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Vielleicht fühlt sich so der Hollywood-Star, der seinen Film deutsch synchronisiert sieht: Gerade hab ich meinen jüngsten Leitartikel auf tschechisch gelesen. Marken-Imitate gibt es auch im Journalismus. Und dabei meine ich nicht das branchenübliche, gelegentliche Abschreiben. Nein, es gibt ab und zu sogar globalisiere Produkt-Fakes in Form von Artikeln.

Das habe ich vor einigen Jahren gemerkt, als ich ein Portrait über eine Tea-Tasterin schrieb. Dieser Berufsstand prüft die Qualität von Tee für Teehandelshäuser. Es war eine sehr nette Geschichte mit der Junior-Chefin eines Hamburger Teehandelshauses.

Wenige Wochen später rief sie mich erbost an: Wieso ich Ihr nicht erzählt hätte, dass ich für eine Zeitung in Indien schreiben würde. Und weshalb in dem indischen Artikel ein Rivale ihres Unternehmens als Kunde angegeben sei.

Mühsam machte ich ihr klar, dass ich beim besten Willen nicht wüsste, wovon sie redet. Und so erzählte sie, dass ein indischer Geschäftspartner ihr einen Artikel aus einer Tageszeitung aus Bombay geschickt habe, in dem es um sie geht. Offensichtlich war die Grundlage für dieses Stück mein Artikel gewesen. Unser Indien-Korrespondent Oliver Müller erzählte mir, dass dies gängige Praxis dort sei.

Aber es geht natürlich auch anders. Medienkooperationen gibt es längt grenzüberschreitend. Mein Arbeitgeber ist zum Beispiel in Osteuropa sehr aktiv. Und so gehört zu unserer Gruppe auch die tschechische Tageszeitung „Hospodárské Noviny“. Deren Deutschland-Korrespondentin übernimmt auch Artikel aus dem Handelsblatt. So in dieser Woche meinen Leitartikel zu den Reformen im Weltfußball.

Und so sehe ich mich jetzt auf tschechisch: „Centra německých měst se v tomto týdnu výrazně proměnila.“ – hab ich das wirklich so geschrieben?


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