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Es gibt ja auch noch ernsthafte Nachrichten aus Miami. In den heutigen Pressekonferenzen war wieder einmal der Unterschied zu spüren zwischen deutschen Sportligen und der NFL. Die einen sind halt Sportligen – die andere ein gewaltiges Business, das seine Europa-Präsenz stärkt. Der 28. Oktober könnte ein besonderer Tag für die NFL werden. Dann wird sie die Rückkehr in einen Markt wagen, in dem sie furios startete – um dann grandios abzustürzen.

Von London ist die Rede. Und damit auch von England. In der ersten Inkarnation ihres Ablegers NFL Europa, der damals noch World League hieß, füllten die London Monarchs das Wembley Stadion bestens. Dann setzte die NFL ihre Tochterliga zwei Jahre aus. Und das verziehen die englischen Fans nie. Ein paar Jahre später war Schluss mit Profi-Football im Königreich.

Nun die Rückkehr. Am 28.10. wird es im neuen Wembley-Stadion ein NFL-Spiel geben. Ein richtiges, kein Vorbereitungslarifari. Die Details gab die Liga heute bekannt. Aufeinandertreffen werden die Miami Dolphins und die New York Giants. Schon die Auswahl der Paarung beweist Gespür fürs Geschäft:
Zwei Ostküstenteams – somit leiden die Spieler nicht so stark unter Jetlag wie Mannschaften aus dem Westen es getan hätten.
New York – geht immer gut in London.
Miami – viele kaufkräftige Fans.
Miami contra New York – ein Spiel, das es nur selten gibt (denn nicht alle Mannschaften spielen in der NFL jede Saison gegeneinander). Somit lässt sich die Partie als etwas Besonderes vermarkten.

Es ist solches Kalkül, das aus der Liga ein 5,8-Mrd.-Dollar-Unternehmen gemacht hat. Da beugt sich sogar Londons extrem linker Bürgermeister „Red“ Ken Livingstone. Bei der Pressekonferenz in Miami betonte er den Tourismus-Aspekt: „Wir haben uns nie von den Folgen des 11. September voll erholt“, sagte er mit Blick auf die Besucherzahlen amerikanischer Touristen.

Dass er selbst immer wieder gegen US-Präsident George W. Bush schieße, sei dabei kein Zeichen für eine persönliche Abneigung gegen die Vereinigten Staaten: „Ich gehe mit der US-Regierung so rüde um wie mit unserer eigenen.“ Er liebe das Land: „Ich wünschte nur, die Bürger der USA wählten eine Regierung, die so groß ist, wie sie selbst.“

Der Super Bowl beeindrucke ihn, sagte Livingstone außerdem: „Es ist, als ob man unseren Boxing Day (2. Weihnachtsfeiertag) mit dem englischen Fußball-Pokalfinale paart.“

Die NFL jedenfalls erwartet am 28. Oktober ein ausverkauftes Haus. Rund 10.000 US-Fans sollen dabei ihre Teams begleiten. Die Top-Geschäfte in London werden schon jetzt darauf vorbereitet: Sie sollen ihre Öffnungszeiten verlängern.

Und noch etwas hat der Kommunist Livinstone im Herzen des Kapitalismus erkannt. Die Sache mit den Journalisten. Am Ende seiner Rede, nach der das Mittagessen für die anwesenden Berichterstatter wartete, sagte er:

„Die Aussicht auf Essen reduziert die Aussicht auf Fragen. Das merke ich auch jede Woche in meiner Pressekonferenz.“

Über die NFL Europa wurde diesmal nicht viel gesprochen. Das neue Management-Team soll wohl erst einmal Ruhe bekommen um sich zu sortieren.


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