Die erste Elefantenrunde der Münchener Medientage ist überstanden. Sie war eine erstaunliche Dokumentation der Unwissenheit. 13 Mann auf dem Totenschiff, yoho und ne Buddel voll Rum. Hätte vielleicht ein Shanty-Chor singen können, am Ende der Eröffnungsrunde der Medientage München. Denn tatsächlich saßen da 13 Diskutanten und Moderator Helmut Markwort, der einer über weite Strecke leblosen Runde wenigstens ein wenig Charme einzuhauchen versuchte.
Lustigerweise stand über der Veranstaltung „Der bayerische Ministerpräsident diskutiert mit…“, gerade so, als ob Günther Beckstein irgendwas substanzielles beizutragen hätte zur Käbbelei der öffentlich-rechtlichen und privaten TV-Anbieter.
Die erging sich in Gestalt von Leuten wie ZDF-Intentdant Markus Schächter, ARD-Chef Fritz Raff oder RTLerin Anke Schäferkordt im Austausch bekannter Argumente, vor allem zu den Internet-Aktivitäten von ARD und ZDF.
Schächter wiederholte nochmal das Angebot von SWR-Intendant Boudgoust: Die Zeitungs- und Zeitungsverlage könnten Videos aus öffentlich-rechtlicher Quelle kostenlos bei sich einbinden. Welch wundervolles Verständnis von Marktwirtschaft: Ein subventionierter Markt-Makel will den freien Wettbewerb noch weiter behindern, indem er mit seinen Angeboten freie Videoanbieter ausblockt. Das hat schon was von Bananenrepublik. Dazu passt auch Schächters Demokratiebekundung: „Im Internet ist eine Regulierung der Meinungsvielfalt nötig.“
Vor Lügen macht Schächter auch nicht halt. „Wir verzichten im Internet auf Werbung und E-Commerce“, sagte er. Na, dann gibts die Sachen im ZDF-Shop wahrscheinlich alle umsonst – oder der Laden wird bald eingestellt.
Einer aber schwieg lange, weil er ja auch nicht recht zu den Themen passte. Es war Ferdinand Kayser, Chef des Satellitenanbieter SES Astra. Dann endlich sagte er was und warf als einziger einen Blick in die Zukunft. Künftig werde es digitale Dekoder geben, egal ob für den Satelliten- oder den Kabelempfang, bei deren Benutzermenu auf der einen Seite die Rundfunksender stünden und auf der anderen die IPTV Anbieter. Und unter denen wären auch Hardcore-Porno-Kanäle. Eine realistische und nicht allzuferne Vision. Allein: Bis auf einen, ich glaube Hubert Burda, konnte sich niemand vorstellen wie das funktioniert. Von Internet-Sites und Browser-Favoriten wurde durcheinandergeredet – ein Manifest der Inkompetenz.
Und so passt der Spitzname „Elefantenrunde“ hier ganz wunderbar. Elefanten ziehen sich zum Sterben doch angeblich an bestimmte Orte zurück. In München ist dieser Platz das große Auditorium den Kongress-Zentrums.
Und hier noch einige Zitate aus der Runde:
Helmut Markwort bei der Vorstellung von Kabel-Deutschland-Chef Adrian von Hammerstein:
„Kabel Deutschland ist auch ein lebendiges Unternehmen. Jedes Jahr kommt hier ein anderer.“
Hubert Burda zum Thema programmbegleitende Internet-Aktivitäten:
„Es gibt beim WDR öffentlich-rechtliche Kontaktanzeigen. Manchmal glaube ich, ihr wisst gar nicht, was auf euren Seiten stattfindet… Anscheinend ist bei euch alles programmbegleitend.“
Jürgen Doetz, Chef des VPRT:
„Jedes Angebot im Netz beeinflusst den Markt.“
Hubert Burda:
„Internet ist ein anderes Geschäftsmodell (als Fernsehen). Dann gebt uns doch was ab vom öffentlich-rechtlichen Geld.“
Markus Schächter:
„Fernsehen wird in Zukunft nur IPTV sein.“
Kommentare
ben_ 7. November 2007 um 14:04
Da fielen mir noch ein paar Metapher aus der Schatzinsel ein. Ach. Alleine schon der Titel des Buches ist ein Medien-Menetekel. \“Die Schatzinsel\“. *seufz*
Alex Fromm 7. November 2007 um 22:18
\“Fernsehen wird in Zukunft nur IPTV sein.\“
Schwachsinn Herr Schächter.
Solange das Fernsehen nur noch Blödsinn in Form von Soaps, Gewinnshows usw. sendet, werde ich sich meinen PC sicher nicht als IPTV nutzen. Es sei denn ich zahle dafür und miete T-Vision. Da sehe ich aber mein Fernsehprogramm und nicht das von Politikern vorgesehene Programm zur Hirnwäsche!
MfG
A. Fromm
alphager 8. November 2007 um 9:30
Das Fernsehen der Zukunft ist ein automatisierter Bittorrent-client, der ausgehend von den feeds von piratebay nur die Inhalte runterläd, die der edien-Konsument haben will.
s.matthes 8. November 2007 um 10:55
\“Im Internet ist eine Regulierung der Meinungsvielfalt nötig\“: Das zeigt auch ein bisschen wie beim ZDF ohnehin schon gearbeitet wird…
H. Kaufmann 22. Dezember 2007 um 10:34
Es ist wie überall und immer, der Fisch stinkt immer vom Kopf her.