In meiner Münsterländischen Heimat heißt es, dass ein Landwird nicht esse, was er nicht kenne. Wobei sich das jetzt nicht auf die Vornamen der Lieferanten agrarökonomisch erzeugter Fleischteile dreht, sondern um die Entdeckung neuer Zubereitungsvarianten. Offensichtlich gilt dieses Sprichwort nicht nur in Westfalen – sondern auch in der Sportredaktion der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Es sind ein paar Worte zu verlieren über die lieben Kollegen, die in ihrem Blatt an jedem Sonntag in der Rubrik „Die Lieben Kollegen“ über ihre lieben Kollegen schreiben.
Dies tun sie zunächst einmal wunderbar süffisant in der gestrigen Ausgabe:
„Es waren, im übrigen, keine ,sogenannten Blogger‘, die die Vorwürfe gegen Salam Daher aufgebracht haben, wie ,Zeit‘ und ,Berliner Zeitung‘ mutmaßen. Es waren schon ganz echte. Bei allen berechtigten Zweifeln an der Kompetenz und der journalistischen Sorgfalt dieser ,Hobbyjournalisten‘: Es wäre vielleicht an der Zeit, die Internetautoren nicht mehr in jedem Artikel als verschrobene Computerfreaks mit exhibitionistischen Neigungen darzustellen. Noch schöner wäre es, wenn man mit den obligatorischen Nebenersatzerläuterungen im Stile von ,Blogger sind Leute, die‘ ganz einfach völlig aufhören würde.“
Sehr schön formuliert. Jetzt hoffe ich, dass die „Spiegel“-Redakteure, das sind Leute, die eine ganz merkwürdige Sicht auf das Internet haben, das auch gelesen haben.
Womit wir aber bei anderen lieben Kollegen in Frankfurt wären. Auch ich bin ja ein Freund der gepflegten Beleidigung. Doch habe ich mich schon gefragt, was der Autor mit dem Kürzel nle sich in der Rubrik Flops bei Folgendem gedacht hat:
„Beim Stichwort ,Karibik‘ fliegen einem die Assoziationen ja nur so zu: Sonne, Cocktails, Palmen, Cocktails, Sandstrand, Cocktails und so weiter.“
Was mich fragen lässt, ob FAS-Redakteure ihren Urlaub vor allem zum Saufen nutzen.
„Was einem dabei recht spät in den Sinn kommt, ist: Eishockey. Das hält die nordamerikanische Profiliga NHL nicht davon ab, in San Juan, der Hauptstadt Puerto Ricos, ihre Karibik-Premiere zu geben: Am 23. September treffen dort die Florida Panthers auf die New York Rangers. Sicher eine heiße Kiste. Ganz sicher einer bescheuerte Idee.“
Da möchte man sich doch fragen, warum das eine „bescheuerte“ Idee sein soll. Liegt es daran, dass Puerto Rico nicht zu den begüterten Regionen zählt? Oder einfach daran, dass es dort warm ist?
Derzeit herrschen dort 30 Grad, also in der Tat eine eishockeyungewöhnliche Temperatur. Nur: Die herrscht in Florida oder Südkalifornien auch, während dort Eishockey gespielt wird. Und auch in Ingolstadt, Düsseldorf und Hamburg wurde schon in heißen Herbsten zum Bully gerufen.
Die NHL will Werbung für sich machen. Das ist legitim. Es kann sein, dass die Halle dort leer bleibt, dann hat die Liga Pech gehabt. Aber ein Sportredakteur, der die Idee einen Sport einfach mal versuchsweise in eine andere Region zu bringen für „bescheuert“ hält, der hält es wohl für hirnverbrannt, in den USA Fußball zu spielen, in Europa Football anzubringen, außerhalb von Frankfurt grüne Soße zu servieren oder fernab der Bermudas Bermudashorts zu tragen. Und überhaupt war früher alles besser. Womit nle dann wahrlich ein Fall ist für „Die Lieben Kollegen“.
Übrigens: Was fällt ihnen zu Frankfurt ein? Würstchen? Äppelwoi? Schirn? Banken? Wie, kein Eishockey? Das kommt erst ganz weit hinten? Na, dann war die Sache mit dem Team, das 2004 deutscher Meister wurde, wohl auch eine bescheuerte Idee.
(Vielen Dank für den Hinweis an Stig Grassmay)
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