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Morgen soll ich einen Vortrag halten. An der Uni Leipzig. Zu einem Thema, das ich mir nicht selbst ausgesucht haben, es mir auch nie selbst aussuchen würde: „Sind Blogger die besseren Journalisten?“ Also bitte ich die Freunde und Feinde dieser kleinen Veranstaltung hiermit um den einen oder anderen Kommentar. Im voraus schon mal: Danke!


Kommentare


Frank Stadthoewer 21. März 2007 um 14:36

Na ja, eventuell ist die Fragestellung falsch: \“Sind die besseren Blogger Journalisten?\“

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massenpublikum 21. März 2007 um 14:39

Blogger sind nicht die besseren Journalisten – sie sind Blogger. Ab und an spüren sie Trends früher auf, gehen mehr in die Tiefe und verfolgen gewisse Entwicklungen über einen längeren Zeitraum, als es Medien tun. Was Blogger Journalisten aber voraus haben: Sie lassen sich auf ihre Leser ein und treten in direkte Kommunikation zu ihnen.

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massenpublikum 21. März 2007 um 14:54

Ralf: Wieso Konkurrenz? Sehe ich nicht so. Blogs und klassische Medien können voneinander profitieren. Blogs ergänzen, was Medien bringen. Und umgekehrt. Die einen auf die eine Weise, die anderen auf die andere.

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jovelstefan 21. März 2007 um 15:06

Deine Uhr geht vor.

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mikel 21. März 2007 um 15:11

Sind Fahrräder die besseren Autos?

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wasnjetz 21. März 2007 um 15:13

Journalist kann sich jeder nennen, der irgendwo schon mal was veröffentlicht hat, egal wo. Insofern kann jemand, der bloggt, sich Journalist nennen.

Ein J., der in einer Redaktion oder frei für diese arbeitet, nennt man Redakteur bzw freien Journalisten – da ist unsere Sprache schon sehr feinfühlig…

Und dann haben wir noch die Sache mit der Qualität: Im Quartalsheft des Kaninchenzüchtervereins kann ein wunderbarer Beitrag eines Mitglieds stehen: sauber recherchiert, gut geschrieben, spannend zu lesen. In einer überregionalen Tageszeitung können grottenschlechte Artikel stehen: mies recherchiert, meinungslastig, nullwertig. Es kommt immer darauf an, wie die Person gestrickt ist. Als Kriterien würde ich aufstellen: selber denken, kritikfähig, verantwortungsvoll, etc. Wenn Leute das haben und dazu genug Rückgrat, um ihre Position gegen allen PR-, Interessengruppen- und Meinungsmüll durchzustehen, kommen immer gute Artikel raus. Ob die im Blog oder in der Zeitung stehen, ist eine andere Frage. Da müßtest Du dann auch die Fässer Medienmarkt und Soziologie aufmachen. Denn Blogs haben ja durchaus das Potenzial, Leser bedienen zu können, die neben dem klassischen Medienrummel sehr zielgruppenspezifische Informationen und parallel dazu social web-Funktionen haben wollen. Und diese Leute wiederum formen sich ja derzeit zu einer neuen demografischen Gruppe, den, sagen wir mal, netzaffinen Informierern bzw Informierten.

Spannend wäre auch, wie mann diese NI´s vor den auch im neuen Info-Umfeld natürlich marodierenden bzw. schwadronierenden Schaumschlägern schützt bzw bewahrt. Insofern ist der Ansatz der Awareness-Economy bestimmt nicht uninteressant.

Zeig´s ihnen!

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Ralf 21. März 2007 um 15:14

Journalisten im Sinne von ein Journal führen und eine Meinung haben: Ja, sofern man dabei von \“besser\“ und \“schlechter\“ reden kann.

Im Sinne von Reporter, welche berichten und Hintergründe recherchieren: Nein, nicht immer. Aber manchmal eine ernst zu nehmende Konkurrenz.

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Mart 21. März 2007 um 15:14

Blogger sind andere Journalisten.
Nach dem durchblättern von z.B. Zeit, Taz, Faz, Spiegel bekomme ich einen relativ sicheren Überblick über die Geschehnisse des Tages (bzw. der letzten Woche). Was dort nicht steht, hat zwar stattgefunden – aber gehört nicht zu den ganz spektakulären Ereignissen. Vergleichbares leistet bisher kein Blog – ganz einfach, weil auch die aufwändiger gemachten Blogs nicht die personellen und finanziellen Mittel für eine Rundumversorgung haben.

Dafür können sich Blogger unabhängiger bewegen, ausserhalb eines redaktionellen Stils schreiben und müssen sich normalerweise weder gegenüber einer Chefredaktion rechtfertigen, noch sich um eventuell abspringende Anzeigenkunden Sorgen machen. Wenn z.B. ein Herr Niggemeier sich in das Thema \“Call-In-Shows\“ verbeisst, so tut er das so lange er Lust dazu hat. Die Klickrate mag bei seiner Entscheidung auch eine Rolle spielen – aber es ist schon ein Unterschied, ob ein Blog durch masseninkompatible Themen ein paar hundert Euro an Werbeeinnahmen verliert (wenn es sie denn überhaupt hatte) – oder ob ganze Ressorts entlassen werden müssen, weil die Printauflage nicht mehr stimmt.

Genau diese Freiheit, die das Medium Blog bietet, ist aber auch eine Einladung dazu, ungeprüft Blödsinn zu verbreiten. Wenn ich bei einer der oben genannten Tageszeitungen mit dem Thema \“Mondlandung war nur gefaked\“ landen will, sollte ich schon handfeste neue Beweise haben, wenn ich nicht achtkantig aus der Redaktion gschmissen werden will.

Ins eigene Blog hingegen scheibe ich ungefiltert das, was ich will und persönlich für richtig halte, \“frisst ja kein Brot\“ – wie mein Opa immer sagte.
Oder, wie Andreas Allgeyer mal sagte: \“Wer unbedingt glauben will das Elvis lebt, die CIA Kennedy erschossen hat und in der Aerea 51 Marsmännchen versteckt werden, findet im Internet auch die Beweise dafür\“ (sinngemäß).

Nicht zuletzt deswegen mag ich, neben den persönlichen Blogs vor allem die, bei denen Journalisten schreiben, die \“klassisch\“, mit Quellenangabe und sauber recherchiert arbeiten. Wie z.B. dieses hier.

Gruß
Mart

P.S.: Mist, jetzt habe ich gar nix mit \“Vernetzung\“ und so geschrieben …

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Olafkolbrueck 21. März 2007 um 15:21

Ja: Blogger schreiben zugespitzter, müssen im Zweifel auf Verlagspolitik weniger Rücksicht nehmen.
Nein: Journalisten sind weniger emotional, filtern für den Leser relevante Informationen vor, recherchieren eher nach, bemühen sich um Objektivität oder zumindest um Neutralität.

Ausnahmen bestätigen die Regel.
Und die Antwort auf die Frage, wer besser ist, ist auch eine Sache des Standpunktes. Wer will, dass sich auch Jouralisten mit einer Sache gemein machen, sieht die Blogger wohl eher als die besseren an.
Obendrein würde ich es salomonische formulieren:
Blogger sind andere Journalisten

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jovelstefan 21. März 2007 um 15:28

Als einzelner: nein. In Summe: ja.

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Florian 21. März 2007 um 15:34

Nun ja, die Besetzung der Veranstaltung ist nicht sonderlich kontrovers, mit einer ausgewogenen Darstellung der jeweiligen Stärken und Schwächen könnten Sie also nicht alleine sein 🙂

Vielleicht was über Redaktionsblogs? Warum Indiskretion Ehrensache und Tagesschaublog funktionieren und andere nicht? Was sie in Ihren Augen leisten sollen und können, im Unterschied zum heißen Draht der Lokalzeitung oder so …?

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Siegfried 21. März 2007 um 15:41

Blogger sind i.d.R. keine Journalisten. Ausnamen bestätigen die Regel. Journalisten veröffentlichen Tatsachen, Blogger veröffentlichen Meinungen. Weder kann man Beides gegeneinander ausspielen noch ist Beides notwendigerweise Konkurrenz. Aber Beides kann und sollte Ergänzung sein.

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Florian 21. März 2007 um 15:44

Huch, jetzt hab ich einen Blogger gesiezt.

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Thomas Mrazek 21. März 2007 um 15:52

Mist, ich habe eben auf den falschen Abschick-Button gedrückt; die meisten Blogger können zumindest schon mal besser mit der Technik umgehen. (-;

Spaß beiseite: Ich sehe es ähnlich wie Olaf Kolbrück. Manchmal können Blogger wirklich die besseren Journalisten sein: Zum einen weil sie mehr Freiheit haben und unkonventioneller arbeiten können, zum anderen weil sie das Handwerk, die Schreibe vielleicht einfach besser beherrschen. Das ist ganz natürlich. Ist das schlimm für mich als Journalist? Nein.

Ohne ein Blog-Evangelist oder -Enthusiast zu sein: Journalisten können von den Seitenhieben und Nadelstichen aus der Blogsphäre, aber auch von den \“Stilformen\“, dem Umgang mit den Lesern dort wirklich profitieren. Freilich gilt das nicht für jeden Journalisten. Und es kostet Zeit und Mühe, um aus Blogs vielleicht einen Nutzen zu ziehen, es kann aber auch viel Spaß machen. Bin ich doch ein Blog-Evangelist?

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Frollein K. 21. März 2007 um 16:27

Btw: Elvis lebt.. 😉
Mich würde dazu interessieren, was Journalisten von der Meinungsfreiheit der Blogger lernen können, inwiefern diese Meinungsfreiheit wirklich besteht und wozu sie gut ist, und wie sehr Journalisten wirklich neutral und objektiv sein können.

Kann man den Vortrag irgendwo mitbekommen, wenn man nicht gerade in Leipzig weilt?

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Jörg Weisner 21. März 2007 um 16:55

Nur so zum Vergleichen …

Was wäre rausgekommen, wenn Du diese Frage an Deine Journalisten-Kollegen gestellt hättest?
(Wie auch immer Du das hinbekommen hättest, per mail, Chat, Telefon, Brief ???)

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Stefan Niggemeier 21. März 2007 um 16:56

Das muss alles hier gelöscht werden, Herr Knüwer, das ist Schummeln, das sag ich morgen, das gildet nicht!

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Thomas Knüwer 21. März 2007 um 17:02

@Stefan Niggmeier: Ätschibätsch!

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Don Alphonso 21. März 2007 um 17:03

Journalisten sind feiger und kriecherischer, Blogger dagegen billiger zu kaufen und lassen sich eher instrumentalisieren. Solang man die richtigen erwischt. Falls man an den falschen gerät, wird es in beiden Fällen unangenehm.

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Thomas Knüwer 21. März 2007 um 17:23

@Frollein K: Ich fürchte, leider nicht. Aber vielleicht wenden Sie sich da nochmal an das MML: www.mml-leipzig.de

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Dieter Rappold 21. März 2007 um 17:24

Weblogs sind Gespräche und damit in erster Linie Kommunikation.

Journalismus dagegen ist Publikation und tendenziell \“one-way\“.

Ein Weblog kann man aufgrund seiner technischen und strukturellen Grundlagen hervorragend als Publikationsinstrument nützen.

Die Summe aller Weblogs, die Blogosphere, ist ein soziales Konstrukt, dass sich mit der Metapher des \“Links\“ verortet und somit den Gesprächen Kontext gibt.

Diese Tatsache wiederum hat Auswirkungen auf Google das dank der PageRank Idee, tendenziell Inhalte aus Weblogs sehr hoch reiht und somit zu \“billiger\“ Reichweite (=Google Traffic) führt.

Reichweite = Aufmerksamkeit = die harte Währung des Mediengeschäfts und Grundlage der heutigen Erlösmodelle von Medienunternehmen. Deshalb haben Weblogs als Format und als technische Applikation plötzlich eine Daseinsberechtigung im Kontext medialer/verlegerischer/journalisitischer Tätigkeit.

Medien haben die Chance durch Weblogs und ihre formatinhärenten Möglichkeiten wie Kontext (=Links) und Partizipation (=Feedback, Kommentare) noch besseren, relevanteren Content zu liefern.

Und bei all dem bleiben Journalisten immer noch Journalisten und Blogger bleiben immer noch Blogger…

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LBK 21. März 2007 um 17:35

Auch Journalisten können Blogger sein, würde ich jetzt mal keck an dieser Stelle behaupten…

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mouchi 21. März 2007 um 17:45

Wie ich diese Verallgemeinerungen hasse. Letztlich kommt es doch immer auf die einzelne Person an, ob ein Journalist oder ein Blogger gut oder schlecht ist. Und zur Not kann man eventuell noch zwei oder drei Personen vergleichen. Aber so ist das Thema formuliert, als ob ein Werber sich das ausgedacht hat: Ist A oder B die bessere Art von Zahnpasta?

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Ralf 21. März 2007 um 18:57

Wenn ein Blogger Mist schreibt, bekommt er das auch in zwei Jahren noch unter die Nase gerieben. Unter Umständen wird er direkt vor Ort an auf den Scheiterhaufen gestellt und von etlichen anderen Bloggern zurecht gewiesen.
Nebenbei muss man sich als Blogger gut überlegen ob man vier- bis fünfstelligen Beträge in seine Meinung investieren will falls mal wieder ein Unternehmen mit Abmahnungen winkt.

Der Journalist hat seine Artikel i.d.R. nach dem Druck vergessen. Wenn die Artikel erscheinen, sind die Journalisten oft schon mit dem nächsten Thema beschäftigt. Journalisten interessieren sich weniger für Kommunikation mit dem Leser, Blogger leben geradezu davon.
Wenn der Chefredakteur den Beitrag abgesegnet hat, ist der Journalist weitestgehend frei von Haftungsansprüchen. Wenn jemand für einen Artikel abgemahnt wird, dann der Verlag.

Journalisten arbeiten nach dem Motto \“Fire&Forget\“. Blogger eher nach \“Feuern und die Einschläge der Gegner abwarten\“

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Sven 21. März 2007 um 22:17

man sollte es vielleicht so formulieren:
journalisten sind schlechtere blogger – so wie autos die schlechteren fährräder sind.

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Rainersacht 21. März 2007 um 22:24

Blogs, Blogger und Blogging werden überschätzt. Medien und Journalisten auch. Eigentlich soll doch nur die Frage geklärt, ob noch wer Meinung machen kann. Ich glaube, dass nicht.

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flatter 21. März 2007 um 23:14

Blogger sind nicht die besseren Journalisten, denn sie schreiben unausgewogen. Es kann natürlich Blogger geben, die ausgewogen schreiben und deshalb gute, womöglich sogar bessere Journalisten wären.
(Dieser Beitrag gibt nicht unbedingt die fehlende Meinung der Redaktion, des Verlags und der Inserenten wieder.)

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Peter Stawowy 21. März 2007 um 23:59

Nein. Warum muss eine Seite besser als die andere sein?
Die Frage muss lauten: \“Sind Blogger Journalisten\“.
Auch darauf ein klares Nein. Aber es gibt Journalisten, die bloggen. Herr Knüwer sieht jeden Morgen einen im Spiegel!

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Ralph Schneider 23. April 2007 um 12:21

Googelt Anne Will wirklich nicht?

Ihre Beweisführung, Herr Knüwer, mit der Sie in Leizpzig der Tagesthemen-Redaktion mangelnde Internet-Kompetenz nachweisen wollten, hinkt. Anne Will spricht in der von Ihnen zitierten Moderation, von einer selbst ausgedachten Spielfigur, \“die aus irgendeinem Grund, den wir noch nicht verstanden haben, Avatar heißt.\“ Ich bin Ihrem Rat gefolgt und habe auf Wikipedia nachgeschaut, warum die Figur Avatar heißt. Dort fand ich aber nur den Hinweis, was ein Avatar ist: eine künstliche Person oder ein grafischer Stellvertreter einer echten Person in der virtuellen Welt\“. Das hat Frau Will ja auch gewusst. Dann steht da noch, dass das Wort Avatar ursprünglich Abstieg meine und sich auf das Herabsteigen einer Gottheit in irdische Sphären beziehe. Was aber hat das mit der Spielfigur in Second Life zu tun? Wikipedia erklärt uns keineswegs den Grund für die Anwendung dieser Bezeichnung in Second Life, denn weder steigt dort jemand aus metaphysischen Sphären ins Irdische herab (eher umgekehrt: das irdische wird in virtuelle Spähren übertragen), noch ist ein Gott im Spiel. Mir geht es wie Frau Will: Ich hab\’s immer noch nicht verstanden, warum meine Spielfigur Avatar heißt – trotz Wikipedia. Man kann\’S nur ahnen.

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eggbert 23. April 2007 um 15:29

Also, so schwer ist das doch nicht: Es gibt eine Spielwelt, das ist quasi die Erde. Außerhalb dieser Spielwelt und von der Spielwelt aus nicht zu erreichen gibt es den Spieler. Aus Sicht der Spielwelt ist der Spieler quasi wie ein Gott: Er nimmt Einfluss auf die Spielwelt, ist dabei aber selbst (also im realen Leben) den Regeln der Spielwelt nicht unterworfen. Erst wenn er quasi in die Spielwelt hinuntersteigt (d.h. in Second Live online geht), unterwirft er seine hierfür benutzte Inkarnationsform (eben den Avatar) den Spielwelt-Gesetzen.

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