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In meiner Kindheit, vielleicht auch der frühen Jugend, zu jener Zeit also, das es noch kein 24 Stunden durchlaufendes Programm gab, wurde das Ende der Sendezeit begangen mit ausgedehnten Kamerafahrten über Autobahnen oder durch Flusslandschaften. Genauso aufregend, abwechslungs- und geistreich ist die Sendung „Schorn und Heinrich“, auf die ich gestern beim Zappen im WDR stieß. Und doch ist sie erwähnenswert: Wenn einen die Frage von Copyright und Internet interessiert. „Schorn und Heinrich“, soll „Absacker-TV“ sein, also wohl das, was der global Reisende als Late Night Show bezeichnen würde. Das ist ein schweres Format, schon große Namen wie Thomas Gottschalk und Anke Engelke sind daran gescheitert. Schließlich ist der Zuseher in der Regel müde und Müdigkeit befeuert den Impuls auf jene rote Taste, und meist sind die Tasten rot, auf der Fernbedienung zu drücken, die dem Moderator den weiteren Eintritt in den Zuschauraum verwehrt.

An jenem schweren Format dürfen sich nun also zwei Einslive-erprobte – für die Nicht-NRWler: das ist das hiesige Jugendradio, oft genug eine Art „Neon“ für die Ohren – versuchen. Man würde ihnen wünschen, es versuchten im Hintergrund noch mehr Menschen mit, zum Beispiel Gagschreiber oder Entwickler origineller Ideen.

Das ganze ist Fernsehen 2.0. Sprich: Möglichst oft werden kameraunerfahrene Menschen mit der Kamera belästigt. Sie aber so schonungslos lächerlich zu machen, wie dies Stefan Raab macht, dazu fehlt der Mut. Und entsteht ein Absacker mit der Wirkung eines billigen Doppelkorns: Schmeckt nicht, macht aber müde.

Das wäre jetzt alles nicht weiter erwähnenswert, gäbe es nicht auch eine Wahl:

„Sie bekommen sie von Arbeitskollegen, vom besten Freund oder dem Austauschpartner am Ende der Welt – auf jedem PC tummeln sich lustige, skurrile, durchgeknallte Filme aus dem Netz.
SCHORN UND HEINRICH sorgen für den Durchblick: Jeden Abend stellen wir neue Internet-Clips vor. Sie können auf unserer Homepage Ihre Favoriten bewerten. Der beste Clip gewinnt – immer freitags in der Klick-Parade…“

Das wirft interessante Fragen auf: Wer hat diese Filme ursprünglich gedreht? Es gibt keine Quellen und keine Verlinkungen, die Filme sind auf der WDR-Seite integriert. Dürfen die das?

Der WDR selbst schreibt übrigens in seinen Regeln zu den eigenen Diskussionsforen:

„Urheberrechtlich geschützt sind nicht nur im Hörfunk und Fernsehen gesendete Beiträge. Auch Webseiten und Homepages mit Textbeiträgen, Fotos, Grafiken, Animationen, Audios und Videos und Beiträge aller Art genießen Schutz nach dem Urheberrechtsgesetz. Auch für diese gilt also, dass zum Beispiel Vervielfältigungen nicht ohne weiteres zulässig sind.“

Hoffentlich hat er das auch seinen eigenen Leuten erzählt. Mich deucht jedenfalls, dass da was schief liegt. Und deshalb habe ich gerade bei der WDR-Pressestelle angefragt, wie das denn so ist mit den Quellen und der Rechtefrage. Eine Antwort steht noch aus. Die Redaktion übrigens habe ich zuvor versucht über E-Mail zu erreichen. Aber die im Internet genannte Adresse bescherte mir nur eine Fehlermeldung. Von ebenso großer Netz-Kompetenz zeugt das nicht benutzbare Forum der Sendung.


Kommentare


Kimster 17. August 2006 um 14:17

TYPISCH deutsch…nörgeln,meckern,kritisieren….wär ja auch nur zu toll gewesen,dass man ein format würdigt,was nicht pefekt ist,aber dazu sind zuviele WICHTIGMACHER unterwegs,die meinen ihre SENSATIONELLE meinung allen preiszugeben und NUR diese sei richtig.es erinnert mich an harald schmidt,deren anfängliche sendungen zerissen wurde und nun will ihn keiner mehr missen…alle sind schleimscheißer und würden wahrscheinlich nicht zugeben wollen,dass sie mal über ihn geurteilt haben….auch aus dieser sendung wird mal etwas wertvolles…wenn nicht für sie,dann für die anderen….
p.s.ein tipp noch für sie und alle anderen…sie haben doch die freiheit wegzuschalten oder besser noch zu schlafen…..!!!

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Thomas Knüwer 17. August 2006 um 14:44

Ja, typisch deutsch. Da kritisiert einer, ist echt nen blödes Konzept, diese Demokratie. Und übrigens hätte ich auch die erste Harald-Schmidt-Sendung kritisiert, wenn ich schon damals ein Weblog gehabt hätte. Hatte ich aber nicht. Deshalb ist dieser Vergleich auch falsch. Wie auch der Vergleich zwischen Harald S. und dem Absack-TV. Denn der eine macht sicht lustig über die Mechanismen der Medienwelt, die andern lassen sich von diesen treiben.

Doch ging es hier ja weniger um eine TV-Kritik, sondern vielmehr um eine wichtige Frage: Missachtet der WDR die Rechte der Macher von Filmen im Internet? Immerhin ruft die Redaktion ganz offen dazu auf, Filme, die man einfach so bekommen hat zuzusenden. Meine – bisher weiterhin von der Pressestelle unbeantwortete – Frage: Wird die Übernahme der Dateien durch das Online-Angebot des WDR zuvor rechtlich geklärt? Mein Verdacht: Das ist überhaupt niemand drauf gekommen.

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Timothy 11. Juli 2007 um 23:58

ich muss klimster recht geben … leider habe ich erst dieses jahr beim neuen anstrich des senders 1 live die moderatoren richtig kennenlernen dürfen … persönlich sind thorsten schorn und sabine heinrich meine absoluten tops bei 1 live … deren sendung habe ich durch zufall beim googeln von frau heinrich kennengelernt und muss sagen, dass diese show wirklich gelungen ist. ich habe sie mir im internet angeguckt und finde die beiden große klasse!
sabine heinrich ist sowieso eine intelligente und nette frau (die sogar mails bei musikwünschen zurück schreibt :D) …
zum artikel kann ich nur sagen, dass ich dagegen bin und die kritik nicht verstehe. und wenn man sich für solche formate nicht interessiert und sich über 1 live lustig macht, sollte man doch besser augen und ohren in zukunft zulassen bzw. zuhalten.
mfg timothy , 17 jahre

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Thomas Knüwer 12. Juli 2007 um 9:25

Lieber Timothy,
ich respektiere, dass Du eine andere Meinung hast. Aber ebenso solltest Du respektieren, dass andere Menschen Deine Meinung nicht teilen – und sie äußern. Ich interessiere mich durchaus für Eins Live und mich sehr für solche Formate interessiere. Und wie immer man über die Qualität der Sendung denken mag, bleibt doch eines bestehen: Der WDR bewegt sich am Rande des Rechtsbruchs. Und das ist nicht schön.

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