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Höchst Unterschiedliches war an diesem Wochenende von den Leitern zweier Journalistenschulen zu lesen. Derzeit ist Chefwechselzeit in deutschen Journalistenschulen. Auch die unsere hat einen neuen Lehr-Herren: Christoph Moss, der auch weiterhin für die Redaktion Handelsblatt arbeiten wird um nicht die Gelegenheit zu verpassen, mit Lehrer-Witzen totgeworfen zu werden wie „Müsstest Du nicht längst in der Schule sein?“ In Sachen Bürowitze ist manche Redaktion eben auch nicht anders gestrickt als das Liegenschaftsamt Löffingen.

Anderswo wurde auch gewechselt. Oder wird schon wieder. Christoph Fasel zum Beispiel ist nach einem dreiviertel Jahr nicht mehr Lenker der höchst angesehenen Henri-Nannen-Schule. Spiegel Online schreibt:
„So soll er neben seinem Amt als Leiter der Journalistenschule Public Relations-Arbeit und kommerzielle Aufträge übernommen haben – und nicht genug Zeit für seine Schüler gehabt haben. Fasel wies die Vorwürfe zurück.“

Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte Mitte August schon ein paar Details mehr enthüllt:

„Die Verdachtsmomente gehen zurück auf das unternehmerische Geschick des Dr. Christoph Fasel, 48, der journalistisch bei Eltern, Stern und zuletzt als Chefredakteur von Reader’s Digest gewirkt hat. Am 5. März 2002 gründete er in Stuttgart, Silberburgstr. 159 a, die Firma Wortfreunde Kommunikation (Zweck: Betrieb einer PR-Agentur) – zusammen mit seinem Freund Udo Sanne. Der Partner ist an der in der gleichen Straße geführten Werbeagentur Sanshine beteiligt. Beide Firmen seien rechtlich und finanziell getrennt, so Fasel. Die Anteile der Firma Wortfreunde („Kommunikation in guten und schlechten Tagen“) lägen zu je 50 Prozent bei ihm und Sanne. Er habe für diese „Kommunikationsagentur“ stets journalistisch gearbeitet…

Jüngst tauchte der Journalistenausbilder sogar in Mediadaten auf, mit denen die Deutsche Universitäts-Zeitung (duz) für ein Erstsemester-Projekt (duz-Studium) warb. Unter Redaktion steht: „Verantwortlich: Prof. Dr. Christoph Fasel, Leiter d. Henri-Nannen-Journalistenschule“. Darüber regten sich Mitarbeiter der Zeit-Redaktion auf, in der Fasel vor einigen Wochen zur Blattkritik von Zeit Chancen erschien und einen Entwurf des neuen Studentenmagazins Zeit Campus zu sehen bekam. Alles nur ein Missverständnis, es seien bei duz-Studium versehentlich alte Angaben weitergegeben worden, sagt Fasel. Seine Firma Wortfreunde hat die Uni-Zeitung erklärtermaßen bei einem „Relaunch“ beraten.“

Schöneres gibt es von der Hamburg Media School. Deren neue Leiterin (oder muss man Rektorin sagen?) ist Carolin Emcke, bisher Redakteurin des „Spiegel“. Womit der „Spiegel“ langsam gar keine Frau mehr in seinen Reihen haben dürfte.

Der „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ gab Emcke ein Interview, dass zum einen leider sehr kurz ist, zum anderen nur für registrierte Nutzer erhältlich (was zeigt, dass die FAZ.net-Kollegen das Interview nicht so ganz verstanden haben).

Hier ein paar sehr interessante Passagen:

„Es gibt im Moment eine Glaubwürdigkeitskrise des Journalismus, und wir müssen darüber nachdenken, wie wir darauf reagieren wollen. Denn die Freude an diesem Beruf liegt ja auch gerade daran, dass wir als gesellschaftlich engagierte Menschen in die Öffentlichkeit hineinwirken können. Dieses Interventionspotenzial aber geht verloren, wenn uns niemand mehr ernst nimmt, wenn es zum Gemeinplatz geworden ist, dass sowieso nicht stimmt, was in der Zeitung steht.“

„Wir müssen zugeben, dass wir uns auch irren können; dass wir leider auch mal jemandem glauben, der eigentlich unglaubwürdig ist.“

„Die Studenten brauchen auch ein Bewusstsein dafür, dass ihre Geschichten nicht nur in Bochum, München und Berlin gelesen werden, sondern dass sie über elektronische Medien und über größere Übersetzungsleistungen, über Blogger, E-Mails, Internet-Foren in alle möglichen Teile der Welt verbreitet werden.“

„Die nächste Generation Journalisten wird nicht mehr nur über Menschen in aller Welt schreiben, sondern sie werden auch mit ihnen kommunizieren und diskutieren müssen.“

Wenn Frau Emcke so gut lehrt, wie sie antwortet, dürfte die Hamburg Media School auf bestem Weg sein.


Kommentare


cs 11. September 2006 um 16:44

Na, damals in der Journalistenschule krank gewesen, als das/dass behandelt wurde?

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