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Manchmal lohnt es sich wirklich, einem Manager nicht zu glauben. Zum Beispiel Josef Spanrunft, Chef der Öko-Supermarktkette Basic. Es klang nach Notbremse im letzten Moment. Am Montag erklärte Spanrunft im Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung“, er habe die Übernahme von Anteilen seines Unternehmens durch Lidl stoppen lassen.

Für die, die das Durcheinander nicht mitbekommen haben: Die Schwarz-Gruppe, Mutter des Discounters Lidl, investierte per Kapitalerhöhung, woraufhin zum einen ein wichtiger Lieferant sich verabschiedete, zum anderen Ex-Macher von Basic ihre Anteile verkaufen wollen.

Nun aber verkündete Spanruft am Montag im „SZ“-Interview, er habe die Übernahme stoppen lassen. Erstaunlicherweise ist dieses Gespräch weder online zu finden noch im Zeitungarchiv Genios. Ein Vetorecht habe es gegeben, sagt Spanrunft.

Ob das stimmt? Vielleicht nicht so, wie er Glauben machen will. Mein Kollege Christoph Schlautmann hat ins Handelsregister geschaut und festgestellt: Es gibt in der Tat vinkulierte Namensaktien, deren Verkauf per Einspruch gestoppt werden kann. Es sind allerdings nur 140 000 von 2,5 Millionen Anteilen. Wieviele Aktien überhaupt in Händen von Basic selbst liegen, mag das Unternehmen auch nicht verraten.

Und so riecht der angebliche Stop der Basic-Übernahme, über den so viele Zeitungen berichten, schwer nach Wogenglätten – und nach Unwahrheit.


Kommentare


Christian 5. September 2007 um 19:27

Die Basic-Leute haben ja bereits eine Menge Porzellan zerschlagen. Sollte aber diese Vermutung wirklich zutreffen, dann werden die geglätteten Wogen sehr bald von einem Tsunami überschattet. Schließlich spielen Ehrlichkeit und Vertrauen gerade in der Bio-Branche eine wichtige Rolle.

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Rainersacht 5. September 2007 um 22:40

Einerseits ist der Konsumentenaufschrei gegen die LIDL-Beteiligung an Basic eine ungeheuerliche Heuchelei, andererseits ist es auch ein Skandal, dass AUSGERECHNET LIDL da mitspielen soll.

Die Heuchelei besteht darin, dass natürlich die ganzen nervenzerfetzenden Öko-Schnatzen, die man so bei Basic trifft, nicht in den Ruch geraten wollen, bei einer LIDL-Tochter kaufen zu willen, obwohl Basic auch bloß ne Supermarktkette ist. Öko kriegt man auch zu vernünftigen Preisen bei Plus, Aldi, Rewe, Edeka etc pp. Basic ist für Besserverdiener.

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Dorin Popa 6. September 2007 um 12:12

Natürlich steht der „SZ“-Artikel online und ist zumindest über das SZ-Archiv im DIZ auch als pdf abrufbar. Aber ansonsten bin ich auch der Meinung, daß es sich beim Verkaufsstopp nur um eine Finte handelt, um Zeit zu gewinnen. Eine Meinung, die auch die meisten Großhändler gegenüber der „SZ“ teilten, wie auch die Protestbewegung aus attac, Sozialforum & Co

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Dorin Popa 6. September 2007 um 12:13

Da der html-Code nicht durchging, hier noch einmal händisch: http://www.sueddeutsche.de/,tt4m4/wirtschaft/artikel/364/131132/

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Torsten 6. September 2007 um 20:46

Rainersacht: Versuch Dich mal mit Ökoprodukten von Plus, LIDL und ALDI zu ernähren. Ich bezweifle, dass Du eine Woche durchhälst.

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Wolff von Augsburg 6. September 2007 um 22:49

Zu Rainersacht:

Wenn man als \“vernünftige Preise\“ ansieht, daß es nicht viel mehr kostet als bei der konventionellen Produktion, ist das eine Sichtweise. Wenn man bei der Bewertung als \“vernünftig\“ aber auch andere Kriterien, wie umweltverträgliche Produktionsbedingungen, und zwar nicht bloß nach dem relativ liberalen EU-Bio-Siegel, einbezieht, kann man nicht mehr so leichtfertig daherplappern wie rainersacht.
Und ich verbitte mir, daß die Basic-Kunden als \“Ökoschnatzen\“, die bloß aus Imagegründen nicht bei einer Lidl-Tochter kaufen wollen, bezeichnet werden.
Wenn rainer mir einen Lidlmarkt sacht, wo es einen Betriebsrat gibt, dann können wir weiterreden.

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radek 7. September 2007 um 2:57

@rainer
Öko und Bio sind doch zwei Paar Schuhe – vgl. z.B. aktueller Spiegeltitel

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zerroise 9. September 2007 um 23:28

oh mann… basic sind die ersten die das mit der kapitalerhöhung gemacht haben, die anderen können jetzt getrost nachspringen… alnatura geht zu tengelmann usw. ihr werdet schon sehn! wer nicht mit der zeit geht, geht mit der zeit. in der wirtschaft heißt es halt eben fressen oder gefressen werden! schwarz ist auch nicht gleich lidl…bei kaufland gibt es einen betriebsrat so weit ich weiß…

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Dorin Popa 12. September 2007 um 14:48

Heute morgen saß ich mit den Vorstandmitgliedern Josef Spanrunft und Johann Priemeier von der Bio-Supermarktkette Basic zusammen die Ihnen bzw. Christoph Schlautmann entschieden widersprachen. Hundert Prozent der Aktien seien vinkuliert, ein Kauf daher nur mit Zustimmung des Vorstands möglich und die hier aufgestellte Behauptung tatsachenwidrig. Vielleicht kann sich Kollege Schlautmann dazu äußern?

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Christoph Schlautmann 13. September 2007 um 9:18

In den Auszügen des Handelsregisters wird nur ein Bruchteil der Aktien als vinkuliert bezeichnet. Als wir eine Basic-Pressesprecherin damit konfrontierten, verweigerte sie die Stellungnahme. Sie wollte uns plötzlich nicht einmal mehr verraten, wie viele Aktien Basic insgesamt ausgegeben hat (was eigentlich kein Geheimnis ist und ebenfalls im Handelsregister steht). Noch vier Tage vor Spanrunfts Behauptung in der \“Süddeutschen Zeitung\“, er könne die Aktienverkäufe durch sein Veto stoppen, erklärte er mir im persönlichen Gespräch, dass er mögliche Aktienverkäufe der vier Basic-Gründer nicht verhindern könne. Im übrigen hat sich der Basic-Vorstand nach der Veröffentlichung unseres Artikels weder bei mir beschwert, noch konnte mir das Unternehmen belegen, dass sämtliche Aktien – entgegen der Handelsregister-Auskunft – vinkuliert sind.

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