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Sollten Sie, lieber Leser, demnächst von einem Preis hören, der durch die „Publikumsgunst“ vergeben wurde – dann verschwenden Sie nicht Ihre Zeit damit, die dazu gehörigen Medienmeldungen zu lesen. Erinnern Sie sich noch an den Ted? Das war jenes Abstimmungsmittel, das in unseren Kindheitstagen von den Wundern der Technik kündete. Es entschied zum Beispiel über Sieger und Besiegte bei „Wetten, dass…“, pardon, damals noch „Wetten, daß…“, indem es die telefonisch abgegebenen Stimmen der Zuschauer zählte.

Heute braucht niemand mehr Ted, er hat einen Hartz-IV-Job als Käsewaage. Seine Festanstellung weggenommen hat ihm das Internet. Dort kann jeder einfach und problemlos Abstimmungen organisieren. Und so ist die Zahl der angeblichen Publikumspreise kräftig gestiegen.

Gerade bekomme ich wieder so einen in die Mailbox gesandt:

„IFA: verwandt.de zur Community des Jahres 2007 gewählt

Berlin, 3. September 2007. Mit über 16.000 Stimmen ist verwandt.de bei der größten Leserwahl Europas, dem Digital Lifestyle Award, zur Community des Jahres 2007 gewählt worden. Damit hat das Familien-Netzwerk für Online-Stammbäume und Hobby-Ahnenforschung mehr als doppelt so viele Stimmen wie das zweitplatzierte Angebot unddu.de aus dem Hause United Internet erhalten.“

Aha. Europas größte Abstimmung und es gewinnt ein deutsches Portal, das erst seit Ende Juni überhaupt online ist. Der zweite Platz geht an Unddu.de – eine Community, die faktisch nicht existent ist. Zumindest, wenn man ihrer Suchfunktion glaubt. Im Umkreis von 10 Kilomentern rund um Düsseldorf finden sich gerade einmal 44 Mitglieder.

Das erinnert doch mächtig an den Grimme-Online-Publikumspreis, bei dem das noch im Babystadium befindliche Hausgemach.tv alles tat um seine Mitglieder zum klicken zu animieren.

„„Diese Auszeichnung ist eine große Ehre für uns, weil wir sie unseren Nutzern zu verdanken haben. Wir sind sehr glücklich über unsere Community, die sich dermaßen mit unserem Angebot identifiziert!“ erläutert Daniel Grözinger, Geschäftsführer von verwandt.de.“

Nein, das ist keine Ehre. Wer sich über solche Preise freut, der freut sich auch über Elfmeter nach Schwalben.


Kommentare


Ben Utzer 4. September 2007 um 11:11

Leicht am Thema vorbei.

Danke, ein Realist spricht. Die Charts bekannter Radiosender werden auch lediglich durch etwa 1000 Anrufen (Spitzenwert) bestimmt, hier wäre es für Künstler doch ein leichtes die eigene CD zu pushen, wenn es sich lohnt. mit etwa 100 Anrufen ist man dann Spitzenreiter der Charts eines Radiosenders, dass ganze würde wahrscheinlich dazu führen, dass die CD\’s die mehr verkauft werden diese Ausgabe wieder finanzieren.

Mit Sicherheit gibt es hier noch bessere Möglichkeiten der Manipulation, aber diese ist mit bewusst geworden als ich für einen Radiosender gerarbeitet habe und dort die Abstimmungen durchgeführt habe.

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Nicefore 4. September 2007 um 11:21

Diese Preis-o-manie ist ohnehin nicht mehr auszuhalten. Es gibt so viele, dass man einfach den Überblick verliert, und jeder, der mal irgendwo den Kopf herausstreckt, einen kriegt, nur, weil er halt da ist…

Die Preisträger können sich dann aber meist selbst nichts dafür leisten, außer, sich den Preis an den Kühlschrank zu kleben…

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Christian 4. September 2007 um 11:40

Im Moment sieht es ja ganz gut aus mit dem Nahziel \“Regionalliga\“ in Münster. Möchte aber fast wetten, dass man sich gegen Saisonende über die \“erschummelten\“ Punkte freut – so sie denn den Aufstieg bringen.

Bleiben wir doch mal realistisch 😉

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Axel 4. September 2007 um 12:05

Apropos \“dass\“ und \“das\“ und \“daß\“: im zweiten Absatz, zweiter Satz: … das war jenes Abstimmungsmittel, das …

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Alexander 4. September 2007 um 12:25

Immerhin hat verwandt.de Humor: \“Die versprochenen Geldpakete und fliegenden Elefanten sind bereits per Post unterwegs! :-)\“ (http://www.verwandt.de/blog/2007/09/03/community-des-jahres-2007/de/#comment-2122)

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Stefan Niggemeier 4. September 2007 um 12:44

\“Wer sich über Preise freut, der freut sich auch über Elfmeter nach Schwalben.\“

Ist das Dein Ernst? Oder fehlt da ein kleines Adjektiv oder Pronomen vor \“Preise\“?

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Thomas Knüwer 4. September 2007 um 13:02

Sorry: Es muss \“solche Preise\“ heißen. Wird gleich korrigiert.

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Ute 4. September 2007 um 16:47

\“Heute braucht niemand mehr Ted, er hat einen Hartz-IV-Job als Käsewaage.\“ Du solltest als Gag-Schreiber anfangen – herrlich 😀

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haekelschwein 4. September 2007 um 17:17

Einer wird es ohnehin bemäkeln, also tue ich\’s, dann haben wir\’s hinter uns:

\“Wetten, dass…?\“ schrieb sich schon immer mit Doppel-S, wahrscheinlich weil es eine Eurovisionssendung ist, an der auch die ß-losen Schweizer teilnehmen.

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Ludwig 4. September 2007 um 18:26

Mit Preisen ist es wie mit Hämorrhoiden, irgendwann kriegt jeder Arsch welche. Hagen Rether

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cdv! 4. September 2007 um 19:05

\“Elfmeter nach Schwalben\“ ist ein guter Vergleich. Denn irgendwann merkt der Schiedsrichter (in diesem Fall: Nutzer oder Kunde) das auch. Und dann gibt\’s die rote Karte.

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