 13:57
Als REWE würde ich mich zuerst fragen, was ich dem Werber bezahlt habe, der es sich so einfach macht, seine Texte aus der Wikipedia abzuschreiben. Ob und welchen rechtlich ahndungswürdigen Sachverhalt dies darstellt, ist doch viel interessanter. Vor allem dann, wenn ein Kunde so konsequent ist und seiner Agentur kündigt, wenn sie für ihn nicht mehr kreativ sondern recyclativ tätig ist.
Nicola 19. November 2007 um 15:49
Könte es nicht auch sein, dass sich die Ereignisse hier überschnitten haben? Oder, dass der REWE-Schreiber seinen Text weil er ihm so gut gefiel auch noch bei Wikipedia eingestellt hat? Die letzte Änderung in diesem Beitrag fand am 14.11. um 17.35 Uhr statt, da war der Werbetext mit sicherheit schon abgestimmt.
Jörg Friedrich 19. November 2007 um 16:28
@Nicola: Der Abschnitt wurde bei Wikipedia am 22.03.2007 eingefügt:
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Beaujolais&diff=prev&oldid=29498957
Davon abgesehen: Einen Werbetexter, der die Texte, für die ich ihn bezahle, bei Wikipedia einstellt, würde ich auch nicht haben wollen.
Thomas Günther 26. November 2007 um 22:28
@Nicola:
Dem ist eindeutig nicht so. Der wikipedia-text war beweisbar vorher vorhanden. Dies gilt ebenso für zwei Rezepte, die eine Woche später im Prospekt der REWE erschienen. Wer da aus welchen Quellen abschreibt ist damit eindeutig sicher.
Hier steht mehr zu der Geschichte:
http://weinverkostungen.de/die-quellen-von-rewe-nachschlag/
Und merke: recherchieren ist häufig besser als irgendwelche blinden Vermutungen in den Raum zu stellen.