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Nimmt jemand öffentlich-rechtliche Sender noch ernst? Ich nicht. Die verstaubten Möchtegern-Qualitätslieferanten sind Fleisch gewordene Comedy, eine in 70er-Jahre-Architektur eingeschlossene Realsatire. Und wenn solche Anstalten – man nehme das Wort bitte wörtlich – Weblogs eröffnen, dann wird es richtig lustig. Gelegentlich ist es an der Zeit, Begriffe glattzuziehen und schludrig hingeworfene Worte klar zu definieren. Zum Beispiel „Weblog“. Hat jeder, glaubt jeder zu kennen, macht jeder. Außer Tissy Bruns, natürlich. Und Manfred Bissinger. Und Siegfried Weischenberg. Aber wir wollen nicht direkt in die Extreme gehen.

Ich denke, es ist an der Zeit zu unterscheiden zwischen den Nutzern von Weblog-Software und Bloggern. Erstere schreiben Texte ins Internet. Zweitere kommunizieren über Weblogs.

Für jene zweite Kategorie gibt es reichlich Beispiele, zum Beispiel Herrn Niggemeier. Bei dem habe ich das bisher frappierendste Beispiel für die Kategorie 1 gefunden: das G8-Blog des ZDF.

In dem schreiben zwei Online-Redakteurinnen, die begleitet werden – Geld war noch nie ein Problem am Goldlerchenberg – von zwei Fotografen. Doch sie bloggen nicht, sie schreiben Texte ins Internet. Und wenn jemand diese Texte mit einem Kommentar begleiten möchte, dann darf er das – aber bitte ohne Link. In einem der Kommentare findet sich tatsächlich folgende Einfügung:

„* Anmerkung der Redaktion: Der externe Link wurde entfernt. Das ZDF kann keine Verantwortung für den Inhalt der Seiten Dritter übernehmen.“

Nein, kann das ZDF nicht. Muss es auch nicht. Statt zweier Fotografen wäre eine Presserecht-Schulung der Redaktion vielleicht die sinnvollere, weil nachhaltigere Investition gewesen. Die Weblog-Behauptung des ZDF jedenfalls mag bisher kaum jemand in Wallung zu versetzen, die Zahl der Kommentare ist begrenzt. Vielleicht wäre es ja eine Idee, die Kommentare mit Links zu spicken, auf dass die Redaktion mit dem Löschen nicht nachkommt?

Nein, das ist zu platt. Betrachten wir lieber das traurige Experiment in Sachen Weblog-Software-Nutzung, das seinen Titel zu Recht trägt:
„Zaungäste in Heiligendamm“.

PS: Müsste es nicht „Zaungäste in Kühlungsborn“ heißen?


Kommentare


Gerrit 6. Juni 2007 um 11:28

Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen, einige Zeit mit dem großen und mächtigen CMS des ZDF arbeiten zu dürfen. Einen externen Link anzulegen ist fast genauso kompliziert wie einen neuen Artikel anzulegen. Und es ist eigentlich nicht wirklich vorgesehen, innerhalb eines Textes einen Link zu externen Seiten zu setzen. Es geht zwar, aber man muss das erst juristisch klären und absegnen lassen, sonst kann es schnell Ärger geben wegen der vielen Schleichwerbungsparanoiker innerhalb und außerhalb des ZDF.

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igor 6. Juni 2007 um 11:34

ich schätze mal, die machen gerade eine interne PR-GAU konferenz.

in der linken spalte \“aktuelle diskussion\“ sieht man nämlich, dass schon viele kommentare abgegeben – aber noch nicht freigeschaltet wurden.

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niels 6. Juni 2007 um 11:38

\“Und wenn solche Anstalten – man nehme das Wort bitte wörtlich – Weblogs eröffnen, dann wird es richtig lustig.
\“

Ich finde, das Tagesschau-Blog ist recht gelungen.

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rrho 6. Juni 2007 um 13:42

Hübsch ist auch, daß die Nummerierung der Kommentare hin- und herhüpft (mal rückwärts chronologisch, mal vorwärts chronologisch), je nachdem, ob man gerade einen Kommentar schreiben möchte oder nicht.

Vielleicht wäre es doch schön gewesen, richtige Blogsoftware zu nehmen.

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rrho 6. Juni 2007 um 13:58

Mein Kommentar mit dem URL-Verweis hierhin steht jedenfalls jetzt (noch?) drin…

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igor 6. Juni 2007 um 14:06

Ja, krass. obwohl mein kommentar kritisch aber moderat war, wurde er nicht freigeschaltet.

ein ganz tolles blog hat das zdf sich da geschaffen.

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massenpublikum 6. Juni 2007 um 15:32

Es sind ja nicht nur die Öffentlich-Rechtlichen, auch Turi hat für die Vanity Fair ja nicht wirklich gebloggt, sondern nur Texte im Internet publiziert. Die Medienhäuser wissen eben noch nicht so recht, wie sie Blogs einsetzen sollen.

Nur das Handelsblatt, das weiß es. 🙂

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Thomas Knüwer 6. Juni 2007 um 15:51

Werden beim ZDF etwa hauseigene Kommentare gegenredigiert wie bei der \“Welt\“? Derzeit scheint ein Kommentar des Redaktionsleiters Heute.de in der Warteschleife zu hängen, wenn ich die Rubrik \“Laufende Diskussionen\“ richtig interpretiere…

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Marc 6. Juni 2007 um 16:07

@Gerrit: Schleichwerbungsparanoiker innerhalb des ZDF? Seit wann ist denn \“Wetten dass\“ abgesetzt? 😉

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Gerrit 6. Juni 2007 um 18:35

@Marc: Naja, seit es vor zwei drei Jahren ziemlich viel Medienaufmerksamkeit gab von wegen Werbung auf den Websites des ZDF, das dürfe nicht sein, weil ja gebührenfinanziert, passt man intern sehr auf, dass ein externer Link nicht als Werbung aufgefasst werden kann. Hat jetzt mit Wetten, dass erstmal nichts zu tun. Das könnte aber eben auch der Grund dafür sein, dass man Blogkommentare um die Links beschneidet – man hat Angst, dass man das als Werbung ansehen könnte. Nur meine Vermutung!

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Aude 6. Juni 2007 um 23:32

Dass die Zahl der Kommentare und Aufreger sich gestern in Grenzen hielt, mag auch daran liegen, dass kritische Anmerkungen zu dem Link-Thema einfach nicht erschienen. Ich hatte dort kurz aufgeschrieben, dass der Hinweis \“Das ZDF kann keine Verantwortung für externe Links übernehmen\“ im unteren Kommentarbereich irgendwie keinen Sinn macht, wenn Links generell entfernt werden.

Der Kommentar ist nicht erschienen.

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7an 7. Juni 2007 um 0:23

hey immerhin: das blog sieht vom layout her super aus, die autoren werden mit foto vorgestellt und es gibt videos. sieht auf den ersten blick sehr ansprechend aus.

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Gerald 7. Juni 2007 um 19:15

\“Dies hilft dem ZDF dabei, unberechtigte Einsendungen von vornherein auszuschließen.\“

Allein bei dieser Formulierung steigen in mir Bilder von langen Fluren, Nummernmaschinen und ellenlangen Formularen auf.

Was soll´s, lasst sie doch auch ein bisschen im Web mitspielen. Ist ja doch für alle da.

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Jenny 8. Juni 2007 um 14:38

Na das ist doch mal ein hoffnungsfroher Anwärter für den nächsten Grimme-Online-Award 😉

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