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Die chronisch innovative und sicher irgendwann mal Weltmarktführer gewesen zu sein werdende Wapme AG meldet Insolvenz an. Zeit einen Blick zurückzuwerfen auf eine der unglaublichsten Pressemitteilungen, die mir je auf den Tisch gekommen sind. Es kommt vor, dass ich Vorträge halte zum Verhältnis von Presse und PR. Für diese Anlässe habe ich mir eine Mappe mit besonders grausamen Pressemitteilungen zurecht gelegt. Dort schlummert auch ein Werk am Rande dessen, was ich Betrug nennen würde. Es stammt von Wapme aus Düsseldorf, datiert mit dem 29. Januar 2004 und behauptet zusammengefasst, dass eine Wandelanleihe den Umsatz steigert (der schönste Absatz ist gefettet):

„Wapme beschleunigt Ertragswachstum durch innovative Kundenfinanzierung

+++ attraktive Wandelanleihe mit Bezugsrecht, garantiert durch namhafte institutionelle Investoren +++

Düsseldorf, 29.Januar 2004

Der Vorstand der Wapme Systems AG hat mit Zustimmung des Aufsichtsrates vom 26.01.2004 und auf Grundlage der Ermächtigung der Hauptversammlung vom 28.08.2003 beschlossen, eine Wandelanleihe zu begeben. Diese wird den Aktionären der Gesellschaft zum Bezug angeboten. Soweit die Teilschuldverschreibungen im Rahmen des gesetzlichen Bezugsrechts von den Aktionären nicht vollständig bezogen werden, haben sich zwei institutionelle Investoren gegenüber der VEM Aktienbank AG zur Übernahme sämtlicher verbleibender Teilschuldverschreibungen verpflichtet.

Die Wandelanleihe ist eingeteilt in Stück 600.000 Teilschuldverschreibungen im rechnerischen Nennbetrag von je ? 4,85 mit einem rechnerischen Gesamtnennbetrag von ? 2.910.000,00.

Die Anleihe hat eine Laufzeit von drei Jahren und wird mit 5 Prozent p.a. verzinst. Eine Wandlung in Aktien der börsennotierten Wapme Systems AG ist innerhalb des in den Anleihebedingungen genannten Ausübungszeitraums, frühestens ab dem 1.9.2004, möglich…

Durch die Platzierung der Wandelanleihe beschleunigt Wapme das Ertragswachstum. Einerseits werden die Kunden durch innovative Ausschüttungsmodelle in die Lage versetzt, schneller zu wachsen; andererseits ermöglicht die zusätzliche Liquidität der Wapme Gruppe das in Deutschland erfolgreiche Geschäftsmodell schneller in den europäischen Markt zu transferieren. Die Stärke der Wapme als Messaging Provider liegt in der Fähigkeit, verschiedenen Medienunternehmen, Werbeagenturen oder Audiotextanbietern die Möglichkeit zu geben, ohne große Investitionen sofort in den lukrativen Markt für die interaktive Kommunikation per SMS einzutreten. Wapme tritt dabei als klassischer Enabler auf und stellt eine additive Einnahmequelle für diese Unternehmen dar.

Wapme prognostiziert aufgrund dieser Geschäftsentwicklungen für das Jahr 2004 ein operatives Ergebnis von 2 ? 3 Mio. Euro.“

(Boocompany hat damals schon die kleine PR-Agentur voraus gegriffen mit dieser Pressemitteilung.)

Nun scheint es Wapme erwischt zu haben. Ruhe auf ewig. Bitte.


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