Harte Zeiten für die Olympia-Korrespondenten des Handelsblatts. Erst gibts einen heftigen Klapps von Hackl-Schors, dann eine lange, lange, lange Nacht. Irre, dieser Promi-Touch hier im Deutschen Haus. Eben kommt doch der Hackl-Schorsch in unser Büro, weil er ein Interview mit Antenne Bayern führen muss ? und bei uns ist es eben nicht nur kuschelig, sondern auch schön ruhig: Das freut die Hörfunkkollegen. Plötzlich sitze ich also neben ?dem Schorsch? und Ralf und ich können das Interview eigentlich gleich mitschreiben ? das wird die Kollegen von Antenne Bayern sicher auch freuen.
Allerdings erzählt Hackl genau das gleiche, wie schon in ungefähr 35 Interviews vorher. Das können wir schon nicht mehr hören ? und ?der Schorsch? scheinbar auch nicht, wenn ich seine Mimik und seine Antworten richtig deute. Ralfi fragt ihn anschließend: „Stellt Ihnen eigentlich auch jemand mal andere Fragen?“ Da grinst der Hackl, holt aus, haut mir seine Pranke auf die Schulter und gackert: „Na, Ihr Journalisten seids alle so unkreativ.“
Danke, Schorsch, Du bist der Größte.
Eine „kreative“ Frage haben die Kollegen aus Bayern Hackl aber doch gestellt. „Wenn ich hier aus dem Fenster gucke, dann sehe ich, dass es kräftig schneit, sagt der Schorsch.
Jaja, die Wetterfrage. Antenne Bayern scheint auch Fernseher zu haben. Der Schnee ist nicht nur das Topthema heute bei der ARD (neben Curling, das gerade läuft). Der Schnee hat uns nun auch tatsächlich endgültig voll im Griff.
Am meisten leiden die Fahrer des Deutschen Hauses darunter. Vorgestern Nacht haben sie schon 2,5 Stunden statt einer bis in die Jugendherberge in Frankreich gebraucht, in der sie übernachten. Benny hat das mit seiner Kamera aufgenommen:
Gestern Nacht geht dann gar nichts mehr. Wir sind um ungefähr ein Uhr nachts mit unserer ?Olympia News? fertig und es schneite seit dem Nachmittags. Das führt zu erheblicher Aufregung. Scheinbar gilt bis zur ersten Flocke das Motto ?Es ist Februar, wir sind in den Alpen, da wird es doch nicht etwa schneien??
Das größte Problem ist: Das gesamte Hostessenteam kommt nun nicht mehr nach Frankreich in seine Jugendherberge – die Franzosen haben die Straße gesperrt. Die Italiener sind da zwar nicht so streng. Wer hoch will, der darf. Nur an der Grenze ist eben Schluss.
Einige Fahrer der Frühschicht sind seit morgens um sieben Uhr unterwegs. Am Abend waren wieder Harry und Waldi in Aktion ? da gibt es hinterher immer eine Menge VIPs, Semi- und Möchtegern-VIPs, die nach Hause gefahren werden müssen. Die Fahrer haben sich wegen ihrer langen Arbeitszeiten schon ein Motto auferlegt: ?Don?t sleep and drive?…
Nach hitzigen Diskussionen ? wir warten sehnsüchtig auf das Ende, weil wir selber müde sind und nach Hause wollen ? ist klar: Ein Fahrer fährt uns und drei andere vom Team nach Hause und alle übernachten bei uns in der Wohnung. Zwei unserer 5 Zimmer sind nicht belegt.
Es ist inzwischen 1.45 Uhr. Und als die Jungs und Mädels zwei Rucksäcke voller Bier packen schwant mir schon Böses.
Die Fahrt durch den Schnee dauert knapp eine Stunde, in der die ersten Kronkorken ihre Schuldigkeit getan haben. In der Wohnung angekommen, können mein Kollege Ralf und ich als Hausherren ihnen natürlich nicht einfach die Küche kampflos überlassen. Wer weiß, was die so anstellen? Also setzen wir uns dazu und passen ein bisschen auf.
Unser Wolle-Nachfolger, Ricoh-Ralle (links), der schon seit 24 Stunden unterwegs ist, streicht ganz schnell die Segel. Fahrer Tobi dagegen macht erst mal ein Kaminfeuer an:
So geht das munter weiter, bis fünf Uhr morgens. Und wer bleibt am längsten fit? Die mit Abstand ältesten Teilnehmer dieses Chillouts (das Wort habe ich gestern gelernt): Ralfi und Grischi. Die 20-jährige Nora war da schon im Reich der Träume:
Heute morgen um 7.45 Uhr klingelt mein Wecker. Ralf überhört ihn einfach galant, ich mache ihn aus und drehe mich auch noch einmal um. Bis 8.38, als ich mich gerade aufraffen will. Da klingelt mein Handy. Der stellvertretende Chefredakteur ist am anderen Ende der Leitung. ?Ich habe sie doch nicht geweckt??, sagt er erschrocken, als er meine Stimme hört. ?So ähnlich?, murmele ich.
Das war es dann wohl. Die Fahrer und Hostessen schlafen noch selig in ihren Zimmern.
Also stapfen wir mit Ricoh-Ralle, der schon seit acht Uhr in der Küche aufgeräumt hat, durch den Schnee:
Unser Ziel ist eine kleine Bar, wo die beiden einen Kaffee trinken wollen. Dort werden wir dann auch ? eine Stunde zu spät – von einem anderen Auto und Fahrer abgeholt:
Um 10.30 Uhr kommen wir oben in Sestriere an. Dort schneit es kräftig:
Eigentlich wollten wir zum Langlauf der Herren, für den wären wir aber ohnehin zu spät. Kein Beinbruch: Das nächste Handelsblatt erscheint erst am Montag und bis dahin war Bronze-Gewinner Tobias Angerer bestimmt schon zum Radiointerview im Deutschen Haus ? und somit bei uns am Schreibtisch.
Autor: Grischa Brower-Rabinowitsch.
Kommentare
OLI 17. Februar 2006 um 16:38
Hallo,
eure Ringe-Reporter-Geschichten sind echt klasse, da erfährt man das, was man ansonsten nicht sehen kann. Allerdings … leider kann man in Deutschland auch eure gestrige Arbeit nicht sehen, die aktuellen Olympia-News (die echt super sind) stehen leider noch nicht zur Verfügung. Schade, schade.
Viele Grüße
OLI
Grischa Brower-Rabinowitsch 17. Februar 2006 um 16:47
Die Kollegen in Düsseldorf kümmern sich jetzt darum, die Ausgabe müsste bald zum Download bereit stehen. Danke für den Hinweis.
Und danke für die Blumen!
Kora 23. Februar 2006 um 11:47
Da durftet ihr aber zwei der allerbestesten(!) Hostessen aufnehmen. Viele Grüße aus Frankfurt an Lisa und Tobi…