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Unsere Kollegen vom „Wall Street Journal“ berichten von Übernahmegesprächen zwischen Google und Youtube. Doch der Artikel wirft einige Fragen auf. Es wäre schon ein Hammer: Google will Youtube kaufen und bietet derzeit angeblich 1,6 Milliarden Dollar. Das schreibt das „Wall Street Journal“ (nur gegen Abo).

Nun haben wir einige Jahre eine finanzielle wie redaktionelle Kooperation mit dem „WSJ Europe“ gehabt. In dieser Zeit habe ich ein wenig mitbekommen, dass nicht jeder Artikel des „Journal“ gleich zu lesen ist. Der zum Thema Google und Youtube, zum Beispiel, lässt mich vermuten, ob dahinter nicht ein Kapitalgeber steckt, der den Zusammenschluss gern sähe, um Kasse zu machen.

Das „WSJ“ sieht eigentlich dem Zwei-Quellen-Prinzip verpflichtet. Sprich: Bekommt ein Redakteur Wind von einer Sache, muss er eine zweite Quelle finden, die diese Information zumindest ansatzweise bestätigt. Deshalb heißt es in Berichten über Fusionen meist, die Informationen kämen von „people who are familiar with the matter“. Im Google-Artikel heißt es aber bemerkenswerterweise:
„Web-search giant Google is in talks to acquire YouTube for roughly $1.6 billion, a person familiar with the matter says.“

„A person“ deutet auf nur eine Quelle hin. Erst der Sicherheitshinweis, dass alles noch schief gehen könnte (der für US-Medien auch eine Art Rückversicherung ist, um nicht von Anlegerschutzanwälten verklagt zu werden) spricht von mehreren Personen:
„The discussions between Google and YouTube are still at a sensitive stage and could break off, says the person familiar with the matter.“

***Nachtrag: Persönliche Erinnerung an mich. Vor jedem Blog-Eintrag zwei Kaffee trinken, nicht nur einen. Sonst liest Du englische Texte falsch. Auch dieser Absatz also spricht nur von einer Person.***

Der Rest des Artikels ist bemerkenswert uninteressant. Es wird die Geschichte von Youtube erzählt, ein wenig über Videos im Internet, ein wenig aktuelle Video-Strategie von Google. Weitere Informationen über einen Zusammenschluss fehlen.

Woher kommen solche Informanten? Meist aus der Investmentbanker-Szene. Und meist kommen sie kurz vor Abschluss des Deals. Denn dann lesen die Goldman Sachs und Lehman Brothers dieser Welt gerne in Zeitung, dass sie es waren, die das große Geschäft begleitet haben – ein Stück Werbung.

Und deshalb wird es erst beim letzten Satz des Artikels richtig interessant. Er lautet:
„Google and YouTube share a common backer in venture-capital firm Sequoia Capital, which helped finance Google during its early days and has provided funding to YouTube.“

Mein Tipp: Sequoia sieht eine Riesenchance gewaltig Kasse zu machen. Verhandlungen gibt es, aber sie stocken. Und deshalb will der Kapitalgeber Druck ausüben. Möglicherweise auch auf einen anderen Mitbieter, der noch zögert.

Vielleicht hätte das „WSJ“ diese Geschichte mit anderen Firmen noch nicht veröffentlicht. Doch der Reiz, als erster den Aufkauf von Youtube zu vermelden ist halt überwältigend groß…


Kommentare


ich hasse euch 21. Dezember 2006 um 15:08

***Hier stand ein ziemlich dümmlicher Kommentar, der gelöscht wurde***

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