Ich stelle jetzt mal eine These auf: Je länger die Beschreibung dessen ist, was ein Startup macht – desto aussichtsloser ist sein Geschäftsmodell. Beispiel: der Stadtportal-Community Video-Service eines Unternehmens namens Eins.de.
Wenn Dittsche, jene geniale Figur, die Olli Dittrich Sonntag für Sonntag verkörpert, eine seiner Spinnereien entwickelt, dann ruft er laut „Das iss ne Weltidee, ne reine Weltidee.“
Und langsam frage ich mich, ob manche Berufskommunikatoren und Internet-Buden-Gründer nicht zu viel Dittsche gucken. Denn so manche Pressemitteilung in diesen Tagen liest sich, als hätte sie ein überdrehter und bierseeliger Bademantelträger in der Imbissbude verfasst.
Nehmen wir Eins.de. Das ist ein Stadtportal, das sich selbst die Welt schön lügt und behauptet:
„eins.de ist der größte Betreiber von Stadtportal-Communities und eine der besten Adressen für regionale Online-Werbung in Deutschland. Über 17 Millionen Einwohnern in 47 Städten und Regionen bietet www.stadtname.eins.de (z.B. www.berlin.eins.de) eine „zweite Heimat“.“
Ja, 17 Millionen Menschen wohnen in Städten, zu denen es die Unterportale von Eins.de gibt. 250.000 dieser 17 Millionen sind mal auf Eins.de aufgetaucht. Das sind 1,4 Prozent. Bei 47 Städten kommen wir auf nicht mal 5.500 Nutzer pro Stadt. Wohlgemerkt: Angemeldete Nutzer, nicht aktive. Verwundern kann das nicht, auf der Düsseldorfer Unterseite findet sich aktuell nicht eine einzige Meldung, die etwas mit Düsseldorf zu tun hat.
Würde man es positiv sehen, so könnte man sagen, das Steigerungspotential von Eins.de ist noch gewaltig. Ich sehe das ganze nicht positiv. Und so wird wohl auch das neueste Fietscha, wie es der Startupper nennt, von Eins.de schon bald die fröhliche Aktivität eines nächtlichen Friedhofs entwickeln: Denn nun können dort Videos hochgeladen werden. Toll. Hatten wir ja noch gar nicht.
EINE WELTIDEEEEEE, kreischt da Eins.de. Oder präziser:
„“Dass wir als erster eine Video-Schnittstelle anbieten können, ist eine wahrgewordene Vision. Besonders gut gefällt uns die einfache technische Integration für unsere Mitglieder, wohlgemerkt in deren gewohnter Umgebung“, so Enno Uhde, Mitbegründer und Geschäftsführer von eins.de.
Die eins.de-Mitglieder müssen zum Aufnehmen von Webcam-Filmen oder zum Hochladen von Videos ihre Community nicht verlassen, sondern tätigen sämtliche Aktionen direkt auf ihrem Portal. Die Media-Plattfom von Hiclip ist genau für solche Social Networks im Web 2.0 gedacht.“
Uhde ist gleich mal so begeistert, dass dem Kooperationspartner, Hiclip-Gründer Fabian Jung, die Deutsch-Kenntnisse abhanden kommen:
„Der Trend zum Video ist ungebrochen und wird immer populärer.“
Und der populärer werdende Trend schwillt an zu einem Choral des Buzzword-Bullshit:
„“…Die dahinter stehende Idee ist, Portalen aller Art mit unserer Technologie nicht nur ein tolles Community-Feature zu bieten, bei dem Websitebetreiber von dem zusätzlichen Mehrwert für ihre User profitieren können, sondern auch neue attraktive Vermarktungsmöglichkeiten zu eröffnen“, so Fabian Jung, Mitgründer und Geschäftsführer von Hiclip.“
Wer sich so warm geredet hat, der wirft alle Maßstäbe über Bord:
„“Google hat für das Videoportal Youtube über 1,5 Milliarden Dollar bezahlt. Durch synergetische Effekte zweier junger deutscher Unternehmen funktioniert ein solcher Service auch ohne ein milliardenschweres Investment“, bemerkt Enno Uhde.“
Ich sehe sie vor mir, den Jung und den Uhde, in gestreiften Bademänteln und Schumiletten. Sie schwenken ihre Bierflaschen, loben noch einmal die Verperlung und rufen dann im Chor: „Das iss ne Weltidee, ne reine Weltidee!“
Und hier die gesamte Pressemitteilung:
„eins.de startet als erste Stadtportal-Community Video-Service
Wiesbaden/Würzburg, 15. Mai 2007 – eins.de bietet seinen Nutzern als erste Stadtportal-Community Deutschlands eine komplette Video-Funktion: Ab sofort können auf den 47 eins.de-Seiten (z. B. hamburg.eins.de) demnach Videos schnell, einfach und kostenlos hochgeladen, kommentiert und archiviert werden. Dank der Partnerschaft mit dem Video-Technologie-Anbieter Hiclip bietet eins.de laut eigenen Angaben seinen über 260.000 Mitgliedern jetzt mehr Funktionalität und Service auf seinen Portalen.
„Dass wir als erster eine Video-Schnittstelle anbieten können, ist eine wahrgewordene Vision. Besonders gut gefällt uns die einfache technische Integration für unsere Mitglieder, wohlgemerkt in deren gewohnter Umgebung“, so Enno Uhde, Mitbegründer und Geschäftsführer von eins.de.
Die eins.de-Mitglieder müssen zum Aufnehmen von Webcam-Filmen oder zum Hochladen von Videos ihre Community nicht verlassen, sondern tätigen sämtliche Aktionen direkt auf ihrem Portal. Die Media-Plattfom von Hiclip ist genau für solche Social Networks im Web 2.0 gedacht.
„Der Trend zum Video ist ungebrochen und wird immer populärer. Die dahinter stehende Idee ist, Portalen aller Art mit unserer Technologie nicht nur ein tolles Community-Feature zu bieten, bei dem Websitebetreiber von dem zusätzlichen Mehrwert für ihre User profitieren können, sondern auch neue attraktive Vermarktungsmöglichkeiten zu eröffnen“, so Fabian Jung, Mitgründer und Geschäftsführer von Hiclip.
„Google hat für das Videoportal Youtube über 1,5 Milliarden Dollar bezahlt. Durch synergetische Effekte zweier junger deutscher Unternehmen funktioniert ein solcher Service auch ohne ein milliardenschweres Investment“, bemerkt Enno Uhde.
eins.de ist der größte Betreiber von Stadtportal-Communities und eine der besten Adressen für regionale Online-Werbung in Deutschland. Über 17 Millionen Einwohnern in 47 Städten und Regionen bietet www.stadtname.eins.de (z.B. www.berlin.eins.de) eine „zweite Heimat“. Eine Viertelmillion registrierte Nutzer zeichnen sich durch eine außergewöhnlich starke Bindung zur Marke „eins.de“ aus. Durch diesen hohen Werbewert kann die Nutzung der Portale für die Verbraucher kostenfrei angeboten werden. Alle Stadtportal-Communities erheben den Anspruch, das Freizeitgeschehen vor Ort ganzheitlich abzubilden: von Informationen über Unterhaltung und Veranstaltungen bis hin zu einer lokalen Internet-Community, in der man sich darstellen, kennen lernen und im realen Leben verabreden kann. Diese Brückenfunktion zwischen Online- und Offline-Leben stellt einen wesentlichen Aspekt des Vermarktungswertes von eins.de dar.
hiClip ist mit seiner Video-Schnittstelle gethiClip.de Wegbereiter und Technologielieferant für Websites und Communites jeder Größe, die ihr Angebot mit den Funktionen Video und Webcamaufnahme erweitern möchten. Heute bietet gethiClip.de zwei API Schnittstellen – die Video-Schnittstelle mit Upload, Player und die Webcam-Aufnahme sowie Archivierungsfunktion. Die Technologie ist state-of-the-art, performant und ausbaufähig hinsichtlich neuer werbefinanzierter Modelle. Mit hiClip können Nutzer ihre Videos mit weniger als 5 Klicks aufnehmen oder hochladen, archivieren oder versenden. Weitere Informationen unter www.gethiclip.de“
Kommentare
medienblogger 15. Mai 2007 um 15:57
Startup is das Stichwort! Startup jetzt. Im Indernee.
Olafkolbrueck 15. Mai 2007 um 16:25
Lieber Thomas Knüwer,
Das perlt!
Thomas Mrazek 15. Mai 2007 um 16:32
Wiesbaden, Wiesbaden, residierte da nicht mal ein GröVaZ (Größter (Rohr-)Verleger aller Zeiten) … Was macht der eigentlich jetzt?
massenpublikum 15. Mai 2007 um 16:35
Wieso gibt es wieder so viele unfähige Startups? Das hier ist doch der beste Beweis, dass es erneut eine Blase gibt. Die wird platzen. Und dann beginnt das Gejammer von vorne. Nichts gelernt.
Peter 15. Mai 2007 um 18:16
Wenigstens sind sie diesmal nicht alle an der Börse.
massenpublikum 15. Mai 2007 um 22:11
Peter: Noch nicht. Aber bald.
Christian Scholz 16. Mai 2007 um 0:58
Ich zeichne schonmal…
longtail 16. Mai 2007 um 1:26
Wahnsinn. Hi-Bullshit sage ich mal. Zwei der grossen drei werden in wenigen Wochen das gleiche anbieten, nur wesentlich besser. Was will also Hi-Clip? Blase 2.0 …
Thomas Knüwer 16. Mai 2007 um 15:25
Ach, die waren das? Oh Gott, was für erbärmliche Selbstdarsteller…
Neuraum 16. Mai 2007 um 15:43
Herr Knüwer, das Projekt scheint Ihre Attacke nicht überlebt zu haben. Zumindest lassen sich momentan die Seiten von Eins.de samt Subdomains nicht öffnen.
Die Begeisterte 10. Juli 2007 um 13:32
Großartiger Artikel – schade nur, dass nicht viele so realistisch und unverblümt denken (können)… und schon gar nicht Polokragen-hochgestellte-bwl\’er
Vincent Nicolai 25. November 2007 um 16:14
Erstens: Hiclip ist im Prinzip das selbe wie videoegg.com – nur eben auf dem deutschen markt. wer ahnung hat, wüsste, dass videoegg die nr.3 hinter youtube und myspace-video ist. ähnlich wird der erfolg von hiclip in deutschland sein – dafür halt\‘ ich mein hand ins feuer.
und zu der bubble – ihr solltet euch vll mal überlegen, warum die erste blase geplatzt ist – unter welchen umständen etc.
und dann einen vergleich mit der jetzigen situation anstellen. have fun
cheers
Thomas Knüwer 25. November 2007 um 16:32
Sicher. Deshalb sind ja auch alle ein halbes Jahr nach dieser Heißen-Luft-PR so begeistert von Hiclip. Verraten Sie uns noch in welcher Beziehung Sie zu den Machern stehen, Herr Nicolai?
franz 27. Februar 2008 um 20:47
ihr seid alle so peinlich, was macht ihr denn im berufsleben….einen armen, 100-visitors/monat-blog…
ihr seid die blase lieber thomas & co…und nein, ich stehe in keiner beziehung zu hiclip oder eins.de
Thomas Knüwer 28. Februar 2008 um 9:21
@franz: Was machen Sie so im Berufsleben? Also ich mache als einen Teil ein Blog mit 80.000 Visitors im Monat. Und warum bin ich die Blase? Weil ich Internet-Unternehmen kritisiere? Was nehmen Sie eigentlich so im Privatleben, lieber Franz?