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Und dann gibt es noch Sachen, die glaubt man nicht. Zum Beispiel, dass ein Lokalreporter der „Münsterschen Zeitung“ ansatzweise erfährt, wie es den Kollegen in Krisengebieten so ergeht. Gestern giftete Helmut Heinen, Verbandschef der Zeitungsverleger, ein wenig in Richtung Politik. Pressefreiheit sei ein sensibles Gut. Und: „Pressefreiheit ist ein Kriterium
für demokratische Reife und für EU-Reife.“

Schnell, und das ist nur menschlich und verständlich, denkt man an das Große, an die EU, an Dritte-Welt-Länder. Heinen dachte an Tschechien.

Ich aber dachte gerade an Rheine. Denn dort ist etwas passiert, was auch mit der Einschränkung von Pressefreiheit zu tun hat – und das mitten in Deutschland.

Ein Kollege der „Münsterschen Zeitung“ nämlich wollte über das Konzert des kurdischen Musikers Sivan Perwer berichten. Was dann passierte, schildert die „MZ“ so:
„Der Konzert-Kritiker war nach einem Konzert des kurdischen Sängers Sivan Perwer unmittelbar an der Stadthalle von drei Männern in einen Van mit Frankfurter Kennzeichen gedrängt und rund eine Stunde verhört und bedroht worden. Dabei wurden mehrere Fotos von Konzertbesuchern von seiner Digitalkamera gelöscht und einige Speicherchips von den drei Unbekannten einbehalten.

Konzertveranstalter Al-Osmani aus Rheine bedauerte den Vorfall im Gespräch mit uns. „Ich kann mir das nicht erklären“, meinte Al-Osmani und äußerte den Verdacht, dass möglicherweise Besucher des Konzertes fotografiert wurden, die nicht in Erscheinung treten wollten.“

Nun ermittelt der Staatsschutz. Hoffentlich erfolgreich.


Kommentare


Hanno Zulla 18. September 2007 um 14:02

@Marc: Zustimmung.

@Tknuewer: Vielleicht wollen Sie mal berichten, was von staatlicher Seite bzgl. Pressefreiheit passiert: http://netzpolitik.org/2007/pressefreiheit-faengt-auf-bruesseler-ebene-an-zu-verdunsten/
Ich wundere mich jedenfalls, dass die Springerpresse (Abendblatt, Bild) so vehement für Vorratsdatenspeicherung und Online-Durchsuchung schreiben, wenn doch gerade Journalisten von diesen schönen Maßnahmen betroffen sein werden.

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Rainersacht 18. September 2007 um 15:15

Jau, auf EU-Ebene gibt\’s voll total die Pressefreiheit, auf lokaler Ebene herrschen chinesische Verhältnisse. Wo wir grad in einer Stadt leben, in der ein OB Dossiers über Journalisten anlegen lässt… Da braucht\’s keine Kurden dafür.

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