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„Wir? Geschäfte machen mit der neuen Fahnenbegeisterung der Deutschen? Nein, ich bitte Sie, das machen wir doch nicht. Das ist alles schon im Markenkern enthalten. Ganze alter Hut…“ Politische Korrektheit ist eine Behauptung guter Manieren, die aus den USA stammt. Echte Höflichkeit ist sie nicht, denn durch die Erfindung neuer Begriffe, kennzeichne ich den früher anders Titulierten ja nur noch mal so richtig als Randgruppe. Diese politische Korrektheit setzt sich auch im deutschen Geschäftsleben weiter durch. Zuträglich ist das nicht.

Nehmen wir nur mal BBDO. Nein, nicht wegen der hübschen Job-Bezeichnungen, sondern wegen dieser Idee für Persil:

Hübsche Idee. Kann man prima machen, büschen pathetisch vielleicht, aber besser als 80 Prozent der sonstigen Waschmittelwerbung.

Turi2 hat dann mal nachgefragt bei der zuständigen Werbeagentur BBDO. Und was sagt deren Sprecherin?

„“Mit diesem Motiv schwimmt BBDO nicht opportunistisch auf der Welle nationaler Begeisterung mit.“ Vielmehr sei die Idee „direkt aus dem Markenkern abgeleitet“. Denn Persil Color „steht für die Erhaltung frischer, leuchtender Farben“.“

Tja, wenn das so ist, dann ist BBDO ja gar nicht so eine originelle und flexibel arbeitende Werbeagentur. Sondern einfach ein Agenturkonzern, der nix anderes macht, als immer nur aus dem Markenkern abzuleiten. Das mit den Farben, ach Gott, ja, uralte Idee, hat halt Monate gebraucht für die Umsetzung und zwischendurch war WM, so kommt es halt, arbeitet man nahe der Düsseldorfer Kö und hat so viele Ablenkungsmöglichkeiten in der Mittagspause.

Die Wahrheit wäre schön gewesen: Da hat einfach jemand eine nette Idee gehabt, um auf einen fahrenden Zug aufzuspringen. Nicht die beste Idee in Sachen deutsche Fahnen – aber eine gute. Das zuzugeben, hat die politische Korrektheit verhindert: Denn wer steht schon dazu, Geschäfte zu machen?


Kommentare


Markus Pirchner 25. Juli 2006 um 15:48

Seit wann ist Schwarz eine Farbe?

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olaf 26. Juli 2006 um 2:51

Die Sprecherin gehört gefeuert.

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Björn Eichstädt – Storyblogger 26. Juli 2006 um 10:30

Ich finde die Aussage der Sprecherin gar nicht sooo falsch. Da fehlt eigentlich nur ein kleines Wort: \“…nicht NUR opportunistisch\“, denn natürlich hat das auch was mit dem Markenkern zu tun. Sehe ich jedenfalls so.

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che2001 28. Juli 2006 um 10:14

\“Direkt aus dem Markenkern abgeleitet\“ ist für sich schon eine anjatanjatische Formulierung des üblichen Marketing-Hohlblubbers. Ganz unabhängig vom Kontext.Übrigens qualifiziert sch BBDO damit für eine Erwähnung in einer wichtigen überregionalen Publikation. Ich meine die Titanic.

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Tiziana 1. August 2006 um 21:58

Naja, besser als die ewigen kleinen Kinder als Eyecatcher …

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