Skip to main content

Einerseits mag ich Google, weil sich das Unternehmen so konsequent den Gepflogenheiten des Kapitalmarktes entzieht – und Rebellen sind oft sympathisch. Andererseits überdreht gerade Sergey Brin die Sache derart, dass die klagefreudige Finanzszene der USA sich schon warmlaufen dürfte. Anfang Mai war es, als ein Paar aus den USA sich in einer Strandbar auf den Bahamas das Ja-Wort gab. In einer jüdischen Zeremonie, doch ohne Rabbi, er in schwarzer Badehose, sie im weißen Badeanzug. Die ungewöhnliche Kleidung war nötig um zum Ort der Trauung zu kommen: Er lag auf einer kleinen Insel. Wer von der Hochzeitsgesellschaft nicht schwimmen mochte, nahm ein Boot. Streng geheim war die Hochzeit, denn der Bräutigam zählt zu den großen Namen der Web-Wirtschaft: Google-Mitgründer Sergey Brin.

So zumindest haben Hochzeitsgäste es der „San Jose Mercury News“ beschrieben, der Hauszeitung des Silicon Valley (nur gegen Anmeldung).

Ich frage mich nun, ob es auch den vielleicht romantischsten Moment einer Hochzeit gegeben hat. Wenn sich das Paar vom Trubel zurückzieht, um sich gegenseitg etwas zu schenken, eine prunkvolle Uhr für ihn vielleicht, kostbares Geschmeide für sie. Dann hat Brin vielleicht in diesem Moment einen Umschlag aus der Badehose, OK, vielleicht auch von irgendwo andersher, gezogen. Und in dem stand ein Versprechen niedergeschrieben. Ein 3,9 Millionen Dollar wertvolles Versprechen.

Eben diese Summe investierte Google gestern in ein Bioinformatik-Startup namens 23 And Me.

23 And Me will jedermann helfen, die Informationen des persönlichen Erbgutes auszuwerten. Mitgründerin der Firma: Anne Wojcicki.

Und dass ein börsennotiertes Unternehmen in die Firma von der Frau vom Chef investiert, ist nicht mal die Spitze.
Brin nämlich hatte über Weihnachten um Wojcickis Hand angehalten. Im Januar gründete sie 23 And Me – mit einem Gründerkredit von 2,6 Millionen Dollar aus der Privatschatulle von Brin. Dieser Kredit nun wird mit dem Google-Investment zurückgezahlt. Brin ersetzt also ein Privatgeschäft mit einem dienstlichen.

Damit setzt er nicht nur einen neuen Tiefpunkt in Sachen Corporate Governance, sondern vielleicht auch im Bereich der Hochzeitsbräuche: Das Verlobungsgeschenk wird beim Eingehen der Ehe zurückgegeben.


Kommentare


Jo 23. Mai 2007 um 16:27

Liebt sie ihn oder sein Geld?

Antworten

Uwe 23. Mai 2007 um 17:13

Ein G\’schmäckle hats schon, aber als neuen Tiefpunkt in Sachen Corporate Governance würde ich das nicht unbedingt sehen. Da sind wir in neuerer Zeit von ganz anderen Sachen verwöhnt worden. Ich erinnere nur an einen Wolfsburger Automobilkonzern, dessen Ausgaben für die gewerkschaftliche und politische \“Landschaftspflege\“ das Google-Investment um einiges übertreffen dürften.

Antworten

meier 23. Mai 2007 um 18:42

spamfilter soll hier sein… also test ich den mal… scheisse…. geht das durch dann klappt der filter nicht….

Antworten

Pascal Bär 23. Mai 2007 um 18:43

offensichtlich ist das mit dem spamfilter eine lüge. löscht der autor selber einträge und schiebt es auf einen imaginären spamfilter?

***Leider ist das mit dem Spamfilter keine Lüge. Deshalb muss ich das auch hier in den Kommentar schreiben. Ich selbst kann derzeit nicht kommentieren… Thomas Knüwer***

Antworten

Harald 24. Mai 2007 um 14:41

Als neuen Tiefpunkt der Corporate Governance würde ich auch werten, dass eine Firma die genetische Informationen sammeln und verwerten will auf ihrer Webseite dem Thema Daten- bzw. Privatspährenschutz nur ein paar dürre Zeilen widmet, und lediglich verspricht sich vor dem engültigen Produktstart darum zu kümmern.

Antworten

Du hast eine Frage oder eine Meinung zum Artikel? Teile sie mit uns!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*
*