Der Aufschrei der Medienseiten über die Einstellung der Sat-1-Nachrichten-Sendungen ist eine schlichte Heuchelei. Nehmen wir einmal an, lieber Leser, Sie und ich hätten einen Yachtausflug gemacht – und er hätte eine unschöne Wendung genommen. Boot gekentert, Tsunami, irgend so etwas. Auf jeden Fall sitzen Sie und ich schließlich in einem Rettungsboot mit ein paar Resten Wasser und Proviant. Ein anderes Schiff ist nicht in Sicht, geschweige denn Land.
Und nun? Die Abenteuerbücher meiner Kindheit ließen folgern, das beste Verhalten wäre, das Essen und Trinken sorgsam einzuteilen, damit es möglichst lange hält. Andererseits: Würden wir uns stärken, könnten wir rudern – nur wissen wir ja nicht wohin.
So ähnlich ist das bei Sat 1: Die Ressourcen sind überschaubar und schwindend, niemand aber weiß, in welche Richtung es gehen könnte.
Stefan Niggemeier erläutert sehr schön, warum der Rauswurf der nachrichtenähnlichen Formate aus dem Programm solch eine Zeitenwende ist. Nicht, weil diese Formate so toll gewesen wären. Sie waren das ganze Gegenteil. Sondern vielmehr, weil selbst eine gute Quote – und anscheinend hatte zumindest das „Sat 1 am Mittag“ jüngst respektable Ergebnisse – nicht mehr reicht, um zu überleben. Es zählt nur noch eine nüchterne Rechnung: Kann ich ein günstigeres Programm senden ohne substanziell Zuschauer zu verlieren?
Wenn die Kollegen der „FAZ“ dies als „Heuschreckenlogik“ geißeln, so liest sich das schwer als St.-Florians-Prinzip: Andere Branchen dürfen brennen, aber bitte nicht die Medien.
Wirtschaften war immer eine Frage des Gegenüberstellens von Einsatz und Ertrag. Doch während ein Stahlwerk genau weiß, was hinten rauskommt, wenn soundso viele Tonnen vorne reingeschoben werden, ist das bei Dienstleistungen eben anders. Dienstleistungen leben von der wahrgenommenen Qualität, wahrgenommen aus Sicht des Kunden.
Diese Wahrnehmung aber kann sich verändern. „Man muss sich erstmal reingucken“, ist eine beliebte Beschreibung, wenn US-Serien ihre Deutschland-Premiere haben. Meist reichen die ersten ein, zwei Folgen nicht, um sich zu verlieben – die Entscheidung fällt, wenn ich nach meinem Bekanntenkreis gehe, in der dritten Folge.
Doch so lange man sich noch nicht eingeguckt hat, ist die emotionale Bindung an eine Serie – und Serien sind nun einmal mit ausschlaggebend für die Zuschauerbindung – gering. Und für solch eine geringe Bindung soll ich in meinem Kopf verankern, dass ich am Dienstag um 22.05 wieder vor dem Fernseher sitze? Noch dazu, wenn die Sender so schlampig mit ihrem Seriengold umgehen? Hier mal fünf Minuten früher angefangen, da mal zehn Minuten später. Quote stimmt nicht? Dann nach drei Folgen absetzen. Oder verschieben, bis spät in die Nacht. Oder die Reihenfolge der Folgen ändern.
Wer seine Kunden so behandelt, dem laufen sie weg. Keiner weiß das besser als Pro 7 und Sat 1. „Friends“ brauchte Jahre bis zum Erfolg in Deutschland. Kein Wunder: Die Serie wurde munter zwischen Samstag-Nachmittag und Spätnachts hin und her geschoben. Am Ende war sie ein Erfolg, wohl eher aus Zufall.
Oder „Star Trek“ auf Sat 1: Wie die Ostereiersuche durften die Fans – die doch der feuchte Traum jedes Medienmanager sind, nämlich eine echte Community – hinter jedes Sendefenster lugen, irgendwann kam halt mal wieder ein Stückchen. Serien-Schauen in Deutschland, das ist wie Einkauf in der DDR: Irgendwas gibt’s schon – aber man weiß nie, was, wann und wo.
Die Folgen beschreibt Matthias Kalle im jüngsten „Zeit-Magazin“. Über die nicht so üble Quote für die unerträglich schlechte Sendung „Gülcans Traumhochzeit“ schrieb er (leider nicht online):
„…meine Generation, die um die 30-Jährigen, hat sich unabhängig gemacht von Sendern und von Sendezeiten. Wir werden von keiner Quote mehr erfasst, unsere Vorlieben werden nicht dokumentiert, wir spielen nicht mehr mit. Unser Fernsehen findet nicht mehr im Fernsehen statt, sondern im DVD-Player oder im Internet, wo man sich heute anschauen kann, was gestern in den USA neu anlief. Das kopieren wir dann und geben es weiter und sagen: ,Schau das mal. Es wird Dein Leben verändern.‘ Das tut es. Das tut gutes Fernsehen immer. Erst hat das Fernsehen uns verändert und jetzt verändern wir das Fernsehen und lassen es mit Gülcan allein. Nein, wir verändern es nicht. Wir zerstören es.“
Sat 1 hat diesen Punkt der Fast-Zerstörung erreicht. Das Boot treibt auf hoher See, die Vorräte gehen zur Neige. Man könnte jetzt alles auf eine Karte setzen, sich ein letztes Mal Kraft anfuttern und losrudern. Doch die Gefahr des Scheiterns ist groß. Dann lieber die sichere Variante.
Pro 7 Sat 1 ist ein börsennotiertes Unternehmen. Und somit ist es seinem Überleben verpflichtet und den Interessen seiner Anteilseigner – nicht aber der Gesellschaft. Deshalb ist das große Geschrei um den Abschied von den nachrichtenähnlichen Formaten die bloße Hilflosigkeit der Kritiker: Denn niemand weiß, wohin man rudern könnte.
Allerdings gibt es jemand der es vormachen könnte: Die öffentlich-rechtlich subventionierten Privatsender ARD und ZDF. Würden sie sich unabhängig machen von Werbegeldern, könnten sie Vorreiter in Sachen Innovation und Qualität werden. Doch so lange ihre verfetteten Bürokratien gefüttert werden müssen, sind sie automatisch langsame Nachahmer der Privatsender. Und das Fernsehen der Fernsehsender auf Dauer größtenteils verzichtbar.
„Abends surfe ich lieber im Internet“, sagt eine Bekannte von mir, „da finde ich viel interessantere Dinge als im Fernsehen“. Recht hat sie. Alle paar Tage begegnet mir im Netz etwas, das so herzergreifend gut gemacht ist, dass ich es nicht missen möchte. Und deshalb, für den Weg in den Feierabend, der Hinweis auf die brüllend komische Zeichentrickserie „Kloß und Spinne“, die mir heute – vielen Dank an Peter Stawowy – erstmals über den Weg flimmerte:
(Gemacht wird sie übrigens von Volker Strübing)
Kommentare
Marcus 17. Juli 2007 um 18:38
Danke Herr Knüwer, Sie sprechen mir aus dem Herzen. Herr Kalle übrigens auch, den Beitrag im SZ-Magazin fand ich großartig. Mir ist das, was im deutschen TV läuft schlicht und ergreifend egal. Bezeichnend dafür dürfte sein, dass ich bei meinem LCD Fernseher, der seit gut 2 Monaten im Wohnzimmer steht noch nicht mal die Sender sortiert habe. Wozu auch, Filme und Serien schaue ich von DVD, da kann ich mir wenigstens sicher sein, dass der Superseriensender ProSieben sie nicht nach 3 Wochen absetzen wird.
Was mich an dieser gesamten Sat.1-Geschichte am meisten stört ist wie dieses Unternehmen mittlerweile mit Mitarbeitern umgeht. Die sind offensichtlich ebenso egal, wie die Zuschauer, ersetz- bzw. bei günstiger Kosten-Nutzenrechnung auch verzichtbar. Ich habe einige Jahre für P7S1 gearbeitet und kann ganz gut nachvollziehen, was da gerade in den Köpfen vorgehen muss.
Egal wie schlecht der Ruf der Privatsender sein mag – dort arbeiten hochmotivierte Leute, die gerne einfach gutes Programm machen würden. Wenn man sie denn ließe. P7S1 verliert nicht nur Zuschauer, der Konzern verliert auch sein wichtigstes Gut, nämlich motivierte und kreative Angestellte. Dazu sind viele Führungspositionen besetzt von blutleeren Technokraten oder karrierefixierten Zynikern, die auch über Leichen gehen, solange es die eigene Stellung festigt.
Ich bin froh, vor 2 Jahren die Branche gewechselt zu haben und ich kenne Dutzende Kollegen, die genauso handelten. Online ist die Zukunft, Privat-TV kann noch ein paar Jahre der Rendite nachlaufen, um dann festzustellen, dass sich ohne Zuschauer leider nicht mal das noch steigern lässt.
christian bartels 17. Juli 2007 um 19:03
Äh, vieles stimmt schon, und ich hab Thomas Kausch auch niemals in den Sat1-Nachrichten gesehen, und seit ich ihn als \“Provoluzzer\“-Laudator bei welt online sah, bedaure ich die Abschaffung der TV-Show auch nicht mehr.
Aber Fernsehsender, die den Reichweitenvorteil genießen, auch in analogen Kabelnetzen verbreitet zu werden, weil sie lizenziert sind – die sind der Gesellschaft auch überhaupt nicht verpflichtet, weil börsennotiert?? Das hätte ich so allenfalls bei Bernd Ziesemer erwartet. Mag schon sein, dass Medien außer ARD & ZDF der Gesellschaft eigentlich gar nicht mehr verpflichtet sind, aber dieser Paradigmenwechsel müsste dann in der Gesellschaft erst noch bekannt gemacht werden. Derzeit grenzen ja gerade Zeitungsverleger im Gegenteil ihre Medien immer wieder gern von Marmeladen- und Schraubenfabriken ab. Sind die denn jemand verpflichtet?
roman libbertz 17. Juli 2007 um 19:16
armselige promo des senders,
meine meinung
gruss r.l
nmu 17. Juli 2007 um 20:15
zu Kloß/Spinne:
Was Originales? Aus meinem Deutschland?!? Lustig ist\’s ja nicht gerade (Ich mag eher so Spongebob und Ren&Stimpy), aber ich gebe Pluspunkte für \“Selbstgemacht\“
zu Sat1-Nachrichtensendungen:
Aha. Die waren doch sowieso nie gut. Die nächste Stufe der Medienrevolution ist erreicht. 🙂
Harald 17. Juli 2007 um 20:26
Leider hört es bei den seltsamen Programmprogrammierungen und -Verschiebungen der privaten Fernsehsender was tolle Erfolgsserien angeht nicht auf. Auch bei den DVD Releases zeigen sich die großen Studios sehr knauserig, viele Serien erscheinen gar nicht oder nicht mit allen Staffeln auf DVD. Und wenn, dann halten sie sich zumindest streng an uralte Verwertungschemata und bringen die Serie erstmal in den USA, dann in UK und dann vielleicht irgendwann mal in Deutschland in den Handel. Da bleibt fur Fans nur beten für göttliche Einsicht bei den Programmplanern, das (teure) Importieren oder die Hoffnung, dass Apple mit iTunes irgendwann genug Macht gewinnt, um Filme und Serien auch gleich gegen die veralteten Spielchen der Medienkonzerne überall international zum Dowload anbieten zu können.
Ach ja, und was die öffentlich rechtlichen Sender angeht: Da habe ich wenig Hoffnung auf Vorbildfunktion, da deren Programmplaner anscheinend in einer anderen Zeitschleife leben. Wie sonst wäre es ökonomisch zu erklären, dass sie ihre Topware an Filmen (Erstausstrahlungen und Klassiker) sowie Serien meist zu nachtschlafender Zeit versenden und die Zuschauer vorher am Abend mit Volksmusik und drittklassigen deutschen Krimis besser zu unterhalten glauben.
Jörg Friedrich 17. Juli 2007 um 21:06
\“Abends surfe ich lieber im Inernet\“
Da liegt die Zukunft, so sehe ich das auch.
Wir, die wir zu dem, was die Frau da finden wird, schon heute was beizusteuern versuchen, sollten uns um unsere eigene Qualität und um die hier geeigneten Formate Gedanken machen, da haben wir genug mit zu tun.
Rainersacht 17. Juli 2007 um 21:15
Die entscheidende Einsicht ist: \“Werbefinanziertes Fernsehen funktioniert auf Dauer nicht.\“ – Werbefinanziertes Internet mittelfristig auch nicht. Arme Werbefuzzis, arme Privat-TV-und-Funk-Leute, arme Internet-Startups… Die Welt wird also besser.
marcel weiss 17. Juli 2007 um 21:40
hui, der Text aus dem Zeit-Magazin klingt aber gut. da hat ja direkt mal jemand erkannt, wie es tatsächlich ausschaut.
(Bezeichnend allerdings leider wieder mal, dass er nicht online ist. naja)
Prospero 18. Juli 2007 um 1:46
Stimmt – ARTE hatte mit \“ReGenesis\“ eine kanadische Serie ins Programm gehievt, sie liebevoll behandelt – die Synchro war sogar annehmbar. Und \“ReGenesis\“ behandelt Themen, die sehr aktuell sind – quasi das bessere CSI auf dem Gebiet von Viren und DNA und sowas… Immerhin beide – es gibt schon eine dritte – Staffeln am Stück gezeigt. Ohne Werbung.
Sat1 hat spätestens seit dem Farscape-Drama bei mir gehörig verschissen, oh ja, die Star-Trek-Fans werden da auch noch ein Wörtchen zu erzählen können zur Sendepolitik und wie man \“Odyssee 5\“ so verheizen konnte – seufz…
Wobei Pro7 momentan \“Jericho\“ absetzt, aber das hat ja Tradition – nennt sich Sommerpause, darunter gelitten haben die Erstzuschauer von LOST und den Housewives.
Mal ganz zu schweigen vom Verhalten tolle Serien einzukaufen und sie im Schrank zu lassen… Grummel, Doctor Who bei Pro7, grummel… Dead Like Me bei RTL2, obwohl RTL2 – nun ja – deren Stargate-Ausstrahlungpolitik verstehe wer will…
Oder man ärgert sich über VOX wenn die die letzte Staffel von SFU halt komplett unter Ausschuss der Öffentlichkeit ausstrahlen… Grummel, grummel, grummel…
Dann wähle ich persönlich die DVD-Variante, möglichst rasch aus den USA oder den UK importiert – ich freue mich schon wahnsinnig auf \“Jekyll\“ 😉 – und ich hab alles was ich brauche. Ungestörten Seriengenuss sogar mit Extras…
(Und ab und an mal auch einen Blick auf Serien, die hierzulande wohl kaum laufen werden so wie \“Dexter\“. Wenn man die Debatte um Killerspiele noch im Ohr hat, dann wird wohl eine Serie, die einen Serienkiller als \“Helden\“ hat wohl kaum hierzulande… Nun ja…)
Ad Astra
Ute 18. Juli 2007 um 8:29
Schöne Idee das Filmchen, erinnert mich irgendwie an Max Goldt.
Wenn ich zuhaus TV gucke, dann eigentlich nur zum Entspannen, weil ich keine Lust habe immer und ständig vor dem PC zu hocken. Entweder ich schmeiße mir eine DVD rein oder schaue die Klassiker: Tatort, Schwarzwaldklinik, Liebling Kreuzberg, Kommissar Sperling etc., ein bisschen Kulturzeit und vielleicht noch ein paar gut gemachte Reportagen, anspruchsvolle Filme oder Themenabende auf Arte.
Stimme dem Gesagten zum Goßteil zu. Mein Medienverhalten entspricht dem von Herrn Kalle. Finde aber auch im TV (besonders 3Sat und Arte) auch immer noch sehr gute Sachen von sehr hoher Qualität (da kommen reine Internetproduktionen irgendwie noch nicht so richtig mit – außerdem will ich nicht alles im \“Mäusekinoformat\“ sehen.
Informationen \“sauge\“ ich mir dagegen ausschließlich aus dem Internet, da kann ich einfach genauer und detaillierter nachfassen und nachlesen, wenn mich ein Thema interessiert, TV-Nachrichten brauche ich wirklich nicht.
M.E. ist der Medienkonsum auch eine Frage des Bildungsstandes bzw. des Milieus. Während die privaten Sender ihr Zielpublikum klar vor Augen haben (ich will das böse Wort mit U nicht wieder verwenden), eiern die öffentlich rechtlichen da m.E. ein bisschen herum zwischen Anpassung und Bildungsauftrag – das macht sie aus meiner Sicht etwas profillos.
Tux2000 18. Juli 2007 um 8:47
Die verpaßten Star Trek in Sat1 ansehen oder lieber sonntags bis nach 06:00 schlafen? Schlafen, mit einem weinenden Auge. Und irgendwann die fehlenden Folgen mehr oder weniger illegal aus dem Internet ziehen.
Immerhin hat man innerhalb der Staffeln die Reihenfolge beibehalten. Folgen umzusortieren ist übrigens weder neu noch auf Privatfernsehen beschränkt, die Original-Serie (\“Star Trek\“ bzw. \“Raumschiff Enterprise\“) wurde damals vom ZDF gründlichst durchgemischt — und übel zensiert und umgeschnitten (Sexualität in \“Weltraumfieber\“ / \“Amok Time\“) oder gar nicht ausgestrahlt (Unterwandern einer Nazi-Welt in \“Schablonen der Gewalt\“ / \“Patterns of Force\“, erstmalig 1999 auf DF1 gesendet).
Markus 18. Juli 2007 um 9:36
Mein Sat-Receiver sucht automatisch die eingegrenzten Sender nach meinen favorisierten Serien ab, nimmt sie auf und schneidet anschließend die Werbung raus. Sollen die Sender doch hin- und herschieben, wie sie wollen…
Und was sie nicht senden, gibt es ohnehin schon via BitTorrent im Netz.
Jeder Anbieter bekommt den Markt, den er verdient.
Woo 18. Juli 2007 um 9:53
Eigentlich war diese Entwicklung absehbar. Die meisten deutschen Fernsehsender haben sich durch stetige Qualitaetsreduktion in den letzten Jahren massiv die Kundschaft vergrault.
Mein Fernseher ist seit nunmehr ueber einem Jahr quasi ueberfluessig.. ich leiste mir gute Filme (ueber die ich im Internet erfahren und Trailer gesehen habe) auf DVD oder aus der Videothek, ansonsten eigentlich nur beim Essen mal Nachrichten (dann von den Spartensendern ntv oder N24, oder wenns aktuell sein soll gleich CNN und BBC), und zur Hintergrundberieselung bei meiner Abendbeschaeftigung Qualitaetsprogramm aus der dbox (Planet, Discovery etc).
Die Privatsender haben mich verloren, als sie epidemieartig ihr Nachmittags-Vorabend-Programm immer mehr auf Unterschichtenunterhaltung umgestellt haben.. wer will denn jeden Tag acht gefakete Gerichtsverhandlungen und zwoelf Herzschmerzdramaserien sehen?! Beim Abendessen kriegt man dann weiblicherseits den alltaeglichen Mord eingetrichtert, ob Soko Woerisbernsdorf oder Kein Fall fuer Drei.. taeglich die gleiche Leier, nur die Leiche wechselt den Namen. Die Prime-Time Movies kann man auch nicht mehr sehen weil sie grauenhaft verstuemmelt und mit Werbung zugekotzt werden – einzig der hier im Grenzland noch verfuegbare ORF bietet wenigstens hin und wieder etwas sehenswertes. Kostenlose Filme fuer Deutsche, finanziert von oesterreichischen Steuern. Klasse. Und wir revanchieren uns mit RTL und Sat1. Schlechter Deal – fuer die Oesis.
Arnold Krille 18. Juli 2007 um 10:10
@tknuewer: Vielen Dank für diesen Beitrag!
Obwohl ich manchmal die Medien-über-Medien-Blogs/Artikel nicht mehr hören/sehen kann, hat dieser Beitrag mich wieder mal bestärkt diese Blogs weiter zu lesen. Zum einen weiß ich so ohne eigenen Fernseher, was ich alles nicht verpasse. Zum anderen sind diese Hinweise auf Alternativen es immer wieder wert und bestärken mich auch weiterhin kein TV anzuschaffen. Die wenigen guten Filme, die mich interessieren habe ich eh schon vorher (ohne Werbung alle 15 Minuten) im Kino bzw. auf DVD gesehen…
Chat Atkins 18. Juli 2007 um 10:10
SAT.1 ist ein schlechter Sender, der mich an einen gut gefüllten Mülleimer, aber nicht an ein Programm denken lässt. Das ist das eine. Was aber bei SAT.1 mit dem Schließen dieser Redaktion begann, wird der Beginn einer Entwicklung sein, die noch ganz andere Redaktionen umkrempeln wird. Das bisherige \’journalistische Funktionsmodell\‘ steht zur Disposition. Das Problem in meinen Augen ist, dass das \’Herstellen von Öffentlichkeit\‘ – jetzt mal ganz altertümlich gesellschaftlich gesehen – noch einige andere Funktionen hat, als 30 % Umsatzrendite für Aktionäre zu erzielen. Die Blindheit der Raffer und Scheffler wird irgendwann diese unter sich begraben …
Mainbube 18. Juli 2007 um 10:40
Ob Sat1-nachrichten sendet oder nicht halte ich für so interessant wie den sprichwörtlichen sach Reis in China, es ist egal. Sat1 hat doch wohl nie wirklich eine Kompetenz in diesem Bereich aufgebaut. Sie haben das sehr schön beschrieben, wenn ich ein Produkt günstiger an den Zuseher bringen kann und die Werbekunden trotzdem glauben die entsprechende Zielgruppe zu erreichen, dann hat der Sender die richtige Entscheidung getroffen.
Sat1 und Pro7 haben mit maxdome doch schon genügend zur Veränderung des TV beigetragen, ich muss weder aufbleiben, noch den Rekorder programmieren, denn im Internet bekomme ich die meisten Serien dann wann ich will, wunderbar.
Alcatel 18. Juli 2007 um 11:00
Sat1 kann man doch getrost dichtmachen. Allein das Nachmittagsprogramm ist derartig unerträglich, das ich froh bin Arbeit zu haben
Das Programm am Freitagabend, am Samstag und Sonntag haben mich jedenfalls dann dazu veranlasst Sat1 aus meiner Programmliste zu streichen.
Wenn man jetzt noch die Ludolfs und den Poker Sender verbieten würde, dann würde ich wohl wieder Hoffnung schöpfen.
Ach ja, es interessiert mich auch nicht von Hr. Kronzucker zum tausensten Mal erklärt zu bekommen, das man Eis zum Fleisch hinzugibt, damit es sich beim Rühren nicht so stark erwärmt.
Erbarmen!
Boris 18. Juli 2007 um 11:04
Die Nachrichten von Sat 1 sind mir schlichtweg egal; überhaupt gehört der Sender für mich zum Übelsten, was über den Receiver läuft.
Eine wirkliche Verbesserung in der Fernsehlandschaft wäre zu erreichen, wenn die Rundfunkgebühren abgeschafft werden. Dann könnten sich die öffentlich-rechtlichen dem freien Wettbewerb stellen und ihrem eigenen Gerede gerecht werden. Die Finanzierung dieser fetten Bürokraten ist für mich legitimierte Wegelagerei.
MW 18. Juli 2007 um 11:25
Die Qualität von SAT1 und anderen Privatsendern möchte ich hier nicht kommentieren – wenn dort (oder auch bei den ÖR) nichts interessantes kommt, schalte ich den Fernseher einfach aus. Das Leben besteht aus mehr als Fernsehen.
Aber ist es denn wirklich so schlimm, wenn ein Sender für sich entscheidet, dass er kein Sender für Nachrichten mehr sein will?
Dafür gibt es schliesslich spezialisierte Spartensender, bei denen man sich – je nach bevorzugter Gewichtung der Nachrichten – fast 24 Stunden pro Tag damit berieseln lassen kann (n-tv, N24, Bloomberg, ZDF Info, …).
Außer für die durch Gebühren (über)finanzierten öffentlich-rechtlichen halte ich persönlich die Forderung, dass ein Sender wie z.B. SAT1 ein Vollprogramm zu liefern hat, bei dem von allem ein Bisschen angeboten wird, eher für einen Irrweg. Lasst die Privaten sich doch spezialisieren. Am Beispiel der P7S1-Gruppe etwas überspitzt:
– SAT1 tagsüber für die Hausfrau und Hartz IV-Empfänger mit seichtester hirnlos-Unterhaltung, abends dann doch von Zeit zu Zeit mit etwas anspruchsvolleren Serien, dem einen oder anderen Spielfilm, insgesamt eher gelungenen Commedy-Sendungen und leider viel zu lang ausgewalzten Spielshows zum geistigen Abschalten
– Pro7 mit dem insgesamt etwas besseren Programm – serien- und spielfilmlastig
– Kabel 1 für das Recycling alter Serien und für machmal mehr, manchmal weniger interessante Reportagen
– N24 für die Nachrichten und diverse Reportagen
– 9live (ja, die gehören auch dazu) dann für die ganz verblödeten, die ihr nicht vorhandenes Geld in sinnlose Anrufe bei Gewinnhotlines stecken möchten
Wenn man dann so eine ganze Sender-Familie betrachtet (liesse sich ähnlich auch für die RTL-Gruppe durchspielen), ist man auch wieder bei einer Vollversorgung.
Falls die Privaten dann mit solch einem Mix nicht das Ziel einer – für Privatunternehmen unerlässlichen – auskömmlichen Rendite erreichen, kann das nur eines bedeuten: Fernsehen machen lohnt sich nicht als Vollversorgung. Dann muss das tatsächlich als eine Aufgabe betrachtet werden, die nur von den ÖR erfüllt wird. Diese müssen eben keine auskömmliche Rendite erwirtschaften, sondern werden durch Gebühren finanziert, um welche kaum ein Besitzer eines Fernsehers in Deutschland auf legale Weise herumkommt.
Insofern würde ich Kritik auch eher an der Qualität des öffentlich-rechtlichen Rundfunks äußern als an den Versuchen der Privaten, die für sie geeigneten Formate zu finden.
Ein Privatsender ist ein Dienstleister, der seine Leistungen an den Anforderungen des Marktes (Zuschauer und Werbekunden) auszurichten versucht und dabei entweder erfolgreich ist oder scheitert.
Daher möchte ich hier ausdrücklich nicht die Entscheidung kritisieren, eine scheinbar sowieso nicht positiv herausragende (ich kann es nicht beurteilen, zu der Zeit sehe ich nicht fern) Nachrichtensendung einzustellen, sondern höchstens denn Umgang mit den Mitarbeitern – sofern es denn wirklich so abgelaufen ist, wie es dargestellt wird. Ein objektives Bild bekommt man ja auch nicht wirklich geboten.
Ute 18. Juli 2007 um 11:32
Kurz nachgebloggt, da grad nochmal in mich gegangen:
Witzig, ich dachte gerade, dass ich früher Sat1 viel mehr gesehen habe: Stockinger, Schmidt und die wirklich guten Film-Eigenproduktionen dabei stimmt das gar nicht (wie ich gerade anhand der Liste der Sendungen bei Sat1 auf Wikipedia feststellen musste) – wie man sich selber täuschen kann!
Ich zappe nämlich schon hin und wieder in die Sat1 Comedyformate rein, nur weiß ich dann meist gar nicht, dass ich bei Sat1 bin: Anke Engelke, Genial daneben, Pastewka, Schillerstraße – komisch.
Nachrichten habe ich auf Sat1 im übrigen nie gesehen, da schaue ich – wenn es denn vorkommt – ausschließlich die öffentlich rechtlichen Sender.
Boris: Ich sehe es genau anders rum keine Werbung mehr in den öffentlich rechtlichen Sendern und ja, Verschlankung und Umstrukturierung, es ist wirklich unfassbar, wie gut die festangestellten (wie auch freien) Mitarbeiter z.B. beim NDR verdienen, das darf man wirklich keinem Normalverdiener mehr ernsthaft erzählen. Nebenbei: Ich finde es skandalös, dass freie Autoren ihre Stücke bei den unterschiedlichen öffentlich rechtlichen ARD-Sendern einreichen können und immer neu abkassieren.
DDT 18. Juli 2007 um 12:10
Warum durfte Axel Springer ProSieben/SAT1 nicht übernehmen? (pure Machtdemonstration des Herrn Böge?)
Diese Probleme gäbe es dann jetzt nicht.
Denker 18. Juli 2007 um 12:29
Warum schaue ich keine Privaten? Die Werbung rausschneiden geht ja noch, ebre ich habe keine Lust auf die ewigen AMI-Schinke. Und so habe ich meinen Fernsehkonsum gedrosselt, schaue Qualität auf den Öffentlichen.
Was bei Sat1 und Co auch das Problem ist, die Zensur. Themen die wirklich interessieren, aber die Besitzer (Geldgeber) negativ berühren bleiben außen vor, und so bleiben nr nochPeilichkeiten die keinen vor den Schirm bringen. Ich denke dies ist ein ganz wesentlicher Punkt, für Hallervordern war es seinerzeit der Grund von Sat1 wegzugehen. Und sicherlich nicht nur für ihn.
Ralph Fischer 18. Juli 2007 um 12:49
Ich habe mir ein Haus gekauft und kernsaniert. Ich habe die komplette Elektrik neu gemacht, aber irgendwie \“vergessen\“ Antennenkabel zu verlegen
Habe es bisher auch nicht vermisst.
Aber dafür hat jeder Raum Internet Anschluß
Ulf 18. Juli 2007 um 16:43
@ Ute:
\“Nachrichten … schaue ich… ausschließlich die öffentlich rechtlichen Sender.\“
Und warum ist das so? Weil die sich für die Gebühren neben allen Silbereisens, Moiks, Netzers und T-Boßdorfs immer auch eine anständige Truppe qualifizierter Politik-Journalisten geleistet haben. Die könnten für ihr Geld noch viel mehr leisten, wenn sie daran nicht immer wieder von so unerträglichen Persönlichkeiten gehindert würden wie dem skrupellosen Zyniker Struve, der jederzeit bereit war, die Qualität der ARD seinen Vorstellungen von einem erfolgreichen Sender zu opfern, oder von 2-de-äff-Schäff Schächter, dem man bei den Medientagen in München höchstens fünf Minuten zu lauschen braucht, bis man in ihm einen beratungsresistenten Berufsignoranten erkennt.
\“wirklich unfassbar, wie gut die … Mitarbeiter …beim NDR verdienen\“
\“skandalös, dass freie Autoren ihre Stücke bei den unterschiedlichen öffentlich rechtlichen ARD-Sendern einreichen können und immer neu abkassieren.\“
Au backe!
Unfassbar finde ich, dass sich ausgerechnet beim Handelsblatt Menschen auslassen, die von fast schon proletarischem Futterneid getrieben sind und die Gesetze der Marktwirtschaft nicht anerkennen. Oder ist es etwa \“skandalös\“, dass Filmproduzenten oder Musiker mehr Geld bekommen, wenn mehr Sender ihre offenbar gefragten Werke ausstrahlen?
Das ist leistungsgerechte Bezahlung, die ich den Leistungsträgern gönne. Leider verkennen Sie aber die Realität anno 2007: Die Öffentlich-Rechtlichen versuchen mit nicht immer koscheren Tricks, sich um Wiederholungs- und Übernahmehonorare zu drücken. Und freie NDR-Mitarbeiter werden, selbst wenn sie gut, populär und erfolgreich sind, nach 15 Jahren zum Teufel gejagt, weil irgendwann mal jemand festgelegt hat, dass dann die Wahrscheinlichkeit zu hoch wird, dass sie sich auf eine Festanstellung einklagen.
Nein, die gebührenfinanzierten Sender müssen bleiben, aber die Werbung den Privaten überlassen und sich aus dem Web im Wesentlichen heraushalten. Nur dann haben wir als Zuschauer eine Wahl – und nicht eine Pseudo-Auswahl zwischen vielen Varianten des gleichen Schrotts on air und on line.
Thomas Knüwer 18. Juli 2007 um 17:02
@Ulf: Hier darf jeder seine Meinung vertreten, so lange sie nicht beleidigend oder extremistisch ist. Das ist nicht unfassbar, sondern demokratisch.
Ute 19. Juli 2007 um 9:26
@ Ulf: Ich bleibe dabei, die Mitarbeiter verdienen dort zu gut im Verhältnis zu denen in anderen Medienbereichen (und auch das macht sie vielleicht ein bisschen bequem und satt) und überhaupt im Verhältnis zum Rest der Gesellschaft – ich lasse mich aber gerne eines besseren belehren und wenn das der Qualität dient, soll es mir auch noch recht sein. Mich stört nur – wie viele – dieser riesige, aufgeblähte und konstenintensive Apparat, vor allem, wenn man eh\‘ kaum noch Fernsehen sieht, weil es so schlecht geworden ist.
Möchte überdies gar nicht wissen, was sich der eine oder andere Moderator dazu noch an Nebeneinkünften durch die Moderation von irgendwelchen Galen in die Tasche steckt.
Das hat nichts mit Futterneid zu tun. Man mag es mir glauben oder auch nicht, ich bin vieles, aber ein gänzlich unneidischer Mensch (und das als Deutsche!) nur ertrage ich so manche Dinge schwer, wohlwissend, dass ich sie doch nicht ändern kann. In diesem Zusammenhang: Wer kann den Fritzen von der GEZ eigentlich mal sagen, dass sie mir nicht immer hundert Briefe an zig Adressen schicken müssen, weil ich seit Jahren bereits fleißiger Gebührenzahler bin?! Ich versuche es seit Jahren dort ohne Erfolg.
Aber man kann es ja wenigstens mal irgendwo hinkleistern, in der Hoffnung Gehör zu finden 🙂
sebs 19. Juli 2007 um 13:54
Ich spiele schon seit ca. 5 Jahren Online Spiele, Informiere mich via diverser Print Online Medien (10 Jahre=, kaufe hier meine Produkte etc. Mein 13 Eur WOW Abo ist 1000 mal mehr Unterhaltung, soziale Interaktion etc als es Sat.1 mit oder ohne Nachrichten ist. An mir geht der Niedergang der Privatesender/traditionellen Medien irgendwie vorbei und ich kann ihn nur schmunzelnd betrachten. Insbesondere wenn man heute die Aussagen der alten Journalistenschule zum Thema Blogs sieht: history repeating sage ich da nur. Und tschüss, seit schon vergessen.
Coco 2. September 2007 um 0:12
Hallo Ute,
ich arbeite als Freie beim NDR. Wir bekommen KEINE Wiederholungshonorare und KEINE Übernahmehonorare. Im Ggt.: Je öfter wiederholt und übernommen wird, desto mehr dürfen wir unentgeltlich arbeiten: Verwaltungsarbeiten, Telefongespräche, Umschneiden, Infos an Gott und die Welt geben, Zuschaueranfragen bearbeiten etc.. Unser Einkommen liegt zwischen dem eines Blumenverkäufers und eines Lehrers, Ausnahmen gibt es natürlich. Dafür: 7 Tage die Woche im Einsatz – auf alle Fälle immer auf Abruf, Tag und Nacht. Der NDR setzt die von ihm selbst teuer ausgebildete Top-Journalisten – z.T. preisgekrönt – ohne Ansehen der Person vor die Tür. Vorgeblich aus juristischen Gründen, damit wir uns nicht einklagen. In Wahrheit aer aus Spargründen. Mit freien Mitarbeitern lassen sich am billigsten Filme herstellen – aber vielleicht kommen die bald auf die Idee, sich darüber zu beschweren, dass der NDR zu wenig Sozialversicherung für sie bezahlt, was er laut Gesetz eigentlich muss. Ausserdem: wechselt man nach 6-8 Jahren die Belegschaft aus, wissen die Neuen nicht, dass es vorher noch 5 Euro mehr pro Film gab etc.. Ich bin als junge Mutter gefeuert worden – zu unflexibel für den Sender…
Schaut mal hier rein:
http://www.freie-im-norden.de
Die Seiten der NDR-Freien
Coco