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Ich kann es nicht mehr hören. Das mit den bösen, bösen Killerspielen. Und der verdorbenen Jugend. Weil ich es alles schon mal gehört habe – als ich selbst zu dieser verlorenen Generation gehörte. Ich bin ein potenzieller Killer. Schon immer gewesen, war früh klar, machste nix dran, meine Eltern sind schuld. Irgendwann raste ich aus, renne mit Hochkalibrigem durch die Gegend und knalle Menschen ab, ein paar Tage lang wird „Thomas K.“ in der „Bild“ stehen, mit einem unzureichend unkenntlich gemachten Foto.

Na gut, es gibt Leute, die mir das zutrauen würden. Die meisten aber halten mich für ansatzweise normal. Geht es aber nach den Psychologen und einem Großteil der Eltern meiner Schulfreunde, hätte es so unweit nie kommen dürfen. Denn ich habe in meiner Kindheit und Jugend alles besessen, was aggressiv-verdorben macht.

Das begann früh mit den kleinen Spielzeugsoldaten, für deren Bemalung ich meist zu faul war. Spielzeugwaffen hatte ich in multimunitionalen Varianten, sowohl mit den kleinen zum Ring geformten Plastikschälchen, die in Trommelrevolver eingelegt wurden, wie auch die „Plättchen“ getauften Rollen, die den Abbildern modernerer Schusswaffen einverleibt wurden. Der einem kleinen Knall folgende Satz: „Du bist tot“ ist mir in Fleisch und Blut übergegangen.

Dann kam die heimische Bastelei in Form von Modellbausätzen. Meine Favoriten waren deutsche Jagdflugzeuge und britische Bomber. Die Flotte der Reichsmarine ging in meinem gelb-schwarzen Kinderzimmerschrank vor Anker und wurde in frühpubertärer Zerstörungswut mit von Silvester übergebliebenen Zisselmännchen vor dem Haus versenkt.

Dann kam das Schlimmste. V I D E O S P I E L E!

Erst Pong, die Mutter aller Joystickfreuden, die nach Meinung vieler sich äußernder Experten das Augenlicht kosten würde. Schnell folgte der Wechsel auf Atari VCS, deren Lenkhebel mir charakteristische Schwielen in den Handballen zufügten. Defender, Space Invaders – ich habe sie alle gehabt, ich habe sie alle zerstückelt.

Dann der Commodore 64 mit seinen Datenkassetten und der Sucht nach Spielen. Ein Tag ohne neue Games war kein guter. Die meisten haben wir nur kurz angespielt, nur wenige haben längere Zeit den brotkastenförmigen Rechner erhitzt. Sogar indizierte Ware gelangte in meine Hände, „Castle Wolfenstein“, das Spiel, bei dem ich als Kriegsgefangener Nazis meucheln musste. Ich tat es gern und reichlich.

Zu dieser Zeit lagen Platten auf meiner Hifi-Anlage mit martialischen Monstern und viel metallenen Gegenständen auf den Covern. Heavy Metal Musik. Sie machte mich endgültig zum Wrack. Ich grölte die Nummer des Teufels bei Iron Maidens „Number of the beast“, ich liebte „Two Minutes to Midnight“, die Ode an die Kampfflieger.

Den Amiga übersprang ich, es folgte der PC. Im Internet tummelte ich mich seit Studientagen. Doch umgebracht habe ich bisher nur Insekten und eine Katze, die ich überfuhr, was mir bis heute leid tut. Die Zahl meiner Prügeleien bewegt sich in engen Grenzen, meine Zurückgezogenheit von der Zivilisation beschränkt sich auf angstvolle Stille, wenn Preußen Münster spielt und ich nicht im Stadion bin, sondern das Geschehen im Internet verfolge. Gut, ich beschimpfe Schiedsrichter – aber die haben das oft genug verdient.

Und deshalb kann ich es nicht mehr hören, das Gejaule der Eltern von heute. Dass ihre Kinder sich abkapselten per Internet und Computerspiel, ihnen gar nicht mehr beizukommen sei. Montag Abend konnte ich mir das wieder anhören. Und vorhin berichtet ein Kollege über die Gespräche in der Krankengymnastikpraxis in die er und ich unsere maladen Leiber schleppen: Von Kindern, die nicht hören wollen, ist die Rede. Von Nachwuchs, der keine Manieren hat. Der nicht hören will.

Alles ist ja so schlimm, heutzutage. Die Eltern von heute klingen wie ihre Eltern, die sie doch nie werden wollten. Erziehung ist immer eine Frage des Respekts. Doch Respekt habe ich nur vor Menschen, die wissen, wo es lang geht. Kinder aber haben heute weit mehr Wissen über Computer und Internet, als ihre Erziehungsberechtigten. Und die – lassen das einfach geschehen. Wer nicht lebenslang die Karten der Gesellschaft studiert, um seinem Nachwuchs zu sagen, wo es langgeht, der muss sich nicht wundern, wenn Kevin, Paula, Lena und Anton sich nicht weiter aufhalten mögen auf ihrem Weg. Es ist so wie einst bei den Indianern: Nutzlose Alte lässt man zurück. Doch es wäre wichtig, wenn deren Erfahrung nicht verloren geht. Und deshalb sollten sie nicht jammern – sondern lernen.

Vielleicht mal ein Doppelkopfabend weniger? Dann entstehen auch nicht solch ratlos-peinlichen Artikel wie der in der „FAZ“ in dieser Woche.

Und vielleicht setzt auch ein Nachdenken ein, über eine der großen Suchtgefahren unserer Zeit. Auch ich bin ihr erlegen, das muss betont werden. Tagelang habe ich mich dann unter Einfluss der Droge abgekapselt, war nicht ansprechbar, habe mich kaum bewegt. Ich mutierte zu dem, was man heute vielleicht Nerd nennt.

Die Suchtforscherin Sabine Grüsser-Sinopoli formulierte es in der gleichen Ausgabe der „Frankfurter Allgemeinen“ so:

„Wenn das Lesen dazu dient, einer Problem beladenen Realität zu entkommen, lernt das Gehirn wie bei einer Droge: Die Sucht tut gut, um über die Probleme hinwegzukommen. Dann gelingt das Bewältigen der eigentlichen Probleme immer schlechter, und nur noch das Buch wirkt für die Regulierung von Emotionen.“

Ach, nein, sie sprach ja über Computerspiele.


Kommentare


Chris K. 23. August 2007 um 12:11

Die Gefahr, die von \“Schundliteratur\“ ausgeht, wurde schon in meiner computerlosen Jugendzeit erkannt. 60 Seiten Perry Rhodan oder Lassiter genügten praktisch schon, um unausweichlich auf die schiefe Bahn zu geraten oder irreversible Gehirnerweichung zu verursachen. Erste Anzeichen für diese beklagenswerte Entwicklung machte man am Anwachsen der Haarlänge (\“Pilzkopf\“!) bzw. dem Hören sogenannter \“Beatmusik\“ fest.
Irgendwer ist immer schuld. Hauptsache irgendwer anders.

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dogfood 23. August 2007 um 12:19

Das Putzige ist das jenen Politikern und Medien die Parallelen zu anderen, längst geschlagenen Kulturkriegen nicht auffallen.

Was hat man für Schlachten einst geschlagen: in den 50er und 60er Jahren waren es Comics in Deutschland die jugendzersetzend waren. Danach Trickfilme der Güteklasse \“Tom & Jerry\“ und US-Fernsehserien wie \“Ein Colt für alle Fälle\“. Punkmusik. Techno.

Stattdessen immer wieder das alte Geseier der jeweils amtierenden Politiker für Verbote und von Medien über die mangelnde intellektuelle Fallhöhe dieser Musik/Spiele/Filme/Comics statt sich ernsthaft mit den Themen zu befassen.

(Noch geschickter wäre es aber, wenn Computerspieleproduzenten nicht ein so leichtes Ziel abgeben würden wie z.B. Julian Eggebrecht dieser Tage, der absurde Vorstellungen besitzt, was essentielle Spiele-Elemente sind)

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Markus 23. August 2007 um 12:24

Hallo Herr Knüwer,

da entdecke ich aber erschreckend viele Parallelen. Auch ich habe so eine verwahrloste Jugend durchlebt, wobei ich damit protzen könnte, dass es vor Atari noch diese schöne Saba-Konsole gab. Tu ich aber nicht. Zugegeben: Aus mir wurde ein PRler aber immerhin kein Serienkiller.

Dieser fast schon patologische Protektionismus, mit dem die Kinder dieser Tage vor allem Übel der Welt bewahrt werden sollen, beschränkt sich leider nicht auf Killerspiele und das böse böse Fernsehen. Er findet seine logische Fortsetzung in der konsequenten Verteufelung von Schmutz generell, Süßigkeiten und am allerschlimmsten Hunden.
Ich würde den heutigen Eltern allemal mehr Gelassenheit wünschen, so wie sie unsere Eltern eher noch hatten.
Mich erfüllt es da ein klein wenig mit Stolz, wenn meine dreijährige Tochter beim Memory-Spiel gegen Prinzessin Lillifee virtuos die PC-Maus herumwirbelt. Zeit für Ego-Shooter ist später noch genug.

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Lucas von Gwinner 23. August 2007 um 12:30

Ich bin sowas von einer Meinung mit diesem Posting! Verbote funktionieren nicht.

Zitat Jimmy Wales, Founder of Wikipedia:
\“We should not design our social instituitions assuming the worst\“

Warum er das meint erklärt er in diesem kurzen Video anhand der Analogie Steak-House: http://de.sevenload.com/videos/ShTJJmW/Hoerst-Du-das-Schaeuble

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Ben Utzer 23. August 2007 um 12:40

Ich sage einfach nur Danke. Die Schilderung könnte abgesehen davon das ich wahrscheinlich ein späterer Jahrgang bin von mir stammen. Danke für den Ausdruck dessen was ich über \“die Erwachsenen\“ denke, ich möchte mich bewusst nicht dazu gezählt wissen.

Verbot von Software, so genannter \“Hackersoftware\“, der erste Schritt in die Richtung unsere Sicherheitsfirmen ins Hintertreffen geraten zu lassen. Nun wieder einmal die \“Killerspiele\“, ich fand Wolfenstein immer sehr kurzweilig und auch Counterstrike war wieder einmal eine grandiose Sache, von Quake ganz zu schweigen.

Ich verstehe einfach nicht wieso diese ganzen Gesetzen und Vorhaben so weit von dem abweichen was ich denke und was anscheinend teilweise auch andere Personen denken.

Es ist doch nicht davon auszugehen das in der heutigen Zeit Killerspiele allen Ernstes verboten werden können, wenn diese Art der Spiele in Deutschland nicht mehr verkauft werden darf, dann besorgt man sie sich halt anderswo, ob legal oder illegal sei dahingestellt. Naive Denkweisen legen unsere Politiker in unserer globalisierten Welt an den Tag. Jeder 14 Jährige kann doch auch in den Niederlanden oder USA seine Killerspiele bestellen. Ebenso sieht es bei Hackersoftware doch auch aus, diese Software wird es weiter geben, auch deutsch werden Sie weiter entwickeln, aber eben nicht mehr in Deutschland, weil das ist ja jetzt verboten.

Politiker sollten, wie Sie Herr Knüwer es von Eltern fordern, vielleicht mal den einen oder anderen Doppelkopfabend ausfallen lassen und versuchen zu verstehen was in einer modernen globalisierten und elektronischen Welt, welche vollkommen vernetzt ist, so vor sich geht. Techniken und Dinge zu verbieten, welche man nicht selber kennt ist ein falscher Weg.

In der Hoffnung auf geistige Besserung bei der Spezies der Technikunerfahrenen und derer die solche einfach verweigern zu benutzen.

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Lukas 23. August 2007 um 12:43

Danke, ich brauchte beim Überfliegen nur einen Satz zu lesen, um selbst kurz vorm Amoklauf zu stehen: \“Die Amokläufer in Emsdetten, in Erfurt – sie spielten Counterstrike.\“

Ja, und sie aßen vermutlich alle Nutellabrote, trugen Turnschuhe und Nietenhosen (das ist mittelhochdeutsch für Jeans), tranken manchmal Mineralwasser und wuschen sich regelmäßig. Dabei fällt doch einem Blinden mit Krückstock auf, was die Amokläufer von Emsdetten und Erfurt gemeinsam hatten: sie wohnten in Städten, die mit \“E\“ anfangen. Quatsch: sie hatten Zugang zu Schusswaffen. Aber die töten ja bekanntlich keine Leute.

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Christian 23. August 2007 um 12:51

Lukas: Sehr richtig, sie hatten Zugang zu Schusswaffen. Aber fordert deshalb jemand ein Verbot von Schützenvereinen oder ein Totalverbot von Waffen im Privatbesitz? Nein, denn der Gegner ist hier zu mächtig: es sind schließlich keine „dummen Kinder und Jugendliche“, sondern Erwachsene, die etwas zu sagen haben.

Der Artikel ist spitze, trifft genau meine Meinung (abgesehen davon, dass ich etwas jünger bin).

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dogfood 23. August 2007 um 12:52

Übrigens lief gerade im Deutschlandfunk ein wunderbares, aufzeichnetes Interview vom Morgen mit einem Familienpsychologen, an dem die suggestiven Fragen des Moderators gnadenlos zerschellten.

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/661401/

\“Frage: Herr Bergmann, Ego Shooter haben wir gerade zum Schluss angesprochen. Was halten Sie von denen? Sind die gefährlich?\“

\“Frage: Lassen Sie uns trotzdem dabei bleiben. Wenn da Blut spritzt, wenn da Köpfe abgehauen werden, was finden Jugendliche daran toll? Finden sie es überhaupt toll?\“

\“Frage: Das heißt es gibt Gefährdungen durch ganz normale Computerspiele, meinetwegen auch wirklich Fußballsimulationen, Rollenspiele? Wo liegen da die Gefährdungen Ihrer Ansicht nach?\“

\“Frage: Jetzt bin ich aber ratlos. Schadet es jetzt oder nützt es?\“

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Andreas Kruck 23. August 2007 um 13:07

Frontal21 hat ja neulich auch schon wieder so einen richtigen Knallerbeitrag gesendet: http://www.zdf.de/ZDFmediathek/inhalt/29/0,4070,5593981-5,00.html

Daumen hoch dafür! *kotz*

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Prüfer 23. August 2007 um 13:08

Doch wohl eher \“Aces High\“, ansonsten hatten wir wohl die gleiche Sozialisation.

Ein Rand-Westfale

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Thomas Knüwer 23. August 2007 um 13:15

@Prüfer: Vollkommen richtig. Ich muss mal wieder die \“Best of…\“ rauskramen.

@Chris K.: Stimmt – ich habe meine Vorliebe für John Sinclair ganz vergessen…

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mona_lisa 23. August 2007 um 13:59

made my day! 🙂

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Hanno Zulla 23. August 2007 um 14:08

Ich erlaube mir mal, einen eigenen Artikel zu zitieren:

\“Es ist auch ein Generationsproblem. Der Anteil der Menschen mit Computerkenntnissen in der Bevölkerung wächst und damit hoffentlich auch die Sensibilität für die Nerd-Themen. Kommende Politikergenerationen werden mit IT aufgewachsen sein und ich hoffe dann auf mehr Sachkenntnis. So, wie heute im Parlament Menschen sitzen, die in ihrer Jugend Motoroller frisiert und Joints probiert haben, werden künftige Politiker als Jugendliche Filesharing und CD-Brenner benutzt und schlimme Killer-Egoshooter gespielt haben.

Mal sehen, ob dann solche Diskussionen etwas weniger hysterisch geführt werden.\“

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Grumpy 23. August 2007 um 14:23

Ich bin baff. Es gibt noch einen Düsseldorfer, der bisher dem zwanghaften Versuch widerstehen konnte, einen Amoklauf zu begehen.

Was hat diese Gesellschaft bloß bisher verpaßt. Wobei mit \“Aces High\“? Dann doch lieber noch blutiger mit \“Run to the Hills\“.

Ich danke Herrn Knüwer für die Erinnerung an \“meine\“ Kindheits- und Jugendtage.

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Marcel 23. August 2007 um 15:35

haha, was eine behütete kindheit. iron maiden. wie suess. heute wachsen wir potentiellen massenmörder mit gegrunzten anleitungen zur nonnenvergewaltigung auf. und mit marilyn manson!!!!1111 😉

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Thomas 23. August 2007 um 15:36

Immer wieder interessant, dass selbst hier das Thema so heiß diskutiert wird. Aber ok, es ist ja auch grad Games Convention. Einen anderen Grund gibt es wohl nicht, dass Frontal, FAZ und wer sonst noch das Thema aus der Versenkung holen. Und auch die Gegenseite: Ich war/bin Videospieler und aus mir ist kein Krimineller geworden, habe ich schon tausend Mal gelesen.

Aber gut: Ich habe früher auch Killerspiele gespielt und zwar Doom und Mortal Kombat und das einzig und allein aus dem Grund, weil ich das Blut so cool fand und man grad bei Mortal Kombat die Gegner so wunderbar töten konnte. Aber ich hatte offensichtlich Glück, aus mir ist auch was geworden, naja so halbwegs zumindest 😉

Ich denke allerdings schon, dass \“Killerspiele\“ und \“aggressives Verhalten\“ korrelieren. Dazu muss man nur mal in der Provinz in ein Internetcafe gehen und sich die Counterstrike Spieler anschauen. Die Spiele sind daran allerdings nicht schuld. Hirnlose Zombies suchen sich die Spiele aus, die zu ihnen passen.

Die Gewaltbereitschaft war also schon vorher da, die Spieleindustrie befriedigt nur die Nachfrage nach medialer Gewalt.

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Chat Atkins 23. August 2007 um 18:37

Noch schlimmer finde ich es, wie massiv sämtliche Medien auf das von der Industrie vorgegebene Thema der \’casual games\‘ für die ganze Familie einsteigen – als wären sie gedopt. Oder als ob sie am Fressnapf stünden. Themenvielfalt ist in \’old media\‘ Fehlanzeige.

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Grumpy 23. August 2007 um 19:32

\“Hirnlose Zombies suchen sich die Spiele aus, die zu ihnen passen.\“

@Thomas: Dem kann ich so wohl nicht zustimmen, denn mir fällt kein \’richtiges\‘ Spiel ein, bei dem ein \’hirnloser Zombie\‘ auch nur annähernd eine Schnitte hätte, geschweige denn richtig punkten kann. Selbst bei \’Mortal Combat\‘ sollte man so viel Grips besessen haben, sich die richtigen Ablauffolgen (neusprech: Combos) merken zu können, oder?

@Chat Atkins: Gehört so was wie \’Guitar Hero\‘ zu den \’Casual Games\‘? 😉

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Marcel 23. August 2007 um 21:51

na, so wie das von vielen inkl. mir gespielt wird, ist es schon wieder eher hardcore 😉

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Chat Atkins 23. August 2007 um 21:59

Nö – Guitar Hero fällt sicherlich aus dem Rahmen heraus. Das Spiel ist aber auch schon älter – oder? Ich quäle übrigens lieber meinen eigenen Eierschneider, und zwar in Echtzeit, bis das Plektron qualmt: Fender Strat an Peavey-Röhre …

😉

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Schnitzel 23. August 2007 um 23:51

Mein Trackbacks kommen hier irgendwie nicht an bzw. verschwinden im Spameimer. Deshalb manuell:
http://schnitzelmitpommes.blogspot.com/2007/08/killer-knwer.html

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Prospero 24. August 2007 um 2:53

Aber Chat, Medien die sachlich, fair und aufklärerisch berichten sind doch die vierte Gewalt in unserem Staat, wie kannst du nur daran zweifeln dass das hier bei uns nicht so ist? Ts, ts, ts, hat doch Frontal bewiesen…
Ach, Lassiter ist doch langweilig gewesen gegen die Red Light Ranch, die dem örtlichen Sheriff gehörte… *g*
(Zudem – falls ein Deutschlehrer heute noch meint, dass Heftromane nur nach Schema B geschrieben werden würden verweise ich gerne auf Perry Rhodan, Professor Zamorra und Maddrax… ;-))
Ad Astra

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Chat Atkins 24. August 2007 um 8:59

Mein Gott – wie konnte das nur vergessen, Prospero!

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Libero 24. August 2007 um 9:04

Irgendwie sind sie doch alle sehr oberflächliche Leser
Oder schlechte Selbstbeobachter

Seelisch gesunde Kinder werden nicht süchtig
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/661401/
Damit ist klar, warum sie alle keine Killer wurden. Für sie sind solche Spiele auch nicht gefährlich. Anders ist es für Heranwachsender, die seelisch eben nicht gesund sind. Ich habe sehr wohl an mir bemerkt, wann und aus welchen Gründen ich in die Spielewelt flüchte und wann ich nur mich entspannen wollte. Wenn die Flucht zum Dauerzustand wird, wird es gefährlich.

Schlimm ist daran erst mal gar nichts, sondern wir können an diesen Computerspielen ablesen, was wir unseren Kindern und Jugendlichen vorenthalten.
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/661401/
Lesen Sie den Abschnitt vollständig
ich bewege mich fast omnipotent. ….Ich bin Erschaffer und Vernichter….Dann wird die Realität, der soziale Alltag, Mama die sagt, bring mal den Mülleimer runter, nur noch lästig. Das heißt die Kinder füttern sich an diesen Computerspielen nicht nur mit Fantasie; sie füttern sich auch mit Tagträumen, mit Ich-Idealen, und diese Ich-Ideale bewegen sich immer weiter von der Realität weg, immer weiter von den Freunden weg. Da liegt dann auch sogar ein Suchtpotenzial.
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/661401/
Das ist genau der Punkt. Das habe ich auch an mir bemerkt, damals noch mit dem Atari und Amiga. Möglicherweise haben Sie auch noch keine Erfahrungen mit Heranwachsenden in diesem Alter. Wenn es ihr Sohn ist, der dadurch einen Lebenslauf versiebt oder zeitraubende Unwege machen muß, sieht das ganz anders aus.

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Woo 24. August 2007 um 9:14

Ich bin gerade restlos begeistert. Du schreibst hier woertlich nieder was ich mir seit Jahren denke, wenn immer wieder diese Killerspieldebatte aufkommt. Ich bin es so masslos leid, mit Moerdern und Amoklaeufern in einen Topf geworfen zu werden, nur weil ich mich allabendlich mit Leuten die ich als Freunde bezeichne an meinem virtuellen Stammtisch der MMO-RPG-Klasse treffe.

Ich bin jetzt seit ca. zwei Jahrzehnten (also fast drei Viertel meines Lebens) im Besitz diverser Computer, und natuerlich den dazugehoerigen Spielen. Ich habe mich seit ich meinen ersten Walkman bekommen habe quer durch alle Musikrichtungen gehoert, darunter auch einige Jahre mit den diversen Techno- und Metal-Droehnungen. Ich lese seit Jahrzehnten Kriminalromane (gut, Agatha Christie hat jetzt nicht allzu blutig geschrieben), ich habe lange Columbo und aehnliche Mordserien im Fernsehen verfolgt. Komischerweise hat aus meinem Bekanntenkreis seither trotzdem niemanden ein gewaltsamer Tod ereilt.. erst recht nicht durch meine Hand.

Mein Vater hat jeden Abend mit Kollegen beisammengesessen und Biere konsumiert, ich sitze mit Gildenmitgliedern im Voicechat beisammen und stecke Schwerter in Drachen. Beide sind wir hinterher ein bisschen geistig freier, entspannter, ausgeglichener. Irgendwie ist unser abendlicher Zeitvertreib nicht soo unterschiedlich. Ihm macht das Bier die Leber kaputt, mir macht das Spielen angeblich das Hirn kaputt. Egal. An irgendwas muss man ja schliesslich sterben.

Scheissegal ob die letzten Amoklaeufer alle eine versaute Kindheit in verwahrlostem Elternhaus hatten. Scheissegal dass sie sich Schusswaffen und schlimmeres besorgen und zuhause lagern konnten ohne dass jemand was dagegen gemacht haette. Scheissegal dass sie jeden Abend im Fernsehn Horrorfilme schauen koennen, in denen Blut und Hirn nur so rumfliegt. Sie hatten Counterstrike auf dem Rechner. Das hat sie zu Moerdern gemacht.

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lutz 24. August 2007 um 9:45

Wenn die lieben Eltern sich einfach mal Gedanken machen würden, was eigentlich ihre Aufgaben als Erziehungsberechtigte sind, dann fiele ihnen auch auf, dass sie sich mehr mit ihren Kindern beschäftigen müssten – statt sie schon im Säuglingsalter vor den Fernseher zu pflanzen.
Meine Eltern haben sich immer sehr für das interessiert, was ich tue. Auch, wenn sie es nicht immer für pädagogisch wertvoll hielten, was ich so tat.
Das Desinteresse der Eltern (das in meinen Augen Respektlosigkeit gegenüber ihrer Kinder darstellt) hat zur Folge, dass ihre Kinder sich genau so wenig dafür interessieren, was ihre Eltern machen oder sagen.
Der Kindergarten soll erziehen, die Schule soll erziehen – aber bloß nicht die Eltern! Die sind nämlich damit beschäftigt, sich selbst zu verwirklichen. Da stören die kleinen Dinger ja nur..

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Libero 24. August 2007 um 10:07

@Lutz

Das stimmt für desinteressierte Eltern. Es gibt auch nicht selten die interessierten Eltern, die sich sehr wohl für das interessieren, was ihre Heranwachsende interessiert und umgekehrt auf ein völliges Desinteresse ihrer Heranwachsenden treffen.

Sind denn hier nur Kommentatoren, die aus der Sicht ihrer anscheinend noch sehr präsenten Kindheit/Pubertät aktiv. Gibt es denn keinen, der inzwischen beide Seiten und nicht nur aus der Sicht seiner von ihm/ihr neu aufgebauten Familie kennt? Spätestens dann, wenn man selbst Vater oder Mutter ist, relativiert sich vieles von dem, was man bisher von sich selbst und seinem Heranwachsen dachte.

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Lukas 24. August 2007 um 12:35

Mir fällt gerade wieder der amerikanische Kriminologe Franklin E. Zimring ein, der in einem Radiointerview mal die Vermutung äußerte, dass Computerspiele Kriminalität *reduzieren*, weil viele Jugendliche ihre Gewalt an Pixelgegnern statt an Mitmenschen auslassen können. Für solche Gedanken würde man ihm in Deutschland sicher die Lehrberechtigung entziehen.

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Marcel 24. August 2007 um 13:54

libero:

die ganze diskussion ist doch deswegen schon hinfällig, weil man über für die kinder/jugendliche \“gefährliche\“ spiele redet, die sich aber sowieso nur an ein erwachsenes publikum wenden und auch dementsprechend gekennzeichnet sind. wenn sie als elternteil dann immer noch die verantwortung wegschieben sind sie es selber schuld. es ihre aufgabe als elternteil darauf zu achten was ihre kinder machen. da können sie noch so sehr auf andere zeigen.

\“Wenn die Flucht zum Dauerzustand wird, wird es gefährlich.\“

diesen schwachsinn über eskapismus hat man auch schon über bücher und rollenspiele in die welt posaunt.

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Weltenweiser 24. August 2007 um 15:00

Ich hab das auch mal unter der Überschrift \“Die dunkle Seite in mir\“ thematisiert. Es war schon irgendwie deprimierend als ich feststellen musste, dass ich offensichtlich ein Killer bin.

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martin 25. August 2007 um 0:34

das restaurant-beispiel des wikipedia-gründers ist sehr schön, sehr einfach, sehr plakativ und, was am wichtigsten ist: die analogie stimmt.

es liegt also an der erziehung. oder, anders gesagt: wer glaubt, killerspiele machen killer, der glaubt auch, dass die kugel tötet und nicht der schütze.

die beschränktheit unserer gesellschaft liegt darin, immer die vermeintlich einfachste lösung zu suchen. wieso sonst hätte z.b. BILD so viele leser?

ich finde es schlimm, dass die breite masse anscheinend nichts aus ihrer eigenen jugend lernt. oder haben hier alle männers rückenbeschwerden, weil sie in der jugend die hände nicht über der bettdecke gelassen haben?

anzumerken wäre noch meine rein subjektive beobachtung, dass amokläufe, sexualverbrechen, massenmörder etc. je häufiger auftreten, desto weiter eine großstadt weg ist. aufgeklärte menschen, die sich ihrer sinne und seele bewusst sind und diese nicht qua pfaffe oder enger, spießiger und perspektivloser dorfgemeinschaft unterdrücken müssen, findet man eher dort, wo \“stadtluft frei macht\“.

es ist das rückständige, bigotte deutschland, das die probleme macht.

Antworten

Sinie 25. August 2007 um 2:36

Von Halb-Nerd zu Pseudo-Nerd.. danke…danke…danke!!

Antworten

Arno Nym 27. August 2007 um 11:42

Denkt mal alle bitte kurz an Spiele, die euch wirklich aggressiv gemacht haben, ich denke da sind höchstens 5% sogenannte Killerspiele.

Meine Aggressionsfavoriten sind Jump&Runs und Rennspiele! (CrashBandicoot u. Need4Speed zB)

Wenn ich bei einem Egoshooter nicht gewinne probiere ich einfach eine andere Taktik bzw. im Multiplayer mache ich dann einfach aus wenn es nix wird.

Wie oft ich allerdings schon Gamepads, Joysticks und Tastaturen zerstört habe weil mein kleiner, süsser, knubbeliger Jump&Run-Held aus unerfindlichen Gründen irgendwo runtergefallen ist oder weil ich in meinem harmlosen Flitzer schon wieder an eine Leitplanke gestoßen bin und den Rekord nicht knacke… Da kommen bei mir wirklich Aggressionen hoch ^^

Den Leuten aus meinem Bekanntenkreis mit denen ich mich darüber unterhalten habe geht es genauso, und euch?

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I.Müller 27. August 2007 um 12:20

Im Grunde genommen ist vieles auf das Elternhaus zurück zu führen. Wenn da keine Richtlinien aufgestellt werden, wenn es keine Ordnung gibt, fliehen die Kids.
Werden unsere Kids auch zu Alkoholikern, da ja im Kino , auch bei Kinderfilmen, oft Bierwerbung gebracht wird. Ich denke nicht. Wenn Kinder keinen Halt haben fliehen sie.

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