Wenn Sie, liebe Leser, glauben, deutsche Behörden seien langsam aber stetig zukunftsorienterte Dienstleister im Dienste der Bürger, dann wird Sie ein Zitat aus dem heutigen „Spiegel“ enttäuschen.
Ach so, glaubten Sie ohnehin nicht? Trotzdem werden Sie Ihren Spaß haben. Der Chaos Computer Club hat Wahlcomputer geknackt. Sie standen in den Niederlanden und waren fast baugleich mit Geräten, die in Deutschland eingesetzt werden sollen, beziehungsweise in kleinem Rahmen sogar bei der vergangenen Bundestagswahl eingesetzt wurden.
Diese Meldung sollte allen, egal ob Wähler, Gewählte oder Wahlorganisatoren ein ganz übles Gefühl in der Magengrube bereiten. Wie gut haben es da doch Beamte. Sie klammern sichan den Fels in der Brandung, den Leuchtturm im Orkan, die feste Burg in unsicheren Zeiten: andere Beamte.
Und so lesen wir in der heutigen Ausgabe des „Spiegel“:
„Hessens Landeswahlleiter Wolfgang Hannappel sieht dennoch keinen Grund auf die Geräte zu verzichten: ,Sie sind bei uns zugelassen und gelten damit als sicher.'“
Kommentare
LeClerc 11. Juni 2007 um 9:54
Da fällt mir doch ein Gedicht von Ch. Morgenstern ein (Palmström, 1910), in dem Herr Palström an einer Kreuzung illegaler Weise überfahren wird, daraufhin:
\“… eingehüllt in feuchte Tücher,
studiert er die Gesetzesbücher …\“ (Anm. mein Lieblingsreim)
und dann zu dem Schluss gelangt:
\“… dass nicht sein kann, was nicht sein darf …\“
Claus the mouse 11. Juni 2007 um 9:56
Die Verwaltung braucht immer zuverlässige Leute wie Herrn Hannappel. Herr Hannappel wird befördert!
Genau deswegen, also der nun erwiesenermassen gerechtfertigten Beförderung, tut er das, was er tututututut.
Sanníe 11. Juni 2007 um 10:18
Eine Bestätigung des Peter-Prinzips?
Alex 11. Juni 2007 um 13:56
Mein Vorschlag: Briefwahl.
Die Briefe sollten aufgehoben werden und können in Anzahl wie Stimmenverteilung ausgewertet werden.
Und bitte niemals Wahlen per Internet zulassen! Da ist die Hack-Gefahr noch größer als bei Wahlcomputern.
Jörg Friedrich 11. Juni 2007 um 17:11
In Zeiten zurückgehenden Vertrauens der Bürger in den Staat und seine Verfahren wäre die Einführung von Wahlcomputern tatsächlich das falsche Signal. Während jeder Bürger das klassische Verfahren der Stimmabgabe und -auszählung durchschauen und überprüfen kann, muss er sich beim Wahlcomputer auf die Technik und die experten verlassen. Wer tut das schon gerne.
Gerade bei überraschenden Wahlergebnissen wären schnell diejenigen zugegen, die Zweifel sähten. Radikale Demagogen von links und rechts würden vermutlich Comuterfehler und Manipulationen für ihr schlechtes Abschneiden geltend machen. Letztlich wäre kaum jemand in der Lage solche Zweifel zu entkräften.
Woo 12. Juni 2007 um 8:22
Ich fand die Begruendung welche (u.a. auf Heise) genannt wurde, recht witzig.. \“Alleine schon das Manipulationsverbot sollte ausreichenden Schutz bieten\“ o.s.ae. – also machen wir uns doch keine weiteren Sorgen.. Die Wahlen sind sicher!
spätburgunder 13. Juni 2007 um 8:11
Irgendwie versteh ich das ganze ohnehin nicht: Wir haben in D so ziemlich die schnellste Auszählung von – herkömmlichen! – Wahlen weltweit(? gefühlt zumindest). Auch in anderen westlichen Ländern dauert eine Auszählung schon mal zwei, drei Tage – im Gegensatz zu dem einen Abend plus vielleicht einmal Nachzählen in drei Bezirken in der Nacht.
Also: Wo ist das eigentliche Problem? Nur \“mit der Zeit gehen\“? Wie gesagt, das alles leuchtet mir nicht ein…