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Zu den erstaunlichsten Menschen, die ich je treffen durfte, gehörte der österreichische Journalist Günther Nenning. Über jene Reise unserer Journalistenschule nach Wien habe ich ja schon mehrmals geschwärmt. Damals trafen wir auch Günther Nenning, einen der bekanntesten älteren Herren aus Austrias Journalismus und einst Moderater von „III nach Neun“.

Und wie es sich für einen gediegenen Wiener gehört, trafen wir ihn in einem der bekannteren Kaffeehäuser, ich glaube, es war das Landtmann. Wir saßen dicht gedrängt an einem lang gezogenen Tisch und warteten. Ein hagerer, freundlich lächelnder Herr im jagdgrünen Lodenmantel betrat den Raum, den passenden Hut auf dem Kopf. „Nenning, küss die Hand“, wienert er und lüpfte die Kopfbedeckung. Dann ging es fast zwei Stunden lang durch die österreichische Befindlichkeit.

Gern hätten wir noch länger gesprochen, aber: „Ich muss heut Abend noch Theater spielen.“ Theater? Ja, im „Weißen Rössl am Wolfgangsee“ erlebte der 75-Jährige seinen ersten Theaterauftritt. Und wir wollten auch hin, in ein kleines Theater um ein herrlich überdrehtes „Rössl“zu sehen, in dem Nenning nur einen einzigen Satz sprach.

„Habe die Ehre“, verabschiedete er sich damals im Kaffeehaus und lüpfte noch einmal den Hut.

Die Ehre war ganz unsererseits.

Am Montag ist Günther Nenning im Alter von 84 Jahren verstorben.


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