Am Samstag weilte ich auf einer Diskussionversanstaltung von Radio Q, dem Uni-Radio Münsters. Und wieder einmal fragte ich mich, warum der journalistische Nachwuchs nicht begeistert aufjuchzt, über die Möglichkeiten, die ihm das Internet bietet. Erstmal muss ich mich ein wenig entschuldigen. Für ein klein wenig Schauspielerei, am Samstag, auf dem Podium von Radio Q.
Dort traf eine Runde zusammen zum Thema „Wie das Web 2.0 den Journalismus verändert“. Und da in dieser Runde auch mein ehemaliger Uni-Radio-Lieblings-Mit-Moderator und heutige „Spiesser„-Chef Peter Stawowy saß, war zwischen uns beiden irgendwie klar, dass wir versuchen würden, den Laden aufzumischen. Und so überdrehten wir beide unsere Positionen ein wenig. Er als Internet-/Blog-Hasser, ich als Euphoriker. Das führte zum einen dazu, dass die beiden anderen Mitdiskutanten, der Münsteraner Kommunikations-Professor Christoph Neuberg sowie Blogger/Radio Qler Malte Müller, kaum dazwischen kamen, und auch nicht Moderatorin Britta Kleymann.
Zum anderen aber reizten wir auch zum Kontra-Geben aus dem Publikum. Fragen kamen reichlich und auch ziemlich giftige.
Seien wir ehrlich: Wirklich neue Positionen sind nicht entstanden. Aber es war ganz unterhaltsam, glaube ich. Die Diskussion drehte sich wieder einmal sehr stark um Blogger und Journalisten. Das lag auch daran, dass gefühlt hier das Interesse der Zuhörenden lag. Sobald wir Themen wie Communitys oder Videos streiften, kamen sofort wieder Blog-Fragen.
Und hier hat mich wieder einmal etwas… entsetzt ist vielleicht ein starkes Wort. Sagen wir: ziemlich erstaunt. Nämlich die Ablehnung der Studenten gegenüber Weblogs. Da half auch mein Rat nicht, Leuten einfach ihr Hobby zu lassen, wenn man Blogs schon für überschätzt, sinnlos und dumm hält. Immer wieder warf der Nachwuchs ein, dass es in Blogs nur „Friseurgespräche“ gebe oder Teenager-Tagebücher.
Sind die Studenten also von den Groß-Medien auf Abneigung gepolt? Denn die Münsteraner sind ja nicht allein. Auch bei unseren Volontären höre ich schon mal etwas in der Art. Und „Waz“-Chef Ulrich Reitz berichtet gern von seinen Volontären, dass diese unbedingt Print-Journalisten werden wollten, weil es dort die Journalistenpreise gebe. Und das sagen sie ihm auch noch ins Gesicht.
Wieder einmal stehe ich vor einem Rätsel: Eigentlich sollten sich Journalisten freuen über die neuen Möglichkeiten des Netzes – unbegrenzter Platz, kein Chefredakteur, keine vorgegebenen Format. Gerade für den Nachwuchs eine Spielwiese vor dem Herrn. In der ersten Diskussionsrunde am Samstag priesen ehemalige Uni-Radio-Mitarbeiter noch die großen Freiheiten, die sei einst genossen. Und aus denen ein gewaltiger Lerneffekt entstanden sei. Geht es aber um das Internet, scheint die Wahrnehmung zu fehlen, wie sehr man sich ausprobieren und lernen kann.
Während der Diskussion dann kam mir ein Gedanke. Und ich bin mir noch nicht sicher, ob ich mit dem richtig liege. Aber vielleicht mag ja jemand seinen Senf dazu geben?
Also: Es gibt ja durchaus erfolgreich bloggende Journalisten, mit ordentlich Lesern und ordentlich Verlinkungen. Fast durchgängig aber handelt es sich dabei um freie Journalisten und fast alle sind sie über 30. Könnte es also sein, dass man erst nach ein paar Jahren Redaktionsarbeit die Freiheiten des Web so richtig zu schätzen lernt? Die Abwesenheit von Gegenlesern und begrenztem Platz und vorgegebenen Formaten und der Ablehnung von Themen durch Seitenverantwortliche? Und weiß der Nachwuchs vielleicht gar nicht, wie frustrierend diese Restriktionen sein können?
Nachtrag: Herr Fiene sieht die Sache mit Web 2.0 und Journalismus ganz gelassen.
Kommentare
marlow mcgraw 15. Oktober 2007 um 10:14
ich glaube aber, dass dein eindruck nicht ganz stimmt. hättest du ihn die runde gefragt, wer (ge)bloggt (hat), hätte knapp die hälfte der anwesenden aufzeigen müssen. nur handelt es sich bei 90% dieser Qler-blogs um erasmusblogs und friseurgespräche, herr fiene, britta helm und malte sind eher die ausnahme. insofern glaube ich nicht, dass die ablehnung gegenüber dem medium an sich besonders hoch ist in der redaktion. es ist eher eine skepsis bezüglich der verlässlichkeit und des informationswertes.
was deine these betrifft: mir fehlen deine erfahrungen und außerdem werde ich lehrer, aber es mag eine menge dran sein. radio q ist ein fröhliches anarchoradio, eine große spielwiese zum rumprobieren und austesten ohne allzu enge restriktionen. vielleicht fehlt da wirklich der frust.
gruß an den fetten blogger,
philipp
Paul Cermon 15. Oktober 2007 um 10:25
Ich stelle mir vor, sie sprechen vor den Gesellen der Bäckerinnung und loben dort die Vorzüge das Kirschkuchenrezepts Ihrer Gattin. Was erwarten Sie da?
Thomas Knüwer 15. Oktober 2007 um 10:38
Ääääähm… Den versteh ich jetzt nicht.
Paul Cermon 15. Oktober 2007 um 11:03
Ist es nicht so, dass diese jungen Menschen Journalismus als Profession betreiben wollen? Da wäre mir vermutlich ein solides Zeilenhonorar für Print vermutlich auch lieber als schlecht oder gar nicht bezahlte Freiheiten auf der Spielwiese Web. Und das Verhältnis zu den Hobbybäckern aus den Blogs scheint mir aus dieser Perspektive vor allem von einem geprägt: berechtigte Angst um den eigenen künftigen Broterwerb.
Thomas Knüwer 15. Oktober 2007 um 11:19
Das mit dem Zeilenhonorar ist nur begrenzt ein Argument. Denn schließlich engagieren sie sich auch – und das ist natürlich absolut unterstützenswert – ohne Honorar bei Radio Q. Vielleicht aber erfordert das zu viel Zeit, um noch im Netz aktiv zu werden. Aber: Warum dann die ablehnende Haltung? Dafür könnte natürlich Ihr zweiter Satz die Antwort liefern.
Bastian Scherbeck 15. Oktober 2007 um 11:30
Mein Gefühl ist eher, das diese Einstellung immer noch mit dem klassischen Bild des Journalisten zu tun hat, der für ein \“großes Blatt\“ schreibt… eingebildetes Selbstbild vielleicht…. Leser auf einem Blog zu erarbeiten ist auf jeden Fall härter als in einem Blatt das eh jeden Tag schon X Abonennten lesen 🙂
Jörg Wischinski 15. Oktober 2007 um 11:50
Entschuldigung angenommen, wenngleich sie nicht nötig gewesen wäre.
Doch kann ich die Abneigung, die du in Münster gegen das Internet ausgemacht haben willst, nicht ganz teilen. Mir ist beispielsweise sehr oft gesagt worden, dass die Homepage von Radio Q sehr gut und informativ sei. Außerdem scheint mir das Münstersche Campusradios federführend bei \“Internet-Experimenten\“ zu sein. Wo gibt es schon – in der Campusradio-Szene – so viele verschiedene und regelmäßige Audio-Podcasts? Und sogar einen Video kann man sich anhören. Vom Stream will ich gar nicht reden, schließlich ist der mittlerweile wohl standard.
Was den Wunsch nach mehr Freiheit angeht: Ist es nicht so, dass man sich immer das wünscht, was man eben gerade nicht hat? Also als Student wünscht man sich irgendwann ins Berufsleben zu kommen. Ist man drin, wünscht man sich nichs sehnlicher als die gute alte Studentenzeit…
Alex 15. Oktober 2007 um 12:25
Könnte die untergründige Angst mitspielen, als Journalist keinen Brotberuf mehr zu bekommen?
Zeitungen bauen Stellen ab, Fernsehen streicht Redaktionen etc. pp. Als Ersatz kommen kostenlos-Zeitungen und Blog-Beilagen heraus. Wie viele Jungjournalisten braucht der Markt und wie viele drängen auf eben diesen?
Die Ü30-Blogger haben idR ihre sich finanzierende Nische gefunden und können dem Hobby frönen, die Studenten müssen noch einen Brotberuf finden.
Nur so als Gedanke von einem, der mal entfernt mit deiner derartigen Ausbildung geliebäugelt hat, aber angesichts der Zukunftsaussichten lieber die Finger davon ließ.
ThomasE 15. Oktober 2007 um 12:36
Ich denke ganz ehrlich gesagt, dass sich ein Großteil der Studenten schlicht nicht mit dem Medium Blog ernsthaft auseinandersetzt und somit schlicht Vorurteile hegt. Ich sehe es ja an dem Blog das ich mit meinen Kommilitonen betreibe (allerdings sind wir PR- und nicht Journalismusstudenten, weshalb generell sogar eine noch etwas höhere Zuneigung besteht): Kaum einer ist dort wirklich aktiv.
Zum einen mag dies sicher mit Zeit- & Motivationsgründen zu tun haben, aber zum anderen fehlt oft einfach das Interesse für die Materie. Ein Blog erfordert doch eine andere Herangehensweise als etwa das Schreiben für eine Campuszeitung (Stichworte: Vernetzung, Eigen-Leserakquise).
Außerdem ist das Lesen von Blogs imo nahezu Vorraussetzung fürs Selber-Bloggen. Wer sieht das es eben nicht nur Teenie-Tagebücher sondern eben auch Niggemeiers und Co. gibt, der wird dem Medium eher eine Chance geben. Hier gilt es einfach Ressentiments abzubauen und gute Inhalte zu verbreiten um zu zeigen: \“Mensch, da kann sich das lesen lohnen\“
Olafkolbrueck 15. Oktober 2007 um 12:43
Ich glaube Du liegst ganz richtig. Wer auf die See will, der träumt erstmal vom schicken, beeindruckenden Dreimaster – und schaut erst nach häufigem Deckschrubben neidisch auf die beweglichen Einhandsegler herunter, die mit ihren Jollen auch in die kleinen Buchten kommen, während der dicke Pott noch mühsam gegen den Wind kreuzt.
Bastian Scherbeck 15. Oktober 2007 um 13:06
nette Parabel 😉
westernworld 15. Oktober 2007 um 13:07
herr knüwer es ist mir eine freude ihnen bei der lösung des rätsels behilflich sein zu können. ohne ihnen persönlich zu nahe treten zu wollen, der journalismus zieht eher die eitlen als die klugen köpfe an. das hat er übrigens mit der politik gemeinsam. die soggenannte \“professionalisierung\“, also die verbürgerlichung des rekrutierungspools hat auch nicht gerade die idealisten und abendteurer in das berufsfeld gelockt.
anders ausgedrückt die bloggerei verspricht keine festanstellungen, spesenkonten, gute bezahlung und hohes ansehen. it\’s not the deal they singed up for.
die volontäre von heute müßen sich vorkommen wie die schlesischen weber seinerzeit.
Lukas 15. Oktober 2007 um 13:21
Wenn ich bedenke, dass ich in meinem Blog noch mehr Freiheiten habe als damals beim Campusradio, sollte ich besser nie mit dem \“echten\“ Journalismus anfangen, was?
Jörg Friedrich 15. Oktober 2007 um 13:40
Ich sehe das Problem im Zusammenhang mit der ebenso großen Ablehnung der Journalisten durch Blogger wie man sie wieder einmal anlässlich des Beitrages \“Journalistische Friedenserklärung\“ erleben konnte.
Journalisten studieren eine ganze Zeit und lernen dabei wahrscheinlich auch eine Menge journalistisches Handwerk, welches ihnen – im Schnitt – bessere Resultate bei Recherche, Analyse, Aufbereitung und Textqualität als Nicht-Journalisten. Diese Fähigkeiten werden aber zunehmend entwertet, wenn Blogger und Blog-Leser sie nicht bemerken und nicht schätzen.
Es ist völlig verständlich, dass in einer solchen Situation der Journalist eben den Blick genau auf diesen Unterschied lenken wird.
Ich bin kein Journalist, aber ich lese täglich sowohl Zeitungen als auch Blogs. Wenn die journalistische Qualität beider sich auf dem Blog-Niveau einpendelt, wäre das für mich katastrophal. Wenn aber noch mehr Blogs mit journalistischer Professionalität entstünden, wäre es eine Freude.
Klaus Eck – PR Blogger 15. Oktober 2007 um 21:14
Ich wundere mich auch immer wieder, darüber dass sich freie Journalisten – zumindest bei Zeitungen – mit ihrem geringen Salär zufrieden geben und die Chancen des Bloggens und dessen Selbstvermarktungspotenzial nicht für sich nutzen.
Aber das ist nicht wirklich ein neues Problem. In meiner Zeit als Leiter der Online-Redaktion von werben & verkaufen wollten meine Volontäre und Redakteure auch immer lieber einen richtigen Print-Artikel verfassen. Anscheinend hat sich hierbei erst wenig verändert.
Dabei kann ich heute fast jedem guten Kommunikator, der sich aufs Web 2.0 versteht, allerbeste Jobchancen garantieren. Falls der Nachwuchs mehr über die Chancen hören will, darf er sich gerne direkt an mich wenden. Ich suche direkte Unterstützung – nicht nur auf Praktikantenebene und bin wieder einmal auf die Resonanz gespannt.
cdv! 15. Oktober 2007 um 23:04
Werter Kollege, wenn ich heute mal so kommen darf. Das Bild des Journalismus in den Köpfen heißt doch heute häufig \“Glamour\“, sagt aber nicht, dass es harte Arbeit ist. Die Diskussion um den Wert des Journalismus findet leider nicht in der Öffentlichkeit statt; wenn überhaupt, dann nur unter seinesgleichen. Und wenn man dann noch mühsehlig sein eigenes Publikum suchen muß, ach ja. Klingt abgedroschen: Empfehle zweijährige Tätigkeit in einer Lokalredaktion einer Provinzzeitung. Wer dann noch will, der macht\’s auch. Ob Print, oder im Internet.
Jan 16. Oktober 2007 um 9:33
Ein Blog zu starten ist nicht reizvoll, weil es (in Deutschland) praktisch kein nachstrebenswertes Vorbild gibt. Es gibt kein Ziel, das jeder versteht. Es hat kein Prestige. Und das ist es doch, was junge Journalisten anstreben, oder? Ihr Ziel ist es nicht, in einer Lokalredaktion zu landen. Ihr Ziel ist es doch wohl, in einem bekannten und angesehenen Medium zu veröffentlichen. Ansehen, Prestige, gefühlte Wichtigkeit… Und das eigene Blog ist, zumindest in der heutigen Wahrnehmung, noch unterhalb der Lokalredaktion.
Warum aber Bloggen und Podcasten Journalisten heute dann überhaupt? Ich sehe da drei Gründe:
1. Sie sind mit Feuer und Leidenschaft dabei und können von ihrem Beruf nicht genug bekommen.
2. Sie sind frustriert und wollen endlich (!) mal das machen, was sie all die Jahre machen wollten (z.B. das, wovon sie als junger Journalist geträumt haben).
3. Sie träumen heute davon, frühzeitig auf das richtige Pferd zu setzen und so morgen nahezu automatisch zu den Großen zu gehören, wenn Blogs, Podcasts & Co. richtig abheben.
Insofern: Wenn es heute in Deutschland ein Blog oder Blognetzwerk gäbe, das erfolgreich ist und dazu noch journalistisch spannend gemacht, sähe die Situation anders aus. Dann würden auch die jungen Journalisten sofort verstehen, warum das ein spannendes Thema ist.
Nur: Wenn es jemals dieses große Vorbild geben sollte, wird es für den Einstieg wahrscheinlich zu spät sein.
Matthias 16. Oktober 2007 um 10:12
Was mich hier wundert, ist dass die journalistischen Nachwuchsleute nicht spüren, dass die Zukunft in den elektronischen Medien liegt und man mit einem Blog dafür sehr gut Erfahrungen sammeln kann (auch wenn der Aufbau einer Leserschaft mühsam ist, wie hier vielfach richtig bemerkt wurde).
Ein Blog bringt demnach zwar kurzfristig kein Zeilenhonorar, dafür aber auf längere Sicht wertvolle Erfahrungen (für die digitale Praxis).
Aber offenbar reicht das als Argument nicht aus, oder?
Drüberschreiber 16. Oktober 2007 um 12:40
Was denn, Sie verkaufen die Abwesenheit von Längenbegrenzungen, vorgegebenen Formaten, Gegenlesern und Vorgesetzten, die Themen abnehmen müssen, als Ausbildungschance für Nachwuchsjournalisten? Das ist ja wohl ein Witz – was soll mann denn dann überhaupt noch lernen?
Hoffentlich liest Ihren Eintrag niemand von der Holtzbrinck-Schule – die würden Ihnen sicher sofort Ihren Abschluss wieder entziehen.
Aber mal im Ernst: Ich bin jetzt also Mitte 20, gerade mit der Uni fertig und habe das Berufsziel Journalismus. Außerdem weiß ich, wie man ein Weblog einrichtet und bedient. Und jetzt? Worin liegt denn jetzt ganz konkret meine Chance, Herr Knüwer?
In der Ausbildung kann sie ja nicht liegen, denn es ist ja niemand da, von dem ich lernen kann.
Und mit dem Erreichen von Aufmerksamkeit ist das auch so eine Sache: Jeder Blogger weiß, dass es quasi ein Fulltime-Job ist, sich durch das Kommentieren in anderen Blogs und das Setzen von Links auch nur ein paar Hundert eigene Leser zu erarbeiten – mehr als unwahrscheinlich, dass da der Personalchef dabei ist, dem ich mich präsentieren möchte.
Ich glaube, die Nachwuchsleute, die Sie da in Münster getroffen haben, wissen ganz gut, welche Möglichkeiten ein Blog Ihnen bieten kann – und welche eben auch nicht.
Sven 16. Oktober 2007 um 15:47
\“sich durch das Kommentieren in anderen Blogs und das Setzen von Links auch nur ein paar Hundert eigene Leser zu erarbeiten\“ – nö, das geht besser und nachhaltiger durch Artikel, die andere auch gut finden und deshalb regelmäßig zum wieder-lesen wiederkommen. OK, DAS mag dann wirklich etwas Arbeit machen – mehr jedenfalls, als \“woanders Kommentieren und Links setzen\“.
Wobei ich die \“Konkurrenz\“ zwischen Blogs und Journalismus einfach nicht erkennen will. Journalisten gegenüber erwarte ich die Einhaltung journalistischer Standards und Qualität. Als Blogger muss ich mich daran aber selbst natürlich nicht halten, warum auch, ich bin nunmal kein Journalist und nenne mich auch nicht so.
Und ja, deshalb darf ich schlechten Journalismus dennoch kritisieren und wenn ich eine Tendenz sehe, dass Journalismus heutzutage kaum Qualität mehr hat darf ich das sagen. Wie ich in einem Restaurant, in dem ein Koch Geld für seine Leistung bekommt, sagen darf, dass die Suppe versalzen ist – ohne dass ich sie selbst kochen können muss. Und ich muss meine Suppen nicht mit denen vergleichen lassen, die dafür Geld und Sterne bekommen.
Ich gebe Herrn Knüwer recht: Blogs sind eine Chance für Journalisten, Dinge auszuprobieren, vielleicht sogar, sich einen Namen zu machen. Allerdings halt nur für Journalisten, die den Beruf im klassischen \“naiven\“ Sinne wählten: Reporter sein zu wollen, den Leuten was erzählen zu wollen, informieren und aufklären zu wollen usw. – somit sind Blogs tatsächlich nichts für die restlichen gefühlt 95% dieses Berufsstandes. Weder zum Selbermachen noch zum Lesen. Denn sie würden dort nur mit der echten Welt in Kontakt kommen (was sie nicht interessiert) und in eine Situation kommen, die nicht mehr zwischen Sender und Empfänger unterscheidet – als echte Kommunikation. Sowas irritiert doch bloß.
Drüberschreiber 16. Oktober 2007 um 21:14
@ Sven: \“- nö, das geht besser und nachhaltiger durch Artikel, die andere auch gut finden und deshalb regelmäßig zum wieder-lesen wiederkommen.\“
Klar, das hatte ich sozusagen vorausgesetzt. Da aber der brillanteste Artikel für den A… ist, wenn niemand weiß, dass es ihn gibt, muss ich aber eben über das Verfassen hinaus auch noch Eigenwerbung machen.
In allem, was Sie sonst noch schreiben, gebe ich Ihnen Recht – ähnliche Postings habe ich hier in der Vergangenheit schön öfter hinterlassen (Link) Aber einige Leute (Blogger wie Journalisten) sind offensichtlich total scharf auf Klassenkampf. Nuja.
http://blog.handelsblatt.de/indiskretion/eintrag.php?id=1548#kommentare
Tim 16. Oktober 2007 um 22:02
Ich darf zum Thema meinen Beitrag in untenstehendem Blog andienen 🙂 Gruß aus Münster!
Tim 16. Oktober 2007 um 22:03
Will sagen: Da: http://104bgb.blogspot.com/
Stefan Fries 16. Oktober 2007 um 23:41
Sicher spielen auch Eitelkeiten eine Rolle. Es ist schon etwas anderes, wenn ein Artikel in einer (angesehenen) Zeitung veröffentlicht wird, die Bestand hat über das nächste Update der Homepage hinaus. Die Möglichkeit, dass wirklich alle im Internet veröffentlichen können, entwertet auch ein wenig die Erfolge, die junge Journalisten durch die Mitarbeit an einem in Jahrzehnten gewachsenen renommierten Medium erzielt haben. Diese Renommee bietet im Übrigen auch mir als Leser eine Möglichkeit, die Qualität der präsentierten Informationen einzuordnen. Die Recherche eines Artikels kostet Zeit – in Blogs wird dagegen gerne auf Recherche verzichtet (ich weiß, wovon ich spreche) und eher auf Meinung gesetzt. Das ist nicht schlimm, sollte aber bedacht werden, wenn man eher auf Blogs als auf journalistische Seiten setzt.
Sven 17. Oktober 2007 um 10:07
@Stefan: ja, aber was dabei nicht bedacht wird: der Artikel in der Zeitung ist im Normalfall schon am nächsten Tag im Altpapier. Der Artikel im Netz ist – vernünftiges Onlinekonzept vorausgesetzt – auch lange Zeit später noch lesbar und damit für Querverweise, Rückgriffe und -blicke, Bezugnahmen usw. usf. referenzierbar.
Mit Blogs und was in diesen steht hat das imo nix zu tun. Sondern mit \“Hab ich das Internet kapiert – oder nicht?\“. Denn klar liest man in Blogs eher \“Meinung\“ – das liegt daran dass es Blogs sind. Und kein journalistisches Medium. Ich kapiere nicht, warum man da immer eine Gegenüberstellung von Äpfeln und Birnen machen muss.