Skip to main content

„Ich glaub die Russen kommen“, sagt der Kollege von DPA gestern, als das Brummen der Flugzeuge sich hinter uns nähert. Nein, keine Invasion. Nur Werbung. Aber gut gemachte.

Werbung für Werbung besser gesagt. Eine Propellermaschine mit Riesenbanner fragt, wer den Super Bowl 1986 gewonnen hat. Ein Quiz? Auch.

Die nächste verrät die Lösung: die New York Giants. Eine später: Man solle die Frage wieder vergessen. Die nächste: Die Werbung aber werde man nie vergessen. Noch eine: 91 Prozent der Menschen erinnerten sich an ein fliegendes Werbebanner ? und die letzte der Maschinen trägt die Kontaktdaten des Anbieters.

Den ganzen Tag kreisten die Flieger über Miami Beach als Manifestation der Meinung vieler Nicht-Football-Fans: Dass heute nicht das Spiel am wichtigsten ist ? sondern die Werbeunterbrechungen.

Aus Super-Bowl-Spots lässt sich ein Kult erschaffen. 1994 machte das Apple klar. Der Spot des Computerherstellers gilt noch immer als gelungene Kampagne. Nur: Es war keine. Das Filmchen wurde nur einmal eingesetzt, beim Super Bowl eben.

Deshalb kosten 30 Sekunden Werbung in diesem Jahr bis zu 2,6 Millionen Dollar. Und mit einer Platzierung geben sich viele nicht zufrieden. Im vergangenen Jahr investierte Ford in 3 Minuten Gesamtsendezeit 33,3 Millionen Dollar. In diesem Jahr werden Pepsi, der Bierhersteller Miller und der Internet-Adressen-Verwalter Go Daddy die Big Spender werden.

Die Hysterie der Werber erklärt sich auch aus dem Erfolg des Football ? und der Strategie der NFL. Denn sie hält sich in Sachen Werbung massiv zurück. Auf den Trikots sind nur die kleinen Logos der Hersteller erlaubt, Bandenwerbung gibt es nicht. Bleibt nur noch der Kauf eines Stadionnamens oder das Sponsoring einer Randveranstaltung. So wird Prince heute unter dem Dach der Pepsi Halftime Show auftreten.

Aber ist ein Spot beim Super Bowl wirklich sein Geld wert? Am Freitag traf ich Chuck Porter, Mit-Gründer der Werbeagentur Crispin Porter & Bogusky, die als heißeste Agentur der USA gilt. Seine Meinung, obwohl keiner seiner Kunden beim Super Bowl dabei ist: „Wenn man es schafft, einen wirklich guten Spot zu produzieren, gibt es keinen besseren Ort, um ihn zu zeigen. Ist er wirklich gut, werden die Leute noch lange darüber reden und er wird sich viral verbreiten. Deshalb sind die 2,6 Millionen eigentlich nicht zu viel.“ Eher kontraproduktiv findet Porter allerdings die Aktion von Doritos . Der Snackproduzent hat unter seinen Anhängern einen Werbespot-Wettbewerb ausgerufen. Tatsächlich wird der Sieger während des Super Bowl zu sehen sein. „Aber wieviel Zeit hat es gekostet, die ganzen Spots zu sehen. Das ist ziemlich ineffektiv, glaube ich, und teurer als ein normaler Spot“, sagt Porter.

Für viele Zuschauer ist die Werbung beim Bowl ohnehin wichtiger als das Spiel. ?Das ist das einzige Spiel, bei dem die Leute ,schschschsch? machen, wenn die Werbung kommt ? aber während des Spiels reden?, zitierte die „USA Today“ einen säuerlichen Football-Fans. Und die witzigsten Spots lassen sich dann später auch in Deutschland sehen – über Youtube & Co werden sie munter weiterverbreitet.

Mehr zu diesem Thema auch beim Webwatcher.


Kommentare


Alexander 4. Februar 2007 um 19:14

Bestimmt war die Apple-Werbung von 1984 gemeint, oder?

Viel Spaß heute Abend!

Antworten

Jens 5. Februar 2007 um 1:59

Soll diesmal nicht eine Apple-Werbung mit den Beatles auftauchen?

Antworten

Pepsi-Dammbruch für Social Media 12. Januar 2010 um 11:42

[…] 2007 sagte mir Chuck Porter, Gründer der Kult-Werbeagentur Crispin Porter + Bogusky dazu: “Wenn man es schafft, einen wirklich guten Spot zu produzieren, gibt es keinen besseren Ort, um ihn z… Allerdings: Zum zweiten Mal in Folge scheint 2010 der Preis leicht zu rutschen, diesmal werden es […]

Antworten

Du hast eine Frage oder eine Meinung zum Artikel? Teile sie mit uns!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*
*