Das Internet macht uns vieles einfach zu einfach. Zum Beispiel das Video-Drehen und -Veröffentlichen. Und schließlich kommt das so etwas dabei heraus wie das Online-Fernsehen des Werbefachmagazins „W&V“.
Puh, nochmal Glück gehabt, ich bin nicht prominent genug. So konnte ich den Kameras entgehen, die „W&V“ zu den Münchener Medientagen schickte.
Vor deren Objektiven und Mikrophonen wirkten etliche Größen der Medienszene wie Besucher des Pfarrgemeindefestes St. Johanni zu Senden. Offensichtlich verwirrt und erstaunt, dass sie gelockt wurden mit der Versprechung eines Interviews für die Homepage eines angesehenen Fachblattes – und sich wiederfanden bei Interviewpartnern, die Fragen hilflos ablasen.
Oder Gesprächspartnerinnen, für die das Wort „blond“ erfunden wurde. Andere wieder wussten gar nicht, was sie denn so fragen wollten.
Ach, man weiß gar nicht, wo man anfangen und aufhören soll bei diesem Jahrmarkt der Unfähigkeiten. Da gibt es noch das HalloHallo-Geflöte inklusive der Entdeckung gleichgeschlechtlicher Neigungen noch vor dem Will-Meckel-Outing.
Und die ganz armen Säue mussten sogar zweimal ran, wie Andrea Malgara hier und hier:
Wieder einmal zeigt sich das Problem der angestammten (oder in diesem Fall: angestammelten) Medienmarken: Wenn sie nichts besseres, nein, gar schlechteres schaffen, als die Amateure – wer braucht sie dann noch? Journalisten und Nicht-Journalisten unterscheidet, das beweist nichts besser als diese Videoserie, oft nur noch der Zugang zu Gesprächs- und Informationspartnern. Nur leider ist dies den Journalisten und ihren Arbeitgebern, die darauf eigentlich nur mit Qualitätssteigerung reagieren könnten, oft nicht klar. Oder um es mit dem schönsten Satz der „W&V“-Videos zu sagen, dem Schlusssatz aus dem zweiten Malagara-Interview:
„Ach naja. Mittlerweile merk ich gar nix mehr.“
(Gefunden bei Stefan Niggemeier und bei den Medienpiraten)
Kommentare
Patrick Breitenbach 26. November 2007 um 14:42
Wie sagte Polt einmal so schön:
Was genetisch versaut ist, lässt sich mit Prügel allein auch nicht mehr korrigieren.
Matthias Schrade 26. November 2007 um 15:37
was meckerst du eigentlich? – ist doch sehr schön, das Video, zum Anschauen ohne Ton 😉
Lucas von Gwinner 26. November 2007 um 15:39
\“Wenn sie nichts besseres, nein, gar schlechteres schaffen, als die Amateure – wer braucht sie dann noch?\“
Gute Frage.
Es grüßt: der Amateur (Tischthema.tv)
ON 26. November 2007 um 16:42
Das ist einfach großartig und beweißt einmal mehr: selbst angehende Amateure können relevantere Contents schaffen als dieses Video. Da wundern sich (Fach-)Medien noch über den Erfolg von User Generated Content?
Matthias Schrade 26. November 2007 um 22:46
aaaahhhh!!! – jetzt abends am Laptop kommt leider der Sound mit dazu, und da isses plötzlich völlig unerträglich…. schnell Kommentar abschicken und *flücht*
Harald 27. November 2007 um 13:44
Bei den drei Videos die ich angeklickt habe frage ich mich, ob ich je wieder etwas von der sehr blonden Interviewerin noch von den ziemlich unbekannten Gesprächspartnern \“die man ja nicht mehr vorstellen muss\“ hören werde. \“Du bist schwanger und siehst toll aus, wie machst Du das bloß\“ ist wirklich eine tolle Fachfrage an eine Medienschaffende