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Thomas Gottschalk hat am Samstag seine Wette bei „Wetten dass…“ verloren. Und hat sich einen wahrhaft folterigen Wetteinsatz ausgesucht: einen Tag „Bild“-Chefredakteur werden. Die Redaktion warnt ihn nun vor, was da so kommen wird – ein Einblick in das Selbstbildnis der größten Boulevard-Zeitung Deutschlands.

Wie werden Sie doch ausgebeutet, lieber Kai Diekmann. Ne, jetzt echt, Du, macht mich voll betroffen, so nen Stück weit.

„Dienstbeginn für den BILD-Chefredakteur ist 8.30 Uhr, der Arbeitstag startet mit der Lektüre von 30 Zeitungen, schon bis mittags stehen vier Konferenzen an.“

30 Zeitungen! Handelsblatt ist mit dabei, oder? Die üblichen Verdächtigen auch, nehme ich an: „SZ“, „FAZ“, „FR“, „Welt“, „FTD“. Und die „Taz“, man muss ja wissen was der Feind denkt. Aber sonst? „Westfälische Nachrichten“? „Rheinische Post“? „Schwarzwälder Bote“? Und das alles musste lektürieren, Kai? Boah, echt ey, Schnellleser, was? Dazu noch vier Konferenzen – da haste aber Werner Tikki Küstenmacher gelesen, damitte die schnell durchziehst, oder? Also jetzt nur mal so angenommen, eine Konferenz dauert so lang wie die Lektüre einer Zeitung, ne? Dann haste 34 Sachen zu machen bis Mittag. Also zwischen 8.30 Uhr und sagen wir mal 12.30 Uhr. Da haste ja für jede nur sieben Minuten Zeit. Also echt, Kai, ne Redaktionskonferenz in sieben Minuten – voll Respekt, das kriegt hier beim Handelsblatt keiner hin.

Und damit fängt Dein Stress ja erst an:„Politik, Show, Sport ? Gottschalk muss aus rund 100 Themenvorschlägen pro Tag das Beste auswählen, Hunderte Fotos sichten, Tausende Agentur-Meldungen lesen.“

Also tausende Agenturmeldungen lesen, hunderte Fotos gucken, Mensch Kai, wieviel Köppe haste denn? Das geht ja im Sekundentakt!

„Bis abends um acht wird bei BILD Zeitung gemacht. Rund 12 Stunden Hektik nonstop…“

Frag ich mich nur ein, Kai. Wennde so den ganzen Tach lektürierst und konferierst und sichtest – wer entscheidet eigentlich, was so auf Seite 1 der „Bild“ steht? Und auf Seite 2, und so?

Na ist ja auch egal. Ich jedenfalls möchte nicht in Deiner Haut stecken. Erst tagsüber der ganze Stress, ich meine zwölf Stunden – ZWÖLF STUNDEN! Das ist ja manchmal wie für einen normalen Redakteur. Und dann auch noch abends der ganze Stress daheim.

Also, Kai, wenn Dir das mal alles zu viel is, ne? Dann kommste hier vorbei und wir gehen zu meiner Männergruppe. Das is echt voll befreiend ne. Dann trinken wir nen Hibiskusblütentee (First Flush) und essen Jutekekse. Und dann legen wir mit unseren Körpern auf dem Boden ein Herz. Da musste Dich nur zulassen. Sicher, ist schwer, bei so nem stressigen Beruf. Und bevor der Gottschalk kommt, machen wir noch ne extra Session und simulieren Presswehen – voll befreiend, Du. Danach bist De nen ganz anderer Mensch. Dann lieste nicht mehr ständig so viel rum – sondern beteiligst Dich auch mal am „Zeitungsmachen“.


Kommentare


marcc 2. Oktober 2006 um 10:34

Bei den 30 Zeitungen sind einige dabei, die Sie gar nicht kennen Herr Knüwer, die keiner kennt, weil die geheim sind. Irgendwo muss die Bild ja die ganzen Infos über Geheimpläne, -papiere, -absprachen und -torwartnotizzettel herbekommen.

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Jens 2. Oktober 2006 um 17:04

marcc:
Du meinst den Altpapiercontainer? 😉

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