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Ist doch alles so easy, da im Internet. Und deshalb treiben sich dort auch viele Angebot herum, deren Seriosität zweifelhaft ist. Jüngstes Beispiel: Online-Artikel.de, ein Hort geklauter Inhalte und der Vermischung von Redaktion und Werbung. Das schöne am Internet ist ja: Es gibt immer noch Geschichten, die so unglaublich sind, dass man sie nicht glauben mag. Weil dort Menschen, denen man ein leidliches Wissen über das Medium Web zutrauen könnte, so deppert agieren, als hätten sie vor fünf Minuten ihren ersten Explorer herunter geladen.

Ich selbst erlebe derzeit eine neue Welle von Kommentaren, in denen Unternehmen versuchen, sich von Kritik reinzuwaschen. Unter falschem Namen natürlich, oder falscher Firmenangabe.

Einen neuen Höhepunkt an Dummheit dokumentiert aber derzeit die Affaire um Online-Artikel.de. Angestoßen haben sie der Medienpirat. Einer seiner Artikel sei bei eben jener Plattform zu finden, erfuhr er. Natürlich ohne Genehmigung und mit falschem Autorennamen.

„Böser, böser Nutzer“, schimpfte darauf hin Art2Digital, die Mutter des Angebots. Jener Mensch aber sei nicht bei ihnen angestellt. Blöd, dass sich das offensichtliche Gegenteil leicht nachrecherchieren ließ: Es handelte sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um den Mitinhaber des Unternehmens. Und der hatte nicht nur einmal einen Artikel kopiert, sondern gleich mehrfach.

Stefan Niggemeier hat dann noch ein wenig nachgeschaut und festgestellt, dass es gleich reihenweise geklaute Texte und Grafiken gibt. Und es ist zu hoffen, dass die betroffenen Verlage schöne, hohe Rechnungen an Art2Digital schreiben.

Damit aber noch nicht genug. Denn auch die Trennung von Redaktion und PR ist ein Thema, zu dem Online-Artikel.de eine eher laxe Haltung pflegt. Nehmen wir doch nur Magda Dietrich, die bei dem merkwürdigen Web-Angebot als Autorin agiert. Sie hat sich bei ihrem Text über die Rente mit 67 bei PR-Material der LBS bedient. Oder bedienen lassen?

Schließlich ist der Zweck von Online-Artikel.de doch eher dubios. Zitat:
„Hier haben Sie die Möglichkeit für Ihr Unternehmen, Ihre Produkte oder Ihre Website kostenlos zu werben. Auch als Journalist oder Privatperson können Sie Pressetexte sowie Pressemitteilungen kostenfrei auf Online-Artikel.de publizieren.“

Aber wie wird es kenntlich gemacht, wenn ein Artikel PR oder Werbung ist? Ich frage lieber mal nicht…

Übrigens finde ich weder im Netz noch bei der Pressedatenbank Genios eine freie Journalistin namens Magda Dietrich. Ich wage mal die Wette: Die Dame existiert so nicht.

Und vielleicht, bevor jetzt alle wieder über das Internet schimpfen, ist das ja eine seiner großen Stärken. Früher wären Inhalteklauer und Schleichwerber durchgekommen. Heute braucht ihre Entlarvung nur noch ein paar Minuten.


Kommentare


Drüberschreiber 4. Oktober 2007 um 14:52

Im Prinzip gebe ich Ihnen ja Recht: Artikelklau ist eine Sauerei und die Vermischung von Redaktion und PR auch. Letzteres ist aber doch bei der erwähnten Seite eher nicht der Fall. Immerhin nennen die Betreiber das Ding riesengroß auf der Startseite \“Online PR-Portal\“ – man weiß also, wo man gelandet. Offen bleibt die Frage: Wozu ist ein PR-Portal gut?

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Berufskommunikator 4. Oktober 2007 um 15:34

Zurzeit der meistgelesene Artikel auf online-artikel.de: \“Paris Hilton: Essen ist wichtiger als Sex\“. Das sagt schon einiges, oder?

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mad 4. Oktober 2007 um 15:45

Nö, das sagt eigentlich nix. Das ist doch auf jedem Portal so. Hilton-Artikel ziehen immer. Die lesen selbst Leute, denen die Hilton auf die Nerven geht, nur damit sie weiterhin begründen können, wieso sie ihnen auf die Nerven geht. Ich zum Beispiel.

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