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Nicht nur für Athleten und Verbandsfunktionäre heißt es Abschied nehmen von den Olympischen Winterspielen 2006. Auch Handelsblatt-Olympionike Grischa Brower-Rabinowitsch macht sich auf den Weg zurück nach Düsseldorf. Rocca kommt ? und Sestriere tickt aus. Das erste Mal platzt das kleine Bergstädtchen so richtig aus den Nähten. Und das gestern, an unserem letzten Tag: Wenn Sie dies hier lesen, sind wir auf dem Weg nach Hause.

Glücklicherweise konnte ich Freitag auch noch meinen Flug umbuchen. Plötzlich war noch ein Platz in der Maschine frei. Statt Montag morgen um 9 Uhr, geht es nun Sonntag um 17.30 Uhr los. Mein Kollege Ralf und ich fliegen zusammen nach Hause! Juhuuuu!

Gestern war für uns außerdem ein sehr entspannter Tag: die letzte Olympia-News-Ausgabe ist gedruckt und das Handelsblatt erscheint Sonntags auch nicht. Als lassen wir es das erste Mal nach 17 Tagen gaaanz entspannt angehen – und beschließen, ein paar Mitbringsel einzukaufen.

Was wir nicht bedacht haben: Giorgio Rocca is in town. Der italienische Slalomspezialist ist fast schon ein Volksheld im Land der gelangweilten Polizisten und der des-englisch-nicht-mächtigen Hostessen und Busfahrer.

Gerade ist der 1. Durchgang des Herrenslaloms zu Ende gegangen und Rocca ist ausgeschieden. Und was machen die italienischen Fans, die hier zum ersten Mal überhaupt für volle Tribünen sorgten? Sie strömen in Scharen enttäuscht ins Dorf und versuchen ihre Tickets für den zweiten Durchgang zu verkaufen. Mich sprechen auch zwei Italiener an, aber los werden sie die Karten nicht.

Soviel zum olympischen Geist der Zuschauer hier – und soviel zu unserem entspannten Einkaufstrip. Denn irgendwie erinnern mich die Menschenmengen hier mehr an den Bahnhof in Düsseldorf am Freitagnachmittag. Wir müssen uns regelrecht durch die Massen schieben:


Gleichzeitig müssen wir aufpassen, dass uns keine mörderischen Eiszapfen auf den Kopf fallen. Denn nachdem es mehr als 24 Stunden geschneit hat, taut es nun wieder – und es gibt reichlich Schnee- und Eisbruch:

Unserer guten Laune tut das keinen Abbruch. Nur noch 24 Stunden und es geht wieder nach Hause. Ralf ist sogar zu einem Touri-Späßchen bereit, was sonst so gar nicht seine Art ist:

Sein erster Shopping-Treffer ist … natürlich ein Pin (der leider nicht so richtig zu erkennen ist):

In einem rammelvollen Sportgeschäft kauft Ralf dann weiter ein ? ich warte draußen, denn der Andrang ist schier unglaublich:

Eine gute Viertelstunde steht der arme Ralf in dem Laden, um sein Souvenir zu bezahlen – Ohrwärmer, bekannt aus Waldi und Harry:

Natürlich kann ich nicht alle Souvenirs fotografieren, die wir so erstanden haben – die wollen ja schließlich noch verschenkt werden.

Die Stadt ist mittlerweile so voll, dass an verschiedenen Ecken Hostessen mit Megaphonen sitzen und die Massen lenken. Sie reden fast ununterbrochen ins Mikrophon – sogar in gebrochenem Englisch:

Auf dem Rückweg zum Deutschen Haus begegnet uns noch ein verrückter Italiener:

Gut, dass wir zu Fuß unterwegs sind…

Zurück im Deutschen Haus wird uns so langsam bewusst, dass unsere letzten Stunden hier anbrechen. Am Eingang liegt ein Schild, das wir uns gleich mal ausleihen:

Inzwischen läuft auch der zweite Slalom-Durchgang und die Zuschauer sind doch alle wieder zurück auf die Tribünen gegangen. Brav, so ist es richtig. Da kommen doch zum bitteren Ende noch einmal olympische Gefühle auf.

Nun ist es also soweit, wir haben noch einen Abend vor uns und verlassen das Deutsche Haus. Trotz aller Widrigkeiten hat es doch viel Spaß gemacht. Schließlich ist dabei sein doch alles!

Der Fotograf von Picture Alliance ist so freundlich und macht noch ein Abschiedsfoto von uns:

und packt es uns in eine Schneekugel, auch bekannt aus Harry und Waldi:

Zu guter Letzt will ich noch ein paar grandiose Reportersprüche los werden, die wir hier gesammelt haben:

„Jetzt die Luft anhalten, Arsch zusammenkneifen.“
ARD-Kommentator Andreas Spellig bei den letzten Meter von Bob-Pilot André Lange zu seinem zweiten Olympiagold.

„Man muss ganz hoch steigen, um sich vor ihm zu verbeugen.“
ARD-Kommentator Wilfried Hark zum Olympiasieg von Biathlet Michael Greis.

„Kati Wilhelm steht wie eine thüringische Eiche.“
Hark zum Zweiten.

„Das sind Geschichten, die schreibt nur der Massenstart.“
Hark zum Dritten.

„Der hat im 2. Lauf nochmal richtig einen fahren lassen.“
Bobtrainer Christoph Langen zum 2. Durchgang beim Viererbob von André Lange und Co.

„Da setzt sich die Serie von Läufern fort, die mit guten Kombinationen beginnen und anschließend auseinanderfallen.“
rudi Cerne kommentiert Eiskunstlauf.

„Das ist bei ihm fast wie bei einem Turnierpferd, mit dem öfter mal die Gäule durchgehen.“
Cerne zum Zweiten.

„Es waren fünf sehr gute Schüsse. Leider waren es die falschen Scheiben. Das ist nicht gut.“
Die norwegische Biathletin Gunn Margrid Andreessen auf Deutsch, nachdem sie zwar alle Schüsse getroffen hatte, aber auf die falsche Scheibe gezielt hatte

„Der traurigste Teilnehmer war heute Axel Teichmann, der nicht dabei war.“
ARD-Mann Wolfgang Nadvornik kommentiert Langlauf

„Biathlontechnisch geht da auch im Fußball einiges.“
ZDF-Frontmann Johannes B. Kerner beim Torwandschießen von Michael Greis im Sportstudio.

Und damit sagen die Ringe-Reporter vom Handelsblatt:
Bye, bye Turin ? hoffentlich bis Peking 2008!

Autor: Grischa Brower-Rabinowitsch.

Alle Ausgaben des Ringe-Reporters gibt es hier.


Kommentare


Stefan Evertz 26. Februar 2006 um 13:14

Ein kurzes Dankeschön für lesenswerte Berichte abseits der olympischen Pisten und Eisflächen. Christoph Langen hat allerdings nach meiner Erinnerung „nochmal richtig einen gehen lassen“ gesagt – wobei das nicht wirklich anders klingt…

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Hugo 26. Februar 2006 um 14:14

Fahren oder gehen, hauptsache Italien. Ach nee, das war ein Fußballer, beinahe 🙂

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Frank Hamm 26. Februar 2006 um 14:20

Der nicht-olympische Geist nach dem Sturz von Rocca haben meine Frau und mich ebenfalls bestürzt. Rocca war noch nicht einmal wieder aufgestanden, da verschwanden die italienischen „Fans“ bereits.

Unfair empfand ich dies auch den anderen italienischen Läufern gegenüber. Aber so sind die Italiener halt mit ihrem Temparament: Im einen Moment total euphorisch und im nächsten am Boden zerstört. 🙂

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micha 26. Februar 2006 um 15:55

Ein schönes Dankeschön auch von mir für die interessanten Berichte.

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Calla 27. Februar 2006 um 8:12

Herzlichen Dank für die amüsanten „Zustandsbeschreibungen“….freu mich schon auf Peking 😉

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haake 28. Februar 2006 um 12:49

Nachtrag zu Freitag, Radioreporter Markus Rudolph von Bremen 4 live morgens um halb neun aus dem Pressezentrum „… vor mir liegen zwei Kollegen vom Handelsblatt, die auch noch versuchen, eine Mütze Schlaf zu kriegen…“

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Grischa Brower-Rabinowitsch 1. März 2006 um 12:37

Der Schuft von Radioreporter 😉
Aber es war wirklich so. Abgesehen davon, dass Markus natürlich nicht aus dem Pressezentrum gesendet hat, sondern aus unserem kleinen Pressebüro.
Vielen Dank für alle netten Kommentare!

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anna 2. März 2006 um 21:07

lieber grischa,
was bin ich froh, dass sich deine kollegen nicht auch noch an den radio-kommentar von markus „und zwischen meinen füßen liegt auch noch eine kollegin“ erinnern. :0) es war eine tolle zeit mit euch und ich hoffe, wir sehen uns in peking wieder!! liebste grüße an meinen lieblings-schreibtischnachbarn! die kleine mit dem krummen finger :0)

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