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Aus den Tagen, da die Probleme der TV-Sender nicht Youtube und Sevenload hießen, sondern David und Jay, die Fleisch gewordenen Beweise, dass der Begriff „Diva“ auch auf Männer anzuwenden ist, aus diesen Tagen also und aus gegebenem Anlass – eine Literaturempfehlung. Es gab einmal eine Zeit, da gab es die amerikanischen Late-Night-Shows unübersetzt im deutschen Fernsehen. Es war eine gute Zeit. David Letterman wurde da gezeigt, ich glaube bei RTL II oder Pro Sieben, und bei NBC Europe war Jay Leno zu sehen, im Anschluss auch Conan O’Brian.

Lettermans Humor habe ich damals nicht recht verstanden. Heute ist er mir viel lieber als der glatt gebügelte und immer nette Jay. Und O’Brian fand ich zu platt. Dafür hatte er immer die beste Musik. 1998 besuchte ich auf einer Pressereise auch die NBC-Studios. Und, ja, irgendwie hatte es was zu sehen, dass Leno tatsächlich jeden Tag mit einem seiner zahlreichen PS-Monster zur Arbeit kommt.

Damals kaufte ich mir ein Buch, dass leider nur noch als Antiquariat zu bekommen ist, wenn ich es richtig sehe. Für alle Fernsehhistoriker, -nostalgiker und überhaupt -interessierte sei es hiermit wärmstens empfohlen. Es heißt „The Late Shift“ und ist geschrieben von Bill Carter, Medienredakteur der „Los Angeles Times“:

„The Late Shift“ ist die sehr unterhaltsame Erzählung vom Kampf der beiden großen Late-Night-Shows und das Balgen um die Nachfolge des legendären Johnny Carson. Allein schon eine Episode ist das Buch wert: Eines Tages erfährt Leno, dass über seine Show am Abend in einer Telefonkonferenz entschieden werden soll. Der NBC-Chef ist zu dieser Zeit, wenn ich mich recht entsinne, beim jährlichen Manager-Meeting von General Electric, dem NBC-Mutterkonzern, in Florida. Und der zuständige Unter-Chef für Leno weilt eben in Burbank, dem Vorort von LA, in dem die NBC-Studios sitzen.

Um mitzubekommen, was die Bosse über ihn reden, versteckt sich Leno stundenlang in einer Art Abstellkammer neben dem Büro des Unter-Chefs – und hört alles mit. Am nächsten Tag schmiert er dem dann aufs Brot, was über ihn gesprochen wurde. Folge: Eine Suche nach Wanzen, sowohl in Burbank wie bei der General-Electric-Tagung.

Ja, das waren noch andere Zeiten für Fernsehleute. Zeiten ohne Youtube, File-Sharing, Mogulus, Rocketboom und Geriatric1927. Und deshalb ist vielleicht jetzt der Moment, dieses Buch noch einmal rauszukramen. Denn Jay Leno wird 2009 abtreten – eine Ära neigt sich ihrem Ende zu.


Kommentare


Cem 16. August 2007 um 14:13

ich habe David Letterman und Conan O\’Brian geliebt und finde es ausserordentlich schade, dass sie nicht mehr irgendwo in den deutschen Fernsehkanälen zu sehen sind. An den Abenden, an denen sie gut waren, waren sie wirklich klasse. Und waren sie platt, ging\’s nicht tiefer 🙂

Jay Leno finde ich im Fernsehen furchtbar anbiedernd. Privat mag er ja nett sein…

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dogfood 16. August 2007 um 14:57

Leno und O\’Brien sind in Deutschland via CNBC zu sehen, allerdings nach der letzten Programmreform zu stark verkürzten Zeiten. Leno Mo-Fr ab 24h für eine halbe Stunde.

O\’Brien Sa+So ab 21h45-22h30. Davor jeweils eine Dreiviertelstunde Leno.

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Thomas Knüwer 16. August 2007 um 15:08

Leider teilt sich CNBC in D-dorf den Kanal mit dem Vierten, so dass Abends die Xte Wiederholung mittelmäßigen Filmschrotts zu sehen ist…

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Bill 16. August 2007 um 16:30

Es gibt eine niederländische Seite, auf der alle aktuellen Folgen von bekannten Late-Night-Shows per Bittorrent zum Download bereit stehen. http://www.latebyte.nl

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Alex 17. August 2007 um 16:16

Leno und O\’Brien wurden bei NBC Europe sehr wohl übersetzt – deutsche Untertitel per Videotext.

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