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Das Leben ist ja bekanntermaßen oft ein Spiel, und meist heißt dieses Spiel Schach. Erst recht, wenn es um Wirtschaft und Politik geht. Nehmen wir nur den Kleinkrieg zwischen Oddset und Betandwin in Sachen Sportwetten. Der Krieg um das, was einst Toto war, ist ja eines meiner Lieblingsthemen. Inzwischen frage ich mich, ob nicht sogar die Kontrahenten schmunzeln müssen ob der immer lustigeren Wendungen in ihrem Gebaren.

Jüngst zum Beispiel durfte die Innenministerkonferenz zetern. Betandwin – ausgestattet mit einer alten DDR-Lizenz – sei illegal, ließ sie hören. Selbst die Gegner wissen natürlich, dass zumindest in den jeweiligen Bundesländern, die Lizenzen aus jener Zeit Gültigkeit besitzen. Ein Sprecher des bayerischen Innenministeriums holte gar die Keule raus, weil Betandwin kommende Saison Werder Bremen trikotsponsert:
„Wir reden hier von illegalem Glücksspiel, das strafbar ist“, betont der Sprecher „Wenn ich einen Sponsoring-Vertrag mit der Mafia mache, dann ist das auch verboten.“

Nun muss man wissen, dass Oddset, der staatliche Fast-Monopolist, in München residiert unter dem Dach der bayerischen Lottogesellschaft. Es besteht also zumindest eine Art emotionale Nähe zum Innenministerium. So war schon das Donnergrollen zu hören, Werder Bremen dürfe dann eben in Bayern nicht mit Betandwin-Werbung auflaufen. Dumm nur, dass Betandwin auch den AC Mailand sponsert und die Uefa wird wahrscheinlich nur eine limitierte Begeisterung für diese Rechtsauffassung mitbringen, sollte es vor einem Champions-League-Spiel zum Eklat kommen. Auch wird es spannend sein, ob der Bayerische Rundfunk Bilder nutzt, auf denen betandwinte Spielerbrüste zu sehen sind.

Das alles kann jenen privaten Wettanbieter natürlich nicht erfreuen. Und deshalb ruft er nun laut „Schach“ und sieht, wie der Gegner entsetzt die Augen aufreißt. Denn Betandwin ist neuer Hauptsponsor des angeschlagenen TSV 1860 München.

Münchens Oberbürgermeister Christian Ude spricht schon mal mahnende Worte im Gespräch mit der „Süddeutschen“:
„In dem Augenblick, in dem 1860 für betandwin wirbt und eine strafbare Handlung beginge, kann
ich nicht länger meine schützende Hand über den Klub halten.“

Aber zwischen Schutzhand-Wegziehen und Einschreiten ist immer noch ein weiter Weg. Denn auch Betandwin weiß natürlich wo der Haken ist: Durch den Kredit, denn Bayern München seinem Lokalrivalen im Gegenzug für Stadionanteile gewährt hat, sind die beiden aneinander gekettet. Kommt 1860 in Schwierigkeiten, schwimmen nun auch die Bayern. Schreitet also das Land oder die Stadt gegen die Betandwin-Werbung ein, zieht man sich den Volkszorn aller Fußballfans der Landeshauptstadt zu.

Und im Betandwin-Hauptquartier lehnt man sich entspannt zurück und wartet auf den nächsten Zug…


Kommentare


Chat Atkins 15. Mai 2006 um 23:05

Im Grunde geht es um mehr oder minder lizenzierte Drogendealer im Unternehmensgewand sowie um deren politische Hintermänner, die beide wild entschlossen scheinen, alle triebgesteuerten Wett-Junkies möglichst monopolistisch und dazu noch möglichst ratzekahl abzuzocken: \“This town is too small for both of us, stranger!\“ Oder?

I bet it\’s that odd …

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Oliver 16. Mai 2006 um 10:52

Die Frage ist ja, muss Bet and Win ebenfalls teile der Gewinne an den Staat abführen wie die staatlichen gesellschaften? Wenn nicht würd eich für sowas wie wetten sowieso das Hong Kong System vorziehen. Es gibt einen anbieter der Staatlich ist. Dieser Sponsert mit den Gewinnen öffentliche einrichtungen und gemeinützige Institutionen. So sind hier die meisten Schul und Universitätsgebäude auf einem absolut modernen Stand. Und das gilt nicht nur da…

Allerdings ollte man ja nicht vergessen das Wettbewerb immer das Geschäft belebt…

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Denis Kärcher 17. Mai 2006 um 11:30

Die Quoten bei Oddset sind fast immer schlechter als bei allen privaten Anbietern.

Außerdem bietet der Beamtenladen Oddset bis heute keine Einzelwetten, sondern nur Kombinationswetten an. Oddset ist wirklich ein kompletter Schnarchhaufen.

Was verantwortlicher Umgang mit dem Bereich \“Wetten\“ bedeutet, ist eine ganz andere Frage.

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Steve 30. Mai 2006 um 11:35

da wette ich doch lieber live & real mit freunden. mit handshake. und verbrate den gewinn dann lieber via internet-channel

Steve

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Walter 1 26. Juni 2006 um 22:30

***Hier stand ein werblicher Eintrag mit fragwürdiger Grammatik, den ich gelöscht habe***
Thomas Knüwer

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cesi 20. Juli 2006 um 19:53

Es geht doch nur darum , das das Land den Kuchen nicht teilen will und weitere Einkunftsverluste befürchtet …. allerdings wenn die Bundesregierung in sachen Zigaretten dem EU-Gericht unterlag,werden die Länder vor dem EU gerichtshof wohl kaum gewinnen!
Sind die Minister so kurzsichtig….wenn zb Werder Bremen und AC Milan nicht in Bayern antreten dürfen kann es auch schnell passieren das Bayrische Vereine (Bayern München) bis zum aufheben des Werbeverbotes auch nicht International antreten dürfen!!!

MfG
R.Cirksena

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