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Jetzt vlogt sie also, die Kanzlerin. Oder für die Nicht-Technik-Freaks: Angela Merkel bietet eine Videoansprache zum Abrufen aus dem Internet an. Als weltweit erste Politikerin. Wer das als Zeichen für eine neue Hauptstadt-Kompetenz in Sachen Internet wertet, liegt aber leider völlig falsch. Eigentlich ist es eine zumindest nette Idee, dieses Video-Cast der Kanzlerin. Leider hab ich es noch nicht sehen können: Das entsprechende Format läuft auf meinem Bürorechner nicht. Und warum eigentlich, gibt es das ganze nicht auch als Audio-Podcast? Sind die Bewegtbilder so spannend, so mitreißend, dass nur Video Sinn macht? Na ja, auch Merkels Sprecher ist ja überfordert…
Solche Fragen sind aber schon Galaxien entfernt vom Bundesgesundheitsministerium. Dort trifft man auf eine Internet-Sicht, wie sie die CSU im Wahlkampf pflegte. Wie das Lawblog entdeckte, wird jeder, der auf die Seiten von Ulla Schmidts Beamten verlinkt, gleich zum Vertragspartner. Einfach so.

Vermutlich muss der Vertragspartner die zwischen Vloggerin Merkel und Netz-Amateurin Schmidt vereinbarte Fonds-Lösung unterstützt werden. Oder er darf sich nicht darüber lustig machen, dass Menschen Geld bekommen, wenn sie im angeblichen Auftrag des Bürgers verstandbefreite Texte wie diesen formulieren:

„Wir freuen uns, dass Sie auf unsere Seite einen Link setzen wollen. Diese Erlaubnis ist jederzeit widerrufbar und gilt nur, wenn Sie die nachfolgenden Regeln einhalten:

Der Hyperlink kann auf die Startseite www.bmg.bund.de oder auf eine einzelne Webseite des BMG gesetzt werden. Der Vertragspartner ist verpflichtet die jeweilige Seite vollständig neu zu laden, ohne dass die Zielseite in einen Rahmen gesetzt wird.

Der Vertragspartner teilt dem BMGS innerhalb von 24 Stunden nach Setzen des Links durch eine E-Mail an die Adresse info@bmg.bund.de das Setzen des Links bzw. die Freischaltung der betreffenden Seite mit.

Diese Information muss den Pfad enthalten, von dem aus auf die betreffende Seite zugegriffen werden kann.“

Nun gut, ich bin Journalist, da kann man ja mal nachhaken. Folgende Fragen sind gerade an das Ministerium gegangen:

Welche Rechte und Pflichten entstehen einem „Vertragspartner“?
Welche rechtliche Handhabe glauben Sie gegenüber einer unfreiwilligen Verlinkung zu haben?
Wieviele Seiten sind bisher „Vertragspartner“ geworden?
Wer ist in Ihrem Haus für diesen Text verantwortlich?

Abgeschickt um 14.14 Uhr…

Nachtrag vom 13.6.: Aus dem Ministerium kommt nach 18 Stunden eine automatisch generierte E-Mail. Allerdings nicht von der Pressestelle sondern von der info@-Adresse, an die ich die Anfrage auch geschickt habe. Text:
„Sehr geehrte Damen und Herren,
vielen Dank für Ihre E-Mail.
Ihre Zuschrift wurde zur Bearbeitung und Beantwortung umgehend an ein Fachreferat weitergeleitet.“


Kommentare


Rotkäppchen 12. Juni 2006 um 15:06

Schaut Euch mal das ungenügende Impressum des BMGS an. Frau Schmidt hat ihren Dienstsitz nicht in Bonn oder Berlin, sondern in Musterstadt. Erreichbar ist sie über die Handy-Nr. 1111111111.

E-Mail nimmt das BMGS unter somebody@domaine.example entgegen.

Peinlich, sowas.

Antworten

Tim 12. Juni 2006 um 15:18

>Wer ist in Ihrem Haus für diesen Text verantwortlich?
>
>Abgeschickt um 14.14 Uhr…
>
>tknuewer um #14:05 in Volksvertreter

Ich glaube da stimmt irgendwo eine Uhr nicht 🙂

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strausbergBLOG 12. Juni 2006 um 15:52

Selbst in einem Bundesministerium arbeiten \“nur\“ Menschen, welche mal Fehler machen können.
Ich denke mal, dass die betreffende Seite relativ schnell ins rechtlich Korrekte umformuliert wird, ohne größere Kommentare dazu an die Öffentlichkeit abgeben zu wollen.

Antworten

Dies&Das 12. Juni 2006 um 17:26

Das ist kein Fehler (ADAC).

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Thomas Knüwer 12. Juni 2006 um 22:58

Stimmt, meine Computeruhr tickt nicht richtig. Es war 14.04.

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Bücherwurm 12. Juni 2006 um 23:25

> Das entsprechende Format läuft auf meinem Bürorechner > nicht.
Können die Handelsblatt-PCs kein MPEG4 abspielen? Etwa alle nur mit einem Windows Media Player ausgestattet? Mein Mitleid.

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textexter 13. Juni 2006 um 10:21

Ist schon niedlich, was da Internetmäßig in Berlin gestrickt wird. So hausbacken wie einfallslos. Ob das was mit der gegenwärtigen Politik zu tun hat? Immerhin stand ja auch zwei Tage der Link zu Altkanzler Schröders \“Zapfenstreich-Seite als aktueller Link zu www.bundeskanzler.de im Web. Nun scheint mans gemerkt zu haben in Berlin-Mitte.

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Prospero 14. Juni 2006 um 2:44

Eine Idee kann durchaus Sinn machen… 😉
Ansonsten ist der RSS-Feed zur Videokanzlerin ja so gut versteckt dass man sich fragt ob die wirklich wollen dass den jemand abonniert.
Ad Astra

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